Wohnungslüftung/Wärmerückgewinnung -Muss oder Kann?

vor 7 Jahren

Wir planen derzeit unser Haus umzubauen und komplett zu sanieren.
Dazu gehört ein Ausbau eines Scheunenteils des Bauernhauses, neuer Estrich mit Fußbodenheizung, ein neues Dach inkl. Isolierung, evtl. werden die Hohlräume zugeschüttet und alle Wände zusätzlich isoliert und dazu noch neue Fenster (geplant sind Holzfenster). Nun bekommen wir von den unterschiedlichen Fachleuten im Bau unterschiedliche Aussagen darüber, ob eine Lüftungsanlage im Wohnbereich Pflicht ist oder nicht.
Wir möchten zwar keinen Schimmel provozieren, aber auch ungern eine Lüftungsanlage einbauen, da wir uns bei Bekannten, die eine haben, ungern aufhalten -aus dem einfachen Grund, dass es permanent zieht!
Wer hat Erfahrungen damit und kann mir beantworten, ob wir darauf im privaten Wohnraum verzichten dürfen? Danke im Voraus!

Hervorgehobene Antwort

PRO

Hamburger Hütten

vor 7 Jahren

Bei den geplanten Maßnahmen ist ein Lüftungskonzept ohnehin vorgeschrieben und als Planungsgrundlage zu einem frühen Zeitpunkt dringend anzuraten. Es gibt Ihnen Aufschluss darüber, welche Maßnahmen notwendig und möglich sind. Es gibt auch Möglichkeiten, den zum Feuchteschutz (und zur Schimmelvermeidung) erforderlichen Mindestluftwechsel über die Fenster (manuell oder automatisch) sicherzustellen, abgesehen davon gibt es die unterschiedlichsten Ausführungsarten einer Lüftungsanlage. In jedem Fall sollten Sie bei einer relativ dichten Gebäudehülle für den Feuchtigkeitsabtransport in besonders belasteten Räumen wie Bad und Küche sorgen. Ob Sie beim Weglassen einer Lüftungsanlage Probleme mit Schimmel bekommen, hängt in großem Maße vom richtigen Lüftungsverhalten, von der Speicherfähigkeit der verbauten Materialien und von Schwachstellen beim Wärmeschutz oder der luftdichten Hülle. Besonders letzeres kann in Verbindung mit einer hohen relativen Luftfeuchte zu großen Problemen führen, ganz besonders sogar dann, wenn das Haus insgesamt dichter und besser gedämmt wird und die Schwachstellen in Relation zur gesamten Gebäudehülle besonders ins Gewicht fallen.

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Kommentare (17)

User
vor 7 Jahren
Zuletzt geändert: vor 7 Jahren
Wir haben einen Bauherren, der ist Lüftungsfachmann in einem Architekturbüro. Als er dann sein eigenes Haus baute, baute er KEINE Lüftung ein, aus hygienischen Gründen.

Das Ganze ist m.E. einfach noch nicht ausgereift, man kanns halt nicht gescheit saubermachen, oder das Säubern wird in der Praxis dann vernachlässigt, oder...
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hockylanetixx
vor 7 Jahren
Moin,

drauf verzichten dürft Ihr natürlich, Pflicht ist das nicht. Wäre bei einem Bestandshaus auch in der Regel mit extrem viel Aufwand verbunden (Lüftungsrohre in Boden/Wand/Decke verbauen) oder unschön ("Aufputz" z.B. als Deckenkranz). Man muss halt schauen wie man den Luftwechsel hinkriegt - eine Möglichkeit (über die Fenster) hat ja HaHü im Beitrag oben drüber schon beschrieben.

Andererseits: wenn eine Lüftungsanlage zieht, dann ist sie falsch geplant bzw. umgesetzt und hygienische Probleme sollte es auch nicht geben.

LG, TH
fräulein mooy
Ursprünglicher Verfasser
vor 7 Jahren
Vielen Dank für die Erklärungen und Anregungen! Als Laien fühlten wir uns etwas überfordert mit der Fragestellung, was wir brauchen/möchten... So habe ich jetzt zumindest eine Vorstellung davon, wo die Reise hingehen könnte.
User
vor 7 Jahren
Wichtig ist, zu bedenken, wenn Ihr Euch beraten lasst: Wenn Jemand einen kommerziellen Hintergrund hat, Verkäufer, Herstelle etc, so wird er Euch zu überzeugen versuchen, dass Ihr so eine Lüftungsanlage unbedingt braucht. Das ist deren Job, davon leben sie! Also: Denken und entscheiden müßt Ihr selbst.

Ich empfehle noch, sich mal bei der Lagetsi umzugucken, da gibts eine Sicherheitsempfehlung für alle, die so eine Anlage reinigen... Mich hat die umgehauen, auch wenns logisch ist. Mit Ganzkörper - Schutzanzug, Schutzbrille, Atemschutz etc... Damit sie sich nicht mit den evtl vorkommenden Keimen oder Pilzen infizieren.

Bauherren erzählen uns manchmal, dass sie nicht mehr staubsaugen müssen, seit sie eine Lüftungsanlage haben. Aber weiterdenken, wohin der Staub ist, tut niemand? Wird er nicht in die Anlage gesogen? Was befindet sich in den Leitungen? Wenn sich dort Feinpartikel ansammeln, zusammen mit der Luftfeuchtigkeit, wie sollen sich da nicht Kulturen bilden? Wie sehen die ganzen Filter aus? Was bildet sich dort? Werden sie regelmäßig, so wie empfohlen, gewartet uns ausgetauscht?

USW.

Wie Hahü schreibt, ist ein Lüftungskonzept wichtig, damit Euer schönes Haus auch schön bleibt. Aber Konzept bedeutet Konzept und nicht Lüftungsanlage mit Rohrsystemen, es gibt auch z.B. Sachen mit Schlitzen in den Fensterrahmen oder dergleichen, die sich automatisch schließen und öffnen. Konzept bedeutet: Sich Gedanken machen über eine praxistaugliche Lösung.

Nehmt Euch die Zeit, die notwendig ist, sich alles genau zu überdenken und zu informieren - letztendlich ist es nicht sooo wichtig, ob das Haus ein paar Wochen früher oder später fertig ist. Wichtiger ist, dass man sich dort dauerhaft wohlfühlt.
hockylanetixx
vor 7 Jahren
Also ich habe einige Bekannte die nach vielen Jahren mal mit einer Endoskop-Kamera durch ihre Lüftungsrohre gefahren sind - auch nach tlw. 10 Jahren waren diese Rohre absolut frei von irgendwelchen Veränderungen/Ablagerungen. Die sahen aus wie frisch eingebaut.

Selbst wenn sich da was ansiedeln sollte, dann kann - wenn überhaupt - dies nur in den Abluftleitungen passieren, denn nur über diese wird ja die ggf. feuchte und/oder staubige Raumluft abgesaugt. Und da hier ja eben ABgesaugt wird, können hierüber per se keine unerwünschten Partikel in die Räume kommen.

Grundsätzlich ist aber eine Lüftungsanlage in der Tat eine weitere Anlage im Haus die betrieben und gewartet werden muss.
Ch.
vor 7 Jahren
Wie sieht es denn mit diesen "Dezentralen Wohnraumlüftungssystemen" (mit Wärmerückgewinnung) aus. Die brauchen keine Lüftungskanäle (nur einen Mauerdurchbruch), werden dort eingesetzt, wo die verbrauchte/feuchte Luft ggf. anfällt und das Wechseln von Filtern sollte eher einfach sein. Macht sowas Sinn?

Und könnte der Schimmelbildung bei einer dichten Gebäudehülle mit einer Wandheizung (anstelle einer anderen Flächenheizung) und/oder einem Putz, der bei der Feuchtigkeitsregulierung unterstützt (Lehmputz, Kalkputz) vorgebeugt werden?
User
vor 7 Jahren
Wenn ein Fachmann für Lüftungsanlagen in seinem eigenen Haus bewust keine einbaut, tu ichs auch nicht, Hockeylane. Aber ich hoffe, dass möglichst viele Lüftungsrohre so clean sind (und bleiben) wie die deiner Bekannten.
hockylanetixx
vor 7 Jahren
Zuletzt geändert: vor 7 Jahren
@nofrete
Also mit Verlaub: wenn ein Fachmann für ein Fachgebiet seinen eigenen Produkten nicht traut dann halte ich das schon für etwas seltsam. So wie ein Koch der sein eigenes Essen nicht mag.
Damit für andere Bauherren eine entsprechende Anlage zu planen und zu verkaufen hat er keine Probleme? Da sind dann seine hygienischen Gründe nicht so gewichtig?

@Ch.
MMn können dezentrale Geräte eine Lösung für einzelne Räume sein. Nachteil: bei mehreren Räumen wird es dann auch schnell teuer, man hat ggf. mit Lüftergeräuschen zu kämpfen (im Schlafzimmer möchte man das eher nicht haben) und 1 mal Filterwechsel in einer zentralen Anlage halte ich für weniger aufwändig als x mal Filterwechseln bei x dezentralen Geräten. Und man hat statt einem Satz Wanddurchbrüchen bei einer zentralen Anlage x Durchbrüche für x dezentrale Geräte.
User
vor 7 Jahren
Zuletzt geändert: vor 7 Jahren
Hockylane, das hast Du mißverstanden: Er ist nicht Hersteller oder einbauender Handwerksbetrieb, sondern Planer. Mit schlechten Erfahrungen offensichtlich.
hockylanetixx
vor 7 Jahren
In diesem Zus.hang ist es für mich egal ob Hersteller oder Verarbeiter oder Planer - offensichtlich plant er Dinge für Andere die er selbst nicht benutzen würde. Ich kann mir ja so einige Gründe vorstellen warum es keinen Sinn macht Dinge bei sich selbst nicht einzubauen die für ein anderes Bauvorhaben aber sinnvoll sind, aber "hygienische Gründe" gehören da sicher nicht dazu... Diese "hygenischen Gründe" sind bei den anderen BVs bei denen er eine Lüftungsanlage plant kein Problem? Wenn doch dann wäre das ja ein generelles Problem und er dürfte ja dann eigentlich überhaupt keine Lüftungsanlagen mehr planen weil er sie nicht guten Gewissens empfehlen kann.
User
vor 7 Jahren
Nein, ganz so ist es nicht! Er ist Angestellter in einem Architekturbüro. D.h., der Chef kommt rein, legt ihm die Zeichnungen auf den Tisch und bittet ihn um eine Planung dazu. Derzeit sind Lüftungsanlagen in, und wenn der Bauherr es will, wirds gemacht. Ich finde, dass es gut ist, dass es jemand macht, der das Ganze kritisch sieht und die Schwachstellen sehr wohl kennt, denn sojemand informiert auch den Bauherren und läßt ihn nicht damit allein. Es hat ja keinen Sinn, vor Problemen den Kopf in den Sand zu stecken.

Außerdem macht er (denke ich) die Bauleitung in diesem Bereich und abschließend noch die Übergabe und Beratungsgespräche mit den Bauherren bzgl Nutzung und Wartung. Er sagt, (Erfahrungswerte seinerseits), das mit der Wartung läuft 2 Jahre gut und schläft dann langsam ein.
PRO
Koch-Kohlstadt, Michael, Dipl.-Ing.
vor 7 Jahren
Hallo,

Ich kann mich den Kollegen der Hamburger Hütte nur anschließen. Es muss ein Lüftungskonzept erstellt werden. Das Lüftungskonzept ergibt ob eine Lüftungsanlage notwendig ist oder nicht. Ansonsten wüsste ich nicht das es eine Pflicht zum Einbau einer Lüftungsanlage gibt. Sicherlich habt Ihr einen Planer, der euch bei eurem Bauvorhaben begleitet, denn in eine alte Bausubstanz kann man nicht so ohne weiteres eingreifen, das ist sehr komplex.

Wenn Du beschreibst dass die Lüftungsanlage deiner Freunde zieht, dann ist sie falsch eingestellt, denn genau das tun Lüftungsanlagen in der Regel nicht. Eine solche Anlage macht Sinn in dichten (luftdichten) neuen Häusern.

Gruß Michael
hockylanetixx
vor 7 Jahren
@nofrete
D.h. er sieht sich auch selbst nicht in der Lage seine eigene Anlage richtig zu warten und baut deshalb lieber erst gar keine ein... ;-)

Ja, auch eine Lüftung ist eine technische Anlage und sollte regelmäßig gewartet werden - wie jede andere technische Anlage im Haus auch.
User
vor 7 Jahren
Meine Liebe, ich denke, das geht jetzt wirklich zu weit. Boshaftigkeit sollte hier nicht verspritzt werden.
hockylanetixx
vor 7 Jahren
Boshaft ist das nicht gemeint, dafür steht ja der ;-) da. Ich versuche nur das Verhalten Deines Bekannten zu interpretieren. Dieses ist halt nicht so wirklich schlüssig für mich. Aber ich denke das Thema ist ja jetzt tatsächlich ausreichend ausdiskutiert.
PRO
Bauernfeind Energie Consulting UG
vor 7 Jahren
Bei dem Thema Lüftungsanlage wurde recht heftig diskutiert. Als von Deutschen Gutachter un Sachverständigen Verband zertifzierter Sachverständiger für Energieberatung und Dipl.-Ing. Technische Gebäudeausrüstung möcht ich etwas Licht ins Dunkel bringen.

Es gibt keine Vorschrift, das in Wohnungen ein Lüftungsanlage eingebaut werden muss oder nicht. Jedoch die Vorschrift, das in einer Wohnung ausreichend Luft eingebracht werden soll, nämlich 0,5 x das Luftvolumen der Wohnung innerhalb einer Stunde. Bei älteren unsanierten Gebäuden kommt Luft über Undichtigkeiten der Fenster rein. Außerdem sollten Wohnungen unabhängig von Alter und Energiestandard täglich 2-4 mal pro Tag für 5-10 Minuten gelüftet werden, abhängig der Nutzung, berufstätige die tagüber nicht zu Hause sind 2x für 10 Minuten.

Da Gebäude energetisch optimiert werden, sind die Gebäude auch dichter und die Fensterundichtigkeiten nicht mehr vorhanden sind, muss Luft auf andere Art eingebracht werden. Hierzu ist ein Lüftungskonzept erforderlich. Ab KfW-70 oder besser ist eine zentrale Lüftungsanlage mit Wärmerückgwinnung sinnvoll. Diese sind zwar etwas teurer als dezntrale Lüftungsanlagen, bieten aber deutlich mehr Komfort und es werden Heizkosten durch die Wärmerückgewinnung gespart.

Wenn es zu Zugerscheinungen bei eine Lüftunsanlage kommt, kann es verschiedene haben: die Einstellung der Luftauslässe, falscher Einbau oder falsche Planung. Mit der Aufzählung der möglichen Ursachen möcht ich niemanden zu nahe treten. Welche Ursache zum tragen kommt muss jedoch direkt vor Ort geklärt werden und kann von hier aus nicht bestimmt werden.

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