Keller als Wohnraum nutzbar machen: Was ist zu beachten? Kosten?

vor 6 Jahren

Hallo houzz community,

wir haben ein kleines Haus gekauft (BJ 1908) und bauen es um. Wir überlegen ob wir den Keller als Wohnraum mit nutzbar machen können (z.B. Spielraum für Kinder oder kleines Büro). Bis jetzt wurde der Keller für Lager und Waschraum benutzt. Er „fühlt“ sich trocken an und wir können keine Feuchtigkeitspuren feststellen.

Meine Fragen:

Wie stelle ich fest, ob der Keller über das ganze Jahr trocken genug ist?
Was müsste man machen, um den Keller komplett zu dämmen? Mit welchen Kosten muss man da rechnen?
Was muss man beachten, wenn man eine Heizung einbauen würde?
Was muss man beachten, wenn man Parkett legen möchte? (Geht das überhaupt oder würdet ihr dringend abraten?)

Ein Handwerker meinte es würde reichen eine Dampfsperre in den Boden zu legen. Nachdem was wir bisher gelesen haben sind wir nicht sicher ob wir darauf vertrauen können. Würde die Feuchtigkeit nicht doch ggf über die Wände hochkommen?

Vielen Dank vorab!!

Vg, Christine

Hier ein paar Bilder:

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Kommentare (5)

PRO
Koch-Kohlstadt, Michael, Dipl.-Ing.
vor 6 Jahren
Hallo Christine,

Hier gibt es viele Aspekte zu beachten. Zum einen muss ein Antrag auf Nutzungsänderung gestellt werden. Ein Kellerraum wird ja zu einem Aufenthaltsraum.

Hier wird zum einen auf die Raumhöhe geachtet, in NRW mindestens 2,20m, Ihr habt 2,04m. Dies bedeutet die Bauwerkssohle muss tiefer gelegt werden. Der nächste Aspekt ist einen ausreichende Belichtung, 1/8 der Grundfläche muß die Fensterfläche groß sein. Ihr habt so um die 32 qm, das wären rund 4 qm Fensterflächen. Dies dürfen aber keine Fensterflächen in Lichtschächten sein. Die Genehmigungsbehörde wird dann als Auflage einen WärmeschutzNachweis und einen Standsicherheitsnachweis fordern.

Du hast die Schnittzeichnung dazu gelegt. Wer aufmerksam auf den Plan schaut bemerkt das dieser 2-farbig ist. Der offizielle Farbcode ist Rot= Neubau (1908) Schwarz (hier Grau) = Bestand. Ich gehe davon aus, dass euer Keller schon bestand als 1908 das Haus gebaut worden ist. Jetzt muss man folgendes Wissen, der Keller war früher Vorratsraum. Es war gewollt das diese Räume feucht waren, denn ein feuchtes Klima ist ein kühles Klima. Der Kühlschrank war noch nicht erfunden. Derartige Keller sind dann oft aus Sandstein errichtet worden. Sandstein ist porös und verteilt das aufsteigende Wasser (Kapillarität). Ggf. ist dann im Übergang zwischen Keller zur Decke EG eine Horizontalsperre eingebaut worden. Das ist dann eine "Dachpappe". Die Horizontalsperre verhindert dann, das sich die Feuchtigkeit im Erdgeschoss verbreitet. Der Boden ist rot dargestellt. Wahrscheinlich eine liegende Ziegelschicht, es ist quasi eine liegende Mauer. Gerne hat man aber auch einfach Sandsteinplatten gelegt oder einen dünnen Estrich gegossen. Alle diese Böden sind porös und saugen in den Fugen Wasser.

Was müsste man also tuen: zunächst müsste festgestellt werden ob eine Horizontalsperre existiert. Idealer weise in Höhe des Fußbodens. Dann muss der jetzige Boden ausgebaut werden und ca 50 cm tiefer alles ausgeschachtet werden, (Handarbeit). Dann muß eine Dämmung unter der Bodenplatte eingebaut werden, ca 10 cm. Eine Betonplatte ca 15-20 cm stark muss eingebaut werden. Da die Betonplatte nicht unter die Wände greifen kann muss die Fuge zwischen Wand und Boden, sowie die gesamte Bodenplatte mit einer Bitumenbahn mit Aluminiumeinlage aufgeschweißt werden. Diese ist an der Wand bis zur Horizontalsperre hoch geführt werden. Ist die Horizontalsperre nicht vorhanden, kann diese mittels Injektionsverfahren nachträglich eingebaut werden. Auf den Boden kommt dann ein schwimmender Estrich und dann das Parkett. Eure Treppe besteht aus Blockstufen, das sind Steinquader die mit Mörtel auf einander gesetzt werden. dahinter befindet sich Erdreich. Zwischen Innenraum und feuchter Erde liegen somit nur wenige cm Mörtel. Seriöser weise muss diese durch eine Stahlbetontreppe ersetzt werden. Wenn das alles passiert ist, muss der Keller ausgeschachtet werden. Auf die Außenwand ist eine Bitumenschicht auf zu bringen die dann mit einer Wärmedämmung zu versehen ist. Vorsicht im Flanken Bereich der Wand, auch hier kann Feuchtigkeit eindringen. An zuraten ist auch hier eine Sperre mittels Injektionsverfahren. Jetzt stellt sich noch die Frage ob die Wände an den Giebelseiten nicht durchfeuchtet sind. Falls hier Feuchtigkeit aufsteigt hilft auch da nur eine Injektion, diese aber Flächendeckend.

Wenn das alles gemacht ist, und ich jetzt nichts vergessen habe, hast du einen Keller der weitestgehend dem aktuellen Stand der Technik entspricht. Kurz und Gut, macht man es anständig ist das alles nicht zu bezahlen oder unwirtschaftlich.

Gruß

Michael
Christine G hat Koch-Kohlstadt, Michael, Dipl.-Ing. gedankt
PRO
Sentimo Design-Heizkörperverkleidungen
vor 6 Jahren
Wir hätten einen kleinen Beitrag zum Thema neuen Heizkörper einbauen. Wenn man nun noch so gar nicht weiß, wie das Ganze gestaltet wird, kann man mit unserer Lösung den bestehenden Heizkörper unbeachtet lassen.

Erst wenn alles andere fertig ist, wendet man sich dem Heizkörper zu und lässt Ihn entweder verschwinden oder setzt noch einen schönen weiteren Akzent.

Das alles in wenigen Minuten und genau individuell auf Kundenwunsch hergestellt.

Unsere Verkleidungen werden ganz einfach mit Magneten an dem vorhandenen Heizkörper angebracht. Hier muss nichts mehr gebohrt werden oder sonstige bauliche Veränderungen vorgenommen werden.

Grüße:

Euer Sentimo-Team
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Christine G
Ursprünglicher Verfasser
vor 6 Jahren
Herzlichen Dank Michael für Deine schnelle, ausführliche und sehr hilfreiche Antwort! Wir haben zwischenzeitlich mit zwei Architekten vor Ort zu dem Thema gesprochen und die Einschätzungen gehen sehr auseinander. Deine Anmerkungen waren uns bei den Gesprächen eine Hilfe!

Wir haben nicht den Anspruch die Deckenhöhe und Fenstergröße zu verändern, also es "offiziell" zum Wohnraum zu ändern. Der Aufwand würde tatsächlich komplett den Rahmen sprengen. D.h. es ginge "nur" darum den jetzigen Keller soweit trocken zu legen, dass man Ihn für uns selbst informell als Raum nutzbar macht (zB. Hobbyraum, Gästezimmer usw).

Sobald ich mehr Klarheit darüber habe wie die Lage ist, würde ich mich ggf noch mal melden! :-) DANKE erstmal!!
PRO
Hamburger Hütten
vor 6 Jahren
Zuletzt geändert: vor 6 Jahren
Hallo Christine G,

auch, wenn Sie nicht den Anspruch haben, offiziellen Wohnraum zu schaffen, wollen Sie die Räume ja als solchen nutzen. Für mich besteht dabei ein großer Unterschied zwischen einem Hobbyraum und einen Schlafraum - egal, für wen. Dies hat zum einen mit dem Raumklima bei längerem Aufenthalt und vor allem mit Rettungswegen im Brandfall zu tun, die umso wichtiger sind, wenn in einem Raum geschlafen wird, ein Brand im Zweifel also erst spät oder gar nicht bemerkt wird - in diesem Fall muss der Raum für Rettungskräfte erreichbar (und überhaupt als potentieller Aufenthaltsort erkennbar) sein.

Als Kommentar zu [diesem Magazin-Artikel[(https://www.houzz.de/magazin/9-ideen-wie-sie-kellerraeume-aktiv-als-wohnraum-nutzen-koennen-stsetivw-vs~85302875) habe ich einiges zum Thema geschrieben, dass ich der Einfachheit halber hier herein kopiere. Vieles davon deckt sich mit dem Beitrag von Herrn Koch-Kohlstadt, ergänzend zu den Abdichtungs- und Trocknungsmaßnahmen würde ich auch für Nicht-Wohnraum eine Vergrößerung der Fensteröffnung zur Belichtung und als Rettungsweg sowie Maßnahmen für eine ausreichende Belüftung und Regulierung der durch die Nutzung anfallenden Luftfeuchtigkeit empfehlen.

Hier also der Kommentar zum oben verlinkten Artikel:

"Die gezeigten Lösungen sind räumlich zweifelsohne sehr gelungen. Ich vermisse jedoch Hinweise auf (bauordnungs)rechtliche und bauphysikalische Aspekte:

Bei vielen der gezeigten Nutzungen handelt es sich um Aufenthaltsräume, die laut Landesbauordnungen ausreichend mit Tageslicht belichtet und belüftet sein müssen. Auch eine Mindestraumhöhe ist vorgeschrieben.

Desweiteren muss unbedingt ein zweiter Rettungsweg für das Geschoss sichergestellt sein - es muss im Keller also neben der Geschosstreppe eine Außentür oder ein ausreichend großes und als Rettungsweg nutzbares Fenster vorhanden sein.

Wenn diese Voraussetzungen nicht erfüllt werden, sind Aufenthaltsräume im Keller rechtlich nicht zulässig bzw. nicht genehmigungsfähig, denn unter Umständen sind sogar eine Nutzungsänderung und ein entsprechender Bauantrag notwendig. Das ist nicht nur im Falle einer Vermietung, eines Verkaufs oder gar eines Versicherungsfalles relevant, sondern hat auch - je nach Art der Nutzung und vor allem bezogen auf die tatsächliche, praktische Ausführung insbesondere der Belüftung und des Rettungswegs - Auswirkungen auf die Gesundheit und vor allem die Sicherheit der Nutzer - besonders natürlich im Brandfall und hier ganz besonders bei Räumen, in denen sich Schlafende und/oder Kinder aufhalten.

Darüber hinaus sind Keller in ihrer Bauweise häufig nicht für eine Wohnnutzung ausgelegt, da sie oft nicht ausreichend gedämmt sind und zudem in vielen Fällen keine Dampfsperre/bremse vorhanden ist. Fällt nun durch die Nutzung und Beheizung vermehrt Luftfeuchtigkeit an, kann das innerhalb kürzester Zeit zu Schimmelproblemen und Schäden im Kellermauerwerk führen, ganz besonders dann, wenn keine ausreichende Belüftung gewährleistet ist."
moorfee
vor 6 Jahren
Wie ein klassischer kalter Vorratskeller sieht das aber nicht aus?

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