Vorher-Nachher: Eine Hamburger Arztpraxis wird zum Wohnloft
Ein paar Wände raus, frische Farbe rein: So entstand eine großzügige, gemütliche Wohnung – trotz schwierigem Grundriss
Eva Bodenmüller
20. Mai 2018
Houzz Deutschland Contributor. Freie Autorin mit Faible für Architektur und Technik, Garten und Kulinarik
Houzz Deutschland Contributor. Freie Autorin mit Faible für Architektur und Technik,... Mehr
Kleinteilig und verbaut wirkten die Räume einer Arztpraxis im Hamburger Stadtviertel Hoheluft. Der komplizierte Grundriss hatte schon einige Interessenten abgeschreckt. Doch die Innenarchitektin Clara Zachariassen und ihr Mann erkannten schon bei der Besichtigung das Potenzial der Immobilie. Unerschrocken machten sie sich an die Arbeit – und gestalteten aus dem Problemkandidaten ein gemütliches Wohnloft.
Auf einen Blick
Hier wohnt: Clara Zachariassen vom Atelier Gagai mit ihrem Mann
In: Hamburg-Hoheluft
Auf: 140 Quadratmetern
Fotos: Moritz Kitzmann
„Die Wohnung besteht im Grunde aus zwei Fluchten, die nichts miteinander zu tun haben. Als wir die Wohnung besichtigten, haben wir gleich unsere Fantasie spielen lassen“, erinnert sich die Innenarchitektin Clara Zachariassen. Einige der Wände haben sie herausgenommen, dadurch konnten sie mehr Luft und Licht in die Räume bringen. „Es war zum Glück alles Trockenbau. Da ist es nicht so schwierig, Wände einzureißen“, so Zachariassen.
Hier wohnt: Clara Zachariassen vom Atelier Gagai mit ihrem Mann
In: Hamburg-Hoheluft
Auf: 140 Quadratmetern
Fotos: Moritz Kitzmann
„Die Wohnung besteht im Grunde aus zwei Fluchten, die nichts miteinander zu tun haben. Als wir die Wohnung besichtigten, haben wir gleich unsere Fantasie spielen lassen“, erinnert sich die Innenarchitektin Clara Zachariassen. Einige der Wände haben sie herausgenommen, dadurch konnten sie mehr Luft und Licht in die Räume bringen. „Es war zum Glück alles Trockenbau. Da ist es nicht so schwierig, Wände einzureißen“, so Zachariassen.
Ein Aufzug führt direkt in die Wohnung, die aus zwei Flügeln besteht. Der eine Flügel soll als Gästebereich dienen und befindet sich noch in der Renovierungsphase. In dem anderen wohnen die Innenarchitektin und ihr Mann. Hinter dem eigentlichen Eingang der Gesamtwohnung liegt der Eingang zu diesem Teil der Wohnung. Er ist Schwarz gestrichen und setzt so einen Kontrast zu den ansonsten sehr hellen Wohnräumen. „Es geht hier vom Dunklen ins Helle“, erklärt die Innenarchitektin ihre Dramaturgie.
Finden Sie hier einen Experten für Umbau und Sanierung
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VORHER: Zachariassen hat nicht nur Wände einreißen lassen, sondern auch kräftige Farbakzente gesetzt. Der fensterlose Eingangsbereich war früher weiß gehalten, heute grenzt er sich durch seine schwarze Wand- und Deckenfarbe vom Wohnraum ab.
Der offene Wohnraum hat Fenster nach Südosten und Westen. Auf rund 73 Quadratmetern wird hier gegessen, gekocht, gearbeitet und sich erholt.
Der Esstisch ist ein Eiermann-Gestell mit einer einfachen, weißen Tischplatte. Die Stühle darum herum sind aus Massivholz. „Ich finde Möbel aus Vollholz schön. Sie überdauern die Zeit“, erklärt Zachariassen. Sie mag Mobiliar aus den Fünfziger- und Sechzigerjahren und kombiniert es gerne mit moderneren Stücken.
Der Esstisch ist ein Eiermann-Gestell mit einer einfachen, weißen Tischplatte. Die Stühle darum herum sind aus Massivholz. „Ich finde Möbel aus Vollholz schön. Sie überdauern die Zeit“, erklärt Zachariassen. Sie mag Mobiliar aus den Fünfziger- und Sechzigerjahren und kombiniert es gerne mit moderneren Stücken.
Die Einbauküche liegt dem Esstisch gegenüber. Auch im ursprünglichen Grundriss befand sich hier die Küche, allerdings war sie vom übrigen Wohnraum mit Wänden abgetrennt. „Wir haben die Wände rausgenommen, die Fliesen abgeklopft und den Boden erneuert“, erzählt Zachariassen. Unter den Fliesen kam eine rosarote Betonwand zum Vorschein, auf der sogar noch die Notizen der Handwerker sichtbar waren. „Nach dieser Überraschung habe ich das Materialkonzept der Küche angepasst und kurzerhand eine Aufputzinstallation mit Kupferrohren anbringen lassen“, beschreibt die Innenarchitektin ihr Vorgehen.
VORHER: Während der Umbauarbeiten war der Küchenbereich durch eine Folie abgetrennt, denn die Innenarchitektin und ihr Mann wohnten zu dem Zeitpunkt bereits in der Wohnung. „Wir haben einiges selbst gemacht, da mein Mann Freude daran hat. Das ersetzt aber nicht professionelle Handwerker“, betont Zachariassen. Für Elektroarbeiten und Trockenbau haben sie daher Profis engagiert.
Eine mit farbigem Öl behandelte Buchenholzplatte wurde für die Einbauküche maßgefertigt. Denn der Tresen, der den Küchen- vom Wohnbereich trennt, wird zum Essbereich hin breiter. Er steht so, dass er markiert, wo auch früher schon die Küche stand. Mit hellgrauen Fliesen verkleidet, unterstreicht er seine Position. Auch der gespachtelte, geschliffene und versiegelte Estrich ist Teil dieser Markierung.
VORHER: Wo heute der offene Wohnraum liegt, waren früher einige Wände eingezogen. Der Raum wirkte dunkel und verbaut.
Der Wohnzimmerbereich hat selbst kein Fenster und wirkt ein wenig höhlenartig. Diesen Effekt hat die Innenarchitektin noch unterstrichen, indem sie eine Wand dunkel gestrichen hat. Für Gemütlichkeit sorgen das Sofa „Maralunga“ von Cassina und ein rund drei mal vier Meter großer Teppich. „Den Teppich haben wir im Keller wiederentdeckt. Meine Eltern hatten ihn in den Siebzigern von ihren Vormietern übernommen. Es ist ein echter Perserteppich aus Wolle“, erläutert die Innenarchitektin.
Ein Regal von USM ergänzt die Einrichtung. Die Holzplatten hat der Hausherr vor einigen Jahren aus den USA mitgebracht. Ein Tischler passte sie dann in das Metallgestell ein.
Vor einem der Fenster liegt der Arbeitsplatz der Bewohner. Wohnen, Essen, Kochen und Arbeiten in einem Raum – die ungewöhnliche Aufteilung gefällt den beiden. „Die Decke ist nicht so hoch. Zudem haben wir einen Teppich und viele Polstermöbel. Akustisch gibt es daher keine Probleme. Und in der Küche haben wir eine Dunstabzugshaube. Gerüche verbreiten sich also auch nicht. Wir finden es schön, hier mit Freunden zusammen zu kochen, gemeinsam zu arbeiten und auch Feste zu feiern“, sagt die Innenarchitektin.
Vor einem der Fenster liegt der Arbeitsplatz der Bewohner. Wohnen, Essen, Kochen und Arbeiten in einem Raum – die ungewöhnliche Aufteilung gefällt den beiden. „Die Decke ist nicht so hoch. Zudem haben wir einen Teppich und viele Polstermöbel. Akustisch gibt es daher keine Probleme. Und in der Küche haben wir eine Dunstabzugshaube. Gerüche verbreiten sich also auch nicht. Wir finden es schön, hier mit Freunden zusammen zu kochen, gemeinsam zu arbeiten und auch Feste zu feiern“, sagt die Innenarchitektin.
Zwischen Küchen- und Wohnbereich führt eine Tür in ein Durchgangszimmer, das Bad und Schlafzimmer erschließt. Der Raum wird als Ankleide, aber auch für die Überwinterung der Pflanzen genutzt. Die alten Möbel sind Erbstücke, Flohmarktfunde oder bei Auktionen erstandene Objekte. „Bei uns heißt der Raum schlicht ‚grüner Salon‘“, so Zachariassen. Sie hat bei der Auswahl der Farben (die alle von Farrow & Ball stammen) darauf geachtet, dass sie miteinander harmonieren. Denn bei geöffneten Türen sind sie in der Zimmerflucht sichtbar.
Mehr Fotos von Zimmern mit grünen Wänden
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Vom grünen Salon geht es geradeaus weiter ins Schlafzimmer. Auch hier ist, wie fast in der ganzen Wohnung, geöltes Eichenparkett verlegt.
Grundierung, Dispersion, Eggshell… – welche Wandfarbe ist die richtige?
Grundierung, Dispersion, Eggshell… – welche Wandfarbe ist die richtige?
„Im Schlafbereich wirkt die heruntergezogene Decke beruhigend“, findet Zachariassen. Das IC Light von Flos sieht auf dem tiefblau gestrichenen Untergrund ein wenig wie der Mond aus. Über dem Bett sind Fische angebracht, die die beiden Bewohner schon seit Jahren begleiten. Sie sind einzeln an die Wand genagelt und gelegentlich werden sie auch neu arrangiert, wie die Hausherrin verrät.
Maler und Tapezierer in Ihrer Nähe
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Gegenüber dem Bett führt eine zweiflügelige Tür auf einen kleinen Balkon. Wie alle anderen Balkontüren und Fenster in der Wohnung kommen sie ohne Sturz aus und reichen bis an die Decke. Dieser Effekt kam zustande, als die Decke von den Vorbesitzern komplett abgehängt wurde, sie ist jetzt 2,45 Meter hoch. Der Nachteil an dieser Konstruktion ist, dass Vorhänge nicht wie üblich aufgehängt werden können. Zachariassen hat das Problem gelöst, indem sie Scharniere von Scheunentoren links und rechts der Tür anbringen ließ, daran einen maßgefertigten Vorhang aufhängte. Das Muster stellt eine Landschaft mit Bergen und Wasser bei Tag und bei Nacht dar.
Das am wenigsten veränderte Zimmer ist das Bad. Hier kam oberhalb des Fliesenspiegels ein rostroter Wand- und Deckenanstrich hinzu, außerdem wurde der Spiegel ausgewechselt und die Fronten mit neuen Griffen versehen. „Das innen liegende Bad war so vorhanden und gut benutzbar. Vorerst habe ich es nur ein bisschen getunt“, so Zachariassen. Die Wohnung soll in den nächsten Jahren noch einige Veränderungen erfahren, auch im Eingangs- und Gästebereich. Der wurde in der ersten Renovierungsphase noch ausgenommen und kann jetzt nach und nach erneuert werden.
Badprodukte in großer Auswahl
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