Küche einrichten
Zum Tod von Gerd Bulthaup: Was wir dem Küchenmeister verdanken
Gerd Bulthaup (†75) hat die Küche mit seinen Visionen revolutioniert. Jetzt ist der Vordenker der Wohnküche gestorben
Was der Porsche in der Garage, ist eine Bulthaup für die Küche – ein absolutes Statussymbol und Luxusprodukt. Aber auch ein Synonym für Qualität sowie ein Stück deutsche Designkunst und Unternehmensgeschichte. Die beginnt bescheiden.
1. Die Küche als Lebensraum
Gerd Bulthaup hat den Küchenraum grundlegend umgestaltet: Weg vom kleinen, abgetrennten Werkraum, wo nur Essen zubereitet und Lebensmittel gelagert werden, hin zum Ort für Geselligkeit, wo Kochen Vergnügen bereitet. Für sein Konzept der „Lebensküche“ holte sich Gerd Bulthaup Anfang der Achtzigerjahre Unterstützung durch den Designer Otl Aicher. Aicher, ein Mitbegründer der Ulmer Schule, war bis dato vor allem bekannt für seine visuellen Gestaltungsarbeiten u. a. für Lufthansa und die Olympischen Sommerspiele 1972 in München. Aichers Küchenstudie von 1982 ist bis heute ein Standardwerk. Und die Wohnküche heute Trend. Dank Bulthaup wird die Küche nicht mehr versteckt, sondern ist oft das Highlight im Haus.
Gerd Bulthaup hat den Küchenraum grundlegend umgestaltet: Weg vom kleinen, abgetrennten Werkraum, wo nur Essen zubereitet und Lebensmittel gelagert werden, hin zum Ort für Geselligkeit, wo Kochen Vergnügen bereitet. Für sein Konzept der „Lebensküche“ holte sich Gerd Bulthaup Anfang der Achtzigerjahre Unterstützung durch den Designer Otl Aicher. Aicher, ein Mitbegründer der Ulmer Schule, war bis dato vor allem bekannt für seine visuellen Gestaltungsarbeiten u. a. für Lufthansa und die Olympischen Sommerspiele 1972 in München. Aichers Küchenstudie von 1982 ist bis heute ein Standardwerk. Und die Wohnküche heute Trend. Dank Bulthaup wird die Küche nicht mehr versteckt, sondern ist oft das Highlight im Haus.
Im Bild: Das Bulthaup-Küchensystem b von 1984. Eine Revolution! Denn erstmals wird die Küche geöffnet und ins Wohnzimmer integriert
2. Reduziert auf das Wesentliche
Heute ist die schnörkellose, vornehmlich weiße Küche aus hochwertigen Materialien Standard und am beliebtesten. Den Trend dazu hat Bulthaup ausgelöst. Dort gilt seit den Anfangsjahren von Gerd Bulthaup das Prinzip: keine 100 Farben, keine Dekore, keinen Trends folgen. Bei Bulthaup gibt es zehn Farben und drei Serien, die so schlicht heißen wie die Küchen aussehen: b1, b2, b3. Eine Bulthaup-Küche fällt nicht auf und steht für zeitloses Design. Spektakulär sind bei einer Bulthaup-Küche die Verarbeitung, die Materialien, die Funktion – und leider auch der Preis.
Heute ist die schnörkellose, vornehmlich weiße Küche aus hochwertigen Materialien Standard und am beliebtesten. Den Trend dazu hat Bulthaup ausgelöst. Dort gilt seit den Anfangsjahren von Gerd Bulthaup das Prinzip: keine 100 Farben, keine Dekore, keinen Trends folgen. Bei Bulthaup gibt es zehn Farben und drei Serien, die so schlicht heißen wie die Küchen aussehen: b1, b2, b3. Eine Bulthaup-Küche fällt nicht auf und steht für zeitloses Design. Spektakulär sind bei einer Bulthaup-Küche die Verarbeitung, die Materialien, die Funktion – und leider auch der Preis.
3. Die Kochinsel
Eine Kochinsel erscheint uns heute fast schon selbstverständlich bei der Küchenplanung. 1988 war das eine Revolution. Die Idee der ersten frei stehenden „Küchenwerkbank“ von Bulthaup: alle Küchenarbeiten wie Schneiden, Kochen und Spülen werden gebündelt und an ergonomischen Bedürfnissen ausgerichtet.
Eine Kochinsel erscheint uns heute fast schon selbstverständlich bei der Küchenplanung. 1988 war das eine Revolution. Die Idee der ersten frei stehenden „Küchenwerkbank“ von Bulthaup: alle Küchenarbeiten wie Schneiden, Kochen und Spülen werden gebündelt und an ergonomischen Bedürfnissen ausgerichtet.
Im Bild: Mit der Küchenwerkbank aus dem Jahr 1988 schafft Bulthaup den Urtyp der heutigen Kücheninsel. Die Funktion und Ergonomie von Profiküchen gilt dafür als Grundlage
Mehr zum Thema: Wie viel Platz braucht man für eine Kücheninsel?
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4. Das Baukastenprinzip
1992 führt Bulthaup das flexible Baukastenprinzip für die Küchenplanung ein – und ist damit wiederum Vorreiter. Der Kunde kann sich seine Küche aus dem Baukastensystem vorhandener Modelle zusammenstellen, die mit einem hauseigenen Architekten geplant und dann geschreinert wird. Zu diesem Prinzip gehört auch, sich an die Bedürfnisse einer internationalen Kundschaft anzupassen. Schließlich wird in Shanghai anders gekocht als im niederbayrischen Aich, wo Bulthaup heute angesiedelt ist. Allerdings werden Sonderwünsche auch mal abgelehnt, wenn sie nicht zum Designanspruch von Bulthaup passen.
1992 führt Bulthaup das flexible Baukastenprinzip für die Küchenplanung ein – und ist damit wiederum Vorreiter. Der Kunde kann sich seine Küche aus dem Baukastensystem vorhandener Modelle zusammenstellen, die mit einem hauseigenen Architekten geplant und dann geschreinert wird. Zu diesem Prinzip gehört auch, sich an die Bedürfnisse einer internationalen Kundschaft anzupassen. Schließlich wird in Shanghai anders gekocht als im niederbayrischen Aich, wo Bulthaup heute angesiedelt ist. Allerdings werden Sonderwünsche auch mal abgelehnt, wenn sie nicht zum Designanspruch von Bulthaup passen.
5. Die Welt liebt deutsche Küchen
Die Geschichte der Küche ist vor allem eine deutsche Erfolgsgeschichte. Margarete Schütte-Lihotzky entwickelte 1926 die „Frankfurter Küche“, die als Wegbereiter der modernen, funktionalen Einbauküche gilt. Kurz danach, 1928, präsentierte Poggenpohl eine Reformküche, die aus verbundenen Schränken, einem separaten Schuhschrank sowie Spüle, Tisch und Stuhl bestand. SieMatic stellte 1960 die allererste Küche mit integrierter Griffleiste vor. Entwicklungen wie diese prägen weltweit das Erscheinungsbild der modernen Einbauküche und sorgen dafür, dass deutsche Küchen weltweit einen hervorragenden Ruf haben. Auch Bulthaup hat daran seinen Anteil und exportiert seine Premium-Küchen in mehr als 50 Länder.
Die Geschichte der Küche ist vor allem eine deutsche Erfolgsgeschichte. Margarete Schütte-Lihotzky entwickelte 1926 die „Frankfurter Küche“, die als Wegbereiter der modernen, funktionalen Einbauküche gilt. Kurz danach, 1928, präsentierte Poggenpohl eine Reformküche, die aus verbundenen Schränken, einem separaten Schuhschrank sowie Spüle, Tisch und Stuhl bestand. SieMatic stellte 1960 die allererste Küche mit integrierter Griffleiste vor. Entwicklungen wie diese prägen weltweit das Erscheinungsbild der modernen Einbauküche und sorgen dafür, dass deutsche Küchen weltweit einen hervorragenden Ruf haben. Auch Bulthaup hat daran seinen Anteil und exportiert seine Premium-Küchen in mehr als 50 Länder.
6. Wie man eine Marke groß macht
Schon früh setzt Bulthaup auf erfolgreiche Markenpolitik. Eine Bulthaup-Küche kann man nicht in jedem Küchenstudio kaufen. Bulthaup gab es schon immer nur bei Bulthaup. Dazu sucht sich der Küchenhersteller exklusive Handelspartner, die unter dem Firmennamen agieren – von Chicago über Moskau bis nach Singapur. Ralph Meyer ist Bulthaup-Partner seit 35 Jahren. Gemeinsam mit seiner Frau Andrea führt er ein Bulthaup Studio in Hannover. Sie kannten Gerd Bulthaup noch persönlich. „Gerd Bulthaup war nicht nur in der Gestaltung ein Visionär, er wusste ebensfalls extrem gut, wie man ein Produkt verkauft“, sagt Andrea Meyer, die betont, dass der Firmenchef auch einen guten Kontakt zu den Händlern pflegte. „Er wird eine große Lücke hinterlassen, er wird uns und der Marke fehlen.“
Schon früh setzt Bulthaup auf erfolgreiche Markenpolitik. Eine Bulthaup-Küche kann man nicht in jedem Küchenstudio kaufen. Bulthaup gab es schon immer nur bei Bulthaup. Dazu sucht sich der Küchenhersteller exklusive Handelspartner, die unter dem Firmennamen agieren – von Chicago über Moskau bis nach Singapur. Ralph Meyer ist Bulthaup-Partner seit 35 Jahren. Gemeinsam mit seiner Frau Andrea führt er ein Bulthaup Studio in Hannover. Sie kannten Gerd Bulthaup noch persönlich. „Gerd Bulthaup war nicht nur in der Gestaltung ein Visionär, er wusste ebensfalls extrem gut, wie man ein Produkt verkauft“, sagt Andrea Meyer, die betont, dass der Firmenchef auch einen guten Kontakt zu den Händlern pflegte. „Er wird eine große Lücke hinterlassen, er wird uns und der Marke fehlen.“
Martin Bulthaup, der Vater von Gerd, gründet 1949 die „Martin Bulthaup Möbelfabrik“. Bulthaup produziert Küchenbuffets. Schon damals mit hohen Ansprüchen an Verarbeitungs- und Materialqualität. 1976 erben Gerd Bulthaup und seine Schwester Ingeborg das Unternehmen. Doch die Küche von damals ist eine Ödnis, ein kleiner separater Wirtschaftsraum für die Hausfrau zur Essenzubereitung. Gerd Bulthaup, der eigentlich Architekt werden wollte, will alles anders machen. „Wir wollten schlichtweg die besten Küchen machen, uns nicht an Vorhandenem orientieren, sondern Neues von Nutzen erfinden, einen Lebensraum für Begegnung und Kommunikation schaffen“, formulierte Gerd Bulthaup damals seine Vision. Was Bulthaup fortan produziert, revolutioniert die Küche mehr als die Erfindung der Frankfurter Küche im Jahr 1926. Was wir Gerd Bulthaup zu verdanken haben: