„Ex Machina“: Die Interiors zum Kinofilm
Wilde Natur, klassische Moderne: Architektur und Einrichtung des Films von Alex Garland haben Stil – den man sich nach Hause holen kann!
Eva Zimmermann
16. Mai 2015
Journalistin mit Architektur-Diplom und Vorliebe für weniger – und manchmal auch mehr.
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Menschen der Zukunft lieben die klassische Moderne. Jedenfalls wenn man dem Szenenbild des kürzlich gestarteten Filmes „Ex Machina“ von Alex Garland glauben darf: Der superreiche Erfinder einer Suchmaschine lebt zurückgezogen auf seinem riesigen Estate in Alaska, wo er im Geheimen Ava erschaffen hat – eine Roboterin mit künstlicher Intelligenz. Sein Angestellter Caleb gewinnt einen Wettbewerb und reist an. Was er nicht weiß: Er soll Ava kennenlernen und überprüfen, ob sie wirklich ein eigenes Bewusstsein besitzt. Drei Protagonisten, drei unterschiedliche Ziele – ein Psychothriller.
Als heimlicher Star des Ensemblefilmes tritt das Filmset in Erscheinung, das wir nun genauer unter die Lupe nehmen wollen. Denn superreiche Computerfreaks der nahen Zukunft richten sich derart stilsicher modern ein, dass es Größen wie Mies van der Rohe bis Verner Panton eine Freude wäre! Wie Sie das bei sich zuhause umsetzen können, zeigen wir im Vergleich.
Als heimlicher Star des Ensemblefilmes tritt das Filmset in Erscheinung, das wir nun genauer unter die Lupe nehmen wollen. Denn superreiche Computerfreaks der nahen Zukunft richten sich derart stilsicher modern ein, dass es Größen wie Mies van der Rohe bis Verner Panton eine Freude wäre! Wie Sie das bei sich zuhause umsetzen können, zeigen wir im Vergleich.
„Ex Machina“ wurde mit einem kleinem Budget von 11 Millionen Euro gedreht, um möglichst große kreative Freiräume zu gewinnen, wie Alex Garland erklärt. Dennoch war es dem Team um Szenenbildner Mark Digby wichtig, den Wohnraum eines superreichen Mannes realistisch darzustellen. Im Film lebt Nathan, der geniale Programmierer der Suchmaschine Blue Book, zurückgezogen auf einem riesigen Anwesen in Alaska.
Tatsächlich drehte das Team in Norwegen. In der Nähe der Stadt Valldal fand man die Architektur, die Digby für Nathans weitläufige Villa mit Bunker-Unterwelt vorschwebte: Im „Fjora-Haus“, einem privaten Anwesen, und im Juvet Landscape Hotel, beide entworfen von Jensen und Skodvin Architekten. Auf der Veranda mit atemberaubendem Panorama begegnen sich Caleb und Nathan zum ersten Mal. Tatsächlich hat man diesen Blick genau so vom Hotel aus.
Tatsächlich drehte das Team in Norwegen. In der Nähe der Stadt Valldal fand man die Architektur, die Digby für Nathans weitläufige Villa mit Bunker-Unterwelt vorschwebte: Im „Fjora-Haus“, einem privaten Anwesen, und im Juvet Landscape Hotel, beide entworfen von Jensen und Skodvin Architekten. Auf der Veranda mit atemberaubendem Panorama begegnen sich Caleb und Nathan zum ersten Mal. Tatsächlich hat man diesen Blick genau so vom Hotel aus.
Fast wie im Film: Ein wildes Naturpanorama, eingerahmt von Decke und Boden, nur dezent unterbrochen von schmalen Stahlstützen – so können nicht nur die Norweger bauen, auch Gary Gladwish Architecture haben es getan. Eagle Ridge, also „Adler-Klippe“, heißt das Anwesen einer privaten Bauherrin, die derart spektakulär auf Orcas Island in San Juan County in Washington lebt. Dezent eingerichtet, kommt das Wichtigste am besten zur Geltung: die Umgebung.
„Wir wussten, dass wir einen spektakulären Landstrich finden mussten, um Nathans unermessliche Macht zu verdeutlichen. Wenn er einen solchen Landstrich besitzt, dann muss er selbst auch spektakulär sein“, sagt Garland.
Spektakulär wie eine Felswand, die ins Wohnzimmer ragt und von großen Glasfenstern abgeschlossen wird? Auch diesen Raum gibt es wirklich – er ist Realität im „Fjora-Haus“. Grenzenlos extravagant und dabei minimalistisch schlicht, besser hätte es die Crew kaum treffen können. Gleichzeitig hat der Raum etwas Freundliches und wurde mit sehr aktuellen Objekten wie den Kupferleuchten von David Derksen Design für Vij5 ausgestattet. Er wirkt einschüchternd und einladend zugleich – genau wie Nathan.
Spektakulär wie eine Felswand, die ins Wohnzimmer ragt und von großen Glasfenstern abgeschlossen wird? Auch diesen Raum gibt es wirklich – er ist Realität im „Fjora-Haus“. Grenzenlos extravagant und dabei minimalistisch schlicht, besser hätte es die Crew kaum treffen können. Gleichzeitig hat der Raum etwas Freundliches und wurde mit sehr aktuellen Objekten wie den Kupferleuchten von David Derksen Design für Vij5 ausgestattet. Er wirkt einschüchternd und einladend zugleich – genau wie Nathan.
Fast wie im Film: Ja, solche Gebäude gibt es sogar mehrere. Dieses hier steht auf einer spanischen Klippe – auf der anderen Gebäudeseite geht der Blick weit übers Meer.
Mehr Bilder des Projektes von Fran Silvestre Arquitectos >>>
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Wer nicht das Glück hat, auf einem Felsmassiv zu bauen und natürliche Gesteinsmassen in seine Wohnräume integrieren zu können, dürfte mit einem solchen Kamin in Natursteinverkleidung ähnlich naturgewaltige Effekte erzielen. Be Planen entwarfen das modernistische Wohnzimmer mit seinen großen Panoramafenstern.
Sichtbeton und Bier aus Flaschen: Wenn Geld keine Rolle mehr spielt, braucht man auch mit der Einrichtung nicht zu protzen – das scheint Nathans Devise zu sein. Was die simple Funktionsarchitektur eines Fabrikgebäudes sein könnte, ist tatsächlich cooles Understatement vor einem atemberaubenden Panorama. Caleb (Domhnall Gleeson) und Nathan (Oscar Isaac) stoßen auf ihr Kennenlernen an.
„Wir wollten das Haus in seiner Modernität nicht zu brutal wirken lassen“, erklärt Digby. „Wir entschieden uns vielmehr für eine simple Ästhetik und wollten eine Ausgewogenheit herstellen zwischen von Menschenhand geschaffenen und organischen, natürlichen Materialien.“
„Wir wollten das Haus in seiner Modernität nicht zu brutal wirken lassen“, erklärt Digby. „Wir entschieden uns vielmehr für eine simple Ästhetik und wollten eine Ausgewogenheit herstellen zwischen von Menschenhand geschaffenen und organischen, natürlichen Materialien.“
Fast wie im Film: Im Brandlhuber-Haus in Berlin-Mitte leben zwei Architekten fast ebenso exklusiv wie Nathan und Caleb. Das eine oder andere Bier wird hier abends auch geöffnet. Die Gestaltung ist durch ihre Radikalität ästhetisch: Sichtbeton für alle Elemente des Gebäudes erzeugen Einheitlichkeit.
Mehr über das Projekt: It’s brutiful: Eine Architekten-WG in Beton >>>
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Schauspieler Oscar Isaac, der Nathan spielt, fand die norwegische Umgebung hochgradig inspirierend für seinen Part: „Man fühlt sich wie Prometheus da draußen. Das sind prähistorische Landschaften. Es ist eine sehr kluge Gegenüberstellung, die Technologie und diese Maschine an dieser enormen Umgegend abzugleichen. Wir sind ein infinitesimaler Fleck auf dieser Erde, und doch besitzt dieser winzige Fleck die Macht, Leben zu erschaffen.“
Fast wie im Film: Immer, wenn die Natur so viel zu bieten hat wie an einem Gletscher in Norwegen oder einem Steilhang in der Schweiz (genauer gesagt im Dorf Panix bei Ilanz), dann sollte die Architektur zum Fenster werden. Schauen ist der wahre Luxus in diesem Haus von Drexler Guinand Jauslin Architekten.
Während Caleb in das Geheimnis des Ortes eingeweiht wird, verändert sich auch die Szenerie. Die Handlung verlagert sich unter die Erde, in einen Hochsicherheitsbunker, der per Mausklick vollkommen abgeschottet werden kann. Im Labor zeigt Nathan Caleb die Technologie, mit der es ihm gelungen ist, einen künstliche Intelligenz zu erschaffen. Neonlicht, Beton und Glas bilden den Hintergrund.
Gedreht wurden diese Szenen in den Pinewood Studios in Buckhinghamshire, England, wo die gesamte Bunkerarchitektur errichtet wurde. Vier Wochen verbrachte das Team dort, bevor es nach Norwegen flog und weitere zwei Wochen dort drehte.
Gedreht wurden diese Szenen in den Pinewood Studios in Buckhinghamshire, England, wo die gesamte Bunkerarchitektur errichtet wurde. Vier Wochen verbrachte das Team dort, bevor es nach Norwegen flog und weitere zwei Wochen dort drehte.
Fast wie im Film: Coole Künstlichkeit erzeugt man meist durch Lichteffekte. Beim Projekt „Unimog“ von Wezel Architektur, einer Werkshalle mit darüberliegender Wohnung, wurde dieser Effekt durch transluzente Kunststoff-Platten erzielt, die nachts dank schlichter Neonröhren zum Leuchten gebracht werden.
„Der Trick beim Design bestand darin, ein Haus zu erschaffen, das zunächst schön, erstrebenswert und elegant wirkt, es dann aber nach und nach erschreckend, klaustrophobisch und gefährlich erscheinen zu lassen“, sagt Garland. Calebs Zimmer ist per Chipkarte zugänglich. Es liegt fensterlos unter der Erde. Obwohl gut ausgeleuchtet und mit warmem Licht versorgt, entsteht im Zugangsflur ein leicht beklemmendes Gefühl. Der Außenbezug verschwindet, und die Protagonisten scheinen in einem Labyrinth aus Beton gefangen zu sein.
Fast wie im Film: Flure ohne Fenster belebt man durch das richtige Licht. Geschickt arrangierte Spots betonen hier den Boden und einen Teil der Wand – der gesamte Raum wird dadurch lebendig.
In Nathans unterirdischem Schlafzimmer, das wie das Foyer von einer Felswand durchzogen wird, hängt ein großes Gemälde von Jackson Pollock. Zwischen der Filmfigur und dem Maler existieren zahlreiche Parallelen: Wie Nathan lebte Pollock sehr zurückgezogen, trank viel und galt als launisch. Anhand des expressionistischen Bildes klärt Nathan (Oscar Isaac, hier im Bild mit Alex Garland) seinen Besucher Caleb über seine Erkenntnisse zur menschlichen Denkweise auf, die nicht strukturiert sondern chaotisch und intuitiv sei. Das Bild wird zur Metapher für das System, auf dessen Grundlage er Avas Geist kreiiert hat.
Fast wie im Film: Nicht jeder kann sich einen Pollock leisten, das muss auch nicht sein. Auch weniger berühmte Ergebnisse abstrakter Malerei heben Räume auf ein hohes Niveau. Dieses hier haben die Bewohner sogar selbst fabriziert.
Houzzbesuch zum Bild: Freiraum in München >>>
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Das einzige Stück Grün in Avas limitierter Welt ist dieser von Glas eingefasste Garten, den sie allerdings nur sehen und nicht betreten kann. Innerhalb des Anwesens gibt es immer wieder kleine Gärten und grüne Bereiche. „Wenn man so will, dann spiegelt diese Balance genau das, was sich auch zwischen den Figuren abspielt: Die Menschen interagieren mit einer von Menschenhand erschaffenen Maschine“, sagt Digby.
Fast wie im Film: Einen Atrium-Garten inmitten des Hauses, der nur angesehen werden soll, finden wir unter anderem in diesem Projekt von Corneille Uedingslohmann Architekten. Reine Betrachtung hat etwas Beruhigendes und ist ein uraltes Prinzip: Wir kennen es von Zen-Gärten.
Je mehr sich der Konflikt zuspitzt, desto düsterer und alarmierender werden die Farben. Hier legt Nathan gemeinsam seiner Dienerin
Kyoko eine bizarre Tanzeinlage auf’s Parkett. Auffällig: Die blaue Lichtinstallation an der Wand im Hintergrund. Der Film löst sich hier mehr und mehr von der anfänglichen Ästhetik der klassischen Moderne und wechselt hinüber in die leicht psychedelisch angehauchte Atmosphäre von 60er-Jahre-Interiors, wie man sie beispielsweise durch die Spiegel-Kantine Verner Pantons kennt.
Ob die Geschichte gut ausgeht, verraten wir nicht. Eine Sache ist sicher – die Interiors sind nachahmenswert. Und wem Bilder nicht reichen: das Juvet Landscape Hotel steht jedem offen und zeigte kürzlich voller Stolz die Filmpremiere. Ab nach Norwegen also!
Jetzt im Kino! Mehr Infos zum Film auf der offiziellen Webseite zu „Ex Machina“ >>>
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