Houzzbesuch: Kontrastreich, gewaltig und gülden in Hamburg
Ein Geschäftsmann wollte ein Zuhause mit Charakter. Und weil es gar so schön wurde, kann man es während seiner Abwesenheit mieten
Nicola Enderle
1. Juli 2015
Houzz Deutschland, Redakteurin.
Wie man sich schön einrichtet? Ich finde mit viel Persönlichkeit und eigenem Stil, der kann auch gerne schräg sein. Meinem eigenen bin ich auf der Spur – in unserem Houzz-Magazin helfen wir Ihnen Ihren zu finden, zeigen spannende Projekte und blicken durch Schlüssellöcher. Haben Sie ein schönes Zuhause? Erzählen Sie mir davon!
Houzz Deutschland, Redakteurin.
Wie man sich schön einrichtet? Ich finde mit viel... Mehr
Jeder Raum ein imposantes Erlebnis – das wünschte sich der Eigentümer dieser Altbauwohnung in Hamburgs Villengegend Harvestehude. Jeder Raum sollte eine bis ins Detail inspirierende, zeitlos wirkende Interior-Welt werden. Geschaffen hat diese Welt Interior Designer Leo Stern, unter anderem mit Ikea-Möbeln und aufgelesenen Objekten. Denn gutes Design ist für ihn nicht zuallererst teuer – sondern vor allem „innovativ, brauchbar, ehrlich und konsequent.“
Auf einen Blick
Hier wohnt: ein Unternehmer, der viel reist
In: Hamburg-Harvestehude
Auf: 155 Quadratmetern (2 Schlafzimmer, 2 Bäder)
Experte: Studio Stern
Auf einen Blick
Hier wohnt: ein Unternehmer, der viel reist
In: Hamburg-Harvestehude
Auf: 155 Quadratmetern (2 Schlafzimmer, 2 Bäder)
Experte: Studio Stern
Wir befinden uns im Obergeschoss einer dreigeschossigen Jugendstil-Villa in Hamburg; mit zwei Schlafzimmern, einer Küche, zwei Bädern und zwei Balkonen. An sich nicht ungewöhnlich – das Interior hingegen zeigt sich weniger konventionell. „Ich gestalte fantasievolle Wohnwelten,“ sagt der beauftragte Interior Designer Leo Stern. „Die Räume erzählen Geschichten; Geschichten die durch mich und meine Arbeit erzählt werden wollen.“
Die 155 Quadratmeter große Wohnung wird von einem Geschäftsmann bewohnt, der viel auf Reisen ist. „Deswegen wird das Apartment während seiner Abwesenheit auch oft an Urlauber vermietet“, sagt Stern.
Die 155 Quadratmeter große Wohnung wird von einem Geschäftsmann bewohnt, der viel auf Reisen ist. „Deswegen wird das Apartment während seiner Abwesenheit auch oft an Urlauber vermietet“, sagt Stern.
Im Esszimmer veranstaltet der geschäftige Unternehmer zwar nur selten gesellige Runden, eignen würde es sich aber sehr dafür. „Damit es hier gemütlich wie in einer Höhle wird, haben wir alle vier Wände in Tiefschwarz gestrichen, den Stuck ringsherum aber als warmen Kontrast in Gold gehalten. Eine LED-Voute an der Decke rückt das ganze ins rechte Licht“, sagt Stern.
Statt einem Bild schmückt hier eine vertikale Begrünung die Wand. Das bringt nicht nur frische Farbe ins Spiel, sondern schafft auch ein besseres Raumklima. „Die rustikale Tafel aus Eiche haben wir bei einem Hamburger Schreinermeister anfertigen lassen“, sagt Stern. „Als Kontrast stehen moderne Stühle drumherum.“
Wandfarbe: Pitch Black, Farrow & Ball
Statt einem Bild schmückt hier eine vertikale Begrünung die Wand. Das bringt nicht nur frische Farbe ins Spiel, sondern schafft auch ein besseres Raumklima. „Die rustikale Tafel aus Eiche haben wir bei einem Hamburger Schreinermeister anfertigen lassen“, sagt Stern. „Als Kontrast stehen moderne Stühle drumherum.“
Wandfarbe: Pitch Black, Farrow & Ball
Im angrenzenden Wohnzimmer erwartet einen dann statt dunklen Wänden ein Anstrich in „St Giles Blue“ von Farrow & Ball. „Als gewaltigen Kontrast dazu ließen wir die Ziegelmauer freilegen“, sagt Stern. Das Kunstwerk nimmt das rötliche Mauerwerk farblich wieder auf. Den alten Orientteppich ließ Leo Stern rasieren und in Ozeanblau umfärben. „Es ist wie mit der Mode – dem einen stehen Farben, dem anderen nicht.“
„Weil wir bei der Gestaltung auch auf das eher knappe Budget Rücksicht nehmen mussten, sind die Sofas zum Beispiel von Ikea. In diesem bunten Kontext eingeordnet, vermutet man das aber nicht – das ist großartig“, sagt er.
Rechts geht es in die Küche.
Güldener Lüster: Flohmarkt; Couchtisch: Nanook, Moroso; Kunstwerk: Teemu Mäki
„Weil wir bei der Gestaltung auch auf das eher knappe Budget Rücksicht nehmen mussten, sind die Sofas zum Beispiel von Ikea. In diesem bunten Kontext eingeordnet, vermutet man das aber nicht – das ist großartig“, sagt er.
Rechts geht es in die Küche.
Güldener Lüster: Flohmarkt; Couchtisch: Nanook, Moroso; Kunstwerk: Teemu Mäki
Die Küche, die sich offen ans Wohnzimmer anschmiegt, zeigt sich ebenso stark, gewagt und bunt. „Der roughen Ziegelsteinwand wollten wir hier etwas Zartes, Weiches entgegensetzen“, sagt Stern. „Und so haben wir die bereits eingebaute l-förmige Küche auf der einen Seite mit goldenen Fronten versehen und passend dazu die imposante Deckenleuchte von Adam Lamp, einem ungarischen Label, gewählt.“
Die Kücheninsel mit einer Arbeitsplatte aus gegossenem Polymerbeton (ein stabiles Materialgemisch aus Beton und Kunststoff) wird von einem blauen LED-Lichtband am Boden akzentuiert. „Interessante Lichtgestaltung war dem Eigentümer wichtig, vor allem Lichtvouten mag er sehr“, sagt Stern.
Schöne Randbemerkung – Die strahlende LED-Lichtleiste >>>
Die Kücheninsel mit einer Arbeitsplatte aus gegossenem Polymerbeton (ein stabiles Materialgemisch aus Beton und Kunststoff) wird von einem blauen LED-Lichtband am Boden akzentuiert. „Interessante Lichtgestaltung war dem Eigentümer wichtig, vor allem Lichtvouten mag er sehr“, sagt Stern.
Schöne Randbemerkung – Die strahlende LED-Lichtleiste >>>
„Als ich die Wohnung zum ersten Mal sah, wusste ich: hier muss ein Scheunentor hinein“, sagt Stern. Gefunden hat er dieses Exemplar, das nun Küche und Wohnzimmer trennt, neben einer S-Bahn-Station. „So verlassen wie das Scheunentor da stand, schrie es nur danach in dieser Wohnung eingebaut zu werden“, sagt Stern.
Das Vintage-Schild über der Tür fand der Unternehmer auf einer seiner Reisen. „Darauf steht ‚Transit et bureaux de ville‘ –‚Durchgang und Stadtbüro‘, es passt perfekt an diese Stelle“, sagt Stern.
Das Vintage-Schild über der Tür fand der Unternehmer auf einer seiner Reisen. „Darauf steht ‚Transit et bureaux de ville‘ –‚Durchgang und Stadtbüro‘, es passt perfekt an diese Stelle“, sagt Stern.
Über den langen, schmalen Flur gelangt man zu den Schlafzimmern und Bädern der Wohnung.
Auch im Schlafzimmer wurde eine Ziegelwand freigelegt. Statt Farbe wurde ihr hier eine prächtige Tapete entgegengesetzt. Das farbenprächtige Bild hat der Interior Designer selbst gemalt. „Meine geheime zweite Karriere ist nämlich die eines Künstlers“, lacht er.
„Alle Möbeleinbauten im Schlafzimmer habe ich entworfen und dann von einem befreundeten Schreinermeister bauen lassen“, so Stern.
Grüne Couch: Moroso; Deckenlampe: Maskros, Ikea
„Alle Möbeleinbauten im Schlafzimmer habe ich entworfen und dann von einem befreundeten Schreinermeister bauen lassen“, so Stern.
Grüne Couch: Moroso; Deckenlampe: Maskros, Ikea
Vom Schlafzimmer aus blickt man in die idyllische Nachbarschaft und auf das großzügige Grundstück, das vom ganzen Haus genutzt werden kann. Der zweite Balkon ist vom Wohnzimmer aus zugänglich.
Im großen Badezimmer sollten vor allem natürliche Materialien zum Tragen kommen. „Wir haben hierzu auch hier die Ziegelsteinwand freigelegt und davor einen Waschtisch aus einer überarbeiteten Drechselbank aus Massivholz gesetzt“, sagt Stern. Den Spiegel, und Teile der Wand, umrandet eine blaue LED-Lichtleiste. „Dadurch wirkt die Gestaltung weniger rustikal, dafür moderner“, sagt Stern.
Die güldene Tapete mit Mini-Pandas (von Interwall) über der Wanne passt ganz wunderbar zu den warmen Tönen des Bades. „Dennoch wollten wir hier spannende Gegensätze schaffen“, sagt Stern. „Mit dem kühlen, blauen Farbton Stone Blue von Farrow & Ball ist das gut gelungen.“ Die restliche Wand und der Boden wurden mit schlichten weißen Mosaiksteinen bestückt.
Damit mehrere Urlauber der Wohnung übernachten können, wurde ein Raum nur als Gästezimmer eingerichtet. Das Altholz für das Hochbett fand der Interior Designer auf verschiedenen Online-Portalen: „Es ist das gewaltige Element im Raum.“ Ein Rettungsreifen daran lässt maritime Stimmung aufkommen.
Die Papierleuchten an der Decke sind von Ikea. Kreativ an Seilen aufgehängt passen sie zum Rest der Einrichtung – und waren noch dazu preiswert.
Die Papierleuchten an der Decke sind von Ikea. Kreativ an Seilen aufgehängt passen sie zum Rest der Einrichtung – und waren noch dazu preiswert.
Viele Deko-Objekte sind Fundstücke: „Wenn man mit offenen Augen durchs Leben geht, kann man überall fündig werden – sei es übers Internet, in Industrieruinen, am Strand oder bei einer durchzechten Nacht mit Freunden in absurden Locations“, sagt Stern.
Vliestapete: Scandinavian Vintage, Marburg Wallcoverings
Vliestapete: Scandinavian Vintage, Marburg Wallcoverings
Da das zweite Badezimmer eher klein ist, wurde hier auf starkes – oder, wie Stern es nennt: „gewaltiges“ Design verzichtet. „Lieber haben wir uns hier für viele Naturtöne und Weiß entschieden“, sagt Stern. Der Waschtisch ist ein massives Eichenbrett, auf das ein Waschbecken aus Naturstein gesetzt wurde. „Ein spannender Textur- und Materialmix“, so Stern.
Die Fliesen in Holzoptik hinter der Toilette und im Duschbereich lassen den Raum größer wirken. „Außerdem wird so ein Gefühl von Wärme transportiert“, sagt Stern. Damit auch hier das Budget nicht überschritten wurde, hat der Interior Designer den Spiegel „Stockholm“ von Ikea gewählt. Ein kontrastreiches Konzept, gelingt eben auch mit Design von der Stange.
Info: Die Wohnung kann über Airbnb gemietet werden.
Info: Die Wohnung kann über Airbnb gemietet werden.
Mehr Houzzbesuche >>>
In unserer Rubrik „Houzzbesuch“ stellen wir spannende Projekte der Houzz-Experten vor, aber auch originelle Wohnungen von Privatleuten. Ihr Projekt oder Ihr Zuhause passt perfekt? Dann schreiben Sie uns – und schicken Sie am besten ein paar Fotos mit!
In unserer Rubrik „Houzzbesuch“ stellen wir spannende Projekte der Houzz-Experten vor, aber auch originelle Wohnungen von Privatleuten. Ihr Projekt oder Ihr Zuhause passt perfekt? Dann schreiben Sie uns – und schicken Sie am besten ein paar Fotos mit!
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