Möbel aus Holz: Wie verschiedene Holzarten den Wohnstil prägen
Seit Urzeiten baut man Holzmöbel. Doch nicht jedes Holz eignet sich für jeden Zweck, passt zu jedem Wohnstil. Ein kleiner Holz-Guide
Eva Bodenmüller
17. November 2015
Houzz Deutschland Contributor. Freie Autorin mit Faible für Architektur und Technik, Garten und Kulinarik
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Mit Holz kann man wunderbar auf eine Zeitreise gehen – in die Zukunft und Vergangenheit des Designs. Mit seinen Jahresringen und Macken berichtet es von vergangenen Jahrzehnten und Jahrhunderten. Und es ist sowohl ein Werkstoff der Vergangenheit, wie einer der Gegenwart. Holz liegt heute voll im Trend, viele Hersteller wagen sich an zeitgemäße Massivholz-Designs. Ein guter Grund, etwas genauer darauf zu schauen, wie verschiedene Holzarten den Stil von Einrichtungen prägen.
Welches Holz für den Möbelbau verwendet wird, unterliegt einerseits der Mode, andererseits der Verfügbarkeit verschiedener Hölzer. Und davon wiederum hängt der Preis des Rohmaterials ab. Das war auch schon im 17. und 18. Jahrhundert so. Exotische Hölzer wie Mahagoni, Teak und Palisander waren aufgrund der geringen Verfügbarkeit seit jeher Luxuswaren. Statt Vollholzmöbel daraus zu fertigen, wurden diese Hölzer zu Intarsien oder Furnieren verarbeitet.
Basis für die Furniere sind Möbel aus Blindholz, womit das nicht sichtbare Holz eines Möbelstücks gemeint ist. Besonders beliebt waren hierfür Weichhölzer wie Fichte und Kiefer, da sie günstig und verfügbar waren. Wer sich das Furnier nicht leisten konnte, nutzte die Möbel unbehandelt oder später dann lackiert.
Mit dem Trend zu natürlichen Materialien im Wohnbereich kam die Mode auf, alte Möbel abzubeizen und sie danach zu ölen und zu wachsen. Bei dieser Kommode ist das rohe Holz an den freigelegten Schubladen zu sehen, während der Korpus noch lackiert ist.
Mit dem Trend zu natürlichen Materialien im Wohnbereich kam die Mode auf, alte Möbel abzubeizen und sie danach zu ölen und zu wachsen. Bei dieser Kommode ist das rohe Holz an den freigelegten Schubladen zu sehen, während der Korpus noch lackiert ist.
Besonders das Beizen war seit jeher eine beliebte, weil kostengünstige Art und Weise, Möbeln eine andere Farbe und dadurch die optischen Eigenschaften einer anderen Holzart zu geben. Rot eingefärbtes Nussbaumholz ähnelt etwa Mahagoni, Buchenholzstühle sehen aus wie aus Nussbaum.
An diesem alten Küchenbuffet in einer Wohnung im Prenzlauer Berg zeigt sich wiederum, wie schwierig die Bestimmung des Holzes alter Möbel ist. Denn das natürliche Material verändert sich im Laufe der Jahre und dunkelt nach. Auch lässt sich nicht eindeutig sagen, ob das Holz früher eventuell lackiert oder eben gebeizt war.
An diesem alten Küchenbuffet in einer Wohnung im Prenzlauer Berg zeigt sich wiederum, wie schwierig die Bestimmung des Holzes alter Möbel ist. Denn das natürliche Material verändert sich im Laufe der Jahre und dunkelt nach. Auch lässt sich nicht eindeutig sagen, ob das Holz früher eventuell lackiert oder eben gebeizt war.
Möbel aus Kirschbaum
Kirschbaum wird vor allem als Furnier verwendet. Seine rötliche Färbung war schon zu Zeiten des Biedermeiers beliebt und wird bis heute gerne für edle Möbelstücke genutzt. Das Holz lässt sich gut bearbeiten und vor allem spiegelblank polieren. Damit verleiht es jedem Raum Glanz. Erstaunlich gut lassen sich Biedermeier-Möbel, die ja aus dem 19. Jahrhundert stammen, mit solchen der skandinavischen Moderne kombinieren – wie dem Stuhl im Bild.
Kirschbaum wird vor allem als Furnier verwendet. Seine rötliche Färbung war schon zu Zeiten des Biedermeiers beliebt und wird bis heute gerne für edle Möbelstücke genutzt. Das Holz lässt sich gut bearbeiten und vor allem spiegelblank polieren. Damit verleiht es jedem Raum Glanz. Erstaunlich gut lassen sich Biedermeier-Möbel, die ja aus dem 19. Jahrhundert stammen, mit solchen der skandinavischen Moderne kombinieren – wie dem Stuhl im Bild.
Seine Eleganz büßt Kirschbaum nicht ein, wenn es als fast unbearbeitetes Vollholz verwendet wird. Vielmehr kommt dadurch ein leichter Rosaton durch. Manuel König von Makingdesign spielte hier mit dieser Farbigkeit, indem er der Tischplatte aus Kirsche ein Gestell aus Ahorn gegeben hat. Der sehr reduzierte, moderne Couchtisch ist definitiv ein Kind der heutigen Zeit.
Kiefernholzmöbel
Das honiggelbe Holz der Kiefer mit seinen dunklen Ästen muss sich keineswegs verstecken. Der Trend zu unlackiertem Kiefernholz entstand in den Sechzigerjahren des vorigen Jahrhunderts in Skandinavien. Diese Möbel sind bis heute stark nachgefragt. Tisch und Bank auf diesem Bild sind aus altem Kiefernholz getischlert.
Das honiggelbe Holz der Kiefer mit seinen dunklen Ästen muss sich keineswegs verstecken. Der Trend zu unlackiertem Kiefernholz entstand in den Sechzigerjahren des vorigen Jahrhunderts in Skandinavien. Diese Möbel sind bis heute stark nachgefragt. Tisch und Bank auf diesem Bild sind aus altem Kiefernholz getischlert.
Möbel aus Ahorn
Ahorn ist sehr zurückhaltend, sowohl in der Maserung als auch in seiner hellen, gelblich-weißen Farbe. Vor weißen Wänden fällt er kaum auf. Zumindest rückt er in puncto Materialität optisch nicht in den Vordergrund. Auch die ausgefallenen Ahornmöbel von Manuel König dominieren seine Wohnung in Kulmbach nicht. Studentisches Wohnen trifft hier auf reduzierte Sachlichkeit.
Ahorn ist sehr zurückhaltend, sowohl in der Maserung als auch in seiner hellen, gelblich-weißen Farbe. Vor weißen Wänden fällt er kaum auf. Zumindest rückt er in puncto Materialität optisch nicht in den Vordergrund. Auch die ausgefallenen Ahornmöbel von Manuel König dominieren seine Wohnung in Kulmbach nicht. Studentisches Wohnen trifft hier auf reduzierte Sachlichkeit.
Möbel aus Birke
Was für den Ahorn gilt, trifft teils auch auf die Birke zu. Ihr helles, samtig glänzendes Holz reflektiert selbst den kleinsten Lichtschimmer. Sie eignet sich perfekt für Regale.
Was für den Ahorn gilt, trifft teils auch auf die Birke zu. Ihr helles, samtig glänzendes Holz reflektiert selbst den kleinsten Lichtschimmer. Sie eignet sich perfekt für Regale.
Auch ganze Schrankwandfronten können damit verkleidet werden. Das Licht wird ähnlich wie bei einer weißen Wand reflektiert, allerdings in einem wesentlich wärmeren Ton. Apropos Ton: Dieser Einbauschrank von Studio North heißt Musik Wall. Hier finden eingebaute Lautsprecher ebenso Platz wie Gitarren und Bücher.
Möbel aus Buche
Während Käufer vor allem bestimmte Stilrichtungen mit bestimmten Holzarten verbindet, achten Hersteller mehr auf deren Materialeigenschaften. Ein gutes Beispiel hierfür ist die Buche. Ihr hartes Holz ist ideal für alle Flächen, die stark beansprucht werden. Esstischplatten gehören ebenso dazu wie etwa Arbeitsplatten in Küchen.
Während Käufer vor allem bestimmte Stilrichtungen mit bestimmten Holzarten verbindet, achten Hersteller mehr auf deren Materialeigenschaften. Ein gutes Beispiel hierfür ist die Buche. Ihr hartes Holz ist ideal für alle Flächen, die stark beansprucht werden. Esstischplatten gehören ebenso dazu wie etwa Arbeitsplatten in Küchen.
Diese Arbeitsplatte aus Bergbuche in dieser Berliner Single-Küche ist nicht nur sehr schön gemasert, sondern übt sich auch in Ressourcenschonung, da sie aus Lawinenholz besteht.
Neben seiner Härte hat Buchenholz noch eine weitere besondere Eigenschaft: Über Wasserdampf lässt es sich biegen. Nur so konnte Michael Thonet 1859 seinen bis heute berühmten Wiener Kaffeehausstuhl, heute Thonet 214 genannt, bauen. Das Buchenholz ist lackiert oder dunkel gebeizt. In Kombination mit dem modernen Tisch aus Buchenleimholz entsteht in einem Apartment im New Yorker Greenwich Village zwar nicht die typische Atmosphäre Wiener Kaffeehäuser. Doch das Beispiel führt zwei Möglichkeiten zusammen, ökonomisch mit Holz zu arbeiten.
Designikonen: Thonet – Bugholzstühle par excellence >>>
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Eichenmöbel
Eiche ist der Inbegriff schwerer Möbel. Seit dem Mittelalter ist Eichenholz eines der meistgenutzten Hölzer – sowohl für massive Truhen, Schränke und Tische als auch im 18. Jahrhundert als Blindholz. In diesem Landhaus im Taunus haben in der modernen Küche ein alter Esstisch und eine Standuhr aus Eiche ihren Platz gefunden.
Eiche ist der Inbegriff schwerer Möbel. Seit dem Mittelalter ist Eichenholz eines der meistgenutzten Hölzer – sowohl für massive Truhen, Schränke und Tische als auch im 18. Jahrhundert als Blindholz. In diesem Landhaus im Taunus haben in der modernen Küche ein alter Esstisch und eine Standuhr aus Eiche ihren Platz gefunden.
Ein ehrliches Stück Holz zeigt seinen Charakter. Bei der massiven Baumstammküche von Werkhaus, deren eines Ende noch die Borke trägt, besteht kein Zweifel: Das ist Eiche. Eiche muss aber nicht dunkel und schwer daher kommen. Es geht auch anders…
Ferdinand Kramer hat früh gezeigt, was in Eichenholz steckt. Dabei liegt die Kunst eher im Weglassen. Seine Liege Theban, auch als Couchtisch verwendbar, entstand 1925 und wird heute von E15 hergestellt. erinnert nicht im Entferntesten an die schweren Eichenmöbel, die bis in die späten Siebzigerjahre des letzten Jahrhunderts in deutschen Wohnzimmern standen und für das schlechte Image von „Eiche rustikal“ verantwortlich sind.
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Das Revival der Massivholzmöbel – 5 innovative Hersteller
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Fotosuche: Einrichtungsideen mit Massivholz sind typisch für Interiors im rustikalen Stil oder im skandinavischen Stil.
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Genialer Bericht, sehr schön verfasst.
Sichtbares Holz gibt auf jeden Fall jedem Raum eine ganz eigene Optik. Worauf immer geachtet werden sollte, ist, dass sich die verschiedenen Holzarten kombinieren lassen. Ansonsten wirken die Möbel sehr schnell deplatziert und der Raum ist nicht mehr stimmig.