Vorher-Nachher: Oh Berlin Boy – wie eine Altbauwohnung Flair bekam
Farbakzente, Stauraum und ausgesuchte Möbel ziehen sich jetzt wie ein roter Faden durch die Räume einer Berliner Altbauwohnung.
Eva Bodenmüller
23. Februar 2016
Houzz Deutschland Contributor. Freie Autorin mit Faible für Architektur und Technik, Garten und Kulinarik
Houzz Deutschland Contributor. Freie Autorin mit Faible für Architektur und Technik,... Mehr
Das Szenario: Eine helle Berliner Altbauwohnung, frisch renoviert, bewohnt von einem jungen Unternehmer. Es stehen einige Möbel in den Räumen, doch irgendwie mangelt es an Wohnlichkeit. Auf der Suche nach dem roten Faden für sein Wohnkonzept findet der junge Unternehmer zunächst Maj van der Linden und Rosario Bona von Vintagency. Die auf Vintage-Möbel spezialisierten Interior Designer helfen ihm, eine Lösung für sein Design-Dilemma zu finden – und verwandeln die Räume in kurzer Zeit und mit kleinem Budget in ein stylisches Zuhause.
Auf einen Blick
Hier wohnt: ein junger Unternehmer
in: einer Zweizimmerwohnung in einem Berliner Altbau
Experten: Vintagency
Projektjahr: 2015
Fotos: Anne-Catherine Scoffoni
Hier wohnt: ein junger Unternehmer
in: einer Zweizimmerwohnung in einem Berliner Altbau
Experten: Vintagency
Projektjahr: 2015
Fotos: Anne-Catherine Scoffoni
VORHER: Der junge Unternehmer lebt in einer typischen Berliner Altbauwohnung. Hohe Zimmerdecken und die alten, doppelflügeligen Fenster geben den Räumen viel Luft und Licht. Frisch gestrichene weiße Wände und ein heller, abgeschliffener Dielenboden verstärken diesen Eindruck. Dennoch stellt sich kein rechtes Wohngefühl ein.
VORHER: Die Wohnung diente zum Übernachten, zur Aufbewahrung von Kleidung, gelegentlich zum Arbeiten. Im Schlafzimmer etwa dominierten dunkle Farben. Die Mischung aus grauschwarzen Textilien und braunem Bett wirkte wenig einladend, das Schlafzimmer war auf seinen bloßen Zweck reduziert. „Es fehlte die Liebe zum Detail“, sagt Maj van der Linden von Vintagency.
Die schöne Altbauwohnung hatte Besseres verdient, und ihr Bewohner sicherlich auch. Er hatte selbst erkannt, dass seine Wohnung nicht gerade wohnlich wirkte. Ihm schwebte eine Einrichtung im Industrial Style vor, wie er sie auch bei anderen Projekten von Vintagency gesehen hatte. Doch er wohnt eben in einem Altbau. „Betonwände und Estrichoptik auf dem Fußboden hätte nicht zum Charakter der Wohnung gepasst“, erklärt van der Linden. „Also haben wir uns zusammengesetzt, um den Look für die Wohnung herauszufinden.“
Die Herausforderung dabei: Es stand nur ein begrenztes Budget zur Verfügung. Eine einfache Lösung war also gefragt, die in kurzer Zeit umgesetzt werden konnte. „Am längsten hat es gedauert, bis wir die Richtung gefunden hatten“, so van der Linden.
Die Herausforderung dabei: Es stand nur ein begrenztes Budget zur Verfügung. Eine einfache Lösung war also gefragt, die in kurzer Zeit umgesetzt werden konnte. „Am längsten hat es gedauert, bis wir die Richtung gefunden hatten“, so van der Linden.
Mit der graublauen Wand im Schlafzimmer haben die Experten von Vintagency den Wunsch nach Industrial aufgegriffen. „Wir beziehen die Kunden auch während des Umbaus gerne in die Projekte mit ein. Sie sollen sich schließlich in der fertigen Wohnung wohlfühlen“, sagt van der Linden – und so war der Kunde bei der Farbfindung anwesend. Ihm gefiel der Probeanstrich dann so gut, dass er das farbige Quadrat gleich an der Wand belassen wollte. Versetzt darunter ist ein weißes Hängeregal angebracht, auch der kleine Hocker „Pirkka“ von Ilmari Tapiovaara (Artek) dient als Ablagefläche.
Über dem Bett hängt ein Werk des in Berlin lebenden Fotografen Matthias Heiderich. Die beiden Nachttischboxen bieten unauffälligen Stauraum neben dem Bett. Ansonsten lebt der Raum vor allem durch Textilien: Kissen, Plaid, Teppich und Textilkörbe schaffen eine wohnliche Atmosphäre.
Und der Kleiderschrank? Passt perfekt in eine ungenutzte Nische am Ende des Flurs.
VORHER stapelten sich hier allenfalls Wollmäuse, heute sind hier Kleider untergebracht. Aber wie?
VORHER stapelten sich hier allenfalls Wollmäuse, heute sind hier Kleider untergebracht. Aber wie?
Versteckt hinter einem Vorhang: „Wir haben die immense Raumhöhe genutzt und deckenhohe Lastenregale aufgestellt. In die passen alle Klamotten des Bewohners – und das sind recht viele“, beschreibt van der Linden. Zwei Drittel des neu geschaffenen Raums dienen als Kleiderschrank. Das übrige Drittel ist für Staubsauger, Koffer und Ähnliches reserviert. Statt auf rauen Industriecharme haben die Gestalter von Vintagency hier auf Farbakzente gesetzt. Die neonorangen Streifen des Vorhangs passen perfekt zu dem neongelben Spiegelrahmen – der einfach mit einem Tape beklebt wurde, wie van der Linden verrät. Mit dem „Wire Chair“ von Harry Bertoia (Knoll) davor ist ein einfaches Ankleidezimmer entstanden.
Ebenfalls im Flur, seitlich des Vorhangs, haben die Experten noch Platz für das Fahrrad geschaffen. „Unser Kunde fährt täglich mit seinem Rennrad zur Arbeit. Da muss es einfach griffbereit aufgeräumt sein“, so van der Linden. Mit einer praktischen Wandhalterung ist dieses Problem gelöst.
Vor der hellgrauen Wand sieht das türkisfarbene Rad fast wie eine Kunstinstallation aus. Der Flur wird zum Wohnraum – nicht nur, weil die Tür zum Wohnzimmer meist offen steht. Auch die Wandfarbe ist die gleiche.
Fahrrad in der Wohnung verstauen – mehr Tipps >>>
Vor der hellgrauen Wand sieht das türkisfarbene Rad fast wie eine Kunstinstallation aus. Der Flur wird zum Wohnraum – nicht nur, weil die Tür zum Wohnzimmer meist offen steht. Auch die Wandfarbe ist die gleiche.
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Das Fahrrad ist vom Essbereich aus noch ein wenig zu sehen. Um den Esstisch steht ein bunter Stühlemix. „Wir haben einige der alten Möbel in das neue Konzept übernommen. Der Armlehnstuhl etwa ist ein Erbstück, das unser Kunde unbedingt behalten wollte“, erklärt van der Linden. Auch der orangerote Eames Chair war schon vorher im Besitz des jungen Unternehmers. Er setzt einen schönen Farbakzent am ansonsten schlichten Esstisch. Hinzu kamen die beiden alten „Compas Chairs” (Galvanitas) aus den späten Sixties.
Seit der Umgestaltung der Wohnung, fühlt sich der junge Unternehmer darin übrigens so wohl, dass er endlich auch Freunde einlädt.
Vintage-Möbel kaufen: Warum alt manchmal besser ist >>>
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VORHER: Wenig einladend wirkte der Esstisch vorher. Auch die schwarze Deckenleuchte trug nicht zu einer behaglichen Atmosphäre bei. Es war schade um den schönen, hellen Raum. Doch die Experten von Vintagency haben mit ihrem Konzept klar gezeigt, dass es auch anders geht. Aus dem Essbereich ist mit wenigen Griffen ein repräsentativer Raum geworden. Das gilt auch für den Wohnbereich, der im selben Raum zu den Fenstern hin eingerichtet ist.
Die großen Fenster lassen viel Licht in den Raum. Ein kleiner Balkon lässt die Frage entstehen: Drinnen oder draußen? Nicht nur im Winter eine schwere Entscheidung. Denn das neu gestaltete Wohnzimmer strahlt eine gemütliche, einladende Atmosphäre aus. Dazu tragen der Orientteppich von The Knots und der Vintage-Lounge-Chair von Arthur Umanoff bei. Doch auch die lässige Aufgeräumtheit wirkt. Den Anspruch an Funktionalität und Stil erfüllt ein maßgefertigtes Lowboard aus Bauholz. Es ist zugleich Sitzbank und Stauraum. Ein bunter Mix aus geflochtenen und textilen Kissen lädt zum Sitzen ein. Darunter stehen Körbe und Kisten, aber auch die Stereoanlage.
Die Einrichtung ist nach wie vor sehr reduziert, lässt viele Freiräume. „Es sollte insgesamt nicht zu clean wirken, aber dennoch Raum schaffen“, sagt van der Linden. In diesen Stil fügen sich die dekorativen Elemente perfekt ein. Die zarten „Triangle Coffee Tables“ von Mathieu Matégot genauso wie die weiße Bodenvase von Scheurich. Solche Details sind ausschlaggebend für die neue Wohnlichkeit. „Vor allem durch die Farbakzente haben wir einen roten Faden gefunden. Weg vom Schwarz, hin zu etwas helleren Tönen, die mit dem Altbaucharakter harmonieren und dennoch ein wenig von dem ursprünglich gewünschten Industrial-Look haben“, so van der Linden.
Möbelauswahl, Lichtplanung und Co: So helfen Ihnen Wohnexperten auch bei kleinen Projekten und Budgets >>>
Die Einrichtung ist nach wie vor sehr reduziert, lässt viele Freiräume. „Es sollte insgesamt nicht zu clean wirken, aber dennoch Raum schaffen“, sagt van der Linden. In diesen Stil fügen sich die dekorativen Elemente perfekt ein. Die zarten „Triangle Coffee Tables“ von Mathieu Matégot genauso wie die weiße Bodenvase von Scheurich. Solche Details sind ausschlaggebend für die neue Wohnlichkeit. „Vor allem durch die Farbakzente haben wir einen roten Faden gefunden. Weg vom Schwarz, hin zu etwas helleren Tönen, die mit dem Altbaucharakter harmonieren und dennoch ein wenig von dem ursprünglich gewünschten Industrial-Look haben“, so van der Linden.
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Liebe Susann Winkel,
"Gibt es so etwas wie Grundregeln, was man für eben so ein Wohngefühl tun oder lassen sollte?"
"Vorher" ist es schlecht beleuchtet und nicht aufgeräumt - "hinterher" das Gegenteil - das spielt auch eine Rolle. Aber es ist trotzdem natürlich viel schöner.
Das sind z.B. Grundregeln:
Ordnung (vermittelt Ruhe), wenig Gegenstände (vermittelt Stressfreiheit) und Pflanzen (vermittelt Natur, deren Bestandteil der Mensch ist und warme Farben), Kissen (Vermitteln Gemütlichkeit) und angenehmer Beleuchtung (spielt eine große Rolle für das Empfinden - siehe Kerzenschein und Neonlicht),
farbliche Abstimmung (nicht zu bunt!!!) ist sehr wichtig!
Weniger ist ist manchmal mehr!
LG
Das sieht wirklich schön aus, muss es mir immer wieder anschauen. Ich denke es ist auch die Leichtigkeit der Möbel, nicht zu plump und schwer. Und wunderschöne Farben..... :-)
Vielen lieben Dank für die Tipps!