Houzzbesuch: Zwischen Micky Maus, Mustern und Mode
Wie man Kitsch mit Klassikern kombiniert, zeigt uns diese Frankfurter Shop-Besitzerin in ihrem kunterbunten Zuhause
Das Familienzuhause von Modebuyerin und Store-Besitzerin Kerstin Görling ist bunt, fröhlich – und wirkt wie eine Mischung aus Pippi Langstrumpfs Villa Kunterbunt und der fabelhaften Welt der Amelie. Zusammengewürfelt sehen die 165 Quadratmeter Altbau dennoch nicht aus – was vor allem an Kerstins feinem Gespür für Mustermixe, Farb- und Möbelkombinationen liegt. Da kann dann auch schonmal eine englische Marionette im Vogelkäfig auf der gelben Couch hocken, ohne dass man sich weiter wundert.
Auf einen Blick
Hier wohnt: Kerstin Görling vom Shop Hayashi mit Freund Daniel, Tochter Toni Wilma und Labrador Otto
In: Frankfurt am Main, Hessen
Auf: 165 Quadratmetern
Fotos: Uli Kaufmann
Auf einen Blick
Hier wohnt: Kerstin Görling vom Shop Hayashi mit Freund Daniel, Tochter Toni Wilma und Labrador Otto
In: Frankfurt am Main, Hessen
Auf: 165 Quadratmetern
Fotos: Uli Kaufmann
Kerstin und Daniels Stil ist bunt, eklektisch, detailverliebt – und oft mit einem humorvollen Twist versehen. „Ich mixe wild Stile und Epochen. Dazu gesellen sich Souvenirs von unseren Reisen neben Designklassikern und Kitsch vom Trödel“, sagt Kerstin.
Ihr Herz schlägt vor allem für den kleinen Pouf von Apartment (rechts im Bild). „Er ist mit einem Hermès-Stoff bezogen und passt perfekt zum Perserteppich. Kinder stürzen sich immer zuerst auf diesen Pouf mit den vielen Tiermotiven darauf. Und jedes mal denke ich: Bitte lasst ihn überleben.“
Ihr Herz schlägt vor allem für den kleinen Pouf von Apartment (rechts im Bild). „Er ist mit einem Hermès-Stoff bezogen und passt perfekt zum Perserteppich. Kinder stürzen sich immer zuerst auf diesen Pouf mit den vielen Tiermotiven darauf. Und jedes mal denke ich: Bitte lasst ihn überleben.“
Mode und Einrichtung haben viel gemeinsam – aktuell zum Beispiel Samt! „In dieser Saison auch mal mit Musterungen. Isabel Marant zeigt bunte Samtkleider – die hätte ich auch gerne als Kissen. Ich gehe da demnächst mal auf die Suche. Ansonsten nähe ich sie selbst“, so Kerstin. Was auch noch kommt? Liberty-Prints und Leopardendrucke. „Ein Blümchensessel oder ein Leosofa sind deshalb auf meiner Wishlist“, sagt sie. „House of Hackney ist da eine Anlaufstelle.“
Das Micky Maus-Ölgemälde über der Couch ist von Kerstins Freundin Katja Holtz aus New York. „Ihre Bilder machen mich einfach fröhlich.“
Waldgrüne Samtcouch: Kontrastmöbel; Couchtisch mit Waldkante: Ebay
Das Micky Maus-Ölgemälde über der Couch ist von Kerstins Freundin Katja Holtz aus New York. „Ihre Bilder machen mich einfach fröhlich.“
Waldgrüne Samtcouch: Kontrastmöbel; Couchtisch mit Waldkante: Ebay
Eine Einrichtungsregel, die für Kerstin immer funktioniert, sind Wiederholungen. „Ich achte immer darauf, dass sich eine Farbe oder ein Muster wiederholt, damit die Sammelsurien nicht chaotisch wirken, sondern harmonieren. Das gelbe Sofa passt zum Beispiel zu den gelben Boxen. Das Auge muss ruhen dürfen und Anhaltspunkte im Raum finden.“
Gelbes Sofa: vom Trödelmarkt; Teppich: ebay; Pendelleuchten: 2nd home, Frankfurt; Schaukelstuhl: Eames Plastic RAR, Vitra; Sessel: Eames Lounge Chair, Vitra
Gelbes Sofa: vom Trödelmarkt; Teppich: ebay; Pendelleuchten: 2nd home, Frankfurt; Schaukelstuhl: Eames Plastic RAR, Vitra; Sessel: Eames Lounge Chair, Vitra
Die Vasen fand Kerstin bei einer Reise nach Mailand auf dem Flohmarkt in Navigli. „Der Händler hat sie mir dann direkt nach Hause verschickt.“ Das Bild mit der Frau, die einen Eisberg in der Brust trägt, ist von Paula Bonet.
Die Einrichtungshosen haben beide an. „Ich bin für Krimskrams zuständig, Daniel schleppt die Klassiker an. Die Kombi harmoniert sehr gut – wir sind uns immer einig. Für mich ist es sehr wichtig, so zu leben, wie es mir gefällt“, sagt sie.
Und dazu gehört eben auch, sich nicht zu bierernst zu nehmen: Unterm Vogelkäfig von Deko Wörner wohnt Tomasz, eine englische Marionette. „Ich habe ihn beim Trödel entdeckt. So einen kann man nicht zurücklassen“, sagt Kerstin.
Und dazu gehört eben auch, sich nicht zu bierernst zu nehmen: Unterm Vogelkäfig von Deko Wörner wohnt Tomasz, eine englische Marionette. „Ich habe ihn beim Trödel entdeckt. So einen kann man nicht zurücklassen“, sagt Kerstin.
„In unsrem Zuhause könnte ich auf nichts verzichten, ich liebe jedes Detail“, sagt Kerstin. „Außerdem ist die Wohnung so schön hell. Große Fenster, Räume zum Durchatmen. Von hier aus blicken wir auf einen Ginkgo Baum und dahinter die Synagoge. Wenn man die Fenster öffnet, kann man oft den Gesängen lauschen. Wunderschön!“
Schreibtisch: House Doctor; Kommode: Trödel; silberner Deko-Schwan, der mal Teil eines Brunnens war: Trödel
Wohnen und Arbeiten geht bei Kerstin und Daniel Hand in Hand. Und so liegt gleich neben dem Wohnzimmer der Arbeitsplatz der beiden.
Die Stühle rechts und Links der Tür, sowie Kerstins Schreibtischstuhl sind aus der Alten Oper in Frankfurt. „Sie standen für 25 Euro das Stück zum Verkauf. Ich habe gleich mehrfach zugeschlagen.“
Hier macht es sich gerade Labrador Otto auf einem Teppich aus der Medina in Marrakech gemütlich. „Den habe ich gerollt mit im Flieger gehabt. Man zahlt nur einen kleinen Aufpreis am Flughafen“, so Kerstin.
Die Stühle rechts und Links der Tür, sowie Kerstins Schreibtischstuhl sind aus der Alten Oper in Frankfurt. „Sie standen für 25 Euro das Stück zum Verkauf. Ich habe gleich mehrfach zugeschlagen.“
Hier macht es sich gerade Labrador Otto auf einem Teppich aus der Medina in Marrakech gemütlich. „Den habe ich gerollt mit im Flieger gehabt. Man zahlt nur einen kleinen Aufpreis am Flughafen“, so Kerstin.
„Ich liebe es, mir meine Welt so zu machen, wie sie mir gefällt. Da bin ich ganz Pippi Langstrumpf. Auch im Job: Einkauf, Ladendeko, Social Media Strategien machen irre Spaß. Der ständige Druck ist aber die Kehrseite der Medaille. Die Leichtigkeit zu wahren ist harte Arbeit. Und wenn es zu viel wird, muss ich mich oft zwingen eine Auszeit zu nehmen. Dann buchen wir kurzerhand einen Flug und hauen mal eben ab. Das verändert Blickwinkel und reinigt“, sagt Kerstin.
Die Wohnung hat sich durch die Geburt der kleinen Tochter nicht wirklich verändert. „Da wir sehr bunt leben, hätte man auch schon vorher denken können, dass hier Kinder wohnen,“ sagt Kerstin lachend. „The creative adult is the child who survived“, zitiert Kerstin Autorin Ursula K. Le Guin. Auf- und weggeräumt wird trotzdem täglich. „Ich hasse Chaos, da sind wir Ästheten.“
Kerstins Geheimtipp für coole Möbel und Accessoires: „Ich liebe Entrümpelungshallen. Da findet man die besten Vasen, Kommoden und Dekosachen. Wenn man die mit Klassikern mischt, macht es den Stil unverkennbar.“
„Der Schreibtisch meines Freundes ist immer super geordnet. Meiner hingegen ist eher chaotisch“, sagt Kerstin. „Manchmal gehe ich also zu ihm rüber und streiche wahllos Dinge aus seinen To-Do-Listen“, sagt sie lachend. Daniel ist ebenfalls Buyer für seinen eigenen Männerstore Uebervart. Manchmal sitzen die beiden bis in die Nacht an ihren Schreibtischen und überlegen sich Projekte. „Selbst die Buchhaltung ist nur halb so langweilig, wenn man zu zweit mit guter Musik Belege ordnet.“
Das Tagesbettchen der kleinen Tochter Toni Wilma steht auf Rollen und wandert immer mit. Kerstin hat es mit einem Stoff von Vlisco mit afrikanischem Wax-Print bezogen.
Direkt ans wohnliche Arbeitszimmer schließt die offene Wohnküche an. Die Einbauschränke sind von Küchenhaus Süd, der Rest ist wieder ein Kerstin-typisches Sammelsurium.„Ich liebe die Deckenleuchte in der Küche“, sagt Kerstin. „Sie heißt Peggy und wurde für das Peggy Guggenheim Museum von Vistosi gemacht. Es gibt nur 20 Stück – und wir haben eine ergattert.“ Die Zirkusboxen sind von Deko Wörner. „Da findet man immer tollen Kleinkram.“
Bunte, geflochtene Schalen und wieder ein Ölgemälde von Katja Holtz dekorieren die Wand am Esstisch. Eine kitschige Winkekatze und eine süße Zuckerdose runden den eklektischen Look ab. „Ich nenne meinen Stil auch den Hayashi Look“, sagt Kerstin. „Schaufensterdeko aus meinem Store, findet oft auch den Weg zu mir nach Hause. Umgekehrt verschwindet auch mal eine Vase und landet im Fenster.“
Die langbeinige Wanddeko war mal eine Schaufensterinstallation der Schirn Kunsthalle in Frankfurt. „Die hab ich mir dann halt einfach an die Wand gehängt“, schmunzelt Kerstin.
Die orangefarbene Couch ist meistens Hund Otto vorbehalten. „Hier hat er die für ihn wichtigsten Dinge im Blick: Kühlschrank, Esstisch und Napf“, sagt Kerstin.
Die orangefarbene Couch ist meistens Hund Otto vorbehalten. „Hier hat er die für ihn wichtigsten Dinge im Blick: Kühlschrank, Esstisch und Napf“, sagt Kerstin.
Im Flur hockt fröhlich Heiko, der Elefant. „Er stammt aus dem Kaufhaus Bon Marché in Paris“, erzählt Kerstin. „Ich war hochschwanger zwischen Showroom-Terminen zur Fashionweek nach Babysachen schauen – da saß Heiko in bester Laune. Wir haben ihn den Rest des Tages durch Paris geschleppt. Ein lustiger Anblick.“
Und wenn man gerade denkt: Ach, der Flur ist ja doch recht schlicht, irrt man schon wieder. Im Flur hängen vier Masken von Hay als Kunst- und Deko-Objekte an der Wand – auch sie waren mal im Store ausgestellt; Vase und Bilder sind Sammlerstücke. Und Schuhe werden hier auf alten Hochzeitsstühlen vom Flohmarkt angezogen.
Gibt es noch etwas, das den beiden zum perfekten Wohnglück fehlt? „Bloß eine große, bepflanzte Terrasse, die man nicht gießen muss“, sagt sie lachend. „Und ein Zimmer mehr für unsere kleine Tochter. Wir suchen immer mal in Frankfurt, aber der Wohnungsmarkt ist eine Katastrophe.“ Am Stadtrand kann man zwar noch Juwelen finden, aber Kerstin ist und bleibt eine Städterin. „Auf den Wald zu sehen macht mich zu melancholisch. Ich brauche Bewegung, Farben und Energie.“
Noch mehr Fotos aus der Wohnung im Fotografen-Profil von Uli Kaufmann
In unserer Rubrik „Houzzbesuch“ stellen wir spannende Projekte der Houzz-Experten vor, aber auch originelle Wohnungen von Privatleuten. Ihr Projekt oder Ihr Zuhause passt perfekt? Dann schreiben Sie uns – und schicken Sie am besten ein paar Fotos mit!
Noch mehr Fotos aus der Wohnung im Fotografen-Profil von Uli Kaufmann
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„Ich bin ein richtiger Nerd, lese tausende Blogs gleichzeitig, durchkämme täglich Instagram, lese Mode- und Interiormagazine, liebe Kunst und Musik, reise viel. All das zusammen hat mich zu meinem Stil geführt – der sich aber immer wieder verändert. Stillstand mag ich nicht.“