Houzzbesuch: Ein echtes Wolkenkuckucksheim im Schwarzwald
Grandioses Panorama: In diesem Neubau mit Talblick wird für eine Familie der Traum vom Wohnen über den Wolken wahr
Nicola Enderle
2. Juli 2017
Houzz Deutschland, Redakteurin.
Wie man sich schön einrichtet? Ich finde mit viel Persönlichkeit und eigenem Stil, der kann auch gerne schräg sein. Meinem eigenen bin ich auf der Spur – in unserem Houzz-Magazin helfen wir Ihnen Ihren zu finden, zeigen spannende Projekte und blicken durch Schlüssellöcher. Haben Sie ein schönes Zuhause? Erzählen Sie mir davon!
Houzz Deutschland, Redakteurin.
Wie man sich schön einrichtet? Ich finde mit viel... Mehr
Wer in Wolkenkuckucksheim lebt, lebt bekanntlich in einer Fantasiewelt. Ein Luftschloss aber ist dieses Haus im Schwarzwald keineswegs – obwohl es, wenn der Nebel im Tal hängt, fast so scheinen mag. Auf dem Berg gelegen, genießt hier eine vierköpfige Familie ihr Zuhause mit magischem Blick: In Split-Level-Bauweise schmiegt sich das Holzhaus in den Hang und sorgt so trotz aller Offenheit für Geborgenheit.
Auf einen Blick
Hier wohnt: eine vierköpfige Familie
Im: Schwarzwald, Deutschland
Auf: 240 Quadratmetern
Experten: ÜberRaum Architects; Schreinerarbeiten: Axel Käshammer
Fotos: René Lamb
Auf einen Blick
Hier wohnt: eine vierköpfige Familie
Im: Schwarzwald, Deutschland
Auf: 240 Quadratmetern
Experten: ÜberRaum Architects; Schreinerarbeiten: Axel Käshammer
Fotos: René Lamb
Hoch oben im Schwarzwald, unweit von Baden-Baden – mit märchenhaftem Blick über den Oberrhein: „Oft liegt dichter Nebel im Achertal, besonders im Herbst und im Winter. Das Haus scheint dann magisch über den Nebelwolken zu schweben“, sagt Architekt Markus Seifermann. Mit seiner Frau ist er vor 13 Jahren nach London gezogen, hat dort sein Architekturbüro ÜberRaum eröffnet. Hin und wieder zieht es ihn aber wieder zurück in die süddeutsche Heimat – diesmal für eine befreundete Familie.
„Die Bauherren sind langjährige Freunde von uns. Wir kannten uns bereits, bevor wir unser Architekturbüro in London eröffneten“, sagt Seifermann. Die Idee zum Haus war schon seit Jahren da, auf dem Grundstück stand ein kleines Fertighaus aus den Fünfzigern, in dem die Bauherren schon gewohnt hatten, damals noch ohne Kinder.“
Das Paar wollte das bestehende Hanggeschoss stehen lassen und einen Neubau obendrauf setzen. „Insgesamt sollte das Haus Offenheit, Ausblicke aber auch Rückzugsmöglichkeiten schaffen und verbinden.“
Das Paar wollte das bestehende Hanggeschoss stehen lassen und einen Neubau obendrauf setzen. „Insgesamt sollte das Haus Offenheit, Ausblicke aber auch Rückzugsmöglichkeiten schaffen und verbinden.“
Im Querschnitt sieht man: Das Haus macht sich die steil abfallende Berglandschaft zu Nutze. „Die vier Wohn-Ebenen sind als Voll- und Halbgeschosse zueinander angeordnet, so dass eine zusammenhängende Wohnlandschaft entsteht, die am besten mit einem terrassierten Weinberg verglichen werden kann“, sagt Seifermann.
Die Fassade besteht dabei aus vorvergrauter Weißtanne. „Diese neue vorgefertigte Holzstruktur sitzt auf dem Steinsockel und bietet eine Reihe von offenen Wohnräumen unter einem großen Dach“, sagt der Architekt. Das Panoramafenster lässt einen bei gutem Wetter 50 Kilometer weit ins Tal schauen.
Das Haus erstreckt sich auf vier Split-Level-Ebenen mit insgesamt 240 Quadratmetern Wohnfläche. „Die Eichentreppe ist wie ein Canyon durch das gesamte Haus geschnitten und führt zunächst auf die Hauptebene mit Küche, Essbereich und offenem Wohnen“, sagt Seifermann.
„Die Treppenöffnung musste dabei wie eine Schneise passgenau durch die alte Bausubstanz gesägt werden, damit diese millimetergenau mit dem neuen Holzhaus zusammenpasst.“
„Die Treppenöffnung musste dabei wie eine Schneise passgenau durch die alte Bausubstanz gesägt werden, damit diese millimetergenau mit dem neuen Holzhaus zusammenpasst.“
Vom Wohn- und Esszimmer aus geht es ein Halbgeschoss weiter oben zu einem Gästezimmer, und ein weiteres Halbschoss darüber befindet sich die oberste Plattform mit Sofa- und Spielecke. „Unter dieser Plattform sind die Nebenräume angeordnet, wie zum Beispiel Abstellkammer, Gästetoilette und Büro-Koje“, sagt Seifermann. „Die Nischen und Abstellflächen nimmt man so optisch gar nicht wahr, da sie hinter Wandverkleidungen liegen. Das Haus wirkt somit ruhig und aufgeräumt.“
Im offenen Wohnraum befindet sich auch die Küche, eine Hybrid-Konstruktion: „Alle Schränke und Innenaufteilungen sind Standard-Elemente. Die Türen und Arbeitsplatten sind vom Möbelschreiner passgenau angesetzt“, so der Architekt.
Unterhalb des oberen Levels sind Akustikplatten in unterschiedlichen Größen angebracht. „Dahinter befindet sich ein zusätzlicher Akustik-Vlies. Das sichtbare Muster sind die bewusst offenen Fugen, um Schall zu absorbieren. Dies ist notwendig in dem hohen und offenen Wohnraum“, sagt Seifermann.
Esstischleuchte: Lunaop, Martinelli Luce
Unterhalb des oberen Levels sind Akustikplatten in unterschiedlichen Größen angebracht. „Dahinter befindet sich ein zusätzlicher Akustik-Vlies. Das sichtbare Muster sind die bewusst offenen Fugen, um Schall zu absorbieren. Dies ist notwendig in dem hohen und offenen Wohnraum“, sagt Seifermann.
Esstischleuchte: Lunaop, Martinelli Luce
Das acht Meter lange Panoramafenster mit rotem Fenstersitz (und herrlichem Blick ins Schwarzwaldtal) ist eine Maßanfertigung vom Schreiner – und außen wie innen der Blickfang des Hauses. „Die Oberfläche ist MDF mit matter Farb-Lackierung und Versiegelung. Dies ist sehr robust und verträgt auch mal 20 Kinder bei der Geburtstagsfeier“, sagt Seifermann lachend.
21 Sitzfenster und Fenstersitze zum Gucken und Träumen
21 Sitzfenster und Fenstersitze zum Gucken und Träumen
Böden und Treppe sind aus sägerauer und geölter Eiche. „Die Deckenuntersicht besteht aus geseifter Weißtanne. Das Holz muss eine gewisse Zurückhaltung mit sich bringen, damit es die Raumwirkung nicht dominiert“, sagt Seifermann.
Die Fenster unterschiedlicher Größe bieten unterschiedliche Blicke auf die Landschaft und rahmen sie wie Gemälde ein. Die Einschnitte in der Decke sind Leuchten, die bündig mit der Holzverkleidung eingebaut wurden. „Das Holz selbst ist geseifte Weistanne. Im ausgeschalteten Zustand sind die Leuchten kaum vom Holz zu unterscheiden. Eingeschaltet wirken sie, als ob das Holz leuchten würde“, sagt Seifermann.
Im Hanggeschoss (Eingangsgeschoss, unten im Bild) liegen die drei Schlaf- und Kinderzimmer mit geschosshohen Fenstern und Aussicht ins Tal. Im hinteren Hangbereich versteckt liegen Technik- und Badezimmer.
Im Hanggeschoss (Eingangsgeschoss, unten im Bild) liegen die drei Schlaf- und Kinderzimmer mit geschosshohen Fenstern und Aussicht ins Tal. Im hinteren Hangbereich versteckt liegen Technik- und Badezimmer.
Ganz oben haben die Kinder ihren Spiel- und Rückzugsort. Aber auch die Eltern können sich hier hin und wieder verkriechen – und die herrlich gerahmte Schwarzwald-Landschaft in ihrem Wolkenkuckkucksheim genießen.
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Eine sehr gelungene Symbiose zwischen Alt- und Neubau mit einer fantastischen Atmosphäre. Das hat der Architekt außerordentlich schön gelöst. Die Idee mit den Deckenlampen ist sehr reizvoll. In diesem Haus fühle ich mich sofort wohl!
Ein wunderschönes Haus. Und ich freue mich für die Bewohner, es muß herrlich sein.
Schönes Haus – die Deckenleuchten im Holz finde ich genial.