7 Irrtümer über klimagerechtes Bauen
Gut gemeint ist nicht unbedingt gut gemacht – diese Volksweisheit gilt auch fürs ökologische Bauen
Bauen mit Blick auf den Klimawandel ist möglich, aber nicht ganz so einfach, wie es manche Branchenvertreter:innen darstellen. Bauwillige sollten daher genau hinschauen, was ihnen angeboten wird. Selbst wer komplett klimagerecht bauen möchte, also möglichst wenig negativen Einfluss auf das Klima und die Umwelt ausüben will, sitzt Fehlern auf. Die positive Nachricht: Viele dieser Irrtümer lassen sich relativ einfach vermeiden, wie zwei Experten erklären.
Irrtum 2: Bauen mit Holz ist CO2-neutral und damit klimagerecht. Bauen mit Holz liegt im Trend. Auch, weil ein Holzhaus als CO2-neutral gilt. Über einen Zeitraum von zwei bis drei Generationen betrachtet, mag das vielleicht stimmen. Aber beim Rückbau wird das im Holz gespeicherte CO2 in irgendeiner Form wieder frei. Wenn nicht sofort, weil es weiterverwendet wird, dann doch an seinem Lebensende, selbst wenn es bestenfalls zu Kompost wird.
Dennoch betont Dag Schaffarczyk von Spreeplan: „Fest steht, dass der Baustoff Holz im Vergleich zu allen anderen Baumaterialien die besten Eigenschaften in Bezug auf Energiebilanz, Gesundheit, Lebenszyklus und Umweltverträglichkeit hat.“ Wenn also schon neu gebaut wird, dann mit Holz. Die Frage ist aber, ob das wirklich immer notwendig ist.
Dennoch betont Dag Schaffarczyk von Spreeplan: „Fest steht, dass der Baustoff Holz im Vergleich zu allen anderen Baumaterialien die besten Eigenschaften in Bezug auf Energiebilanz, Gesundheit, Lebenszyklus und Umweltverträglichkeit hat.“ Wenn also schon neu gebaut wird, dann mit Holz. Die Frage ist aber, ob das wirklich immer notwendig ist.
Irrtum 3: Ein Haus aus natürlichen Rohstoffen ist immer ökologisch. Auf dem Bau werden häufig Verbundwerkstoffe eingesetzt oder Materialien nachträglich untrennbar miteinander verbunden. Davon sind auch natürliche Rohstoffe nicht immer ausgeschlossen, beispielsweise wenn Holz zu OSB-Platten verklebt wird.
Auch sonst kommt es auf die Mischung an. „Statt Gips oder Raufasertapete sollten Silikat- und Sumpfkalkfarbe verwendet werden, die natürlich abbaubar sind und ein gesundes Raumklima erzeugen“, rät Dag Schaffarczyk.
Unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit können unter Umständen andere Materialien besser sein, die sich beim Rückbau sortenrein trennen lassen und in einem echten Kreislauf gehalten werden können. „Ein Holzhaus zu verputzen, schließt sich im Grunde aus. Besser ist eine vorgehängte Fassade, die aus Holz, Metall oder einem anderen kreislauffähigen Material besteht“, erklärt Lehmeier.
Auch sonst kommt es auf die Mischung an. „Statt Gips oder Raufasertapete sollten Silikat- und Sumpfkalkfarbe verwendet werden, die natürlich abbaubar sind und ein gesundes Raumklima erzeugen“, rät Dag Schaffarczyk.
Unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit können unter Umständen andere Materialien besser sein, die sich beim Rückbau sortenrein trennen lassen und in einem echten Kreislauf gehalten werden können. „Ein Holzhaus zu verputzen, schließt sich im Grunde aus. Besser ist eine vorgehängte Fassade, die aus Holz, Metall oder einem anderen kreislauffähigen Material besteht“, erklärt Lehmeier.
Irrtum 4: Für ein klimagerechtes Haus spielt die Größe keine Rolle. Mit guter Dämmung und einer sparsamen Heizung sinkt der Energieverbrauch eines Hauses pro Quadratmeter. Das ist gut. Doch der Gesamtverbrauch steigt mit der Wohnfläche. Absolut gesehen verbraucht ein zweihundert Quadratmeter großes Haus eben mehr Energie, als ein halb so großes. Ganz abgesehen von den für den Bau verwendeten Rohstoffen und der dafür aufgebrachten Energie.
Größere, kompakte Gebäude können dann energetisch sinnvoller sein als kleinere, wenn in ihnen mehr Menschen auf weniger Fläche wohnen. Denn wichtig für den Energieverbrauch pro Quadratmeter ist auch das Verhältnis der Gebäudeoberfläche zum Volumen. Deswegen schneiden die meisten Mehrfamilienhäuser hier besser ab als Einfamilienhäuser oder gar Tiny Houses. Klein heißt nicht gleich sparsam. „Ich stelle meinen Baufamilien immer die Frage nach ihrem Wohnraumbedarf. Mit einem gut geschnittenen Grundriss reichen sechzig bis achtzig Quadratmeter für vier Personen aus“, so Schaffarczyk.
Flexibel, jenseits starrer Systeme sieht Lehmeier moderne Architektur, die auf ihre Umgebung reagiert: „Wer mehr mit den Jahreszeiten lebt, reduziert seine Wohnfläche im Winter und dehnt sie im Sommer aus.“ Wenig ummauerter Raum also und dafür mehr Freifläche, die bei steigenden Temperaturen als Wohnraum mitgenutzt werden kann.
Größere, kompakte Gebäude können dann energetisch sinnvoller sein als kleinere, wenn in ihnen mehr Menschen auf weniger Fläche wohnen. Denn wichtig für den Energieverbrauch pro Quadratmeter ist auch das Verhältnis der Gebäudeoberfläche zum Volumen. Deswegen schneiden die meisten Mehrfamilienhäuser hier besser ab als Einfamilienhäuser oder gar Tiny Houses. Klein heißt nicht gleich sparsam. „Ich stelle meinen Baufamilien immer die Frage nach ihrem Wohnraumbedarf. Mit einem gut geschnittenen Grundriss reichen sechzig bis achtzig Quadratmeter für vier Personen aus“, so Schaffarczyk.
Flexibel, jenseits starrer Systeme sieht Lehmeier moderne Architektur, die auf ihre Umgebung reagiert: „Wer mehr mit den Jahreszeiten lebt, reduziert seine Wohnfläche im Winter und dehnt sie im Sommer aus.“ Wenig ummauerter Raum also und dafür mehr Freifläche, die bei steigenden Temperaturen als Wohnraum mitgenutzt werden kann.
Irrtum 5: Kontrollierte Wohnraumlüftung spart Energie. Wird allein der Betrieb einer kontrollierten Wohnraumlüftung betrachtet, lässt sich damit Energie sparen. Wer aber klimagerecht bauen will, muss die eingesetzten Materialien und Techniken von Anfang bis Ende durchdenken. Und hierbei schneidet die kontrollierte Wohnraumlüftung nicht gut ab. Denn für Herstellung und Installation wird bereits viel Energie aufgewendet. Experte Lehmeier rät dazu, Lüftungskonzepte von Anfang an so zu planen, dass eine natürliche Lüftung ausreicht.
Irrtum 6: Klimagerecht ist ein Haus, wenn die Energie aus erneuerbaren Quellen kommt. Wärme, die durch Verbrennung entsteht, produziert immer auch CO2. Also auch wer mit Pellets, Hackschnitzel oder einem Holzvergaserofen heizt, nutzt nicht wirklich eine sinnvolle, weil CO2-neutrale Heizart. „Erdwärme ist eine gute Alternative, wenn die Luft-Wärmepumpe mit erneuerbarer Energie, möglichst selbst produziert, betrieben wird“, so Lehmeier. In den meisten Fällen geschieht dies über eine Fotovoltaikanlage.
Schaffarczyk geht einen Schritt weiter: „Eine Heizung ist im Grunde nicht notwendig. Wenn das Haus richtig geplant ist, reichen Dämmung sowie Wärme durch Sonneneinstrahlung und Strahlungswärme von Menschen und technischen Geräten aus, um eine angenehme Raumtemperatur zu erzeugen. Und wenn es doch eine Heizung geben soll, dann am besten eine Deckenheizung. Mit wenig Strom betrieben verbreitet sie die Wärme sonnengleich von oben.“ Alternativ sind auch andere Strahlungsheizungen wie Fußboden- oder Wandheizung sinnvoll.
Schaffarczyk geht einen Schritt weiter: „Eine Heizung ist im Grunde nicht notwendig. Wenn das Haus richtig geplant ist, reichen Dämmung sowie Wärme durch Sonneneinstrahlung und Strahlungswärme von Menschen und technischen Geräten aus, um eine angenehme Raumtemperatur zu erzeugen. Und wenn es doch eine Heizung geben soll, dann am besten eine Deckenheizung. Mit wenig Strom betrieben verbreitet sie die Wärme sonnengleich von oben.“ Alternativ sind auch andere Strahlungsheizungen wie Fußboden- oder Wandheizung sinnvoll.
Irrtum 7: Eine gute Dämmung ist immer klimaschonend. Mit der Dämmung von Häusern sollen die Ziele des Pariser Klimaabkommens erreicht werden. Die staatlich bezuschusste energetische Sanierung im Bestand wird aber meist noch mit erdölbasierten Kunststoffen wie Styropor ausgeführt, die nicht klimagerecht sind und an ihrem Lebensende nur verbrannt werden können.
Alte Kastenfenster aus Holz werden dabei aus Kostengründen überwiegend durch neue Kunststofffenster ersetzt. Ein Fehler, wie Schaffarczyk weiß: „Diese Sanierung schadet dem Bestand mehr als sie nützt.“ Durch die dichte Hülle kann Kondenswasser entstehen, was wiederum zu Schimmel führt.
„Es lohnt sich, alternative Dämmstoffe anzuschauen. Da tut sich derzeit viel“, so Lehmeier. Stroh, Zellulose oder Hanf, aber auch Seegras sind erprobte, wenngleich noch zu wenig beachtete Materialien. Sie bieten zudem einen besseren sommerlichen Wärmeschutz, was angesichts des Klimawandels ein weiterer Vorteil ist.
Alte Kastenfenster aus Holz werden dabei aus Kostengründen überwiegend durch neue Kunststofffenster ersetzt. Ein Fehler, wie Schaffarczyk weiß: „Diese Sanierung schadet dem Bestand mehr als sie nützt.“ Durch die dichte Hülle kann Kondenswasser entstehen, was wiederum zu Schimmel führt.
„Es lohnt sich, alternative Dämmstoffe anzuschauen. Da tut sich derzeit viel“, so Lehmeier. Stroh, Zellulose oder Hanf, aber auch Seegras sind erprobte, wenngleich noch zu wenig beachtete Materialien. Sie bieten zudem einen besseren sommerlichen Wärmeschutz, was angesichts des Klimawandels ein weiterer Vorteil ist.
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„Jeder, der baut, sollte sich immer fragen: Brauche ich, was mir angeboten wird? Verstehe ich das System? Komplizierte und komplexe Systeme schließen sich damit von vornherein aus“, rät Schaffarczyk.
„Bauwillige sollten genügend Vorlauf einplanen. Denn das Thema klimagerechtes Bauen ist noch relativ jung. Es braucht Zeit, über Alternativen nachzudenken. Sowohl was den Bauplatz und die Baustoffe, als auch das Gebäude und seine Nachnutzung betrifft“, erklärt Lehmeier.
„Jeder, der baut, sollte sich immer fragen: Brauche ich, was mir angeboten wird? Verstehe ich das System? Komplizierte und komplexe Systeme schließen sich damit von vornherein aus“, rät Schaffarczyk.
„Bauwillige sollten genügend Vorlauf einplanen. Denn das Thema klimagerechtes Bauen ist noch relativ jung. Es braucht Zeit, über Alternativen nachzudenken. Sowohl was den Bauplatz und die Baustoffe, als auch das Gebäude und seine Nachnutzung betrifft“, erklärt Lehmeier.
Gerade wer klimagerecht bauen will, sollte sich dieser Verantwortung bewusst sein. „Mit Sickerflächen für Starkregen und zur Kühlung entsteht eine neue Architektur, die die Lebensqualität in einer Stadt oder Gemeinde insgesamt erhöhen kann“, erklärt Jürgen Lehmeier vom Büro für Bauform. Er selbst wohnt in einem Mehrfamilienhaus mit Geschäftsräumen und einem Dachgarten, der allen Bewohner:innen zur Verfügung steht.
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