Abstrakt in der Normandie: eine kubusförmige Bibliothek für zwei
Bücherwand und Panoramablick: In dieser privaten Bibliothek wird neben der Lektüre die Natur zum wichtigsten Architekturelement
Dieses Projekt ist einer echten Liebesgeschichte geschuldet: der zwischen den Bewohnern und ihren Büchern. Bevor es den Anbau gab, stapelten sich in ihrem Haus überall Buchbände; es gab einfach viel zu wenig Platz. „Die beiden fühlten sich regelrecht beengt. Was ihnen fehlte, war ein Ort, an dem sie in Ruhe lesen, schreiben und ihren Gedanken freien Lauf lassen konnten“, sagt Architekt Antonin Ziegler. Er nahm sich dieser Aufgabe an.
Weit ab vom Schuss, in einem kleinen Dorf in der Haute-Normandie, liegt dieses Haus samt Anbau, das einen krassen Kontrast zur Architektur der Region und Landschaft bildet. Die Eigentümer nennen das einzigartige Gebäude immer nur „den Kubus“. Vom Haus aus kann man am Horizont Meer und Dorf sehen.
Um den neuen Raum deutlich vom klassischen Wohnhaus abzugrenzen, hat der Architekt bewusst Ähnlichkeiten vermieden. Winkel, Linienführung, Formen und Dimensionen – hier ist einfach alles anders. Selbst bei Einrichtung und Beleuchtung ging Antonin Ziegler neue Wege, indem er sich an öffentlichen Bibliotheken orientierte. Schon beim Betreten des Anbaus stellt sich der gewünschte Effekt ein: Man ist an einem anderen Ort!
Um dieses Gefühl so deutlich wie möglich zu machen, gestaltete Ziegler den Übergang vom Haus zum Anbau besonders „hart“. Hier im Gang befindet man sich quasi an einem „Nicht-Ort“. Erst wenn man die schmale, dunkle, von Wänden eingeschlossene Treppe hinaufgegangen ist, öffnet sich eine andere Welt.
Um dieses Gefühl so deutlich wie möglich zu machen, gestaltete Ziegler den Übergang vom Haus zum Anbau besonders „hart“. Hier im Gang befindet man sich quasi an einem „Nicht-Ort“. Erst wenn man die schmale, dunkle, von Wänden eingeschlossene Treppe hinaufgegangen ist, öffnet sich eine andere Welt.
„Ich wollte einen Raum schaffen, in dem sich die Grenzen auflösen. Der bewusste Kontrast zu den Formen, Dimensionen und Strukturen des Hauses machen den Anbau zu einem ganz besonderen und außergewöhnlichen Ort“, sagt Antonin Ziegler. Der Architekt wollte nicht nur einen Rückzugsort entstehen lassen, sondern auch die umliegende Natur in ein völlig neues Licht tauchen. „Indem sich der Raum vollkommen zur Natur hin öffnet, verschmelzen Innen und Außen miteinander. Die Landschaft wird so zum Teil der Einrichtung“, erklärt er.
Einzig der Blick in die Landschaft zählt, der Raum selbst tritt völlig in den Hintergrund.
Um ein möglichst weites Raumgefühl zu erzeugen und die Natur für sich sprechen zu lassen, platzierte Ziegler alle Bücheregale an einer Wand. Dank des schlichten Flachdachs, der jeweils einheitlichen Verkleidung von Fassade und Innenraum sowie der riesigen Fenster lösen sich die Grenzen zwischen Innen und Außen fast vollständig auf.
Um ein möglichst weites Raumgefühl zu erzeugen und die Natur für sich sprechen zu lassen, platzierte Ziegler alle Bücheregale an einer Wand. Dank des schlichten Flachdachs, der jeweils einheitlichen Verkleidung von Fassade und Innenraum sowie der riesigen Fenster lösen sich die Grenzen zwischen Innen und Außen fast vollständig auf.
An diesem Ort, an dem man man beinahe völlig vergisst, wo man sich gerade befindet, wird der Raum selbst zur Nebensache. Die Eigentümer können ganz in ihre Gedankenwelt abtauchen.
Für einen harmonischen Gesamteindruck verwendete Ziegler sowohl innen als auch außen das gleiche Holz. Die Fassade ließ er zum Schutz vor Witterungseinflüssen jedoch mit Kiefernholzteer behandeln – daher auch die dunkle, fast schwarze Färbung. Der Anstrich mit aus unbehandeltem Holz gewonnenen Teer ist eine effektive und umweltfreundliche Methode, Holz länger haltbar zu machen.
Die schwarze, glatt geschliffene Sperrholzverkleidung bildet einen schönen Kontrast zum roten Backstein der Rückseite des Hauses, der dadurch noch mehr zur Geltung kommt.
Anders als im Inneren wirkt der gläserne Übergang zwischen Wohnhaus und Anbau von außen betrachtet wunderbar fließend und natürlich.
Anders als im Inneren wirkt der gläserne Übergang zwischen Wohnhaus und Anbau von außen betrachtet wunderbar fließend und natürlich.
Auf dem Grundriss wird deutlich, wie groß der Raumgewinn durch den zweistöckigen Anbau (rechts) ist. Was im Plan so homogen wirkt, lebt tatsächlich in allen Aspekten vom Kontrast: sei es in der Kubatur, den Materialien oder der Farbigkeit. Dramatisch schön.
In diesem Anbau liest: ein Paar
In: Senneville-sur-Fécamp, Frankreich
Auf: 60 Quadratmetern
Bauzeit: vier Monate
Budget: 80 000 Euro
Architekt: Antonin Ziegler
Nutzung als: Bibliothek und Garage