Kommentare
Alte Bautechniken wiederentdeckt – zum Schutz vor den Elementen
Wenn traditionelle Architektur auf modernes Wohnen trifft, entfaltet sich ein enormes Potenzial für nachhaltiges Bauen
Julia Bolotina
18. April 2022
Wie können wir unsere Häuser energieeffizient gestalten, die Wärme im Winter speichern und im Sommer reduzieren, Feuchtigkeit und Nässe vermeiden? Und wie lässt sich das Ganze mit einem möglichst kleinen ökologischen Fußabdruck bewerkstelligen?
Antworten auf diese Fragen liefern alte Bauweisen und Materialien. Althergebrachte Techniken verbrauchen oft weniger graue Energie, passen sich den lokalen geografischen Gegebenheiten an und verwerten regionale Materialien am besten – so die Idee dahinter. Aber können traditionelle Techniken wirklich einem modernen Geschmack und Lebensstil gerecht werden?
Wir haben uns angesehen, wie Houzz-Architekt:innen weltweit traditionelle Techniken in die moderne Wohnraumgestaltung einfließen lassen. Und überprüfen, was wir von traditioneller Architektur im Hinblick auf Wärme, Kühlung und Feuchtigkeit lernen können. Diese Liste ist keineswegs vollständig, aber sie gibt einen Überblick über die enormen Möglichkeiten, wenn Alt auf Neu trifft.
Antworten auf diese Fragen liefern alte Bauweisen und Materialien. Althergebrachte Techniken verbrauchen oft weniger graue Energie, passen sich den lokalen geografischen Gegebenheiten an und verwerten regionale Materialien am besten – so die Idee dahinter. Aber können traditionelle Techniken wirklich einem modernen Geschmack und Lebensstil gerecht werden?
Wir haben uns angesehen, wie Houzz-Architekt:innen weltweit traditionelle Techniken in die moderne Wohnraumgestaltung einfließen lassen. Und überprüfen, was wir von traditioneller Architektur im Hinblick auf Wärme, Kühlung und Feuchtigkeit lernen können. Diese Liste ist keineswegs vollständig, aber sie gibt einen Überblick über die enormen Möglichkeiten, wenn Alt auf Neu trifft.
1. Dämmung und Wärmeregulierung. Wärmeregulierung gilt als der Heilige Gral des modernen nachhaltigen Designs. Standards für nachhaltige Architektur, darunter etwa das Passivhaus und die französische Wärmeverordnung RT2012, zielen vordergründig auf diesen gebäudetechnischen Aspekt ab. Menschen haben jedoch schon vor langer Zeit Lösungen dafür gefunden, wie sie die Temperatur im Haus regulieren können.
► Dicke Wände. Die einfachste Lösung? Extrem dicke Wände, um Innen- und Außenbereich voneinander zu trennen. Ein Paradebeispiel hierfür sind Höhlenwohnungen: Dabei sorgen die Steinwände der Höhle für angenehme Temperaturen im Inneren.
In Spanien erleben Höhlenwohnungen derzeit eine Renaissance und werden an die Ansprüche des modernen Lebens angepasst. So auch die hier abgebildete Wohnung, die UMMOestudio entworfen hat. Die natürliche Abschirmung von der Außenwelt, die diese Höhlen in Andalusien bieten, sorgen für stabile Innentemperaturen zwischen 15 °C bis 19 °C, unabhängig davon, ob draußen 0 °C oder 40 °C herrschen.
► Dicke Wände. Die einfachste Lösung? Extrem dicke Wände, um Innen- und Außenbereich voneinander zu trennen. Ein Paradebeispiel hierfür sind Höhlenwohnungen: Dabei sorgen die Steinwände der Höhle für angenehme Temperaturen im Inneren.
In Spanien erleben Höhlenwohnungen derzeit eine Renaissance und werden an die Ansprüche des modernen Lebens angepasst. So auch die hier abgebildete Wohnung, die UMMOestudio entworfen hat. Die natürliche Abschirmung von der Außenwelt, die diese Höhlen in Andalusien bieten, sorgen für stabile Innentemperaturen zwischen 15 °C bis 19 °C, unabhängig davon, ob draußen 0 °C oder 40 °C herrschen.
Trulli, kegelförmige Trockensteinhütten, werden seit über einem Jahrtausend in Apulien, Italien, gebaut. Ihre dicken Steinmauern erzielen einen ähnlichen Effekt.
Architekt Enrico Maria Cicchetti und Francesco Palmisano fügten diesem Komplex aus fünf renovierten Trulli einen hochmodernen Glaskubus als Eingang hinzu.
Architekt Enrico Maria Cicchetti und Francesco Palmisano fügten diesem Komplex aus fünf renovierten Trulli einen hochmodernen Glaskubus als Eingang hinzu.
► Kühles Weiß. Auch der weiße Farbanstrich der apulischen Trulli trägt dazu bei, ein Aufheizen der Innenräume zu minimieren. Der Architekt Roger Christ hat die Technik in nördlicheren Breitengraden, wie bei diesem Vierparteien-Wohnhaus in Wiesbaden, angewandt.
+++ Fachleute, die sich mit Energie, Wärme, Luftströmung und Feuchtigkeit auskennen, können dabei behilflich sein, diese wertvollen Traditionen auch in moderne Gebäude zu integrieren. Finden Sie entsprechende Architekt:innen hier im Houzz-Netzwerk.
+++ Fachleute, die sich mit Energie, Wärme, Luftströmung und Feuchtigkeit auskennen, können dabei behilflich sein, diese wertvollen Traditionen auch in moderne Gebäude zu integrieren. Finden Sie entsprechende Architekt:innen hier im Houzz-Netzwerk.
► Begrünte Dächer. Fast genauso alt wie Höhlenwohnungen sind begrünte Dächer. Ihre Ursprünge reichen sogar zurück bis in die Jungsteinzeit. Obwohl es heute effizientere Möglichkeiten gibt, Häuser zu isolieren, können begrünte Dächer zu einer zusätzlichen Wärme- und Schalldämmung beitragen.
Sie spielen bei der großflächigen Wärmeregulierung sogar eine wesentliche Rolle, da sie den Wärmeinsel-Effekt in den Städten enorm verringern können. Gemeint ist damit der übermäßige Anstieg der Außentemperaturen in städtischen Gebieten, der aufgrund zahlreicher harter, reflektierender befestigter Flächen entsteht.
Ferner können begrünte Dächer positiven Einfluss auf die Biodiversität nehmen. Das Wave House von Patrick Nadeau, versehen mit einem begrünten Dach von ECOVEGETAL, wurde mit Mauerpfeffer, Gräsern, Thymian, Lavendel und anderen kleinen Stauden und aromatischen Gewächsen bepflanzt. Diese Pflanzen bieten auch Nahrung und Unterschlupf für Insekten und andere Wildtiere.
Sie spielen bei der großflächigen Wärmeregulierung sogar eine wesentliche Rolle, da sie den Wärmeinsel-Effekt in den Städten enorm verringern können. Gemeint ist damit der übermäßige Anstieg der Außentemperaturen in städtischen Gebieten, der aufgrund zahlreicher harter, reflektierender befestigter Flächen entsteht.
Ferner können begrünte Dächer positiven Einfluss auf die Biodiversität nehmen. Das Wave House von Patrick Nadeau, versehen mit einem begrünten Dach von ECOVEGETAL, wurde mit Mauerpfeffer, Gräsern, Thymian, Lavendel und anderen kleinen Stauden und aromatischen Gewächsen bepflanzt. Diese Pflanzen bieten auch Nahrung und Unterschlupf für Insekten und andere Wildtiere.
► Reet. Reetdächer sind eine weitere klassische Form in der Architektur. Sie bieten sowohl eine Wärme- als auch eine Schalldämmung. Wenn es im richtigen Winkel angebracht wird, leitet es das Wasser von der Gebäudehülle ab. Reetdächer sind langlebig und können jahrzehntelang halten, sollten aber regelmäßig gewartet werden. Das Unternehmen Möhring Architekten hat sowohl für das Dach als auch für die Wände dieses Hauses in Deutschland Reet verwendet.
Der dänische Reetdachdecker Bjarne Johansen hat sein Handwerk auf die Spitze getrieben und diese reetgedeckte, intelligente Sauna gebaut, die per Handy gesteuert werden kann.
► Traditionelle Dämmung. Die traditionelle Architektur arbeitet auch mit zahlreichen Dämmstoffen, die regional verfügbare Ressourcen kreativ nutzen.
Auf den Balearen wurden traditionelle Häuser, die dem hier abgebildeten Haus des Architekturbüros Marià Castelló ähneln, oft mit Holz des Phönizischem Wacholder gedämmt. Dazu wurden Wacholderspäne und getrocknete Posidonia oceanica (eine in der Region reichlich vorhandene Meeresalge) übereinandergeschichtet. Übrigens: Die Posidonia oceanica und das von ihr geschaffene Ökosystem sind der Grund für das atemberaubend schöne blaue Wasser, das die Balearen zu einem der beliebtesten Urlaubsziele macht.
Obwohl die Umweltzerstörung die Posidonia gefährdet hat und sie jetzt unter Naturschutz steht, ist dieses Modell ein Beispiel dafür, wie regionale Materialien zur Dämmung genutzt werden könnten.
Auf den Balearen wurden traditionelle Häuser, die dem hier abgebildeten Haus des Architekturbüros Marià Castelló ähneln, oft mit Holz des Phönizischem Wacholder gedämmt. Dazu wurden Wacholderspäne und getrocknete Posidonia oceanica (eine in der Region reichlich vorhandene Meeresalge) übereinandergeschichtet. Übrigens: Die Posidonia oceanica und das von ihr geschaffene Ökosystem sind der Grund für das atemberaubend schöne blaue Wasser, das die Balearen zu einem der beliebtesten Urlaubsziele macht.
Obwohl die Umweltzerstörung die Posidonia gefährdet hat und sie jetzt unter Naturschutz steht, ist dieses Modell ein Beispiel dafür, wie regionale Materialien zur Dämmung genutzt werden könnten.
In Japan werden verkohlte Reisspelzen zur traditionellen Wärmedämmung genutzt. Die Besitzer:innen dieses Hauses auf der Insel Kashikojima haben die Schalen der Reiskörner selbst geräuchert, dann in 400-Gramm-Säcke gefüllt, die dann unter den Boden gelegt werden.
Auf diese Weise wird bei der Isolierung von Gebäuden nicht nur auf ein regionales Produkt, sondern gewissermaßen auch auf ein Abfallprodukt zurückgegriffen.
Auf diese Weise wird bei der Isolierung von Gebäuden nicht nur auf ein regionales Produkt, sondern gewissermaßen auch auf ein Abfallprodukt zurückgegriffen.
Reisspelzen, die beim Bau des Hauses auf dem vorherigen Foto zu Kohle verarbeitet wurden.
► Gestampfte Erde. Eines der vielleicht am weitesten verbreiteten Materialien zur Wärmedämmung und Wärmeregulierung ist gestampfte Erde, sprich Lehm. Sie kommt praktisch überall auf der Welt im Hausbau zum Einsatz.
Lehm hat eine hohe thermische Masse, eine hervorragende isolierende Wirkung und hilft darüber hinaus bei der Feuchtigkeitsregulierung. Hinzu kommt der geringe Kohlenstoffgehalt in der Produktion und beim Transport, insbesondere wenn Erde vom Standort selbst verwendet wird.
Das Bild zeigt ein Gebäude aus Lehm in Auroville, einer „experimentellen Mikropolis“, die 1968 an der Grenze zwischen Tamil Nadu und Puducherry in Indien errichtet wurde. Die Stadt ist Lehr- und Testzentrum für Lehmbau.
Lehm hat eine hohe thermische Masse, eine hervorragende isolierende Wirkung und hilft darüber hinaus bei der Feuchtigkeitsregulierung. Hinzu kommt der geringe Kohlenstoffgehalt in der Produktion und beim Transport, insbesondere wenn Erde vom Standort selbst verwendet wird.
Das Bild zeigt ein Gebäude aus Lehm in Auroville, einer „experimentellen Mikropolis“, die 1968 an der Grenze zwischen Tamil Nadu und Puducherry in Indien errichtet wurde. Die Stadt ist Lehr- und Testzentrum für Lehmbau.
Dieselben Leute in Japan, die Reisspelzen zur Isolierung geräuchert haben (siehe weiter oben), haben den Boden ihres Hauses nach traditioneller Art gestampft.
► Die Mischung macht’s. Diese preisgekrönte Wohnanlage, entworfen von Luigi Rosselli Architects, wurde für Schäfer und Schafscherer in Westaustralien gebaut. Sie kombiniert mehrere der oben genannten Techniken: Die Hütten sind in eine Sanddüne hineingebaut, um deren natürliche Kühlung zu nutzen. Die Sandbank bildet außerdem ein natürliches Gründach. Die Wände wurden mit Lehm verdichtet, der direkt auf der Baustelle mit Kies aus einem nahe gelegenen Fluss angemischt wurde.
2. Lichtregulierung und Belüftung. Viele weitere natürliche Methoden tragen zur Isolierung von Wohnhäusern bei. Ein Grundprinzip des Passivbaus ist, durch die Steuerung des Lichteinfalls die Wärme im Winter zu nutzen und sie im Sommer oder in heißen Klimazonen zu minimieren.
► Verlängerte Dachtraufen. In Japan ist das Spiel von Licht und Schatten ein zentraler Baustein der traditionellen Architektur. Bei einem Engawa (ähnlich einer Veranda) sind die Böden der Innenräume nach außen verlängert und von überhängenden Traufen überdacht. Der Engawa steuert die Lichtmenge, die in die Wohnung eindringt, und trägt so dazu bei, den Innenraum kühl zu halten. Außerdem hält er Regen von der Gebäudehülle fern.
Der hier abgebildete Engawa, entworfen von Cubo Design Architect, gibt die Proportionen eines in einem japanischen Text aus dem 16. Jahrhundert beschriebenen Engawa originalgetreu wieder. Dieser Engawa ist Teil des traditionellen japanischen Flügels eines Hauses, in dem auch französische Einflüsse und zeitgenössisches Design zu finden sind.
► Verlängerte Dachtraufen. In Japan ist das Spiel von Licht und Schatten ein zentraler Baustein der traditionellen Architektur. Bei einem Engawa (ähnlich einer Veranda) sind die Böden der Innenräume nach außen verlängert und von überhängenden Traufen überdacht. Der Engawa steuert die Lichtmenge, die in die Wohnung eindringt, und trägt so dazu bei, den Innenraum kühl zu halten. Außerdem hält er Regen von der Gebäudehülle fern.
Der hier abgebildete Engawa, entworfen von Cubo Design Architect, gibt die Proportionen eines in einem japanischen Text aus dem 16. Jahrhundert beschriebenen Engawa originalgetreu wieder. Dieser Engawa ist Teil des traditionellen japanischen Flügels eines Hauses, in dem auch französische Einflüsse und zeitgenössisches Design zu finden sind.
Die Engawa-Struktur sorgt dafür, dass weiches, indirektes Licht in den Innenraum gelangt. Traditionelle japanische Schiebetüren, wie in diesem Haus in Tsuchiura, Japan, filtern ebenfalls das Licht. Hier wurde der Paravent nach traditioneller senbon-kōshi-Technik, der „Tausend-Lamellen“-Technik hergestellt.
Die Idee eines schützenden Dachüberstandes ist nicht nur in Japan verbreitet. Einen fast identischen Zweck erfüllen sie in diesen traditionellen Häusern im Schwarzwald. Das geneigte Dach trägt auch dazu bei, dass sich kein Schnee ansammelt.
► Veranden. In den Vereinigten Staaten schirmen Veranden und Vordächer das grelle Sonnenlicht ab und sorgen für Kühlung.
Sie begrenzen den Lichteinfall in die Wohnung und ermöglichen es den Bewohner:innen, der Hitze im Haus zu entkommen. Kommt durchaus vor, dass die Menschen auf ihrer überdachten Veranda schlafen, um die kühlere Nachtluft zu genießen. In der Regel werden sie zum Entspannen oder zum gemütlichen Beisammensein genutzt und bieten Schutz vor Insekten und der Witterung.
Sie begrenzen den Lichteinfall in die Wohnung und ermöglichen es den Bewohner:innen, der Hitze im Haus zu entkommen. Kommt durchaus vor, dass die Menschen auf ihrer überdachten Veranda schlafen, um die kühlere Nachtluft zu genießen. In der Regel werden sie zum Entspannen oder zum gemütlichen Beisammensein genutzt und bieten Schutz vor Insekten und der Witterung.
► Möglichkeiten zum Querlüften im Haus schaffen. Erinnern Sie sich an das japanische Haus mit verkohlten Reisspelzen zur Dämmung? Auf diesem Bild sehen wir große Öffnungen an allen Seiten des Hauses, die mit Schiebetüren versehen sind. Diese großen Öffnungen, die ebenfalls typisch für die japanische Architektur sind, sorgen für eine gute Belüftung und lassen im Sommer eine kühle Brise durch die Räume ziehen.
Diese Möglichkeit des Querlüftens wird auf gleiche Weise in Dogtrot-Häusern genutzt. Dabei handelt es sich um eine traditionelle Bauweise im Süden der USA, bei der ein offener Durchgang mittig durch das Haus verläuft. So auch bei dem hier abgebildeten Haus in Portland, entworfen von Caleb Johnson Studio.
► Jalis & Maschrabiyyas. Lüften kühlt aufgeheizte Räume ab und lässt verbrauchte, warme Luft entweichen. Wie wir alle während der Pandemie gelernt haben, spielt das Lüften auch im Hinblick auf die Gesundheit eine wichtige Rolle: Es erschwert die Ausbreitung von Krankheitserregern über die Luft.
Kunstvoll gestaltete Fenster, die in Indien Jali und in weiten Teilen der arabischen Welt Maschrabiyya genannt werden, dienen dazu, den Einfall des Sonnenlichts zu regulieren und gleichzeitig den Raum zu belüften.
Das Unternehmen Spasm Architects entwarf dieses Jali-Fenster aus Cortenstahl für ein Haus in Ahmedabad, Indien. „Die perforierten Ecken erinnern mit ihren Mustern an Bäume und Äste, eine Hommage an das Jali der Sidi-Saiyyed-Moschee, einem architektonischen Wunderwerk in Ahmedabad“, so die Architektin Sangeeta Merchant, die an dem Projekt mitgearbeitet hat.
Kunstvoll gestaltete Fenster, die in Indien Jali und in weiten Teilen der arabischen Welt Maschrabiyya genannt werden, dienen dazu, den Einfall des Sonnenlichts zu regulieren und gleichzeitig den Raum zu belüften.
Das Unternehmen Spasm Architects entwarf dieses Jali-Fenster aus Cortenstahl für ein Haus in Ahmedabad, Indien. „Die perforierten Ecken erinnern mit ihren Mustern an Bäume und Äste, eine Hommage an das Jali der Sidi-Saiyyed-Moschee, einem architektonischen Wunderwerk in Ahmedabad“, so die Architektin Sangeeta Merchant, die an dem Projekt mitgearbeitet hat.
Die warme Luft entweichen lassen. Dieses Haus in Singapur, das von dem Architekten Teo Yee Chin von Red Bean Architects gebaut wurde, ist die moderne Version eines Stelzenhauses, bei dem die Luft im unteren Stockwerk zirkulieren kann. Das regelmäßige Lochmuster, das durch fehlende Ziegel in den oberen Wänden entsteht, lässt die warme Luft entweichen.
Das gleiche Prinzip wird bei zweiflügeligen Fenstern, den klassischen Schiebefenstern, angewandt. Durch das Öffnen der oberen und unteren Flügel kann die Luft zirkulieren.
► Innenhöfe. In vielen traditionellen Gebäudekonstruktionen wird die Zirkulation durch Innenhöfe gewährleistet.
In Japan etwa finden sich häufig Tsuboniwa, kleine Gärten, die traditionell in Innenhöfen angelegt werden, aber auch auf anderen ungenutzten städtischen Flächen zur Anwendung kommen.
„Ich finde nicht, dass wir sie in westlich und japanisch einteilen müssen“, so der preisgekrönte japanische Landschaftsarchitekt Kazuyuki Ishihara. „Wir können sie als eine Möglichkeit betrachten, kleine, ungenutzte Flächen zu nutzen und in Grünflächen zu verwandeln. Wir müssen dabei nicht unbedingt japanische Pflanzen verwenden, sondern sollten eher auf einheimische Gewächse zurückgreifen.“
In Japan etwa finden sich häufig Tsuboniwa, kleine Gärten, die traditionell in Innenhöfen angelegt werden, aber auch auf anderen ungenutzten städtischen Flächen zur Anwendung kommen.
„Ich finde nicht, dass wir sie in westlich und japanisch einteilen müssen“, so der preisgekrönte japanische Landschaftsarchitekt Kazuyuki Ishihara. „Wir können sie als eine Möglichkeit betrachten, kleine, ungenutzte Flächen zu nutzen und in Grünflächen zu verwandeln. Wir müssen dabei nicht unbedingt japanische Pflanzen verwenden, sondern sollten eher auf einheimische Gewächse zurückgreifen.“
Auch in Deutschland findet man Wohnhäuser mit umschlossen Innenhöfen und Atrien, wie bei diesem Bungalow in München. Aus Marokko kennen Sie vielleicht die traditionellen Riads. Der Zweck ihrer prächtigen Innenhöfe ist ebenfalls, vor Hitze zu schützen. Inspiriert wurden Riads von den römischen Atriumhäusern.
3. Feuchtigkeit regulieren und Wasser fernhalten. Eine weitere Komponente für ein gesundes und sicheres Zuhause ist das Fernhalten von Wasser – sowohl im Hinblick auf den Hochwasserschutz als auch auf die Regulierung von Feuchtigkeit. Letztere kann Materialien zerstören und das Wachstum von gesundheitsschädlichen Bakterien und Pilzen begünstigen.
Das Bauen von Häusern auf Stelzen ist auf der ganzen Welt bekannt. Queenslanders, Häuser in traditioneller Bauweise in Queensland und anderen Teilen Australiens mit tropischem Klima, wurden auf Stelzen gebaut, um Überschwemmungen und sintflutartigen Regenfällen standzuhalten.
Das Bauen von Häusern auf Stelzen ist auf der ganzen Welt bekannt. Queenslanders, Häuser in traditioneller Bauweise in Queensland und anderen Teilen Australiens mit tropischem Klima, wurden auf Stelzen gebaut, um Überschwemmungen und sintflutartigen Regenfällen standzuhalten.
Stelzenbauweise
Der Ansatz ist in der ganzen Welt verbreitet. Bei den traditionellen Fischerhütten an der Adriaküste Italiens, die als Trabucco bekannt sind, kommt diese Methode ebenfalls zum Einsatz: So waren sie sicher vor der ankommenden Flut. Diese Hütten dienten als feste Konstruktion für den Fischfang in Gewässern, die für Boote zu gefährlich waren.
Das Fehlen von Sanitäranlagen erschwerte die Umwandlung in ein Wohnhaus. studio zero85 machte daraus stattdessen einen Mehrzweckraum und einen Treffpunkt für Konzerte.
Der Ansatz ist in der ganzen Welt verbreitet. Bei den traditionellen Fischerhütten an der Adriaküste Italiens, die als Trabucco bekannt sind, kommt diese Methode ebenfalls zum Einsatz: So waren sie sicher vor der ankommenden Flut. Diese Hütten dienten als feste Konstruktion für den Fischfang in Gewässern, die für Boote zu gefährlich waren.
Das Fehlen von Sanitäranlagen erschwerte die Umwandlung in ein Wohnhaus. studio zero85 machte daraus stattdessen einen Mehrzweckraum und einen Treffpunkt für Konzerte.
► Die Wahl geeigneter Materialien. Und dann sind natürlich noch die unterschiedlichen Materialien zur Regulierung der Feuchtigkeit zu beachten.
Die traditionelle Architektur bietet eine Vielzahl von kreativen Ansätzen, um mit regional verfügbaren und nachhaltigen Materialien Wasser von der Gebäudehülle fernzuhalten und die Konstruktion atmen zu lassen. Das oben erwähnte Reet ist ein Beispiel dafür.
► Holzschindeln. Ein weiteres Material sind Holzschindeln, die traditionell etwa in Russland, Japan und Skandinavien als Fassadenmaterial verwendet werden.
Holz ist ein erneuerbarer Rohstoff, der weniger Kohlenstoff als etwa Beton enthält. Holzschindeln können je nach Holzart, Klima und Pflege über Jahrzehnte halten. Eine Behandlung mit fäulnis- und feuerhemmenden Stoffen trägt dazu bei, ihre Lebensdauer zusätzlich zu verlängern.
Das leichte Material eignet sich auch für mehrstöckige Konstruktionen, wie dieses achtstöckige Gebäude in Schweden zeigt, das von Gert Wingårdh entworfen und von dem Holzbauspezialisten Folkhem errichtet wurde.
► Gestampfte Erde. Lehm, der bereits oben wegen seiner Vorteile in Bezug auf die thermische Masse erwähnt wurde, trägt ebenfalls zur Feuchtigkeitsregulierung bei.
Die traditionelle Architektur bietet eine Vielzahl von kreativen Ansätzen, um mit regional verfügbaren und nachhaltigen Materialien Wasser von der Gebäudehülle fernzuhalten und die Konstruktion atmen zu lassen. Das oben erwähnte Reet ist ein Beispiel dafür.
► Holzschindeln. Ein weiteres Material sind Holzschindeln, die traditionell etwa in Russland, Japan und Skandinavien als Fassadenmaterial verwendet werden.
Holz ist ein erneuerbarer Rohstoff, der weniger Kohlenstoff als etwa Beton enthält. Holzschindeln können je nach Holzart, Klima und Pflege über Jahrzehnte halten. Eine Behandlung mit fäulnis- und feuerhemmenden Stoffen trägt dazu bei, ihre Lebensdauer zusätzlich zu verlängern.
Das leichte Material eignet sich auch für mehrstöckige Konstruktionen, wie dieses achtstöckige Gebäude in Schweden zeigt, das von Gert Wingårdh entworfen und von dem Holzbauspezialisten Folkhem errichtet wurde.
► Gestampfte Erde. Lehm, der bereits oben wegen seiner Vorteile in Bezug auf die thermische Masse erwähnt wurde, trägt ebenfalls zur Feuchtigkeitsregulierung bei.
► Kalkmörtel. Der traditionelle Kalkmörtel, mit dem Ziegel verfugt werden, ist poröser als Zement, reagiert besser auf die Bewegungen des Gebäudes und lässt Feuchtigkeit leichter verdunsten. Dies ist besonders wichtig bei der Verfugung historischer Gebäude, die aus Materialien wie Ziegeln oder Steinen bestehen, die selbst porös sind. Über den Kalkmörtel kann die angesammelte Feuchtigkeit optimal entweichen.
In Italien wurde Kalkmörtel darüber hinaus zu einem wasserfesten Bodenbelag verarbeitet, der als Cocciopesto oder Opus signinum bekannt ist. Das Material geht auf die römische Baukunst zurück und besteht aus zerbrochenen Fliesen und Ziegeln, die mit Kalkmörtel vermischt werden. Es ist wasserdicht und bietet eine vielversprechende Möglichkeit, vorhandene Materialien wiederzuverwenden. In dieser Masseria, einem Bauernhaus, das von Studio Talent restauriert wurde, kam es bis hin zur Dusche in großem Stil zum Einsatz.
► Zink. Im Elsass wurden Zinkverkleidungen typischerweise für Bauernhäuser verwendet. Dieses Material ist äußerst korrosionsbeständig, langlebig und recycelbar. Architekt Sébastien Arnold verwendete es in diesem modernen Familienhaus im Elsass.
In Italien wurde Kalkmörtel darüber hinaus zu einem wasserfesten Bodenbelag verarbeitet, der als Cocciopesto oder Opus signinum bekannt ist. Das Material geht auf die römische Baukunst zurück und besteht aus zerbrochenen Fliesen und Ziegeln, die mit Kalkmörtel vermischt werden. Es ist wasserdicht und bietet eine vielversprechende Möglichkeit, vorhandene Materialien wiederzuverwenden. In dieser Masseria, einem Bauernhaus, das von Studio Talent restauriert wurde, kam es bis hin zur Dusche in großem Stil zum Einsatz.
► Zink. Im Elsass wurden Zinkverkleidungen typischerweise für Bauernhäuser verwendet. Dieses Material ist äußerst korrosionsbeständig, langlebig und recycelbar. Architekt Sébastien Arnold verwendete es in diesem modernen Familienhaus im Elsass.
Das Beste aus beiden Welten. Alle diese Beispiele zeigen die wunderbare Synergie, die entsteht, wenn traditionelles Wissen in moderne Konstruktionen einfließt. Der Schlüssel liegt darin, das Beste aus Tradition und Innovation zu vereinen.
Mit dem Wandel der Gesellschaft und des Lebensstils ändern sich natürlich auch unsere Bedürfnisse an unser Zuhause. Ein japanischer Engawa zum Beispiel sorgt im Sommer für angenehme Temperaturen, kühlt aber schnell aus, wenn sie mit traditionellen Papierschirmen verkleidet ist.
Früher wurde dieses Problem durch ein punktuelles Wärmekonzept gelöst, nämlich durch warme Kleidung und kleine Wärmequellen zur Erwärmung von Menschen – nicht von Räumen. Heutige Hausbesitzer:innen werden diesen Lebensstil wahrscheinlich nicht als komfortabel empfinden. Das Wärmeproblem lässt sich dennoch lösen, indem der Engawa stattdessen mit Glasschiebetüren versehen wird. Diese kamen auch bei dem weiter oben abgebildeten Haus auf der Insel Kashikojima zum Einsatz.
Und? Haben einige dieser Ansätze Sie inspiriert oder kannten Sie einige Techniken bereits? Nutzen Sie gerne die Kommentarfunktion für Ihre Meinung, Tipps und Ideen.
Mit dem Wandel der Gesellschaft und des Lebensstils ändern sich natürlich auch unsere Bedürfnisse an unser Zuhause. Ein japanischer Engawa zum Beispiel sorgt im Sommer für angenehme Temperaturen, kühlt aber schnell aus, wenn sie mit traditionellen Papierschirmen verkleidet ist.
Früher wurde dieses Problem durch ein punktuelles Wärmekonzept gelöst, nämlich durch warme Kleidung und kleine Wärmequellen zur Erwärmung von Menschen – nicht von Räumen. Heutige Hausbesitzer:innen werden diesen Lebensstil wahrscheinlich nicht als komfortabel empfinden. Das Wärmeproblem lässt sich dennoch lösen, indem der Engawa stattdessen mit Glasschiebetüren versehen wird. Diese kamen auch bei dem weiter oben abgebildeten Haus auf der Insel Kashikojima zum Einsatz.
Und? Haben einige dieser Ansätze Sie inspiriert oder kannten Sie einige Techniken bereits? Nutzen Sie gerne die Kommentarfunktion für Ihre Meinung, Tipps und Ideen.
Ähnliche Artikel
Mit Experten arbeiten
Wie finde ich ein Architekturbüro, das zu mir passt?
Von Eva Bodenmüller
Bauen bringt viele Herausforderungen mit sich. Eine der größten: eine Architektin bzw. einen Architekten zu finden
Zum Artikel
Mit Experten arbeiten
Diese Fragen sollten Sie sich vor dem Bauen stellen
Von Eva Bodenmüller
Über Fragen lässt sich viel erfahren – sowohl über die eigenen Bedürfnisse als auch den passenden Profi
Zum Artikel
Mit Experten arbeiten
Grundriss, Ansicht, Schnitt: Was ist was bei der Architekturzeichnung?
Von Eva Zimmermann
Die wichtigsten Darstellungsformen von Architekt:innen und wie man sie als Laie versteht
Zum Artikel
Mit Experten arbeiten
Vorteile statt Vorurteile beim Bauen mit einem Architekturbüro
Von Eva Bodenmüller
Wer bauen will, braucht Profis. Architektinnen und Architekten bieten dabei mehr als ausgefallene Entwürfe
Zum Artikel
Innenausbau
Fachchinesisch: 12 Bau-Begriffe, die jeder kennen sollte
Von Eva Bodenmüller
Fasche, Gehrung, Unterzug… Wer baut oder umbaut muss teilweise eine ganz neue Sprache lernen. Sprechen Sie mit!
Zum Artikel
Gartengestaltung
Von Grau zu Grün – so kommt der Garten zum Haus
Von Eva Bodenmüller
Zwei Profis verraten, warum es klug ist, die Gartengestaltung schon beim Bau des Hauses zu berücksichtigen
Zum Artikel
Dachgeschoss einrichten
Darf ich das Dach meines Hauses gestalten, wie ich will?
Von Eva Bodenmüller
Für die Dachgestaltung gibt es Bauvorschriften. Die sich, wie folgende Beispiele zeigen, kreativ interpretieren lassen
Zum Artikel
Hausbau
Darf ich so hoch bauen wie ich will?
Von Eva Bodenmüller
Bebauungspläne oder die Umgebung bestimmen, wie hoch ein Haus sein darf. Sechs Beispiele, die das geschickt ausreizen
Zum Artikel
Nachhaltig bauen
So passen Sie Ihr Haus dem Klimawandel an
Von Eva Bodenmüller
Mit mehr Extremwetterereignissen beeinflusst der Klimawandel das Wohnen. Wir zeigen, wie Sie sich schützen können
Zum Artikel
Heizung, Kamin & Ofen
Wie funktioniert das Heizen mit Fernwärme?
Von Eva Bodenmüller
Wärme nutzen, die nicht im eigenen Haus produziert wird – wie geht das? Und ist das überhaupt sinnvoll?
Zum Artikel