Architektur: 19 qm Wohnen – im serienmäßig produzierten Holzhaus
Wie ein Selbstversuch, aus Wohnraumnot geboren, zur Geschäftsidee für vorgefertigte, energieautarke Kleinsthäuser wurde
Eva Bodenmüller
7. November 2016
Houzz Deutschland Contributor. Freie Autorin mit Faible für Architektur und Technik, Garten und Kulinarik
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Ist es ein Wohnhaus, ein Wochenendhaus oder das winzige Haus von Karlsson vom Dach? Ein bisschen von allem – und ein bisschen für alle. Besonders für diejenigen, die gerne mobil bleiben und dennoch in einem richtigen Haus wohnen wollen. So zumindest stellt es sich der Gründer der Futteralhaus GmbH, Maxim Kurennoy, vor. Auf die Idee mit den Holzhäusern kam er, als er selbst mit Frau und Kind auf der Suche nach bezahlbarem Wohnraum war. Da hat er kurzerhand sein Minimalhaus entworfen und an einen Ort gestellt, der ihm gefiel.
Mit seinen Futteralhäusern sollen nun möglichst viele Menschen die Möglichkeit bekommen, flexibel, mobil und ökologisch zu wohnen. Mit dem Entwurf für ein serienreifes Minimalhaus hat er die Architektin Nataliya Sukhova beauftragt. Sie hat den gestalterischen Spagat zwischen Komfort und Minimalismus mit reduzierter Materialwahl geschafft, ausgeklügelte Einbaumöbel und einen simplen Grundriss entwickelt.
Mit seinen Futteralhäusern sollen nun möglichst viele Menschen die Möglichkeit bekommen, flexibel, mobil und ökologisch zu wohnen. Mit dem Entwurf für ein serienreifes Minimalhaus hat er die Architektin Nataliya Sukhova beauftragt. Sie hat den gestalterischen Spagat zwischen Komfort und Minimalismus mit reduzierter Materialwahl geschafft, ausgeklügelte Einbaumöbel und einen simplen Grundriss entwickelt.
Auf einen Blick
Hier können wohnen: maximal vier Personen
Auf: 19 Quadratmetern Wohnfläche bei einer Grundfläche von 25 Quadratmetern plus 18 Quadratmeter Terrasse
In: der Stadt oder auf dem Land
Projektteam: Architektin: Nataliya Sukhova, Transstruktura, Berlin; Unterstützung bei Möbeldesign und Küchenplanung: Architekt Luigi Scapin; Konzeptidee: Maxim Kurennoy, Produktionsmanagerin: Anete Leskevica, beide Futteralhaus GmbH
Hersteller: Futteralhaus GmbH
Preis: Basisversion inkl. Bad 49.500 Euro (plus ggf. Küche 3.600 Euro, Möbel 4.200 Euro, Bodenkanalheizung 2.200 Euro)
Fotos: Dmitry Yagovkin
„Mit fünfundzwanzig Quadratmetern Grundfläche ist das Haus gerade so groß, dass es in einigen Ländern wie etwa Schweden ohne Baugenehmigung aufgestellt werden kann“, erklärt Nataliya Sukhova. „Der Prototyp ist mit einer schwarzen Farbe des lettischen Herstellers Painteco gestrichen. Sie besteht aus gekochtem Leinöl, Mineralpigmenten und Bindemitteln. Es ist eine prägnante, starke Farbe.“ Die Architektin beschäftigt sich unter anderem mit dem Thema Recycling und der minimalistischen Gestaltung von Innenräumen. Das war auch der Grund, warum Kurennoy, selbst Architekt, ihr den Auftrag für die Umsetzung seiner Idee eines einfachen, aber komfortablen Holzhauses gab.
Das Haus ist eine Box mit zwei Nischen, getrennt durch eine Nasszelle. Eine großzügige Fensterfront lässt den Innenraum größer wirken.
Hier können wohnen: maximal vier Personen
Auf: 19 Quadratmetern Wohnfläche bei einer Grundfläche von 25 Quadratmetern plus 18 Quadratmeter Terrasse
In: der Stadt oder auf dem Land
Projektteam: Architektin: Nataliya Sukhova, Transstruktura, Berlin; Unterstützung bei Möbeldesign und Küchenplanung: Architekt Luigi Scapin; Konzeptidee: Maxim Kurennoy, Produktionsmanagerin: Anete Leskevica, beide Futteralhaus GmbH
Hersteller: Futteralhaus GmbH
Preis: Basisversion inkl. Bad 49.500 Euro (plus ggf. Küche 3.600 Euro, Möbel 4.200 Euro, Bodenkanalheizung 2.200 Euro)
Fotos: Dmitry Yagovkin
„Mit fünfundzwanzig Quadratmetern Grundfläche ist das Haus gerade so groß, dass es in einigen Ländern wie etwa Schweden ohne Baugenehmigung aufgestellt werden kann“, erklärt Nataliya Sukhova. „Der Prototyp ist mit einer schwarzen Farbe des lettischen Herstellers Painteco gestrichen. Sie besteht aus gekochtem Leinöl, Mineralpigmenten und Bindemitteln. Es ist eine prägnante, starke Farbe.“ Die Architektin beschäftigt sich unter anderem mit dem Thema Recycling und der minimalistischen Gestaltung von Innenräumen. Das war auch der Grund, warum Kurennoy, selbst Architekt, ihr den Auftrag für die Umsetzung seiner Idee eines einfachen, aber komfortablen Holzhauses gab.
Das Haus ist eine Box mit zwei Nischen, getrennt durch eine Nasszelle. Eine großzügige Fensterfront lässt den Innenraum größer wirken.
Die Gestaltung der Räume ist so angelegt, dass bei 19 Quadratmetern tatsächlich bewohnbarer Fläche kein Gefühl der Enge entsteht. Dafür hat Sukhova mit ihren gut durchdachten Einbauten gesorgt. Es ist ausreichend Stauraum vorhanden, um notwendige Dinge unterzubringen (und dabei Überflüssiges erst gar nicht anzusammeln).
Gleich neben der Eingangstür befindet sich die Garderobe. Ihre Türen reichen nicht vom Boden zur Decke, sondern verdecken nur den Mittelteil des Schrankes, dort wo üblicherweise Jacken und Mäntel hängen. Das obere Fach ist ganz offen.
Gleich neben der Eingangstür befindet sich die Garderobe. Ihre Türen reichen nicht vom Boden zur Decke, sondern verdecken nur den Mittelteil des Schrankes, dort wo üblicherweise Jacken und Mäntel hängen. Das obere Fach ist ganz offen.
„Für den gesamten Innenausbau haben wir weiß gebeiztes Nadelholz verwendet, für Decke, Wände und Fußboden ebenso wie für die Einbaumöbel. So wirkt der Innenraum einheitlich und großzügig“, erläutert Sukhova. Der Wohnraum ist als ein einziges, zusammengehöriges Wohnmöbel konzipiert.
Auch eine Einbauküche gehört zur Ausstattung. Sie liegt gleich rechts vom Eingang. Hier hat zwischen zwei Kochplatten und der Spüle eine kleine Arbeitsfläche Platz. Hinter den schnörkellosen Küchenfronten verbergen sich Kühlschrank, Geschirrspüler und Dunstabzug sowie Stauraum für Geschirr, Besteck, Kochtöpfe und Lebensmittel. Aber auch die Batterien der Solaranlage sind hier untergebracht. Die ist auf dem Dach installiert und versorgt das ganze Haus mit Strom, einschließlich der Bodenkanalheizung von Möhlenhoff, die entlang der Fensterfront verläuft. „Optional kann damit sogar eine Ladestation für Elektroautos betrieben werden“, sagt Sukhova.
Gegessen wird in der Ecke gegenüber. Tisch und Stühle sind durch eine Bank an der Wand ergänzt. Die ist aber nicht nur zum Sitzen gedacht: „Die Bank hat eine Schublade, um hier noch Dinge verstauen zu können. Außerdem kann sie zum Gästebett umgebaut werden“, erklärt Sukhova, die sich nicht nur für modularen Holzbau, sondern vor allem für reduzierten Wohnraum interessiert. Weiteren Stauraum bieten Schränke über der Bank sowie links davon.
Die Struktur wird vorgefertigt per Lastwagen geliefert. „Die Häuser lassen sich schnell und einfach aufstellen. Auch deswegen, weil sie eben kein aufwendiges Fundament benötigen, sondern nur sechs Punktfundamente als Auflage brauchen“, erklärt Sukhova. Die Terrasse wird ebenfalls mitgeliefert. Sie besteht aus zwei Teilen und braucht drei weitere Punktfundamente. „Nach unten sollten mindestens 15 Zentimeter Platz sein. Das bedeutet dann auch, dass das Haus über zwei bis drei Stufen zu erreichen ist“, sagt die Architektin.
Im Haus verläuft der Fußboden schwellenlos, auch ins Bad hinein. Es liegt Wand an Wand mit der Küche.
Die bodengleiche Dusche befindet sich am Ende des kleinen Raumes, davor steht ein Waschtisch mit einem Wandspiegel darüber, der den Raum doppelt so groß wirken lässt. Die Toilette liegt gleich neben der nach innen aufgehenden Tür, die bündig mit der Wand im Flur schließt. „Die Häuser sind so konzipiert, dass sie an die Kanalisation angeschlossen werden können. Aber es ist auch möglich, autarke Systeme zu nutzen – etwa eine Komposttoilette und eine Regenwasserzisterne“, erzählt Sukhova. Im Bad unterstützt ein Ventilator den natürlichen Luftaustausch.
Ansonsten ist das Haus so gebaut, dass die Luft auf natürliche Weise zirkulieren kann. Eine Holzfaserdämmung von Steico sorgt für die notwendige Wärmedämmung. Der Bau erfüllt die Anforderungen der Energieeinsparverordnung (EnEV) 2014 und besitzt auch einen Energieausweis. Der Prototyp ist aus Dreischichtplatten gebaut und daher mit einer Folie als Dampfsperre versehen. „Alternativ soll es aber auch eine Innenbeplankung aus massiven Diagonalplatten geben“, so Sukhova. „Dann ist auch die Dampfsperre nicht notwendig. Deswegen finden wir dieses Material sehr schön.“
Eine große Glasfront an der Längsseite schenkt dem kleinen Wohnraum Weite. In der richtigen Lage – nach Süden ausgerichtet, ohne Verschattung – trägt sie zur Erwärmung des Wohnraums bei. Zudem bieten die großzügigen Schiebefenster eine Lüftungsmöglichkeit. Außerdem gibt es optional auch Verschattungselemente, mit denen eine zu große Hitzeentwicklung durch Sonneneinstrahlung verhindert werden kann.
Das ist auch gut für den Schlafkomfort. Schließlich finden in diesem Mini-Haus bis zu vier Personen ein Bett. Das größte steht im Schlafzimmer. Es lässt sich vom Einzel- zum Doppelbett ausziehen.
Darüber gibt es noch ein an der Wand hängendes, ausklappbares Bett (links im Bild Einzelbettposition und zugeklapptes Bett; rechts Doppelbett und ausgeklapptes Zusatzbett).
Der vierte Schlafplatz liegt, wie schon erwähnt, auf der Bank im Essbereich.
Der vierte Schlafplatz liegt, wie schon erwähnt, auf der Bank im Essbereich.
Die raffinierten Einbauten der Architektin ergänzt der Gründer der Futteralhaus GmbH durch ausgeklügelte Technik. Einiges davon ist noch Zukunftsmusik, etwa die Lieferung von im Internet bestellten Waren per Drohne. Anderes funktioniert auch jetzt schon. So etwa die optionale Ladestation für Elektrofahrzeuge, die an der Fassade angebracht ist und über die Solaranlage gespeist wird. Überschüssiger Strom kann über das Internet anderen Nutzern von Elektrofahrzeugen angeboten werden. Hierfür gibt es eine App. Die soll das Haus auch mit Seiten im Internet vernetzen, auf denen die Besitzer ihr Haus als Ferienwohnung anbieten oder Essen und Waren bestellen können. Kurennoys Geschäftsmodell ist raffiniert: Verdienen die Besitzer eines Hauses am verkauften Strom oder der Vermietung ihres Heims, verdient auch die Futteralhaus GmbH. Dafür ist der Preis des Holzhauses relativ niedrig.
Der Hintergedanke dabei: Minimalistisches Wohnen soll für möglichst viele Menschen attraktiv sein. Hoher Komfort auf kleinstem Raum könnte dazu anregen. Und wem 19 Quadratmeter bewohnbare Fläche zu wenig sind, der kann sich sein Haus auch in einer Größe von bis zu 100 Quadratmetern bauen lassen.
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In Deutschland braucht so vieles eine Genehmigung. Soll verhindert werden, dass andere Lösungen gefunden werden können? Ich bin dafür das es keiner Genehmigung mehr bedarf, wenn man ein Tiny House aufstellen möchte. Wohnen ist ein Grundrecht und sollte erschwinglich sein.
Von allen Tiny Houses, die ich mir im Internet angesehen habe, das schönste mit dem besten Wohnwert und dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis.
Ein kleines, ggf. autarkes, Haus auch für Senioren, weil alle Räume auf einer Ebene liegen, eine bodengleiche Dusche vorhanden ist und ein ganz großes Plus: auch erweiterbar, wenn es die Lebenssituation erfordert. Mein Wunsch wäre ein größeres Schlafzimmerfenster und eine Schiebetür für das Bad, denn eine Tür, die nach innen aufgeht, sollte man im höheren Lebensalter vermeiden. Die ein oder zwei Stufen zur Terrasse lassen sich bei Bedarf gut mit einer Rampe überwinden und die Ladestation am Haus ist genial.
Als Stellplätze für dieses kleine Haus könnte ich mir auch kommunale Kleingärten vorstellen. In Zeiten der Wohnungsnot fehlenden Wohnraum zu ermöglichen auf relativ kleinen Grundstücksflächen sollte nicht an bezahlbaren Pachtkonditionen scheitern.
Ein Hersteller von Tiny-Houses auf Rädern bietet in Kooperation mit Campingplatzbetreibern u.a. in der Nähe von Bad Segeberg, wunderschön an einem See gelegen, Pachtgrundstücke für eine Dauer von 3 bis 30 Jahren ab ca. 175,--€ monatlich an.
Vielleicht eine Anregung an die Architekten und Hersteller dieses kleinen Hauses, bei der Grundstücksbeschaffung behilflich zu sein.
Danke fürs Ihr nettes Kommentar Frau Kober. Wir Architekten freuen uns wenn das Haus so gut ankommt! Mit der Schiebetür haben Sie recht, diese ist nur etwas teurer und kann daher optional eingebaut werden. Ihr Hinweis das Haus in Kombination mit einem Grundstück anzubieten ist auch vollkommen richtig – der Hausentwickler hat auch schon Pläne in diese Richtung.