Architektur
Innenausbau
Architektur: Bretonischer Speicher verwandelt sich in modernes Loft
Mehr Licht! Mehr Grün! Das wollten die Eigentümer dieses alten Speichers. Sie entkernten ihn, addierten einen Innenhof – und ein Hängenetz…
Sie wollten Berufs- und Familienleben endlich unter einem Dach vereinen. Daher ließen Isabelle Cerez und Guillaume Dubois, zwei junge Architekten aus Paris, die Großstadt hinter sich und kauften ein Landhaus in der Bretagne, Guillaumes Heimat. „Wohnen, arbeiten, miteinander leben“, so ihre Vision. Als sie das alte Gebäude fanden, wussten sie: Das würde eine Mammutaufgabe werden. Schiefe Wände, ein unebener Fußboden aus gestampfter Erde, vermodertes Balkenwerk… aber jede Menge Potenzial! „Wir haben gleich am nächsten Tag den Kaufvertrag unterschrieben“, erinnert sich Isabelle.
Auf einen Blick
Hier wohnt: eine Familie
In: Dinard, Bretagne, Frankreich
Auf: 146 Quadratmetern
Experten: Atelier 48.2
Dauer der Bauarbeiten: sechs Monate Planung, drei Jahre Bauarbeiten (das Paar baute fast alles selbst)
Budget: 88 000 Euro
Fotos: Paul Kozlowski
Auf einen Blick
Hier wohnt: eine Familie
In: Dinard, Bretagne, Frankreich
Auf: 146 Quadratmetern
Experten: Atelier 48.2
Dauer der Bauarbeiten: sechs Monate Planung, drei Jahre Bauarbeiten (das Paar baute fast alles selbst)
Budget: 88 000 Euro
Fotos: Paul Kozlowski
Um das Erdgeschoss in einen großen, offenen Familienbereich mit geräumigem Arbeitszimmer zu verwandeln, waren umfassende Sanierungsmaßnahmen nötig: „Wir haben zunächst alles bis auf die Grundmauern entkernt und den Boden im Erdgeschoss komplett entfernt“, sagt Guillaume Dubois. Bestehen blieben nur die Außenwände des alten Hauses. Um die historische Steinhülle zu stützen, wurde als Ersatz für das alte Tragwerk ein maßgefertigtes Stahlgerüst eingebracht.
Im oberen Teil dieses Bildes erhascht man auch schon einen Blick auf eine spielerische Besonderheit des Hauses. Doch dazu gleich!
Im oberen Teil dieses Bildes erhascht man auch schon einen Blick auf eine spielerische Besonderheit des Hauses. Doch dazu gleich!
Als Nächstes galt es, mehr Licht ins Innere zu bringen. Da das Haus weder über einen großen Außenbereich noch über einen eigenen Garten verfügt und zudem an drei Seiten direkt an Nachbarhäuser grenzt, war es schwierig, die Fassade zu öffnen. Traditionelle Fenster kamen nicht infrage, und so mussten die Eigentümer nach einer geeigneten Alternative suchen. „Die größte Herausforderung bestand darin, Licht ins Haus zu bringen und gleichzeitig dafür zu sorgen, dass wir nicht auf dem Präsentierteller sitzen“, so Isabelle. „Schnell wurde uns klar, dass Licht von oben unsere einzige Option war. Die Idee für den Patio im italienischen Stil ergab sich dann fast von selbst. Der offene Innenhof wurde in die bestehende Struktur integriert. Alle Wohn- und Arbeitsräume ordneten wir drumherum an.“
Landschaftsarchitekt Laurent Martin gestaltete den Innenhof. Der Clou: Die gesamte Fassade ist hier mit Polycarbonat verkleidet. Die vier Millimeter dicken, lichtdurchlässigen Kunststoffplatten haben eine wärmeisolierende Wirkung und kreieren dank ihrer wabenförmigen Oberfläche ein wunderschönes Spiel aus Licht und Schatten. Und ein weiteres Plus: Durch die Reflektion des Lichts wachsen die Pflanzen schneller!
Die nach Süden ausgerichtete, auskragende Terrasse über dem Innenhof bietet sommers wie winters ein schönes Plätzchen in der Sonne.
Für noch mehr Licht sind große Teile des Daches komplett verglast worden.
Dank einer cleveren Aussparung gelangt das Tageslicht bis ins Erdgeschoss – und das Loch im Boden hat noch einen weiteren Vorteil…
Dank einer cleveren Aussparung gelangt das Tageslicht bis ins Erdgeschoss – und das Loch im Boden hat noch einen weiteren Vorteil…
…das Netz als Absturzsicherung ist ein prima Spielplatz für die Kinder!
Alle Wohnräume befinden sich in diesem lichtdurchfluteten Bereich des Hauses, während die Schlafzimmer im hinteren Teil liegen. Die Badezimmer wiederum befinden sich am Versorgungskanal, der entlang der Brandmauer verläuft.
Um den Charme des alten Gebäudes zu erhalten, legten die Eigentümer bei der Sanierung viel Wert darauf, vorgefundene Materialien wiederzuverwenden.
Das Eichenparkett in der oberen Etage etwa lag früher im ehemaligen Zwischengeschoss. Nachdem das alte Holz abgeschliffen und neu versiegelt wurde, bildet es heute den Bodenbelag im Flur und in den Schlafzimmern. Dasselbe gilt für die alten Schiefersteine der ehemaligen Dacheindeckung, die, geputzt und aufgearbeitet, nach dem Einbau der acht neuen Dachfenster ihren angestammten Platz wieder einnehmen durften.
Das Eichenparkett in der oberen Etage etwa lag früher im ehemaligen Zwischengeschoss. Nachdem das alte Holz abgeschliffen und neu versiegelt wurde, bildet es heute den Bodenbelag im Flur und in den Schlafzimmern. Dasselbe gilt für die alten Schiefersteine der ehemaligen Dacheindeckung, die, geputzt und aufgearbeitet, nach dem Einbau der acht neuen Dachfenster ihren angestammten Platz wieder einnehmen durften.
Neben aufgearbeiteten Materialien kamen auch moderne Baustoffe zum Einsatz. Die OSB-Platten etwa bieten nicht nur eine hervorragende Schall- und Wärmedämmung, sind kostengünstig und leicht zu verarbeiten, sie machen auch optisch etwas her: Ihre raue Oberfläche erzeugt kontrastreiche Licht- und Schatteneffekte, die dem Raum eine moderne Note verleihen.
Im Trend: Die derbe Schönheit von Verbundhölzern im Innenraum >>>
Im Trend: Die derbe Schönheit von Verbundhölzern im Innenraum >>>
Das Projekt ist ein gelungenes Beispiel dafür, wie sich in einer dicht bebauten Nachbarschaft offenes Wohnen und Privatsphäre unter einen Hut bringen lassen.
MEHR TOLLE UMNUTZUNGEN
Houzzbesuch: Alte Scheune, neues Glück in Magdeburg
Houzzbesuch: Ein Pilsstüberl wird zum Multifunktions-Wohnwunder
Houzzbesuch: Vom Kornspeicher zum Prärie-Refugium
MEHR TOLLE UMNUTZUNGEN
Houzzbesuch: Alte Scheune, neues Glück in Magdeburg
Houzzbesuch: Ein Pilsstüberl wird zum Multifunktions-Wohnwunder
Houzzbesuch: Vom Kornspeicher zum Prärie-Refugium
Von den schwierigen architektonischen Gegebenheiten ließ sich das junge Architektenpaar indes nicht abschrecken, ganz im Gegenteil: Voller Tatendrang beschlossen sie, die Sanierung schnell voranzutreiben und einen Großteil der Bauarbeiten selbst zu übernehmen. „Wir wollten schließlich nicht die nächsten dreißig Jahre auf einer Baustelle leben. Außerdem war es uns wichtig, Umbaumöglichkeiten für später zu haben, da wir uns gut vorstellen können, irgendwann einen Teil des Hauses zu vermieten“, sagt Isabelle Cerez. Dennoch dauerten die Bauarbeiten insgesamt drei Jahre.