Architektur
Houzzbesuch
Architektur: Modernes Wohnhaus im Scheunen-Stil bei Hamburg
Zwei Hauskörper, die die Scheunen der Elbmarsch zitieren – ein Projekt macht vor, wie elegante Schlichtheit in Holz geht
Ein relativ schmales Grundstück mit einem Garten voller Apfelbäume im Norden und einer Straße im Süden. Das hat Christian Stolz vorgefunden, als ihn die Bauherren baten, ihr neues Zuhause zu entwerfen. Der gelernte Zimmermann, der Architektur studiert hat und heute seine eigene Baufirma leitet, hat sich an der Tradition der Gegend nördlich von Hamburg orientiert. Genauer gesagt an den Scheunen der Elbmarsch. Statt ein großes, kompaktes Gebäude zwischen die Grundstücksgrenzen zu zwingen, hat er zwei Hausteile entworfen, die über einen Verbindungsgang und eine große Terrasse miteinander verbunden sind.
Es gibt keine Dachvorsprünge, die Regenrinnen verlaufen versteckt hinter der Fassade, die Fallrohre sind in ihrer Breite den Fassadenbrettern angepasst. (Wie auf einem Suchbild ist auf diesem Foto die Regenrinne am rechten Bildrand versteckt.) „Mit der Zeit wird das Zinkblech Patina ansetzen und sich dem verwitternden Holz der Fassade anpassen“, erläutert Stolz. Rotzedernholz zu verwenden war ein Wunsch des Bauherrn. Er hatte sich vorher intensiv mit dieser im westlichen Nordamerika heimischen Wacholderart beschäftigt, die bis zu zwanzig 20 Meter hohe Bäume hervorbringt und durch ihren Geruch an Zedern erinnert. Mit seiner Begeisterung für dieses Holz steckte der Bauherr Stolz an. „Die Rotzeder verwittert viel schöner als beispielsweise Lärche“, erklärt der Architekt.
Auf diesem Bild ist die Vergrauung bereits fortgeschritten. Das Holz leuchtet weniger und fügt sich dadurch zurückhaltend in die umgebende Landschaft ein.
Mehr über Holzfassaden und ihre Konstruktion
Mehr über Holzfassaden und ihre Konstruktion
Auch unter der Fassade befindet sich Holz. Ein Bodengutachten hatte ergeben, dass im Untergrund Torflinsen vorhanden sind, weshalb eine Konstruktion in Holzbauweise sich als beste Lösung erwies. Als gelernter Zimmermann kennt sich Stolz mit dem Werkstoff bestens aus.
Im Verbindungsgang zwischen den beiden Hausteilen liegt der Eingang. Schon beim Betreten des Hauses geht der Blick gleich wieder ins Freie. Bodentiefe Fenster und Fenstertüren führen auf die Terrasse, die wie ein kleiner Innenhof als zusätzlicher Wohnraum dient. Von Wind und fremden Blicken geschützt, können die Bewohner hier bei schönem Wetter quasi das ganze Jahr über im Freien sitzen.
Die Fassadenlattung ist hier dunkel lasiert, womit Stolz die Sonderrolle des Gebäudeteils als Bindeglied unterstrich.
Die Fassadenlattung ist hier dunkel lasiert, womit Stolz die Sonderrolle des Gebäudeteils als Bindeglied unterstrich.
Vom Eingang links führt der Verbindungsgang in den nördlichen Hausteil mit einem großen, offenen Wohnraum und einer massiven Eichenholzküche.
Stolz hat die Küchenmöbel aus massiver, farblos geölter Eiche nicht nur entworfen, sondern mit seinen beiden Brüdern auch selbst gebaut. Dass er bei Projekten selbst Hand anlegt, hat allerdings in letzter Zeit nachgelassen.
Neben der hinteren Küchenzeile führt eine Tür in die Speisekammer. Wie auf der gesamten rückwärtigen Giebelseite des nördlichen Hausteils ist auch hier kein Fenster eingebaut. Tageslicht fällt durch ein Dachflächenfenster. Doch vor allem erhellen unterschiedlich große Fenster auf beiden Seiten den Raum. Sie werden durch Fenstertüren ergänzt, die auf die Terrassen führen. „Die Fassade ist sehr streng gehalten. Die bewusst gesetzten, unregelmäßigen Fensterflächen lockern etwas auf“, sagt Stolz.
Die nördliche Terrasse öffnet sich auf drei Seiten zum Garten hin. Hier kann der Blick über die alten Apfelbäume schweifen.
Das Haus wurde in Holzrahmenbauweise mit Stegträgern auf einer Fundamentplatte errichtet, deren Unterseite mit Schaumglasschotter gedämmt ist. Für eine angenehme, gleichbleibende Raumtemperatur sorgen die Fußbodenheizung und der wasserführende Kaminofen, kombiniert mit einer Wärmerückgewinnungsanlage mit kontrollierter Be- und Entlüftung. Zudem sind auf dem Dach Sonnenkollektoren installiert. Einen geringen Energieverbrauch gewährleisten auch die gut gedämmten Wände, in die ein Holzfaserdämmstoff eingeblasen wurde. „Wir achten darauf, möglichst schadstoffarm zu bauen“, sagt Stolz.
Was ist eigentlich… ein Passivhaus?
Was ist eigentlich… ein Passivhaus?
Der große Koch-, Ess- und Wohnbereich ist offen bis unter das Dach. Auf dem Boden ist robustes Industrieparkett aus massiver Eiche verlegt. „Wir hatten ein strammes Budget. Der Boden im Erdgeschoss ist widerstandsfähig und relativ günstig“, so Stolz.
Rechts vom Eingang, hier im Bild auf der linken Seite, liegt der größere Hausteil. Er schirmt den Wohnbereich von der Straße ab.
Im Erdgeschoss befinden sich ein Arbeits- und ein Gästezimmer sowie ein Hauswirtschaftsraum und das Bad mit Zugang zur Innenhofterrasse.
Eine mit massivem Eichenholz belegte Treppe führt in das Dachgeschoss. Hier liegen die Schlaf- und Kinderzimmer.
IM ÜBERBLICK
Auf den Grundrissen ist gut zu erkennen, dass sich die beiden Hausteile in ihrer Größe deutlich unterscheiden. Im nördlichen Teil bringen der nach oben offene Luftraum und die beidseitig anschließenden Terrassen Großzügigkeit.
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Auf den Grundrissen ist gut zu erkennen, dass sich die beiden Hausteile in ihrer Größe deutlich unterscheiden. Im nördlichen Teil bringen der nach oben offene Luftraum und die beidseitig anschließenden Terrassen Großzügigkeit.
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Im südlichen Teil sind auf der oberen Ebene die Schlafräume und im Erdgeschoss Gästezimmer, Büro und Hauswirtschaftsraum sowie das Bad untergebracht.
Die Innenhofterrasse wirkt wie ein zusätzliches Zimmer. Sie verbindet die beiden Hausteile ebenso wie der Flur. Aber sie verbindet zudem den Innen- mit dem Außenraum.
Wie gefällt Ihnen diese scheuneninspirierte Architektur?
Die Innenhofterrasse wirkt wie ein zusätzliches Zimmer. Sie verbindet die beiden Hausteile ebenso wie der Flur. Aber sie verbindet zudem den Innen- mit dem Außenraum.
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Hier wohnt: eine Familie mit zwei Kindern
Auf: 132 Quadratmetern Wohnfläche und zwei großen Terrassen
In: der Haseldorfer Marsch (Schleswig-Holstein) bei Hamburg
Besonderheit: Ein Gebäude mit zwei unterschiedlich großen, aber ähnlich aussehenden Gebäudeteilen
Experten: Christian Stolz Bauen
Fotos: Frank Jasper, Jan Hütz und Christian Stolz
Die Haseldorfer Marsch ist bis heute von schlichten Scheunen geprägt, an deren schmuckloser, reduzierter Form sich Architekt Christian Stolz bei seinem Entwurf orientierte. Die beiden unterschiedlich großen Gebäudeteile stehen wie einzelne Scheunen auf dem grünen Grundstück.