Architektur: Zeitloses Ferienhaus aus Holz am Griemnitzsee
Introvertiertheit als haltbares Ideal: Dieses klar gefasste Haus in Brandenburg ist der perfekte Rückzugsort einer Berliner Familie
Kleine Budgets bringen nicht selten große Ideen hervor. Denn immer, wenn der Rahmen besonders eng gesteckt ist, werden Architekten gezwungen, ihren Entwurf auf das Äußerste zu optimieren. Dass diese Reduktion zum ästhetischen Richtwert werden kann, und dass diese Ästhetik von Dauer ist, zeigt „Haus Michael“ von Modersohn & Freiesleben Architekten aus Berlin. Für eine befreundete Familie entwarfen diese schon vor über zehn Jahren ein Wochenendhaus am Griemnitzsee. Dort nimmt es so einfach wie zwingend seinen Platz am Ufer ein – und wirkt heute noch so modern wie im Baujahr.
Es ist malerisch schön am Grimnitzsee, dessen sauberes Wasser zum Baden, Angeln und Surfen einlädt. Wer, wie die Bauherrschaft, seinen Hauptwohnsitz in Berlin-Weißensee hat, fährt gerade einmal 45 Minuten und findet sich in einem ländlichen Refugium.
Dass man sich in diesem Haus am Griemnitzsee so wunderbar zurückziehen kann, ist nicht nur der idyllischen Landschaft geschuldet, sondern auch der introvertierten Architektur, die sich, so Architektin Antje Freiesleben, ganz strikt aus der Umgebung entwickelt habe: „Auf dem von zwei Bestandsbauten eingeklemmten Grundstück befand sich vorher eine Scheune, die nur noch aus Gewohnheit hielt und nicht mehr zu gebrauchen war.“ Die Architekten ließen sie abreißen und behielten beim Neubau die Umgebung im Blick.
Im Straßenbild des Dorfes wechseln sich giebelständige und traufständige Häuser, die mit Zäunen und Mauern verbunden sind. Dieses Prinzip griffen Modersohn und Freiesleben auf, indem sie den Neubau giebelseitig zur Straße positionierten.
Dass man sich in diesem Haus am Griemnitzsee so wunderbar zurückziehen kann, ist nicht nur der idyllischen Landschaft geschuldet, sondern auch der introvertierten Architektur, die sich, so Architektin Antje Freiesleben, ganz strikt aus der Umgebung entwickelt habe: „Auf dem von zwei Bestandsbauten eingeklemmten Grundstück befand sich vorher eine Scheune, die nur noch aus Gewohnheit hielt und nicht mehr zu gebrauchen war.“ Die Architekten ließen sie abreißen und behielten beim Neubau die Umgebung im Blick.
Im Straßenbild des Dorfes wechseln sich giebelständige und traufständige Häuser, die mit Zäunen und Mauern verbunden sind. Dieses Prinzip griffen Modersohn und Freiesleben auf, indem sie den Neubau giebelseitig zur Straße positionierten.
„Einfache, unverklärte Formen bestimmen das Ortsbild“, sagt Antje Freiesleben, die diese Skizze gleich zu Beginn der Formfindungsphase in einem Gespräch mit den Bauherren zeichnete. Durchaus ein seltener Fall, dass eine Anfangsidee so konsequent zur Ausführung kommt.
Das Grundstück wurde maximal ausgenutzt – das Plateau reicht bis zur Stelle, an der das Gelände zum See hin abfällt.
Der umgebende, traufhohe Zaun lässt einen geschützten Außenraum entstehen, der sich nur zur Seeseite hin öffnet und die Nachbarhäuser vergessen macht – als hätte man den See für sich allein. Durch geöffnete Schiebetore kann man das Gebäude von beiden Seiten betreten.
Der umgebende, traufhohe Zaun lässt einen geschützten Außenraum entstehen, der sich nur zur Seeseite hin öffnet und die Nachbarhäuser vergessen macht – als hätte man den See für sich allein. Durch geöffnete Schiebetore kann man das Gebäude von beiden Seiten betreten.
Gebaut wurde mit Lärche. „Holzbau war damals das Günstigste“, sagt Freiesleben. Das sei heute nicht mehr unbedingt der Fall, die Energieeinsparverordnung habe das Bauen mit Holz verteuert. Vor etwa zehn Jahren, als die Architekten hier tätig wurden, war es die beste Bauvariante. Im Trend liegen Holzhäuser nach wie vor.
„Wie kommt Holz auf dem Boden an, haben wir uns damals gefragt“, erzählt Freiesleben. „Am besten ja gar nicht, da es sonst fault.“ Die Lösung waren vier Streifenfundamente aus Beton, auf denen ein Holzplateau liegt. Dessen Größe und quadratische Form (13 mal 13 Meter) leiteten die Architekten aus Umgebung und Bebauungsfläche ab. Das eigentliche Haus steht darauf, zum See hin zurückgesetzt. Optimierung der Optimierung: Die zu beheizende Fläche wird minimiert.
Wenn die Familie ins Haus kommt, wird der Zaun geöffnet und gibt den Blick vom Wohnraum auf das Wasser frei. Auch das seeseitig eingebaute Fensterband lässt sich zusammenfalten und öffnen.
„Wie kommt Holz auf dem Boden an, haben wir uns damals gefragt“, erzählt Freiesleben. „Am besten ja gar nicht, da es sonst fault.“ Die Lösung waren vier Streifenfundamente aus Beton, auf denen ein Holzplateau liegt. Dessen Größe und quadratische Form (13 mal 13 Meter) leiteten die Architekten aus Umgebung und Bebauungsfläche ab. Das eigentliche Haus steht darauf, zum See hin zurückgesetzt. Optimierung der Optimierung: Die zu beheizende Fläche wird minimiert.
Wenn die Familie ins Haus kommt, wird der Zaun geöffnet und gibt den Blick vom Wohnraum auf das Wasser frei. Auch das seeseitig eingebaute Fensterband lässt sich zusammenfalten und öffnen.
Ebenso kann der Zaun komplett verschlossen werden.
Auf dem zwanzig Meter breiten Grundstück sollten Schlafmöglichkeiten für Eltern und Kinder entstehen. Die Architekten ersannen eine Einraum-Lösung, in der alles bis auf das Bad und den Haustechnikraum untergebracht ist. Letztere befinden sich innen als Sanitär- und Versorgungskern.
Auf dem zwanzig Meter breiten Grundstück sollten Schlafmöglichkeiten für Eltern und Kinder entstehen. Die Architekten ersannen eine Einraum-Lösung, in der alles bis auf das Bad und den Haustechnikraum untergebracht ist. Letztere befinden sich innen als Sanitär- und Versorgungskern.
Auch das Tragwerk ist so sparsam und effektiv wie nur möglich konzipiert: Es handelt sich um eine Pfettenkonstruktion, die außen von Stützen und in der Mitte von einem raumbestimmenden Leimholzbinder getragen wird. Rundum wurde das Haus mit Polycarbonat-Stegplatten verkleidet. „Ein tolles Material, sehr günstig, sehr robust und einbruchsicher und absolut alterungsresistent“, sagt Freiesleben. Es funktioniere im Prinzip wie Lego, erklärt die Architektin weiter, die Platten stecke man einfach aneinander.
Auch der Zaun erfüllt eine statische Funktion in der Gesamtkonstruktion und enthält Aussteifungen.
Durch einen Dachüberstand entsteht die Loggia mit Seeblick, die, so Freiesleben, der Hauptwohnraum der Familie ist.
Das Grundstück wird durch einen Schilfstreifen begrenzt und hat keinen direkten Zugang zum Wasser. Zum See gelangt man über das rechts angrenzende Nachbargrundstück.
Das Grundstück wird durch einen Schilfstreifen begrenzt und hat keinen direkten Zugang zum Wasser. Zum See gelangt man über das rechts angrenzende Nachbargrundstück.
Mit einem großen Einbauschrank aus schwarzem MDF werden Küchen- und Wohnbereich vom Schlafbereich der Kinder abgeteilt. Der Leimholzbinder prägt den Raum. Er wurde in einer Halle hergestellt und fertig auf die Baustelle geliefert. Den Boden bildet ein Industrieestrich.
Edelstahlküche: Norbert Wangen für Boffi, Stuhl: Serie 7, Design: Arne Jacobsen, Fritz Hansen; Sessel: LCX, Design: Le Corbusier, Cassina
Edelstahlküche: Norbert Wangen für Boffi, Stuhl: Serie 7, Design: Arne Jacobsen, Fritz Hansen; Sessel: LCX, Design: Le Corbusier, Cassina
Hinter dem Einbauschrank führt eine kurze Treppe zur Schlafebene der Eltern hinauf.
Einer der Söhne genießt die Abendsonne im Wohnbereich. Hier ein weiteres Beispiel absoluter Reduzierung: Statt die Deckenverkleidung aus Gipsplatten verspachteln und streichen zu lassen, blieb sie einfach im Rohzustand. „Wir sagten dem Trockenbauer, es wäre gut, darauf zu achten, wohin er die Schrauben setzt, da wir die Oberfläche danach nicht behandeln lassen würden. Das spornte ihn an. Er markierte daraufhin die Position der Schrauben mit einem Schnurschlag“, erzählt Freiesleben.
Die Explosionszeichnung stellt noch einmal die Klarheit des Entwurfes unter Beweis. Deutlich sind die hölzerne Hülle, die Fassadenelemente aus Polycarbonat-Stegplatten, die Tragkonstruktion aus Pfetten und Binder und der Versorgungskern erkennbar.
Weil bei Planung und Ausführung keine Ruhe gegeben wurde, bis alles stimmte, kann man heute im Haus Michael ganz leicht Ruhe finden. Alle – vom Statiker bis zum Trockenbauer – haben sich von der Idee, gute Architektur bei geringem Budget zu realisieren, mitreißen lassen und ihre Arbeit im besten Sinne „auf die Spitze getrieben“, wie Freiesleben sagt.
Weiterlesen: Mehr Houzzbesuche in Traumhäusern am Wasser >>>
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Hier urlauben: die Gründer und Chefs einer Brandingagentur mit ihren beiden Kindern
Auf: 90 Quadratmetern Wohnfläche, umgeben von 120 Quadratmetern Terrasse
Baukosten: 130.000 Euro (brutto)
Baujahr: 2005
Architekten: Antje Freiesleben und Johannes Modersohn von Modersohn & Freiesleben Architekten