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Architekturikone: So wohnte Barock-Maler Rembrandt in Amsterdam
Er liebte teure Kunst und wertvolle Antiquitäten – so sehr, dass es zur Zwangsvollstreckung kam. Wir werfen einen Blick ins Rembrandt-Haus
Mitchell Parker
4. Oktober 2015
Rembrandt Harmenszoon van Rijn, geboren am 15. Juli 1606, gestorben am 4. Oktober 1669, gehört zu den berühmtesten Malern aller Zeiten. Mit seinen Ölgemälden und Radierungen hat er das Goldene Zeitalter der Niederlande entscheidend geprägt. In der Blütezeit der holländischen Kunst produzierten die vielen niederländischen Maler eine nie dagewesene Anzahl von Bildern, die von großem Realismus gekennzeichnet waren.
Den Großteil seiner Werke, darunter verschiedene Selbstportraits sowie sein wohl berühmtestes Gemälde „Die Nachtwache“ (1642), schuf Rembrandt in seiner Zeit in Amsterdam. Anlässlich seines Todestages werfen wir einen Blick auf Rembrandts Amsterdamer Zuhause.
Den Großteil seiner Werke, darunter verschiedene Selbstportraits sowie sein wohl berühmtestes Gemälde „Die Nachtwache“ (1642), schuf Rembrandt in seiner Zeit in Amsterdam. Anlässlich seines Todestages werfen wir einen Blick auf Rembrandts Amsterdamer Zuhause.
Im Jahr 1639 zog Rembrandt mit seiner Frau Saskia van Uylenburgh in dieses Wohnhaus in Amsterdam, das sie für 13.000 Gulden erstanden, was damals eine Menge Geld war, von der Kaufkraft – ganz grob gesagt – vergleichbar mit einer halben Million Euro.
Das Haus, in dem sich heute das Museum Het Rembrandthuis befindet (hier im Bild), war in den Jahren 1627 und 1628 stark verändert worden. Wie auf der Internetseite des Museums zu lesen ist, erhielt es im Zuge der Umgestaltung eine zusätzliche Etage, eine neue Fassade sowie einen dreieckigen Giebelgesims, der damals sehr in Mode war. Man vermutet, dass die Neugestaltung unter der Aufsicht von Jacob van Campen durchgeführt wurde, der später das Amsterdamer Rathaus auf dem Damplatz entwarf, in dem sich heute der Königliche Palast befindet.
Das Haus, in dem sich heute das Museum Het Rembrandthuis befindet (hier im Bild), war in den Jahren 1627 und 1628 stark verändert worden. Wie auf der Internetseite des Museums zu lesen ist, erhielt es im Zuge der Umgestaltung eine zusätzliche Etage, eine neue Fassade sowie einen dreieckigen Giebelgesims, der damals sehr in Mode war. Man vermutet, dass die Neugestaltung unter der Aufsicht von Jacob van Campen durchgeführt wurde, der später das Amsterdamer Rathaus auf dem Damplatz entwarf, in dem sich heute der Königliche Palast befindet.
Als Hauseigentümer hatte Rembrandt kein Glück. Obwohl er damals über ein recht ansehnliches Einkommen verfügte, konnte er die Hypothekenraten nicht bedienen und wurde schließlich für zahlungsunfähig erklärt. Schuld daran war allerdings nicht nur der Hauskredit: Rembrandt war ein Lebemann, der schlicht und einfach mehr Geld ausgab, als er einnahm.
Als leidenschaftlicher Sammler trug er im Laufe der Jahre diverse Gemälde und Zeichnungen alter Meister sowie jede Menge Antiquitäten zu einer beeindruckenden Kollektion zusammen. Darunter befanden sich auch Büsten römischer Kaiser und japanische Rüstungen.
Als leidenschaftlicher Sammler trug er im Laufe der Jahre diverse Gemälde und Zeichnungen alter Meister sowie jede Menge Antiquitäten zu einer beeindruckenden Kollektion zusammen. Darunter befanden sich auch Büsten römischer Kaiser und japanische Rüstungen.
1656 wurde das Haus zwangsversteigert und Rembrandts gesamte Besitztümer, inklusive seiner Kunstsammlung, von seinen Gläubigern verkauft. Er selbst mietete sich in einem kleinen Häuschen ein, wo er bis zu seinem Tod 1669 wohnte.
Zwischen 1658 und 1911 wurde das Haus zweigeteilt und mehrfach verändert. Sicher wäre es irgendwann einfach abgerissen worden, wenn es nicht diesen so berühmten Bewohner gehabt hätte. Schließlich wurde es von der Stadt Amsterdam gekauft, seit 1907 wird es von einer Stiftung verwaltet, die es bis 1911 umfassend restaurierte und wieder instand setzte.
Was das Haus Rembrandt bedeutete, wissen wir nicht. Sicherlich war es ihm ein Ort der Sicherheit und Kreativität. Höchstwahrscheinlich hat es seine Arbeit beeinflusst.
Auf diesem Selbstportrait aus dem Jahr 1640, kurz nachdem Einzug, wirkt er ruhig und selbstsicher – nur seine Augenbraue deutet vielleicht einen leichten Zweifel an.
Auf diesem Selbstportrait aus dem Jahr 1640, kurz nachdem Einzug, wirkt er ruhig und selbstsicher – nur seine Augenbraue deutet vielleicht einen leichten Zweifel an.
Knapp zwanzig Jahre später, im Jahr 1659, also kurz nachdem er Konkurs gegangen war, das Haus verloren hatte und in ein kleines Mietshaus hatte umziehen müssen, malte er dieses Selbstportrait. Mir kommt er sichtlich gealtert und verhärmt vor – nicht nur die Zeit, sondern auch der Tod seiner zweiten Tochter kurz nach der Geburt, und der seiner Frau Saskia im Alter von 29 Jahren, haben auf seinem Gesicht deutliche Spuren hinterlassen.
Von 1907 bis 1911 wurde das Rembrandt-Haus zum ersten Mal restauriert – allerdings alles andere als originalgetreu. 1998/99 wurde es schließlich erneut restauriert, um es in den Zustand zurückzuversetzen, in dem es war, als Rembrandt hier wohnte. Die Fotos zeigen das Ergebnis dieser akribisch aufgeführten Maßnahme, die unter der Leitung von Henk Zantkuijl, Historiker und Experte für Häuser aus dem 17. Jahrhundert, durchgeführt wurde.
Ironischerweise erwies sich dabei die Inventar-Liste, die im Rahmen der Konkursabwicklung geführt wurde, als äußerst hilfreich.
Ironischerweise erwies sich dabei die Inventar-Liste, die im Rahmen der Konkursabwicklung geführt wurde, als äußerst hilfreich.
Das Museum Het Rembrandthuis können Sie täglich, außer an Heiligabend, zwischen 10 und 18 Uhr besuchen. Neben einer umfassenden Sammlung seiner Radierungen zeigt es jede Menge weitere wechselnde Exponate. Außerdem gibt es tägliche Vorführungen Rembrandt-typischer Radier- und Farbmischtechniken.
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