Architektur
Architekturikonen: Das Eames-Haus
Dieses eigenwillige und persönliche Haus des berühmten Designerpaars räumt mit modernistischen Stereotypen auf – dank Farbe und Wohnlichkeit
Charles und Ray Eames zählen zu den einflussreichsten Designern des 20. Jahrhunderts. Sie haben eine ganze Reihe ikonischer Möbelstücke entworfen, die aus den meisten modernen Häusern kaum noch wegzudenken sind. Das Team aus Ehemann und -frau hat sich aber nicht auf Möbeldesign beschränkt: Sie haben Filme gemacht (der bekannteste ist „Powers of Ten“), Spielzeug und Spiele entworfen („House of Cards“) und sogar multimediale Welten geschaffen (IBM Pavillon auf der Weltausstellung 1964-65). Hier aber sollen ihr Haus und Studio betrachtet werden, die als architektonischer Ausdruck ihrer reichen gestalterischen Schaffenskraft gelten.
Wenn abgesehen von ihrem eigenen Haus wenig über das architektonische Werk der Eames’ bekannt ist, liegt das wohl daran, dass sie bis auf dieses Projekt nur wenig gebaut haben. Frustriert vom Alltag des Architekturgeschäfts, und nachdem einige Bauaufträge kurzfristig geplatzt waren, entschieden sie sich nach der Fertigstellung ihres eigenen Hauses gegen die Architektur und für die Produktgestaltung. Nichtsdestotrotz hatte ihr Haus ebenso großen Einfluss auf die Entwicklung der modernen Architektur wie ihre Stühle auf die Welt des Möbeldesigns. Die Machart des Eames-Hauses verkörpert das Universelle und Persönliche gleichermaßen und zeigt, wie aus Stahl und Glas eine Architektur entstehen kann, die farbenfroh, kreativ und vor allem bewohnbar ist.
Auf einen Blick
Erbaut: 1949
Architekten: Charles und Ray Eames
Ort: Pacific Palisades Viertel in Los Angeles
Besucherinfo: Nur eigenständige Außentouren nach Voranmeldung
Wohnfläche: 140 Quadratmeter (Haus) und 93 Quadratmeter (Studio)
Wenn abgesehen von ihrem eigenen Haus wenig über das architektonische Werk der Eames’ bekannt ist, liegt das wohl daran, dass sie bis auf dieses Projekt nur wenig gebaut haben. Frustriert vom Alltag des Architekturgeschäfts, und nachdem einige Bauaufträge kurzfristig geplatzt waren, entschieden sie sich nach der Fertigstellung ihres eigenen Hauses gegen die Architektur und für die Produktgestaltung. Nichtsdestotrotz hatte ihr Haus ebenso großen Einfluss auf die Entwicklung der modernen Architektur wie ihre Stühle auf die Welt des Möbeldesigns. Die Machart des Eames-Hauses verkörpert das Universelle und Persönliche gleichermaßen und zeigt, wie aus Stahl und Glas eine Architektur entstehen kann, die farbenfroh, kreativ und vor allem bewohnbar ist.
Auf einen Blick
Erbaut: 1949
Architekten: Charles und Ray Eames
Ort: Pacific Palisades Viertel in Los Angeles
Besucherinfo: Nur eigenständige Außentouren nach Voranmeldung
Wohnfläche: 140 Quadratmeter (Haus) und 93 Quadratmeter (Studio)
Der vollständige Name des Projekts lautet „Eames House, Case Study House No. 8“. Charles Eames begann 1945 gemeinsam mit Eero Saarinen das Haus zu entwerfen, weil John Entenza, Chefredakteur des Magazins „Arts & Architecture“ die Männer damit beauftragte: Es war Teil eines Programms für Fallstudien-Häuser, das bis 1966 andauerte und den Bau von 23 modernen Häusern vorsah, die im Zeichen der Industrialisierung stehen sollten.
Der erste Entwurf von Eames und Saarinen positionierte Haus und Studio mit einem L-förmigen Grundriss auf die Kuppe eines Hügels mit Blick auf den Pazifik (inmitten eines 12000-Quadratmeter großen Grundstücks in Pacific Palisades, Los Angeles). Das Haus, das in der Nähe des zeitgleich von Eames und Saarinen geplanten „Case Study House No. 9“ liegt, sollte dramatisch über den Hügel hinweg auskragen. 1947 beschloss das Ehepaar Eames (nicht länger in Zusammenarbeit mit Saarinen), den Grundriss zu vereinfachen und das Haus näher am Innenhang, entlang einer Böschungsmauer zu platzieren.
Das Haus liegt dort nun hinter Bäumen versteckt; viele davon wurden auf einem neu angelegten Hügel gepflanzt, der aus dem Baustellen-Aushub aufgeschüttet wurde, um die Sicht zwischen den Häusern No. 8 und 9 zu versperren.
Das Haus liegt dort nun hinter Bäumen versteckt; viele davon wurden auf einem neu angelegten Hügel gepflanzt, der aus dem Baustellen-Aushub aufgeschüttet wurde, um die Sicht zwischen den Häusern No. 8 und 9 zu versperren.
Der zweite Entwurf von Charles und Ray war vor allem eine Vereinfachung des ersten, während sie weiterhin die standardmäßige Stahlstruktur einplanten, die schon vor der Überarbeitung in Auftrag gegeben worden war. Dieser Blick auf die Westfassade zeigt die 30 Zentimeter starken Träger, die das Dach stützen und auch von innen sichtbar sind. Das Haus ist um 2,3 Meter breite Buchten herum angelegt, die fünf Meter hoch und sechs Meter tief sind. Eine davon ist auf der Westseite zu sehen, die restlichen sind jedoch umschlossen.
Sowohl das Haus als auch das Studio sind auf der Nordseite von einer Böschungsmauer begrenzt (hier links im Bild). Das Studio befindet sich an deren Ostseite, das Haus an der Westseite und der Hof dazwischen. Die Räume an den äußeren Enden des Gebäudes in Ost und West erstrecken sich über zwei Stockwerke. Hier sehen wir den zweistöckigen Teil des Wohnzimmers an der Westseite.
Sowohl das Haus als auch das Studio sind auf der Nordseite von einer Böschungsmauer begrenzt (hier links im Bild). Das Studio befindet sich an deren Ostseite, das Haus an der Westseite und der Hof dazwischen. Die Räume an den äußeren Enden des Gebäudes in Ost und West erstrecken sich über zwei Stockwerke. Hier sehen wir den zweistöckigen Teil des Wohnzimmers an der Westseite.
Dieses Bild, das auf der Böschungsmauer in Richtung Westen aufgenommen wurde, zeigt die Ostseite des Hauses, die in Richtung Studio und Hof ausgerichtet ist. Sie ist deutlich solider als die Westfassade, weil Charles und Ray Eames die Nutzräume entlang der Böschungsmauer und des Hofes anordneten, um auf der anderen Seite die doppelstöckige Raumhöhe zu ermöglichen (einen Grundriss finden Sie am Ende dieses Ideenbuchs).
Der Hof trennt Haus und Studio (das Studio diente bis 1958 als häusliches Arbeitszimmer, bis das Büro nach Venice, Kalifornien, verlegt wurde). Darüber hinaus verschafft er eine kleine Atempause in der Ansammlung aus Nutzräumen, die entstanden wäre, hätte man aus den beiden Teilen ein einziges langes Gebäude gemacht. Ursprünglich sollte der Hof überdacht werden, wurde dann aber als offene Fläche gebaut, die von drei Seiten eingeschlossen ist.
Der Hof trennt Haus und Studio (das Studio diente bis 1958 als häusliches Arbeitszimmer, bis das Büro nach Venice, Kalifornien, verlegt wurde). Darüber hinaus verschafft er eine kleine Atempause in der Ansammlung aus Nutzräumen, die entstanden wäre, hätte man aus den beiden Teilen ein einziges langes Gebäude gemacht. Ursprünglich sollte der Hof überdacht werden, wurde dann aber als offene Fläche gebaut, die von drei Seiten eingeschlossen ist.
Eames sah das Haus als fortschrittliche Möglichkeit, die industrielle Produktion der Kriegszeit fortzuführen, um so der Wohnungsknappheit entgegenzusteuern. Daher fungierte das Haus als Prototyp zukünftigen Bauens, das sich im ganzen Land ausbreiten sollte. In der Auseinandersetzung mit dem Haus wird schnell deutlich, dass es ein höchst eigensinniges Projekt darstellt. Reyner Banham bezeichnete Charles einmal humorvoll als „Hans Dampf der Architektur“, da er deren herkömmliche Komponenten in völlig unerwarteter Weise verarbeite.
Der erste Blick auf die Fassade mag den Vergleich mit den Bildern Piet Mondrians nahe legen. Allerdings hat James Steele in einer umfassenden Studie des Hauses dargelegt, dass es sich hierbei um den persönlichen Ausdruck eines ganz speziellen Stils handele. In einem 1955 gedrehten Kurzfilm über ihr Haus präsentieren Charles und Ray Eames das Gebäude durch Schnappschüsse von Blumen, Bäumen, Spielzeug, architektonischen Details — also vollkommen anders, als wir es heutzutage von den weitwinkligen Aufnahmen professioneller Architekturfotografie gewöhnt sind. Der Fokus auf solche Detail- und Momentaufnahmen im Film findet seine Entsprechung in den bunten Farbflächen auf der Fassade und im Hausinneren.
Diese letzte Ansicht des Hauses zeigt, wie das Paar tatsächlich darin gelebt und es als Hülle genutzt hat, in der es seine Möbel und Besitztümer nicht nur aufbewahrte, sondern auch mit ihnen arbeitete. Das Haus war kein Container, der so minimalistisch wie möglich möbliert sein sollte. Es war dem Ehepaar eine echte Umgebung, in der der kleinste Gegenstand genauso viel Bedeutung hatte wie das größte Möbelstück. Es reflektiert den Eames’schen Stil auf jeder Ebene.
Das Eames-Haus kann nach Voranmeldung von außen besichtigt werden. Touren durch das Hausinnere sind jedoch Mitgliedern der Eames Foundation vorbehalten.
Das Eames-Haus kann nach Voranmeldung von außen besichtigt werden. Touren durch das Hausinnere sind jedoch Mitgliedern der Eames Foundation vorbehalten.
Quellen
- Banham, Reyner. Age of the Masters: A Personal View of Modern Architecture. Harper & Row, 1975.
- Banham, Reyner. Los Angeles: The Architecture of Four Ecologies. The Penguin Press, 1971.
- The Eames Foundation
- Frampton, Kenneth and Larkin, David. American Masterworks: The Twentieth Century House. Rizzoli, 1995.
- House After Five Years of Living. A short film by Charles and Ray Eames, 1955.
- Steele, James. Eames House: Charles and Ray Eames. Phaidon, 1994