Architektur
Auf dem Boden geblieben – Wohnen im Bungalow
Eingeschossiges Bauen ist nicht nur etwas für retroverliebte Trendsetter. Warum diese Architekturform heute wieder so beliebt ist…
Als der Architekt Sep Ruf zwischen 1963 und 1966 einen Bungalow als Wohn- und Empfangsgebäude im Auftrag Ludwig Erhards errichtete, war das ein Statement für das moderne Deutschland. Heute gilt der Stahlskelettbau als Vorzeigeobjekt der Nachkriegsmoderne.
Kein Wunder, denn schließlich befand er sich über viele Jahre im Blick der Öffentlichkeit, da von 1964 bis 1999 die deutschen Bundeskanzler dort lebten. Die Architektur des Kanzlerbungalows fand in den sechziger Jahren denn auch viele Nachahmer. Sie bezog sich auf die Ideen der frühen Moderne, die bis in die zwanziger Jahre zurückreichen und dem offenen Grundriss verpflichtet sind, wie er bei Mies van der Rohes Barcelona-Pavillon zum ersten Mal auftauchte. Statt tragender Wände stützen Säulen die Decke, wodurch der Raum – genau wie jeder Gedanken in einer Demokratie – frei fließen kann.
Kein Wunder, denn schließlich befand er sich über viele Jahre im Blick der Öffentlichkeit, da von 1964 bis 1999 die deutschen Bundeskanzler dort lebten. Die Architektur des Kanzlerbungalows fand in den sechziger Jahren denn auch viele Nachahmer. Sie bezog sich auf die Ideen der frühen Moderne, die bis in die zwanziger Jahre zurückreichen und dem offenen Grundriss verpflichtet sind, wie er bei Mies van der Rohes Barcelona-Pavillon zum ersten Mal auftauchte. Statt tragender Wände stützen Säulen die Decke, wodurch der Raum – genau wie jeder Gedanken in einer Demokratie – frei fließen kann.
Kennt man das Farnsworth-Haus oder den Barcelona-Pavillon, lassen sich ihre Einflüsse auf zeitgenössische Projekte leicht ablesen.
Durch die Eingeschossigkeit und breite Glasfronten wird die Verbindung zwischen Haus und Umgebung besonders betont. Genau das war es auch, worauf sich die Architekten von Specht Harpmann bei diesem Bungalow in einem Waldstück von Connecticut konzentrierten, als sie das Gebäude aus den fünfziger Jahren renovierten und dabei einige unschöne Erweiterungen aus den folgenden Jahrzehnten wieder beseitigten.
Wie beim Farnsworth-Haus ist hier die Verglasung raumhoch, vom Boden bis zur Decke, der Raum fließt und bezieht sich auf die Landschaft um ihn herum.
Großzügigkeit ist ein markanter Aspekt von Bungalows und war gleichzeitig Grund dafür, dass sie am Ende des 20. Jahrhunderts wieder seltener wurden. Gestiegene Grundstückspreise machten eingeschossige Häuser nahezu unbezahlbar, zumindest für Familien.
Durch die Eingeschossigkeit und breite Glasfronten wird die Verbindung zwischen Haus und Umgebung besonders betont. Genau das war es auch, worauf sich die Architekten von Specht Harpmann bei diesem Bungalow in einem Waldstück von Connecticut konzentrierten, als sie das Gebäude aus den fünfziger Jahren renovierten und dabei einige unschöne Erweiterungen aus den folgenden Jahrzehnten wieder beseitigten.
Wie beim Farnsworth-Haus ist hier die Verglasung raumhoch, vom Boden bis zur Decke, der Raum fließt und bezieht sich auf die Landschaft um ihn herum.
Großzügigkeit ist ein markanter Aspekt von Bungalows und war gleichzeitig Grund dafür, dass sie am Ende des 20. Jahrhunderts wieder seltener wurden. Gestiegene Grundstückspreise machten eingeschossige Häuser nahezu unbezahlbar, zumindest für Familien.
Kleinere Bungalows erleben heute, in Zeiten von Kleinfamilien und Singlehaushalten, ein Comeback. Mittlerweile werden sie auch im Fertighausbau angeboten. Da Zwei-Personen-Haushalte meist nur ein Schlafzimmer benötigen, kann auf ein Obergeschoss leicht verzichtet werden. Vor allem ältere Menschen setzen auf die ebenerdige Bauweise, da sie keine Treppen zu einem anderen Stockwerk erklimmen müssen.
Bungalows müssen also gar keine Platzverschwender sein. Neben diesem Vorurteil besteht ein weiteres in der Annahme, dass Bungalows ein Flachdach haben müssen. In der Moderne wurde dem Flachdach nicht nur aus ästhetischen Gründen der Vorzug gegeben, es diente auch dazu, sich klar von traditionellen Bauformen abzugrenzen. Doch schon die Bungalows in Indien, die die englischen Kolonialherren inspirierten, hatten Giebeldächer, und bis heute gibt es wohl mehr Bungalows mit Giebel- als mit Flachdach. Nicht zu verachten ist die dadurch entstehende zusätzliche Raumhöhe.
Der Bungalow kann auch als Atriumhaus, mit einem Hof im Zentrum, errichtet werden. In Gegenden mit enger Umgebungsbebauung entsteht so ein privater Außenraum, der nebenbei für Licht in den Zimmern sorgt, so dass man die Außenfassaden geschlossener gestalten kann. Auch mit Glas überdachte Höfe gelten als Atrien.
In weniger dicht bebauten Gegenden, wie hier auf einem Weingut in Sonoma, Kalifornien, kann auch ein Rücksprung in der Fassade geschützte Außenräume entstehen lassen. Den Übergang vom Hof in den Außenraum markiert eine Stufe, die durch die massive Bodenplatte entsteht. Genau das zeichnet Bungalows aus – man ist der Erde und der Natur ganz nah und hat dadurch die Möglichkeit, sie zu sich ins Innere zu holen.
Bungalow-Architektur gehört dementsprechend seit Jahrhunderten zu den gängigen Bautypologien. Doch erst in der Moderne entstand daraus der klare, fast an spirituelle Räume erinnernde Stil, den viele zeitgenössische Projekte weiterführen.
Mies van der Rohe knüpfte 1951 mit dem hier abgebildeten Farnsworth-Haus an seine eigenen Ideen vom Barcelona-Pavillon von 1929 an und schuf so ein bis heute wegweisendes Projekt, das moderne Offenheit zelebrierte. Das Wochenendhaus gefiel der Bauherrin, Ärztin Edith Farnsworth, aber ganz und gar nicht. Mit seiner gläsernen Hülle, die ihr nirgends Schutz und Rückzugsmöglichkeiten bot, konnte sie sich nicht anfreunden. Das von Stahlstützen getragene Dach machte tragende Wände unnötig und ermöglichte wiederum den Raumfluss rund um einen holzverkleideten Versorgungskern für Küche und Bad.
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