Aus drei mach vier: Ein Altbau wird teilweise höher gelegt
Dank geschickter Grundrissplanung bekam diese Berliner Altbauwohnung ein zusätzliches Kinderzimmer und viel Stauraum
Catherine Hug
10. November 2019
Houzz-Contributor. Kreative Einrichtungsberaterin. Bloggerin, Baumarkt-Stammkundin und DIY-Expertin. Mutter zweier Töchter und stolze Besitzerin eines sehr alten Wohnwagens mit Vorliebe für Schlichtes, Schönes und Skandinavien.
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Eigentlich fühlte sich die Familie wohl in ihrem Zuhause: Zentral und doch ruhig gelegen, hell und mit den typischen Stilelementen eines Berliner Altbaus ausgestattet, bot die Dreizimmer-Wohnung optimale Voraussetzungen für das Leben in der Stadt – bis sich Nachwuchs Nummer zwei ankündigte und sie Judith Wahle um Unterstützung baten.
„Die Wohnung war zu klein geworden, es fehlte ein zweites Kinderzimmer. Eigentlich ein sehr klassischer Fall“, so Judith Wahle über die Anfrage der Familie. Für die Architektin und Interior Designerin der Beginn eines Gedankenspiels, bei dem sie alle nicht tragenden Wände entfernte und den Grundriss ganz neu dachte.
Auf einen Blick
Hier wohnt: eine vierköpfige Familie
In: Berlin-Friedrichshain
Auf: 110 Quadratmetern
Expertin: Judith Simone Wahle von JSW Studio
„Die Wohnung war zu klein geworden, es fehlte ein zweites Kinderzimmer. Eigentlich ein sehr klassischer Fall“, so Judith Wahle über die Anfrage der Familie. Für die Architektin und Interior Designerin der Beginn eines Gedankenspiels, bei dem sie alle nicht tragenden Wände entfernte und den Grundriss ganz neu dachte.
Auf einen Blick
Hier wohnt: eine vierköpfige Familie
In: Berlin-Friedrichshain
Auf: 110 Quadratmetern
Expertin: Judith Simone Wahle von JSW Studio
Der neue Grundriss bietet viel Platz und vor allem genug Stauraum für die ganze Familie. Wo sich heute die Kinderzimmer befinden, waren vorher Küche und Bad, das Elternschlafzimmer zog für den neu gestalteten Koch- und Essbereich in das ehemalige Kinderzimmer.
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Zwei Reiche für den Nachwuchs
Aus Küche, Bad und einem kleinen Stück der Kammer ließ die Innenarchitektin zwei gleich große, separat zugängliche, durch eine große Schiebetür miteinander verbundene Kinderzimmer entstehen. Die Schiebetür, die tagsüber in einer Wandtasche zwischen den beiden symmetrisch angeordneten Schlafemporen verschwindet, trennt die Bereiche der beiden Brüder bei Bedarf voneinander ab. Die Hochbetten mit einer großzügigen Liegefläche von jeweils 1,40 mal 2 Metern, vergrößern die beiden Räume um je drei Quadratmeter Fläche.
Auch auf der übrigen Fläche verschenkte die Architektin keinen Zentimeter: So lassen sich die Leitern bei Nichtgebrauch senkrecht an die Schrankseiten schieben. Unter den Emporen bieten Einbauregale und Schränke den nötigen Stauraum, ohne dabei auf Kosten der Spielfläche zu gehen. Nostalgischen Charme und Halt für den Auf- und Abstieg bieten zwei antike Pfosten, die aus einem alten Treppenhaus stammen und die Judith Wahle grün lackieren ließ.
Aus Küche, Bad und einem kleinen Stück der Kammer ließ die Innenarchitektin zwei gleich große, separat zugängliche, durch eine große Schiebetür miteinander verbundene Kinderzimmer entstehen. Die Schiebetür, die tagsüber in einer Wandtasche zwischen den beiden symmetrisch angeordneten Schlafemporen verschwindet, trennt die Bereiche der beiden Brüder bei Bedarf voneinander ab. Die Hochbetten mit einer großzügigen Liegefläche von jeweils 1,40 mal 2 Metern, vergrößern die beiden Räume um je drei Quadratmeter Fläche.
Auch auf der übrigen Fläche verschenkte die Architektin keinen Zentimeter: So lassen sich die Leitern bei Nichtgebrauch senkrecht an die Schrankseiten schieben. Unter den Emporen bieten Einbauregale und Schränke den nötigen Stauraum, ohne dabei auf Kosten der Spielfläche zu gehen. Nostalgischen Charme und Halt für den Auf- und Abstieg bieten zwei antike Pfosten, die aus einem alten Treppenhaus stammen und die Judith Wahle grün lackieren ließ.
Nostalgisch auch der alte „Berliner Kühlschrank“ unter dem ehemaligen Küchenfenster. Dessen Türen ließ Judith Wahle kürzen, um ihn nach dem Umbau nutzbar zu machen. „Er wird als Weinkühlschrank genutzt, ist aber natürlich verschlossen“, kommentiert sie und ergänzt, „mir ist es wichtig, die alten Stil-Elemente der Wohnung zu erhalten, damit der Charme der alten Bausubstanz nicht verloren geht.“ Dass beide Kinderzimmer recht klein sind, fällt dank der freundlichen Farbgestaltung mit mintfarben lackierten Einbauten und weißen Wänden kaum ins Gewicht.
Ein neuer Raum zum Schlafen
Vorher: Das ursprüngliche Kinderzimmer wurde, im Grundriss etwas verändert, zum Elternschlafzimmer.
Vorher: Das ursprüngliche Kinderzimmer wurde, im Grundriss etwas verändert, zum Elternschlafzimmer.
Nachher: Mit freigelegter, versiegelter Backsteinwand und Einbauschrank wirkt auch das Schlafzimmer großzügig und klar. Wie im Kinderzimmer liegt hier nun Teppichboden anstelle des alten Dielenfußbodens – eine durch den Umbau bedingte Lösung. „Um das Bad in den Flur legen zu können, mussten alle Wasserstränge versetzt werden. Die Rohrverlegung war sehr komplex, denn wir konnten nicht in den Boden rein. Stattdessen mussten die Rohre auf den alten Dielen verlegt werden“, erklärt die Architektin und Interior Designerin die um eine Stufe erhöhten Kinderzimmer und das über zwei Stufen erreichbare Podest, auf dem sich das Schlafzimmer nun befindet.
Doch auch den Platz unter dem entstandenen Podest ließ die Interior Designerin nicht ungenutzt: „Das Bett lässt sich hochklappen und bietet darunter einen riesigen Stauraum für die Familie“, erklärt Judith Wahle. Davon bietet auch der große Einbauschrank im Schlafzimmer jede Menge und lässt zudem eine eigene Zimmertür überflüssig werden: So ist die in den Schrank integrierte Schiebetür Schlafzimmertür und Garderobentür zugleich.
Vor dem Schlafzimmerfenster bietet eine extratiefe Heizkörperverkleidung mit antikem Metallgitter einen gemütlichen Sitzplatz im Schlafzimmer.
Küchengestaltung im Schlaf
Vorher: Das großzügige Elternschlafzimmer befand sich vor dem Umbau auf der gegenüberliegenden Seite des Flures und war durch eine Flügeltür mit dem Wohnzimmer verbunden. „Da die tagsüber verschlossen blieb, ging viel von dem eigentlich großzügigen Raumgefühl der beiden ineinander übergehenden Räume verloren. Das fand ich sehr schade“, erklärt Wahle, die die Verbundenheit der beiden Räume durch ihre neue Raumaufteilung wiederherstellte.
Vorher: Das großzügige Elternschlafzimmer befand sich vor dem Umbau auf der gegenüberliegenden Seite des Flures und war durch eine Flügeltür mit dem Wohnzimmer verbunden. „Da die tagsüber verschlossen blieb, ging viel von dem eigentlich großzügigen Raumgefühl der beiden ineinander übergehenden Räume verloren. Das fand ich sehr schade“, erklärt Wahle, die die Verbundenheit der beiden Räume durch ihre neue Raumaufteilung wiederherstellte.
Nachher: Offen und mit Leben gefüllt wird der gleiche Raum nun auch tagsüber genutzt: Während sich im vorderen Bereich die neue Einbauküche befindet, dient der hintere als großzügiger Essbereich. „Um eine gleichberechtigte Wirkung von Küche und Essbereich zu erreichen, haben wir den Raum zweigeteilt“, erklärt Wahle, die der weißen Markeneinbauküche einen raumhohen Utilitybereich gegenübersetzte und so Stauraum für Elektrogeräte, Staubsauger und Co. schuf. An die neue Küche angepasst wurde auch die alte Flügeltür samt historischer Türoliven. Um Platz für die Küchenzeile zu schaffen, ließ Wahle den linken Türflügel verkleinern.
Eine optische Verlängerung der Küchenzeile bildet die Holzvertäfelung an der Wand des neuen Essbereichs, die als Rückwand der maßgefertigten Sitzbank dient und dazu obenauf Bilder beherbergt.
Viel Platz ist hier nicht nur für die vierköpfige Familie und deren Gäste: Auch unter der Sitzfläche verschwindet so manches in dem zusätzlich geschaffenen Stauraum.
Vorher: Die ehemals schmale Küche bot nur Platz für einen kleinen Essplatz. Ein weiterer befand sich im Wohnzimmer. An Stauraum fehlte es hingegen an allen Ecken.
Im richtigen Licht
Nachher: Neben neuer Grundrissplanung und Möblierungsberatung übernahm die Interior Designerin auch das Beleuchtungskonzept für die Wohnung. „Den Bewohnern war das sehr wichtig. Sie wünschten sich eine optimale Ausleuchtung der Räume“, so Wahle, die durch den Einsatz von unterschiedlichen Lichtquellen und Dimmschaltern individuelle Lichtstimmungen für jeden Raum kreierte. „Das war zwar ein wichtiger Kostenfaktor, aber die Kunden waren sehr froh über das Ergebnis“, so die Interior Designerin zufrieden.
Nachher: Neben neuer Grundrissplanung und Möblierungsberatung übernahm die Interior Designerin auch das Beleuchtungskonzept für die Wohnung. „Den Bewohnern war das sehr wichtig. Sie wünschten sich eine optimale Ausleuchtung der Räume“, so Wahle, die durch den Einsatz von unterschiedlichen Lichtquellen und Dimmschaltern individuelle Lichtstimmungen für jeden Raum kreierte. „Das war zwar ein wichtiger Kostenfaktor, aber die Kunden waren sehr froh über das Ergebnis“, so die Interior Designerin zufrieden.
Vorher: Mit nur einer einzigen Deckenleuchte wirkte der Flur selbst bei angeschaltetem Licht wenig einladend.
Mit Bildern, einer Holzbank und verschiedenen Lichtquellen wirkt der neue Flur einladend und stilvoll. Hinter der Schiebetür am Ende des Flures verbirgt sich das neue Badezimmer. Ein eingeschobener Koffer über dem kleinen Raum bietet weiteren Stauraum.
Gut verstaut: das neue Bad
Vorher: Der Einbauschrank am Ende des Flures wich dem neuen, nur 1,40 Meter tiefen Bad, in dem die Interior Designerin neben einer kleiner Badewanne auch eine ebenerdige Dusche unterbrachte.
Vorher: Der Einbauschrank am Ende des Flures wich dem neuen, nur 1,40 Meter tiefen Bad, in dem die Interior Designerin neben einer kleiner Badewanne auch eine ebenerdige Dusche unterbrachte.
Nachher: Zwar kommt das Bad ohne Fenster aus, auf Tageslicht muss es dennoch nicht verzichten: Eine Lichtleiste oberhalb des Schlafzimmerschranks lässt das Licht zwischen den beiden Räumen zirkulieren.
Gemusterte marokkanische Zementfliesen und die abgehängte blaue Decke bilden ein optisches Highlight.
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Ein wirklich sehr gelungener Umbau!
Sehr gelungen!
ist super geworden.