Außen rustikal, innen modern – ein Künstleratelier in der Bretagne
Hinter den düsteren Steinen von einst verbirgt sich heute ein helles und freundliches Atelier
Im Jahr 1666 regierte der französische „Sonnenkönig“ Ludwig XIV. sein Reich bereits seit 23 Jahren. Gerade hat er damit begonnen, ein Jagdschloss in Versailles zur prächtigen Schlossanlage auszubauen. Molière führt seinen „Menschenfeind“ auf, und in einem kleinen Örtchen namens Kergudon in der Region Finistère wird mit dem Bau eines Gebäudes begonnen, dessen dicke Mauern noch 350 Jahre später wie Felsen in der Brandung stehen werden. Schutz bot es nicht Menschen, sondern Tieren, über Jahrhunderte hinweg, mit allem, was dazu gehört, von Futterkrippen und Stroh bis hin zu einem rustikalen Lehmboden.
Bis sich vor zwei Jahren der heutige Eigentümer, der damals auf dem Nachbargehöft wohnte, daranmachte, das trutzige Gebäude zu einem Künstleratelier umzubauen, um endlich seinen zwei großen Leidenschaften ungestört nachgehen zu können: dem Zeichnen und dem Anfertigen von Grafiken.
Bis sich vor zwei Jahren der heutige Eigentümer, der damals auf dem Nachbargehöft wohnte, daranmachte, das trutzige Gebäude zu einem Künstleratelier umzubauen, um endlich seinen zwei großen Leidenschaften ungestört nachgehen zu können: dem Zeichnen und dem Anfertigen von Grafiken.
„Wir konnten die Fassade fast völlig unverändert lassen“ erklärt Hervé. „Lediglich ein neues Fenster an der Giebelwand haben wir eingebaut. Handwerker aus dem Dorf haben es im alten Stil gemauert. Die Holzelemente sind schwarz – passend zu der Farbe der Steine auf der Fassadenseite.“
Das neue Fenster mit Blick in den Garten ist nach Westen ausgerichtet – so gelangt von nachmittags bis abends viel Tageslicht ins Atelier.
Das neue Fenster mit Blick in den Garten ist nach Westen ausgerichtet – so gelangt von nachmittags bis abends viel Tageslicht ins Atelier.
Den Innenbereich aber verwandeln die Architekten in einen modernen, offenen und hellen Raum mit viel Weiß. So entstand ein Haus mit sprichwörtlich zwei Gesichtern.
„Damit der Raum gut abgedichtet ist, haben wir Wände mit Zement und Kalk behandelt“ erzählt Gwendal. „Trotzdem können sie weiterhin atmen. Man muss sich das Ganze wie eine Hülle vorstellen, umgeben von den dicken Steinwände.“
„Damit der Raum gut abgedichtet ist, haben wir Wände mit Zement und Kalk behandelt“ erzählt Gwendal. „Trotzdem können sie weiterhin atmen. Man muss sich das Ganze wie eine Hülle vorstellen, umgeben von den dicken Steinwände.“
VORHER: Die alte Futterkrippe mit den Strohresten gehört endgültig der Vergangenheit an …
In dem einzigartigen Atelier geht der Eigentümer seinen zwei Leidenschaften nach: dem Zeichen und dem Anfertigen von Grafiken. Dies wunderbar lichtdurchflutete Ecke ist dem Zeichnen vorbehalten. „Der Schreibtisch ist absichtlich ein wenig niedriger als üblich. So kann der Künstler ganz entspannt hier sitzen und zeichnen, schreiben oder seinen Blick durch den Garten schweifen lassen“, erklärt Gwendal.
Zwischen Giebelwand und Waschbecken befindet sich die Arbeitsfläche zum Anfertigungen der Grafiken. Da der Eigentümer diese Arbeit im Stehen ausführt, ist die Arbeitsfläche höher. Die Bilderleisten, die in beiden Arbeitsbereichen auf gleicher Höhe angebracht sind, schaffen einen harmonischen Übergang zwischen den unterschiedlich hohen Einrichtungsgegenständen.
Der neue Estrich-Boden wurde mit einem hoch beständigen hellgrauen Lack versiegelt. Das hat zwei Vorteile: Zum einen verleiht er dem Raum optisch einen rauen Touch, zum anderen können ihm herunterfallende Gegenstände nicht so viel anhaben.
In der nordfranzösischen Region Finistère kann es bekanntermaßen vor allem im Winter ziemlich ungemütlich werden. Angesichts des rauen Klimas musste das Häuschen gut isoliert werden, damit der Künstler auch in der kälteren Jahreszeit nicht frieren muss. Die Wärmedämmung für die Wände ist daher 15 Zentimeter dick, die des Daches 20 Zentimeter. Zusätzlich ist der Raum mit einer Elektroheizung ausgestattet.
Die gegenüberliegenden Seite ist komplett für Stauraum reserviert. Auch hier wurde viel Wert auf den regionalen Bezug gelegt. „Für den riesigen Wandschrank haben wir uns von den traditionellen bretonischen Schrankbetten inspirieren lassen“, erklärt Gwendal. „Die Schränke, in denen sich die Betten befanden, wurde oft aufwendig aus Holz geschnitzt. Das viele Holz verleiht dem Raum eine moderne rustikale Note. Dank der Aussparungen in den Fronten wirkt das Möbelstück fast wie eine Skulptur, und die Wiederholung verleiht dem Ganzen etwas Dynamisches und Verspieltes.“
Sowohl für die Arbeitsflächen als auch für die Schränke wählten die Architekten mit Klarlack behandeltes Birkensperrholz.
Sowohl für die Arbeitsflächen als auch für die Schränke wählten die Architekten mit Klarlack behandeltes Birkensperrholz.
Was sich hinter den vielen Schranktüren verbirgt? Jede Menge Zeichenutensilien, Skizzenblöcke und allerlei andere Materialien, die ein Künstler eben so braucht. Sogar eine Dunstabzugshaube ist integriert – sie ist wichtig, da bei der Herstellung der Grafiken auch Chemikalien zum Einsatz kommen. Praktisch ist auch der Wasserhahn, den der Künstler etwa zum Reinigen der Druckplatten benötigt.
Die alte Außentür aus Holz, die ebenfalls erhalten werden konnte, schützt den Innenraum vor neugierigen Blicken. Zudem erzeugt sie einen schönen Überraschungseffekt, wenn Gäste das Häuschen zum ersten Mal betreten. Innen wurde eine dichte neue Tür dagegen gesetzt.
Das Atelier ist nicht nur Arbeitsort für den Künstler, sondern wird von den Eigentümern auch gern für Zusammenkünfte aller Art genutzt, auch Ausstellungen finden hier hin und wieder statt. Dafür ließ der Eigentümer extra die Wandflächen frei.
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Hier arbeitet: ein Paar
In: Sizun,Département Finistère, Frankreich
Auf: 30 Quadratmetern
Dauer der Umbauarbeiten: ein Jahr (Fertigstellung Juni 2014)
Der Mann beauftragte die Architekten Monique Bastos und Gwendal Hervé von Modal architecte damit, aus dem ehemals dunklen Verschlag ein helles und offenes Refugium mit Blick in den Garten zu machen. Seine einzige Vorgabe: Die intakten Teile der Fassade sollten unbedingt erhalten, der rustikale Charakter des Gebäudes bewahrt bleiben.