Buchtipp: „Sammelliebe. Leidenschaft und Inszenierung“
Menschen sind Sammler, sie können nicht anders. An welch teils absonderliche Dinge sie ihr Herz hängen, zeigt dieses überraschende Buch
Jäger und Sammler, das sind wir Menschen nun einmal. Seit die Jagd nach Nahrung und Obdach für viele von uns problemlos zu erledigen ist, suchen wir nach Ersatzbefriedigung. Wir werden Sammler in einem anderen Sinn – sammeln schöne Kunstwerke, tolle Möbel, Vasen und Geschirr. Oder aber abgelegtes, im Grunde völlig nutzloses, wie bunte Kronkorken, Muscheln, Würfel, historische Toaster oder ausgedrückte Teebeutel. Richtig gelesen: Gebrauchte Teebeutel – über 30.000, jahrzehntelang gesammelt am Frühstückstisch und bei Treffen mit Freunden. Sowas gibt’s.
In 15 Typen teilt das Autorenduo die Sammler dafür ein. Vom Saisonsammler, der Festtagsdeko hortet, bis zum bescheidenen Sammler, der sich gern mit Alltagsgegenständen umgibt. Vom Miniaturisten, der Winziges liebt über den Koloristen, der nach knalligen Farben sortiert bis zum Minimalisten, einen Blick in die Wohnung eines solchen erhaschen wir links. Sie ist so aufgeräumt, dass man auf den ersten Blick vielleicht gar nicht sieht, was hier gesammelt wird – weil der Minimalist so wenig sammelt, und lieber lange auf der Jagd nach dem Besonderen (wie dieser Drahtplastik) ist.
Die meisten der gezeigten Sammlungen – deren Sammler wir übrigens nie zu Gesicht bekommen – streben eher nach Masse. Und stehen vor der Herausforderung, diese Masse aufzubewahren und zu inszenieren. Beiläufig gibt das Buch daher Tipps zu Sammlungspräsentation. Denn nicht alle Sammler wissen ihre Schätze in Szene zu setzen, füllen dunkle Schubladen statt leerer Wände oder stellen Objekte belanglos zusammen. Die Tipps der Autoren werden anhand der Bild-Beispiele gegeben, reichen vom Sortieren nach Farben bis hin zu passenden Hintergründen – wie einer naturfarbenen Grastapete für extravagante Korbflechtereien –, oder der optimalen Nutzung klassischer Ordnungsmöbel wie Vitrinen und Tabletts. Auch hier kommt der Hintergrund der Herausgeber zum Tragen, insbesondere die Erfahrung im Styling für Fotoshootings.
Die meisten der gezeigten Sammlungen – deren Sammler wir übrigens nie zu Gesicht bekommen – streben eher nach Masse. Und stehen vor der Herausforderung, diese Masse aufzubewahren und zu inszenieren. Beiläufig gibt das Buch daher Tipps zu Sammlungspräsentation. Denn nicht alle Sammler wissen ihre Schätze in Szene zu setzen, füllen dunkle Schubladen statt leerer Wände oder stellen Objekte belanglos zusammen. Die Tipps der Autoren werden anhand der Bild-Beispiele gegeben, reichen vom Sortieren nach Farben bis hin zu passenden Hintergründen – wie einer naturfarbenen Grastapete für extravagante Korbflechtereien –, oder der optimalen Nutzung klassischer Ordnungsmöbel wie Vitrinen und Tabletts. Auch hier kommt der Hintergrund der Herausgeber zum Tragen, insbesondere die Erfahrung im Styling für Fotoshootings.
Der Typus des Exzeptionalisten ist einer, der um die Macht der Inszenierung weiß, er schafft seinen Sammlungen eigene Räume und opulente Displays, wie hier den Vasen auf einer vergoldeten Rokoko-Konsole mit einem Spiegel, der die Sammlung ins Unendliche vergrößert.
Diese Vasen sind ein gutes Beispiel für teure Sammlungen. Manche Dinge, finden wir Menschen, dürfen einfach nicht verloren gehen. Was wären wir ohne unser kulturelles Erbe, ohne Artefakte der Vergangenheit? Auf Spurensuche nach uns selbst gehen wir oft anhand von Objekten. Sammler von Antiquitäten und Kunstwerken können so ein hehres Motiv vorweisen. Es geht schließlich um nicht weniger als die Menschheitsgeschichte.
Diese Vasen sind ein gutes Beispiel für teure Sammlungen. Manche Dinge, finden wir Menschen, dürfen einfach nicht verloren gehen. Was wären wir ohne unser kulturelles Erbe, ohne Artefakte der Vergangenheit? Auf Spurensuche nach uns selbst gehen wir oft anhand von Objekten. Sammler von Antiquitäten und Kunstwerken können so ein hehres Motiv vorweisen. Es geht schließlich um nicht weniger als die Menschheitsgeschichte.
Und wie sieht es mit den Kronkorkensammlern aus? Und jener Künstlerin, die sich den alten Teebeuteln widmet? Müll ist das, würden die meisten wohl sagen. Und doch … vielleicht eine privatere Spurensuche. Die Sache mit den Teebeuteln (ja, sie lässt mich nicht los) erinnert auch an die „Fallenbilder“ des gefeierten Künstlers Daniel Spoerri, der die Überreste ganzer Tischgelage konservierte, vom leeren Teller bis zum vollen Aschenbecher aufbewahrt als Assemblage – samt Tischplatte. Wann ist Müll Kunst? Wann ist ein Ding es wert, aufgehoben zu werden? Warum ist eine gebrauchte Briefmarke mehr wert als ein Kronkorken? Und wer darf das entscheiden? Fragen tun sich auf beim Blättern.
Ein paar Bilder können den Reiz dieses Buches nicht erklären, er liegt in der Fülle von 350 Abbildungen, teils wunderlichen Sammelgebieten (Teppichklopfer. Nadelkissen in Tomatenform. 500 alte Thermoskannen. Cocktail-Rührstäbchen aus Plastik) – ja, im Grunde dem steten Staunen darüber, was der Mensch so alles anhäuft, und zwar entgegen aller Simplify-, Minimalismus- und Decluttering-Bewegungen. Ist es, weil wir nicht loslassen können, weil das Besitzen uns einfach so große Freude macht – oder einfach, weil es uns menschlich macht? Was meinen Sie? Und: Was sammeln Sie?
Weiterlesen: Sammelleidenschaft: Wie man Lieblingsstücke inszeniert >>>
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Ein paar Bilder können den Reiz dieses Buches nicht erklären, er liegt in der Fülle von 350 Abbildungen, teils wunderlichen Sammelgebieten (Teppichklopfer. Nadelkissen in Tomatenform. 500 alte Thermoskannen. Cocktail-Rührstäbchen aus Plastik) – ja, im Grunde dem steten Staunen darüber, was der Mensch so alles anhäuft, und zwar entgegen aller Simplify-, Minimalismus- und Decluttering-Bewegungen. Ist es, weil wir nicht loslassen können, weil das Besitzen uns einfach so große Freude macht – oder einfach, weil es uns menschlich macht? Was meinen Sie? Und: Was sammeln Sie?
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Die Autoren und Herausgeber, Rebecca Robertson und Fritz Karch, sind Journalisten und Einrichtungsspezialisten, beide aus dem Umfeld der amerikanischen Living-Queen Martha Stewart; Fritz Karch darüber hinaus passionierter Sammler und Händler, spezialisiert auf Haushaltswaren des 20. Jahrhunderts. „Unseren überschwänglichen Sammlerfreunden zu einem harmonischen Zusammenleben mit ihren Sammlungen zu verhelfen wurde immer wichtiger“, schreiben sie im Vorwort. Das Buch soll ein Weg dahin sein, und will zudem die Fülle, die Schönheit und gestalterischen Prinzipien von Sammlungen zeigen.