Raumgestaltung
Chaosforschung – über die Ordnung von Unordnung
Ordnung sei das halbe Leben, sagt man. Aber hat sich eigentlich schon einmal jemand gefragt, was mit der anderen Hälfte ist?
In Zeiten perfekter Aufbewahrungssysteme, manischer Selbstoptimierung und Seminaren zum Zeitmanagement ist leidenschaftliche Unordnung ein Tabu. Natürlich sollte es weder in Wohnung noch Leben so durcheinander zugehen wie unter Hempels berühmtem Sofa. Aber ein gewisses kreatives Chaos kann ein notwendiger und gleichzeitig spannender Gegenpol zur heute vorherrschenden, sterilen Ordnung sein.
Eine Frage der Sichtbarkeit. Offene Küchenregale sind für viele ein Graus. Geschlossene, weiße Küchenschränke das einzig gültige Maß von Sauberkeit. Eine Küche wie diese mit offenen Regalen wirkt tatsächlich schnell unaufgeräumt, kann aber dennoch sehr reizvoll sein. Antikes Geschirr, edle Kochutensilien oder bunte Gewürze füllen die Küche mit Leben und ergeben wunderbar dekorative Arrangements. Wer alles in Schränken versteckt, kann überdies schnell den Überblick verlieren. Offenheit fordert zwar Aufmerksamkeit, regt aber auch dazu an, mal wieder den Wok oder die angestaubte Popcorn-Maschine zu benutzen oder mit den exotischen Gewürzen zu kochen, die sonst in dunklen Schränken vergammeln.
Weiterlesen: So stylen Sie Ihre offenen Küchenregale wie ein Interior-Profi
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Querdenken. Schräge Linien, unerwartete Formen und schiefe Ebenen bilden schöne Kontraste zu den überall vorherrschenden rechten Winkeln. Vor allem Strömungen wie (Post-)Moderne, Kubismus oder Surrealismus, die in die Zukunft gerichtet sind, versuchten neue Formen und Denkweisen einzuführen. Frei nach dem Motto form follows fun rückte das spielerische Element in den Vordergrund.
Lassen Sie beim Einrichten also mal das Kind in Ihnen raus und experimentieren Sie mit unorthodoxen Ideen. Klingt vielleicht unvernünftig, macht aber Spaß und fordert zum Umdenken auf! Einzige Faustregel: Wenn das Haus wie eine Szene aus einem Tim Burton Film – denken Sie an „Charlie und die Schokoladenfabrik“ oder „Alice im Wunderland“ – aussieht, sollten Sie das Ganze vielleicht einen Tick dezenter gestalten.
Lassen Sie beim Einrichten also mal das Kind in Ihnen raus und experimentieren Sie mit unorthodoxen Ideen. Klingt vielleicht unvernünftig, macht aber Spaß und fordert zum Umdenken auf! Einzige Faustregel: Wenn das Haus wie eine Szene aus einem Tim Burton Film – denken Sie an „Charlie und die Schokoladenfabrik“ oder „Alice im Wunderland“ – aussieht, sollten Sie das Ganze vielleicht einen Tick dezenter gestalten.
Bunte Bücher. „Ordnung braucht nur der Dumme, das Genie beherrscht das Chaos.“ Einsteins Ausspruch wird ebenso gerne von unordentlichen Kindern wie von Büchernarren verwendet, um ihre Unordnung zu überspielen. Denn Bücherregale haben, wenn die Bücher nicht gerade nach Farbe geordnet sind, eine immanente Unordnung. Unterschiedliche Formate, Farben und Schrifttypen lassen Bücherregale kleinteilig und unruhig wirken.
Doch die Zeit der Muße wird niemals gradlinig verbracht, und auch die Muse küsst einen eher im kreativen Chaos: Leselust kommt beim Stöbern, Eingebungen geschehen immer dann, wenn man sie nicht erwartet. Darum darf – nein muss! – ein Bücherregal, ob mit Büchern über Chaosforschung oder nicht, seine Unordnung behalten dürfen.
Weiterlesen: Wie man ein Bücherregal richtig plant
Doch die Zeit der Muße wird niemals gradlinig verbracht, und auch die Muse küsst einen eher im kreativen Chaos: Leselust kommt beim Stöbern, Eingebungen geschehen immer dann, wenn man sie nicht erwartet. Darum darf – nein muss! – ein Bücherregal, ob mit Büchern über Chaosforschung oder nicht, seine Unordnung behalten dürfen.
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Schmetterlingseffekt. Ein bekanntes Motiv der Chaosforschung ist der Schmetterlingseffekt. Er besagt, dass der Flügelschlag eines Schmetterlings in Brasilien einen Tornado in Texas auslösen kann. Soll heißen: Schon kleinste Abweichungen können schwerwiegende Konsequenzen haben, die nicht oder nur kompliziert vorhersagbar sind.
Die Schmetterlinge wissen davon natürlich nichts. Ihre zarten Flügel sind allerdings eine Augenweide, welche die Fantasie vor allen von Kindern ungemein anregen können. Mut zur Unruhe, zu bunten Farben und spielerischen Formen kann sich lohnen. Wer weiß, welcher Sturm an Kreativität sich daraus entwickelt …
Die Schmetterlinge wissen davon natürlich nichts. Ihre zarten Flügel sind allerdings eine Augenweide, welche die Fantasie vor allen von Kindern ungemein anregen können. Mut zur Unruhe, zu bunten Farben und spielerischen Formen kann sich lohnen. Wer weiß, welcher Sturm an Kreativität sich daraus entwickelt …
Fraktale Strukturen und Texturen. Überhaupt ist die Natur keineswegs so ungeplant und chaotisch, wie manch einer glaubt. Wolken und Wirbelstürme, Bäume und Äste – die Strukturen wiederholen sich in einem großen Ganzen und erzeugen sogenannte Selbstähnlichkeit. Neben der Verzweigung von Bäumen, die sich immer in ähnlichen Verhältnissen verästeln, ist der Romanesco, eine italienische Blumenkohlzüchtung, ein beeindruckendes Beispiel: Seine fraktalen Muster haben bei aller Unruhe eine spezielle und sehr ansehnliche Ästhetik, die uns inspirieren kann.
Auch Wellenformen, Meeresbrandung und Wasserstrudel wirken nur im ersten Moment chaotisch. Das Gesamtbild ist fließend und organisch. Kein aufwühlendes, sondern ein vielmehr ein beruhigendes Gefühl macht sich breit, wenn man vor diesem Hintergrund in der Badewanne entspannt. Vergessen Sie bei der Raumgestaltung also die abwechslungsreichen Texturen nicht! Die klassische Raufasertapete ist zwar nicht halb so schön, folgt aber letztlich dem gleichen Prinzip der Unordnung.
Naturmuster. Für Ordnungsfanatiker – und Menschen mit obsessiven Zwangsstörungen à la Jack Nicholson aus „Besser geht’s nicht“ – wäre dieses Bad der blanke Horror. Statt weißer Kacheln herrscht hier das verschlungene Muster des Marmors vor. Das gibt diesem Gästebad eine gewachsene, fast organische Anmutung. Allein der Gedanke, vor welch langer Zeit die Formen entstanden sind, ist positiv beunruhigend.
Weiterer Vorteil für Putzmuffel: Wasserspritzer und Kalkablagerungen sind hier schwerer zu entdecken.
Weiterer Vorteil für Putzmuffel: Wasserspritzer und Kalkablagerungen sind hier schwerer zu entdecken.
Natur versus Mensch. Am Ende ist es auch ein bisschen Kampf zwischen der wuchernden Natur und dem vernünftigen, ordnenden Menschen. Doch natürliche Muster gehorchen ganz eigenen Gesetzen, die keinesfalls in Chaos enden. Man braucht nicht in die Esoterik abdriften, um die beruhigende Wirkung der Natur nachvollziehen zu können.
Also haben Sie Mut zu organischen, spielerischen Formen und Ordnungen, lassen Sie die Unordnung auch mal in Ihre Wohnung einbrechen, statt sie einzukerkern. Das regt den Ordnungsfreund vielleicht auf. Den Geist aber ganz sicher an.
Also haben Sie Mut zu organischen, spielerischen Formen und Ordnungen, lassen Sie die Unordnung auch mal in Ihre Wohnung einbrechen, statt sie einzukerkern. Das regt den Ordnungsfreund vielleicht auf. Den Geist aber ganz sicher an.
Dieser Arbeitsplatz ist ein Paradebeispiel: Bunt, wuselig und voll mit Krimskrams. Bei genauerem Hinsehen sieht man allerdings die fragile Ordnung. Alles ist in kleinen Dosen, Kästchen oder anderen Behältnissen untergebracht. Wahrscheinlich ein Arbeitsplatz für Kreative, die sich auch im visuellen Überfluss spielend auf das Wesentliche konzentrieren können. Und irgendwie ist das quirlige Gesamtkunstwerk auch eine Augenweide.