Architektur
Der Pritzker-Preis 2018 geht an Balkrishna Doshi
Der indische Architekt gilt als Pionier des sozialen Wohnungsbaus. Geprägt wurde er von Le Corbusier und Louis Kahn
Die Aranya-Sozialsiedlung (1989) in Indore, Indien
Doshis Arbeit ist tief in der Natur verwurzelt und bezieht sich immer wieder auf die Kultur und Geschichte seiner Region: Schreine, Tempel und die bevölkerten Straßen der Umgebung. In der Architektur, die er vor diesem Hintergrund geschaffen hat, geht er auf alle Facetten des Lebens ein, bezieht das visuelle und das akustische Umfeld ein. Den Pritzker-Architekturpreis, der jährlich von der Hyatt-Stiftung verliehen wird, gibt es seit 1979. In der Begründung lobte die Jury Doshis „außergewöhnliche Architektur, die er in mehr als 100 Gebäuden verwirklicht hat“ und würdigte „das Engament und die Hingabe, mit der er seinem Land und dessen Städten und Gemeinden diente, seinen Einfluss als Lehrer und die herausragende Vorbildfunktion, mit der er in den vielen Jahren seiner Karriere Kollegen und Studenten in aller Welt beeindruckt hat.“
Doshi wurde 1927 in Pune (Indien) in eine große Hindu-Familie geboren, deren Mitglieder bereits seit zwei Generationen im Möbelbau tätig waren. Die frühe Begegnung mit dem Handwerk und dem richtigen Maß der Dinge inspirierten ihn auf seiner Laufbahn ebenso wie ein Erlebnis, das er im Interview mit dem Radiosender NPR einmal erzählte: Das Haus seines Großvaters wurde mehrmals renoviert und mit zusätzlichen Etagen aufgestockt, um Platz für drei seiner Onkel und ihre Familien zu schaffen. „Ich habe diesen Ort immer als lebendig empfunden“, sagte er in dem Interview. „Die Raum- und Lichtverhältnisse sowie die spezielle Form der Bewegung, die in den Raum hinein verläuft, sind mir sehr, sehr wichtig. Daraus entsteht ein Dialog. Daraus entwickeln sich Aktivitäten. Und das ist der Ort, an dem du beginnst, ein Teil des Lebens zu werden. Meine Architekturphilosophie ist: Architektur ist die Kulisse für das Leben.“
Doshis Arbeit ist tief in der Natur verwurzelt und bezieht sich immer wieder auf die Kultur und Geschichte seiner Region: Schreine, Tempel und die bevölkerten Straßen der Umgebung. In der Architektur, die er vor diesem Hintergrund geschaffen hat, geht er auf alle Facetten des Lebens ein, bezieht das visuelle und das akustische Umfeld ein. Den Pritzker-Architekturpreis, der jährlich von der Hyatt-Stiftung verliehen wird, gibt es seit 1979. In der Begründung lobte die Jury Doshis „außergewöhnliche Architektur, die er in mehr als 100 Gebäuden verwirklicht hat“ und würdigte „das Engament und die Hingabe, mit der er seinem Land und dessen Städten und Gemeinden diente, seinen Einfluss als Lehrer und die herausragende Vorbildfunktion, mit der er in den vielen Jahren seiner Karriere Kollegen und Studenten in aller Welt beeindruckt hat.“
Doshi wurde 1927 in Pune (Indien) in eine große Hindu-Familie geboren, deren Mitglieder bereits seit zwei Generationen im Möbelbau tätig waren. Die frühe Begegnung mit dem Handwerk und dem richtigen Maß der Dinge inspirierten ihn auf seiner Laufbahn ebenso wie ein Erlebnis, das er im Interview mit dem Radiosender NPR einmal erzählte: Das Haus seines Großvaters wurde mehrmals renoviert und mit zusätzlichen Etagen aufgestockt, um Platz für drei seiner Onkel und ihre Familien zu schaffen. „Ich habe diesen Ort immer als lebendig empfunden“, sagte er in dem Interview. „Die Raum- und Lichtverhältnisse sowie die spezielle Form der Bewegung, die in den Raum hinein verläuft, sind mir sehr, sehr wichtig. Daraus entsteht ein Dialog. Daraus entwickeln sich Aktivitäten. Und das ist der Ort, an dem du beginnst, ein Teil des Lebens zu werden. Meine Architekturphilosophie ist: Architektur ist die Kulisse für das Leben.“
Eine Straße in der Aranya-Siedlung
1947 erlangte Indien die Unabhängigkeit. Im selben Jahr begann der 20-jährige Doshi sein Architekturstudium an der Sir J.J. Kunsthochschule in Bombay (heute: Mumbai), einem der ältesten und prestigeträchtigsten Ausbildungsorte für Architekten in Indien. In den 1950er-Jahren arbeite er als leitender Architekt für den legendären Modernisten Le Corbusier und war verantwortlich für einige von dessen Projekten in Indien, zum Beispiel in Ahmedabad und Chandigarh.
1947 erlangte Indien die Unabhängigkeit. Im selben Jahr begann der 20-jährige Doshi sein Architekturstudium an der Sir J.J. Kunsthochschule in Bombay (heute: Mumbai), einem der ältesten und prestigeträchtigsten Ausbildungsorte für Architekten in Indien. In den 1950er-Jahren arbeite er als leitender Architekt für den legendären Modernisten Le Corbusier und war verantwortlich für einige von dessen Projekten in Indien, zum Beispiel in Ahmedabad und Chandigarh.
Außenansicht von Doshis Architekturwerkstatt Sangath von 1980 in Ahmedabad (Indien)
Später wurde Doshi mit seinem Büro Vastu Shilpa zu einem Pionier des sozialen Wohnungsbaus und der modernen Stadtplanung in Indien. „Balkrishna Doshi hat seit jeher eine ernsthafte Architektur geschaffen. Sie ist nie effekthascherisch oder jagt den neusten Trends hinterher“, so die Jury des Pritzker-Preises. „Mit einem ausgeprägten Sinn für Verantwortung und dem Bemühen, mit seinen qualitativ anspruchsvollen, authentischen Entwürfen etwas für sein Land und seine Bewohner zu tun, sind ihm unter anderem beispielhafte Projekte für öffentliche Verwaltungen und andere Einrichtungen, für pädagogische und kulturelle Institutionen sowie für Wohnhäuser und Privatkunden gelungen.“
Später wurde Doshi mit seinem Büro Vastu Shilpa zu einem Pionier des sozialen Wohnungsbaus und der modernen Stadtplanung in Indien. „Balkrishna Doshi hat seit jeher eine ernsthafte Architektur geschaffen. Sie ist nie effekthascherisch oder jagt den neusten Trends hinterher“, so die Jury des Pritzker-Preises. „Mit einem ausgeprägten Sinn für Verantwortung und dem Bemühen, mit seinen qualitativ anspruchsvollen, authentischen Entwürfen etwas für sein Land und seine Bewohner zu tun, sind ihm unter anderem beispielhafte Projekte für öffentliche Verwaltungen und andere Einrichtungen, für pädagogische und kulturelle Institutionen sowie für Wohnhäuser und Privatkunden gelungen.“
Die Stufen des Amphitheaters des Architekturateliers Sangath sind mit Gras bewachsen.
Doshi hat sich immer gegen Architekturströmungen ausgesprochen, die seiner Meinung nach ausschließlich gewinnorientiert arbeiten. „Manche achten nur darauf, was am Ende für sie finanziell herausspringt – aber das macht nicht das Leben aus“, beklagte Doshi einmal in der New York Times. „Ich glaube, dass dabei das Wohlbefinden auf der Strecke bleibt.“
Doshi hat sich immer gegen Architekturströmungen ausgesprochen, die seiner Meinung nach ausschließlich gewinnorientiert arbeiten. „Manche achten nur darauf, was am Ende für sie finanziell herausspringt – aber das macht nicht das Leben aus“, beklagte Doshi einmal in der New York Times. „Ich glaube, dass dabei das Wohlbefinden auf der Strecke bleibt.“
Die unterirdische Kunstgalerie Amdavad Ni Gufa (1994) in Ahmedabad (Indien) beherbergt eine Auswahl von Werken des Künstlers Maqbool Fida Husain.
Auch wenn er nicht unbedingt zu den bekanntesten Vertretern seines Fachs gehört – was allerdings nur für den Westen gilt –, kann Doshi auf eine lange Reihe von Lebensleistungen und Kooperationen zurückblicken. Christopher Hawthorne, der Architekturkritiker der Los Angeles Times, hob hervor, dass die Wahl zwar etwas überraschend ausfiel, aber nicht im mindesten so unvorhergesehen war wie 2017, als der Pritzker-Preis an drei spanische Architekten ging, deren Büro bis dahin praktisch unbekannt gewesen war.
Durch seine frühe Zusammenarbeit mit Le Corbusier und Louis Kahn, schreibt Hawthorne weiter, treffe man in der Geschichte der modernistischen Architektur immer wieder auf Doshis Namen. Sein Werk illustriere „die Verbindung zwischen den klassischen Modernisten und Indien sowie anderen asiatischen Ländern.“
Auch wenn er nicht unbedingt zu den bekanntesten Vertretern seines Fachs gehört – was allerdings nur für den Westen gilt –, kann Doshi auf eine lange Reihe von Lebensleistungen und Kooperationen zurückblicken. Christopher Hawthorne, der Architekturkritiker der Los Angeles Times, hob hervor, dass die Wahl zwar etwas überraschend ausfiel, aber nicht im mindesten so unvorhergesehen war wie 2017, als der Pritzker-Preis an drei spanische Architekten ging, deren Büro bis dahin praktisch unbekannt gewesen war.
Durch seine frühe Zusammenarbeit mit Le Corbusier und Louis Kahn, schreibt Hawthorne weiter, treffe man in der Geschichte der modernistischen Architektur immer wieder auf Doshis Namen. Sein Werk illustriere „die Verbindung zwischen den klassischen Modernisten und Indien sowie anderen asiatischen Ländern.“
Ein halboffener Korridor im Indian Institute of Management Bangalore (verschiedene Bauphasen zwischen 1977 und 1992)
Zu Doshis bekanntesten Bauten zählen Sangath (sein eigenes Architekturbüro in Ahmedabad, Indien), die Ahmedabad School of Architecture, das Indian Institute of Management Bangalore und einige Sozialbau-Siedlungen wie die der Düngemittel-Genossenschaft indischer Landwirte in Kalol und die Aranya-Siedlung in Indore, die 1995 den begehrten Aga-Khan-Architekturpreis erhielt.
„Meine Arbeiten gehen aus meinem Leben, meiner Philosophie und meinen Träumen hervor. Mit ihnen versuche ich, eine Art Schatzkammer für den Geist der Architektur zu schaffen“, sagte Doshi, als er von der Nachricht hörte, dass er den Pritzker-Preis erhalten soll. „Dass ich diesen Preis bekommen habe, verdanke ich meinem Guru, Le Corbusier. Er hat mich gelehrt, Identitäten in Frage zu stellen, und mich angehalten, nach einer neuen, regional angepassten Ausdrucksweise eines nachhaltigen, ganzheitlichen Lebensraums zu suchen. In aller Demut und Dankbarkeit möchte ich der Pritzker-Jury für diese Anerkennung meiner Arbeit danken. Ich empfinde sie als große Ehre, die mich tief bewegt. Sie bekräftigt meine Überzeugung, dass ‚das Leben zu einem Fest wird, wenn Lebensstil und Architektur miteinander verschmelzen.‘“
Die Auszeichnung, die mit 100.000 Dollar dotiert ist, wird Doshi im Mai im Aga Khan Museum in Toronto entgegennehmen.
Unsere Fotos geben Ihnen einen Überblick über Doshis bedeutendste Bauprojekte.
Zu Doshis bekanntesten Bauten zählen Sangath (sein eigenes Architekturbüro in Ahmedabad, Indien), die Ahmedabad School of Architecture, das Indian Institute of Management Bangalore und einige Sozialbau-Siedlungen wie die der Düngemittel-Genossenschaft indischer Landwirte in Kalol und die Aranya-Siedlung in Indore, die 1995 den begehrten Aga-Khan-Architekturpreis erhielt.
„Meine Arbeiten gehen aus meinem Leben, meiner Philosophie und meinen Träumen hervor. Mit ihnen versuche ich, eine Art Schatzkammer für den Geist der Architektur zu schaffen“, sagte Doshi, als er von der Nachricht hörte, dass er den Pritzker-Preis erhalten soll. „Dass ich diesen Preis bekommen habe, verdanke ich meinem Guru, Le Corbusier. Er hat mich gelehrt, Identitäten in Frage zu stellen, und mich angehalten, nach einer neuen, regional angepassten Ausdrucksweise eines nachhaltigen, ganzheitlichen Lebensraums zu suchen. In aller Demut und Dankbarkeit möchte ich der Pritzker-Jury für diese Anerkennung meiner Arbeit danken. Ich empfinde sie als große Ehre, die mich tief bewegt. Sie bekräftigt meine Überzeugung, dass ‚das Leben zu einem Fest wird, wenn Lebensstil und Architektur miteinander verschmelzen.‘“
Die Auszeichnung, die mit 100.000 Dollar dotiert ist, wird Doshi im Mai im Aga Khan Museum in Toronto entgegennehmen.
Unsere Fotos geben Ihnen einen Überblick über Doshis bedeutendste Bauprojekte.
Im indologischen Institut in Ahmedabad (1962) sind antike Manuskripte, ein Forschungszentrum und ein Museum untergebracht. „Hier finden sich alle Elemente, die indische Häuser ausmachen“, schreibt Doshi über seinen Entwurf, der viele Merkmale traditioneller indischer Architektur aufweist: Das Gebäude umfasst zwei Geschosse, steht auf einem hohen Sockel und verfügt über eine Veranda, die sich über die gesamte Länge einer Seite zieht. „Bevor ich den Entwurf machte, habe ich mir ein ‚Upashraya‘, ein Kloster für Mönche der Jain-Religion, genau angeschaut. Außerdem habe ich mich in der Stadt mit einigen heiligen Jainas getroffen, um ein Verständnis für die traditionelle Architektur dieses Gebäudetyps zu bekommen.“
Der Zuschauerraum der Premabhai Hall.
Die Gewinner des Pritzer-Architekturpreises 2015 – Frei Otto, 2016 – Alejandro Aravena und 2017 – RCR Arquitectes
Die Gewinner des Pritzer-Architekturpreises 2015 – Frei Otto, 2016 – Alejandro Aravena und 2017 – RCR Arquitectes
Der Pritzker-Architekturpreis, die renommierteste Auszeichnung der Branche, geht 2018 an Balkrishna Doshi (im Bild). Der 90-jährige Inder steht für wegweisende Projekte im sozialen Wohnungsbau seines Heimatlandes.