Designikonen: Thonet – Bugholzstühle par excellence
Die Geschichte der ikonischen Bugholzstühle reicht bis ins 19. Jahrhundert zurück – bis heute sind die Möbel von Thonet zeitlose Klassiker
Auf einem Stuhl von Thonet hat wahrscheinlich jeder schon einmal gesessen. Wenn nicht im eigenen Zuhause, dann im Café, in einer Bar oder im Wartezimmer. Die Geschichte der ikonischen Stühle aus Holz oder Stahl, mit der Sitzfläche aus Rohrgeflecht, Holz oder Leder, reicht bis ins Jahr 1830 zurück. Damals begann Michael Thonet in seiner Werkstatt im Rheinland seine Experimente mit gebogenem Schichtholz, auch Bugholz genannt. Seine innovativen Fertigungs- und Vertriebsmethoden sowie ein umfassendes Sortiment an verschiedenen Sitzmöbeln und Tischen, machten Thonet einige Jahre später in der ganzen Welt bekannt.
Knapp 200 Jahre danach begegnen uns die Stühle von Thonet noch immer – als Ausstellungsstücke ebenso wie als alltägliche Gebrauchsgegenstände. Unser Beitrag gibt einen Überblick über die Geschichte sowie die bekanntesten Modelle und zeigt, dass die Stühle von Thonet zeitlose Klassiker sind.
Knapp 200 Jahre danach begegnen uns die Stühle von Thonet noch immer – als Ausstellungsstücke ebenso wie als alltägliche Gebrauchsgegenstände. Unser Beitrag gibt einen Überblick über die Geschichte sowie die bekanntesten Modelle und zeigt, dass die Stühle von Thonet zeitlose Klassiker sind.
Thonet 214 Bugholzstuhl
Die Technik, die Michael Thonet bei der Herstellung des Wiener Kaffeehausstuhls und späterer Modelle anwandte, bestand darin, massives Holz unter Zufuhr von Wasserdampf zu biegen. In den 1850er Jahren perfektionierte er dieses Verfahren und ermöglichte somit die serielle Fertigung des Stuhls.
Rückenlehne und Hinterbeine sind aus einem einzigen, geschwungenen Stück hergestellt. Gerade diese organische Form wurde zum Erkennungsmerkmal der Thonet’schen Formensprache. Wie hier gut zu erkennen ist, besteht der Stuhl Nr. 14 (heute: 214) aus gerade einmal sechs einzelnen Teilen: Rückenlehne und Hinterbeine in einem, zwei Vorderbeine, Innenteil der Rückenlehne, Sitzfläche und Stabilisierungsring für die Beine.
Rückenlehne und Hinterbeine sind aus einem einzigen, geschwungenen Stück hergestellt. Gerade diese organische Form wurde zum Erkennungsmerkmal der Thonet’schen Formensprache. Wie hier gut zu erkennen ist, besteht der Stuhl Nr. 14 (heute: 214) aus gerade einmal sechs einzelnen Teilen: Rückenlehne und Hinterbeine in einem, zwei Vorderbeine, Innenteil der Rückenlehne, Sitzfläche und Stabilisierungsring für die Beine.
1853 trat Michael Thonet sein Unternehmen an seine Söhne ab, blieb aber bis zu seinem Tod 1871 Leiter der „Gebrüder Thonet“. In Koritschan im heutigen Tschechien, einer waldreichen und bevölkerungsstarken Gegend, wurde die erste Fabrik des Familienbetriebs errichtet. Weitere Fabriken in Ungarn und Russland folgten. Der 1889 eröffnete Standort im hessischen Frankenberg ist heute Unternehmenssitz.
In den Fabriken der Gebrüder Thonet wurden durchschnittlich 865.000 Bugstühle pro Jahr produziert. Die Einzelteile wurden in Kisten verpackt und in die ganze Welt verschickt. Am Ankunftsort wurden die Teile dann mithilfe der mitgelieferten Schrauben zusammengebaut – Thonet nahm damit quasi das Ikea-Prinzip vorweg. Neben der schlichten Formensprache und robusten Konstruktion machte auch der relativ günstige Preis Thonets Modelle zum Erfolg.
In den Fabriken der Gebrüder Thonet wurden durchschnittlich 865.000 Bugstühle pro Jahr produziert. Die Einzelteile wurden in Kisten verpackt und in die ganze Welt verschickt. Am Ankunftsort wurden die Teile dann mithilfe der mitgelieferten Schrauben zusammengebaut – Thonet nahm damit quasi das Ikea-Prinzip vorweg. Neben der schlichten Formensprache und robusten Konstruktion machte auch der relativ günstige Preis Thonets Modelle zum Erfolg.
Der Stuhl Nr. 18 ist dem berühmten Nr. 14 sehr ähnlich, unterscheidet sich allerdings durch die Form und Position des Innenlehnenbogens. Das Modell ging 1876 in Produktion und wurde ein weiterer Verkaufsschlager, der bis heute häufig kopiert wird.
Am rechten Tischende ist der Stuhl 209 (einst: B9) zu sehen. Der Schweizer Architekt Le Corbusier war ein großer Fan dieser Thonet-Konstruktion aus dem Jahr 1900. Wie beim Wiener Kaffeehausstuhl besteht dieses Modell aus sechs Teilen. Auch hier sind Hinterbeine und Rückenlehne aus einem Stück. Der Außenbogen der Rückenlehne geht in die Armlehnen über.
Am rechten Tischende ist der Stuhl 209 (einst: B9) zu sehen. Der Schweizer Architekt Le Corbusier war ein großer Fan dieser Thonet-Konstruktion aus dem Jahr 1900. Wie beim Wiener Kaffeehausstuhl besteht dieses Modell aus sechs Teilen. Auch hier sind Hinterbeine und Rückenlehne aus einem Stück. Der Außenbogen der Rückenlehne geht in die Armlehnen über.
Den Stuhl Nr. 18 gibt es auch in Form eines Barhockers. Wie die meisten Bugholzmöbel besteht auch dieses Modell aus Buchenholz.
Ganz selbstverständlich fügen sich die Stücke von Thonet in moderne Einrichtungen ein. Bunt angestrichen wie hier, ist es umso erstaunlicher, dass es sich dabei eigentlich um einen Entwurf aus dem 19. Jahrhundert handelt.
Ganz selbstverständlich fügen sich die Stücke von Thonet in moderne Einrichtungen ein. Bunt angestrichen wie hier, ist es umso erstaunlicher, dass es sich dabei eigentlich um einen Entwurf aus dem 19. Jahrhundert handelt.
Auch Nr. 14 passt als Barhocker ganz selbstverständlich in eine minimalistische, moderne Küche.
Le Corbusier soll über Thonets Stühle gesagt haben: „Noch nie ist Eleganteres und Besseres in der Konzeption, Exakteres in der Ausführung und Gebrauchstüchtigeres geschaffen worden.“
Den Stuhl 209 setzte der Architekt selbst in mehreren seiner Gebäude ein, beispielsweise auch in der Stuttgarter Weißenhof-Siedlung. In dieser fand im Jahr 1927 eine Ausstellung zum Thema Neues Wohnen statt, in der erstmals auch verschiedene Stahlrohrmöbel präsentiert wurden. Hier stellte der Designer und Bauhaus-Lehrer Mart Stam eine erste Version des berühmten Freischwingers vor, die Marcel Breuer, ebenfalls Lehrer am Bauhaus, einige Jahre später mit dem berühmten Modell S 32 verfeinerte.
Le Corbusier soll über Thonets Stühle gesagt haben: „Noch nie ist Eleganteres und Besseres in der Konzeption, Exakteres in der Ausführung und Gebrauchstüchtigeres geschaffen worden.“
Den Stuhl 209 setzte der Architekt selbst in mehreren seiner Gebäude ein, beispielsweise auch in der Stuttgarter Weißenhof-Siedlung. In dieser fand im Jahr 1927 eine Ausstellung zum Thema Neues Wohnen statt, in der erstmals auch verschiedene Stahlrohrmöbel präsentiert wurden. Hier stellte der Designer und Bauhaus-Lehrer Mart Stam eine erste Version des berühmten Freischwingers vor, die Marcel Breuer, ebenfalls Lehrer am Bauhaus, einige Jahre später mit dem berühmten Modell S 32 verfeinerte.
Thonet und Stahlrohrmöbel
Thonet ist zu verdanken, dass das innovative Prinzip des kaltgebogenen Stahlrohrs sich schnell verbreitete.
Nach dem ersten Weltkrieg und bis zum Ende des zweiten Weltkrieges gab es in der Firma Thonet zahlreiche Führungswechsel, Fusionen und produktionsbedingte Veränderungen. Zu den wichtigsten zählt sicherlich die zwischenzeitliche Fokussierung der Produktion auf Stahlrohrmöbel, mit der die noch immer bestehende Fabrik in Frankenberg weltweit bekannt wurde. 1928 sicherte man sich die Rechte an Entwürfen aus dem Dessauer Bauhaus, 1931 wurde mit Mies van der Rohe eine Lizenzvereinbarung getroffen.
Ende der zwanziger Jahre engagierte sich das Unternehmen für die industrielle Fertigung solcher Möbel. Zehn Jahre später war Thonet zum weltweit größten Hersteller moderner Sitz- und Liegemöbel aus Stahlrohr avanciert. Neben werkseigenen Modellen wurden und werden Stücke von Le Corbusier, Mart Stam, Mies van der Rohe und Marcel Breuer umgesetzt, die heute als Meilensteile der Designgeschichte gelten.
Thonet ist zu verdanken, dass das innovative Prinzip des kaltgebogenen Stahlrohrs sich schnell verbreitete.
Nach dem ersten Weltkrieg und bis zum Ende des zweiten Weltkrieges gab es in der Firma Thonet zahlreiche Führungswechsel, Fusionen und produktionsbedingte Veränderungen. Zu den wichtigsten zählt sicherlich die zwischenzeitliche Fokussierung der Produktion auf Stahlrohrmöbel, mit der die noch immer bestehende Fabrik in Frankenberg weltweit bekannt wurde. 1928 sicherte man sich die Rechte an Entwürfen aus dem Dessauer Bauhaus, 1931 wurde mit Mies van der Rohe eine Lizenzvereinbarung getroffen.
Ende der zwanziger Jahre engagierte sich das Unternehmen für die industrielle Fertigung solcher Möbel. Zehn Jahre später war Thonet zum weltweit größten Hersteller moderner Sitz- und Liegemöbel aus Stahlrohr avanciert. Neben werkseigenen Modellen wurden und werden Stücke von Le Corbusier, Mart Stam, Mies van der Rohe und Marcel Breuer umgesetzt, die heute als Meilensteile der Designgeschichte gelten.
Hier ist Marcel Breuers Stuhl S 64 zu sehen, der im Unterschied zum S 32 Armlehnen hat. Die beiden Modelle zählen zu den meistproduzierten Stahlrohrmöbeln. Rücken- und Sitzlehne sind mit dem typischen Rohrgeflecht bespannt, das schon bei den frühen Produkten Thonets verwendet wurde.
Thonet 404 Stuhl
Nach wie vor baut und vertreibt die Thonet GmbH Sitzmöbel. Darunter sind inzwischen auch zahlreiche Entwürfe zeitgenössischer Entwerfer wie Norman Foster, Hadi Teherani oder Stefan Diez, der den Holzstuhl 404 (im Bild) entworfen hat.
Aber auch die alten Klassiker aus Bugholz, die Michael Thonet zu einem Pionier des Industriedesigns machten, werden noch immer hergestellt und finden sich bis heute in Cafés und modernen Wohnungen.
Aber auch die alten Klassiker aus Bugholz, die Michael Thonet zu einem Pionier des Industriedesigns machten, werden noch immer hergestellt und finden sich bis heute in Cafés und modernen Wohnungen.
1819 gründete der Tischlermeister Michael Thonet seine erste Werkstatt im rheinischen Boppard, wo er in den 1830ern begann, mit der Herstellung von Bugholz zu experimentieren. 1842 siedelte er mit seiner Familie nach Wien über.
Dort entstand dann auch der populärste Stuhl aus dem Hause Thonet: der Wiener Kaffeehausstuhl aus dem Jahr 1859, auch bekannt als Stuhl Nr. 14 oder Konsumstuhl Nr. 14.
Es gilt bis heute als eines der gelungensten Industrieprodukte der Welt. Bis 1930 wurden etwa 50 Millionen Stühle dieses Typs hergestellt und verkauft. Er ist längst nicht nur in österreichischen Cafés oder Restaurants zu finden.