Für Profis
Die Zukunft des Wohndesigns: flexibel, nachhaltig, aufregend?
Im Gespräch mit Houzz teilen acht Kreative ihre Ideen zur Zukunft von Wohnen und Design
Die Zukunft des Designs könnte bereits geschrieben worden sein. Das haben wir in Gesprächen mit Designerinnen und Designern auf der Einrichtungsmesse Salone del Mobile (7. bis 12. Juni 2022) erfahren. Ihrer Meinung nach suchen die Menschen ein Zuhaue, das nicht nur nach Stil und Trends gestaltet ist, sondern auch Funktionalität bietet und die Möglichkeit, Räume mit Familie, Freunden und Arbeitskollegen zu teilen, berücksichtigt. Flexible und einfach zu nutzende Einrichtungsgegenstände und Innenraumlösungen tragen dazu bei. Die Verbraucherinnen und Verbraucher suchen nach langlebigen Gegenständen, die wegen ihrer hohen Lebensdauer nachhaltiger sind. Die Ära des schnellen Designs ist vorbei und wir schätzen wieder einzigartige Stücke.
Serena Confalonieri mit ihrem Hocker Arcadia für Gebrüder Thonet Wien. Foto: Carlo Mossetti, Buccia Studio 03.
- Die Person im Mittelpunkt: „Es gibt eine steigende Nachfrage nach personalisierten Produkten. Ein Trend, der den Menschen in den Mittelpunkt stellt. Und weil unsere Persönlichkeiten so vielseitig sind, brauchen wir einen persönlichen Stil, der sich entwickelt und wächst, um neue Geschmäcker und Vorlieben zu integrieren. Daher halte ich es für unerlässlich, dass sich das Design an diese Mischung aus verschiedenen Stilen anpasst, die so einzigartig sind wie der Mensch selbst.“
- Kohärente Projekte: Kombination von Flexibilität, Handwerkskunst und Nachhaltigkeit: „Alle meine neuen Projekte bleiben diesen Werten treu. Flexibilität, Handwerkskunst und Nachhaltigkeit, wie ich bereits erklärt habe. Die Unternehmen, die ich ausgewählt habe, um mit ihnen zusammenzuarbeiten, Gebrüder Thonet aus Wien, Servomuto und Victoria Arduino, haben alle Ansätze, die mit meiner Philosophie übereinstimmen.“
Foto: Piero Gemelli
2. und 3. Draga Obradovic & Aurel K. Basedow; Serbien, Deutschland und Italien
Draga Obradovic und Aurel K. Basedow verbinden industrielle Produktion mit feiner Handwerkskunst. Auf dem Salone del Mobile präsentierten sie neue Kollektionen für Baxter, Gallotti&Radice, Visionnaire, Wall&Decò und Essential Home. Sie waren aber auch auf dem Fuorisalone mit eigenständigen Projekten für Rossana Orlandi und Nilufar Depot sowie in der Ausstellung Urban Matters im Superstudio Più vertreten.
2. und 3. Draga Obradovic & Aurel K. Basedow; Serbien, Deutschland und Italien
Draga Obradovic und Aurel K. Basedow verbinden industrielle Produktion mit feiner Handwerkskunst. Auf dem Salone del Mobile präsentierten sie neue Kollektionen für Baxter, Gallotti&Radice, Visionnaire, Wall&Decò und Essential Home. Sie waren aber auch auf dem Fuorisalone mit eigenständigen Projekten für Rossana Orlandi und Nilufar Depot sowie in der Ausstellung Urban Matters im Superstudio Più vertreten.
- Dekoration muss Emotionen vermitteln: „Wir waren schon immer überzeugt davon, dass ein Dekorationsstück, genau wie ein Kunstwerk, in der Lage sein sollte, Gefühle, Emotionen, Leidenschaft und vor allem Schönheit zu vermitteln. Schönheit ist Träger verschiedener und positiver Schwingungen. Und es ist auch eine Erinnerung. Objekte müssen eine Geschichte erzählen. Deshalb entwerfen wir Stücke, die die Erinnerung an Designer, die vor uns waren, sowie an historische Epochen und Lebensstile wachhalten.“
- Das Design der Zukunft ist sammelbar: „Wir glauben, dass sich die Trends in Richtung Individualisierung und Vermischung der Genres bewegen, auch aufgrund der veränderten Kundenwünsche. Waren Marken früher beruhigende Statussymbole, suchen die Menschen heute nach exklusiven Einzelstücken, die nur für sie angefertigt werden. Es ist eine Rückbesinnung auf Qualität, auf Maßanfertigung und Handarbeit.“
Kommode Nora aus der Kollektion Heritage von Draga & Aurel. Foto: Federica Lissoni.
- Nachhaltigkeit ist ein komplexer Prozess: „Nachhaltigkeit ist ein sehr komplexes Konzept, das auf allen Ebenen eines Unternehmens solide gemessen werden muss, da sonst die Gefahr besteht, dass es zu einer reinen Marketingkampagne wird. Und gerade weil es uns sehr am Herzen liegt, sprechen wir gerne mehr über nachhaltiges Design, über die Wiederverwendung von Stücken. Dieses Konzept liegt unserer Heritage-Kollektion zugrunde, die aus einzigartigen Vintage-Stücken besteht, die wir auf Antiquitätenmärkten ausgesucht haben. Dann haben wir den Stücken mit handwerklichen Techniken neues Leben eingehaucht. Haben die Materialien, das Holz, das Metall, wieder zum Leben erweckt und sie dann mithilfe von Gießharz verwandelt. Die alten Techniken betrachten wir ebenfalls als zurückgewonnen, da einige schon fast aufgegeben worden waren.“
4. Nicola Gallizia aus Italien
Schönheit, Funktionalität und Geselligkeit sind die Elemente, die die neuesten Entwürfe von Nicola Gallizia leiten. Auf dem Salone del Mobile stellte der Designer mit Molteni&C | Dada, Francesco Molon, Riviere, Henry Glass, TM Italia und Papadatos aus und hatte ein Projekt mit Battilossi auf dem Fuorisalone.
Schönheit, Funktionalität und Geselligkeit sind die Elemente, die die neuesten Entwürfe von Nicola Gallizia leiten. Auf dem Salone del Mobile stellte der Designer mit Molteni&C | Dada, Francesco Molon, Riviere, Henry Glass, TM Italia und Papadatos aus und hatte ein Projekt mit Battilossi auf dem Fuorisalone.
- Stärkeres Bewusstsein für das Wesen einer Wohnung: „Die eigenen vier Wände sind in den letzten Jahren zu einem der interessantesten Themen geworden, da wir, ob es uns gefällt oder nicht, viel mehr Zeit in ihnen verbracht haben. Ich gehe davon aus, dass wir jetzt und in Zukunft ein größeres Bewusstsein dafür entwickeln werden, dass wir ein Zuhause brauchen, in dem wir unser Leben verbringen und es mit anderen teilen können. Ein Haus sollte vielseitig sein und mehrere Funktionen gleichzeitig erfüllen.“
- Funktion und Schönheit: „Die Funktion darf nicht auf Kosten der Schönheit oder des Stils gehen, mit dem wir uns umgeben wollen. Die Anfragen, die ich jetzt erhalte, betreffen Häuser, die schön sind, aber gleichzeitig neuen Bedürfnissen gerecht werden können.“
- Häuser werden vielseitig und zunehmend gesellig: „Das Haus der Zukunft ist vielseitig und gesellig. Der Esstisch kann zum Beispiel tagsüber zum Home-Office werden und muss daher in einem privateren Bereich des Hauses stehen. Dann isst man dort zu Mittag und zu Abend, dann wird er zum Arbeitszimmer für die jüngeren Familienmitglieder, um wieder zu einem Raum zu werden, in dem man Zeit miteinander verbringt, was dringend notwendig ist. Ein vielseitiges Haus kann auf diese Bedürfnisse nicht nur mit Möbeln reagieren, sondern auch mit Öffnungs- und Schließsystemen. Diese ermöglichen es, in einem Moment mehr Privatsphäre in einem Raum zu haben und ihn dann ohne großen Aufwand wieder mit dem Rest des Hauses zu verbinden.“
Foto: Felipe Ribon
5. Constance Guisset aus Frankreich
Constance Guisset ist anspruchsvoll, aber bodenständig und liebt es, alle Bereiche des Designs zu erforschen, von der Beleuchtung über die Einrichtung bis hin zu Mode und Accessoires. Auf dem Salone del Mobile und dem Fuorisalone präsentierte sie unter anderem ihre Zusammenarbeit mit Billiani, La Manufacture und Tectona Paris, für die sie einen neuen Showroom entworfen hat.
5. Constance Guisset aus Frankreich
Constance Guisset ist anspruchsvoll, aber bodenständig und liebt es, alle Bereiche des Designs zu erforschen, von der Beleuchtung über die Einrichtung bis hin zu Mode und Accessoires. Auf dem Salone del Mobile und dem Fuorisalone präsentierte sie unter anderem ihre Zusammenarbeit mit Billiani, La Manufacture und Tectona Paris, für die sie einen neuen Showroom entworfen hat.
- Die Zukunft des Designs ist aufregend: „Ich erwarte, dass ich von der Zukunft des Designs überrascht werde. Neue Funktionen, neue Lebensweisen, neue Technologien und Materialien. Wir dürfen unseren Enthusiasmus für das, was als Nächstes kommt, nicht verlieren, auch nicht für die Herausforderungen, wie den Klimawandel. Wir müssen einfallsreicher denn je sein. Aber ich denke, dass wir jetzt handeln müssen. Die Zukunft ist jetzt.“
- Nachhaltigkeit ist eine gemeinsame Reise: „Es gibt viele Möglichkeiten, Nachhaltigkeit im Design zu verfolgen. Wir können an den Materialien, der Verpackung, dem Versand arbeiten. Es gibt viele Faktoren, die eine Rolle spielen. Und wir müssen zusammenarbeiten und unsere Kräfte bündeln. Ein interessanter Weg könnte sein, Produkte zu entwerfen, die länger halten, damit wir sie nicht ersetzen müssen. Dann könnten wir sie sogar an unsere Kinder weitergeben.“
Foto: Gabi Gerster
6. Sebastian Herkner aus Deutschland
Der deutsche Stardesigner zeigte auf dem Salone del Mobile seine erste Badkollektion für Duravit sowie Ideen für andere Hersteller, darunter Emu, CoEdition, Ondarreta, Punt und Freifrau Manufaktur. Außerdem war er für die Installation des Circolo Thonet für Thonet im Circolo Filologico Milanese verantwortlich.
6. Sebastian Herkner aus Deutschland
Der deutsche Stardesigner zeigte auf dem Salone del Mobile seine erste Badkollektion für Duravit sowie Ideen für andere Hersteller, darunter Emu, CoEdition, Ondarreta, Punt und Freifrau Manufaktur. Außerdem war er für die Installation des Circolo Thonet für Thonet im Circolo Filologico Milanese verantwortlich.
- Firmen müssen in die neuen Generationen investieren: „Ich bin froh, dass der Salone Satellite wieder da ist, weil er eine so wichtige Plattform für neue Generationen ist. Junge Designer sind mutig. Eine ihrer Prioritäten ist die Nachhaltigkeit. Aber leider hatten sie in den letzten Jahren ohne Messen so wenig Sichtbarkeit. Die Unternehmen in diesem Sektor hingegen haben sich gut entwickelt. Die Menschen haben in die Inneneinrichtung investiert, sodass sie im Moment solide genug sind, um in neue Generationen zu investieren.“
- Verantwortungsvolles Design, ein Leben lang: „Es ist wichtig, dass wir Designer die Verantwortung verstehen, die wir bei der Entwicklung neuer Produkte tragen. Gleichzeitig muss die Öffentlichkeit verstehen, wie wichtig es ist, Produkte zu kaufen, die sie ein Leben lang benutzen und nicht nur ein paar Jahre lang, bevor sie sie wegwerfen. Vor Covid war alles schnell. Fast Fashion, Fast Food, Fast Furniture. Jetzt ist es an der Zeit, langsam, lokal und verantwortungsvoll zu denken. Ich hoffe, dass dies eine starke Bewegung ist, die die gesamte Branche erfasst.“
Serie „Zencha“ von Sebastian Herkner für Duravit
- Die Evolution des Badezimmers: „Das Badezimmer gewinnt an Bedeutung. Denn es ist der einzige private Raum, in dem man wirklich allein ist, in dem man sich entspannen und erholen kann. Aus diesem Grund sollte es ein größerer Raum sein. Und es wird immer enger mit dem Schlafzimmer verbunden, so wie es auch mit der Küche und dem Wohnzimmer geschehen ist. Bei der Gestaltung des Badezimmers sollte man sich von der Verantwortung für die Umwelt leiten lassen. Auf nachhaltige Materialien und wiederverwendete Elemente zu setzen, ist hier die Devise. Diese Aspekte sind natürlich auch außerhalb der Badgestaltung wichtig.“
Foto: Stefan Giftthaler
7. Federico Peri aus Italien
Federico Peri entwirft Innenräume, Möbel und Beleuchtung. Seine Arbeiten sind bekannt für extreme Detailgenauigkeit, elegante Ästhetik und die Kombinationen aus authentischen und nicht synthetischen Materialien. Zu den Projekten, die er auf dem Salone del Mobile und dem Fuorisalone vorstellte, gehörten Kooperationen mit Marta Sala Éditions und Gervasoni.
7. Federico Peri aus Italien
Federico Peri entwirft Innenräume, Möbel und Beleuchtung. Seine Arbeiten sind bekannt für extreme Detailgenauigkeit, elegante Ästhetik und die Kombinationen aus authentischen und nicht synthetischen Materialien. Zu den Projekten, die er auf dem Salone del Mobile und dem Fuorisalone vorstellte, gehörten Kooperationen mit Marta Sala Éditions und Gervasoni.
- Raumoptimierung, drinnen und draußen: „Wichtig ist die Raumoptimierung, insbesondere in Städten, wo die Wohnungen kleiner sind. Notwendig ist für viele ein Arbeitsbereich zu Hause. Die Statistiken zeigen auch eine wachsende Nachfrage nach Außengestaltung und -einrichtung. Wenn sich vor der Pandemie nur zwei von zehn Menschen um ihren Balkon kümmerten, während die anderen nur ein paar Topfpflanzen aufstellten, achten die Menschen jetzt mehr auf andere Aspekte, vom Bodenbelag über die Organisation bis hin zur Schaffung einer kleinen Ecke, in der sie zu Mittag oder zu Abend essen können.“
- Spezielles Design: „In Zukunft sehe ich eine stärkere Spezialisierung. Es wird etwa Designer geben, die sich ganz auf Beleuchtung oder Außenräume oder Wohnzimmer konzentrieren. Ich prophezeie, dass auch die Kunden versuchen werden, noch besser informiert zu sein, was sie einerseits bewusster, andererseits aber auch verwirrter macht. Unsere Arbeit wird dies ebenfalls berücksichtigen müssen.“
Asiastische Tischlampe von Federico Peri für Contardi
- Zeitlose Einrichtung ist nachhaltig: „Ich halte es für wenig nachhaltig, trendige Produkte zu entwerfen, die anfangs gut ankommen, aber schon nach wenigen Jahren uninteressant sind. Als Designer habe ich keine Kontrolle über den gesamten Produktionsprozess. Aber ich versuche, dem Ideal der Zeitlosigkeit zu folgen, anstatt Dinge zu entwerfen, die nur eine kurze Zeit halten.“
Foto: Zeb Daemen
8. Vincent Van Duysen, Belgien
Seit 2016 Kreativdirektor von Molteni&C. Seine Herangehensweise an das Design dreht sich seit jeher darum, einen essenziellen, zeitlosen Stil zu finden, der über die aktuellen Trends hinausgeht.
8. Vincent Van Duysen, Belgien
Seit 2016 Kreativdirektor von Molteni&C. Seine Herangehensweise an das Design dreht sich seit jeher darum, einen essenziellen, zeitlosen Stil zu finden, der über die aktuellen Trends hinausgeht.
- Zeitloses Design, um das Leben schöner zu machen: „Meiner Meinung nach besteht das Hauptanliegen des Produkt- und Möbeldesigns darin, das Leben der Menschen auf organische und zeitlose Weise zu verbessern. Seit dem Beginn meiner beruflichen Laufbahn vor dreißig Jahren ist es das Wichtigste, Design und Architektur als einen Beruf zu betrachten, der dem Menschen gewidmet ist. Das bedeutet, dass ich von der Architektur der Orte ausgehe, in denen sich die Bewohner geschützt und entspannt fühlen müssen, bevor ich mich um die Möbel und Gegenständen kümmere, die sie umgeben und für ein komfortables und glückliches Leben sorgen.“
- Langsames Design, natürliche Materialien und ein handwerklicher Ansatz: „Ich versuche immer, organische, natürliche Materialien zu verwenden. Generell glaube ich, dass Design mehr und mehr zu dem wird, was es sein sollte. Es konzentriert sich auf Nachhaltigkeit, auf Handwerkskunst, auf Qualität im Allgemeinen und auf die Verwendung hochwertiger Materialien im Besonderen. Ich glaube, dass wir in Zukunft einen Wandel hin zu einer Art von langsamem Design erleben werden, das sich durch zeitlose Stücke auszeichnet, die von Generation zu Generation weitergegeben werden.“
- Nachhaltigkeit durch regionale Materialien: „Ich möchte, dass meine Projekte und Produkte die Zeit überdauern, sodass sie nie ersetzt werden müssen und keinen Abfall verursachen. Ich versuche auch, nachhaltig zu sein, indem ich lokale Materialien verwende, sodass jedes Einzelteil aus der Region und nicht von der anderen Seite des Planeten stammt.“
1. Serena Confalonieri aus Italien
Beeinflusst von der Grafik des 20. Jahrhunderts zeigte Serena Confalonieri auf der Messe ihren Hocker Arcadia für Gebrüder Thonet aus Wien. Das Besondere ist die geometrische Struktur des für das Unternehmen charakteristischen gebogenen Holz. Darüber hinaus stellt sie ihre Venus-Lampenkollektion für den Hersteller Servomuto vor, die eine von der Ästhetik der 1960er-Jahre inspirierte Lycra-Komponente aufweist.