Ein Haus von 1959 passt sich seiner neuen Bewohnerin an
Ausgewogen zwischen alt und neu beweist ein Umbau, dass Wohnen im Alter nicht farblos oder klein sein muss
Die verwitwete Bauherrin hatte ein neues Zuhause gesucht, das kleiner als das alte sein sollte, aber immer noch groß genug, damit Bekannte und Familie auch mal länger bleiben könnten. Vor dem Kauf des 1959 erbauten Hauses bat sie das Architekturbüro KuDo um eine Einschätzung – und die anschließende Renovierung und Teilsanierung ihres neuen Zuhauses.
Anpassen, aber nicht von Grund auf umbauen. „Das Haus war schon vorher schön. Aber Fläche und Stauraum waren nicht optimal genutzt, es wirkte alles etwas gestückelt“, betont Architektin Julia Dolle. Das Haus sollte an die Bauherrin angepasst werden, einen leichten, verspielten Charakter erhalten. Und auch eher klassische Elemente zogen mit ein. Sichtbar wird dieser Mix vor allem in den Bädern, wo blassrosa lackierte Einbauten mit runden Griffmulden auf das Schwarz der Armaturen und einiger Sanitärobjekte treffen.
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Wohnen bis in die Dachspitze. Der Wohnbereich füllt das ganze Haus, vom Erdgeschoss bis unter den First. Zwei Treppen erschließen die Ebenen. Sie waren eines der Kernprojekte der Sanierung. Der Grundriss hingegen blieb weitgehend erhalten.
„Wir haben die Räume nur dort verändert, wo es unbedingt sein musste. Ein Beispiel dafür ist die Ankleide, die sich die Bauherrin gewünscht hat“, erzählt die Architektin (Foto unten). Sie ist exakt auf die Bedürfnisse der Bauherrin ausgelegt, hat genau die benötigten Hänge- und Liegeflächen.
Verbessern und anpassen, statt herausreißen. Statt alles neu zu machen, arbeitete KuDo mit dem, was da war. Die Böden wurden abgeschliffen und neu versiegelt, der Grundriss minimal angepasst. „Wir haben die Raumfluchten aufgenommen und dafür ein paar Türen versetzt“, erklärt sie.
Selbst die beiden Treppen blieben im Kern erhalten. „Bei der Treppe vom Erdgeschoss in die erste Etage wollten wir mehr Ruhe reinbringen. Es sah hier recht wild aus, mit vielen Ecken“, erinnert sich Dolle. Passend zu den abgeschliffenen Stufen hat sie eine Eichenholzlattung anbringen lassen, die oben bis unter das Brüstungsbrett reichen.
Selbst die beiden Treppen blieben im Kern erhalten. „Bei der Treppe vom Erdgeschoss in die erste Etage wollten wir mehr Ruhe reinbringen. Es sah hier recht wild aus, mit vielen Ecken“, erinnert sich Dolle. Passend zu den abgeschliffenen Stufen hat sie eine Eichenholzlattung anbringen lassen, die oben bis unter das Brüstungsbrett reichen.
VORHER: Das Edelstahlgerüst mit weißen Brettern passte nicht zum Stil des Hauses. „Die Edelstahlstützen haben wir für den Lastabtrag genutzt. Sie liegen jetzt unter der Brüstung“, verrät Dolle.
VORHER: Ins Dachgeschoss führte eine Treppe mit einem geschwungenen Stabgeländer aus Flachstahl. Auch hier nutzte Dolle die Statik weiter. Allerdings verkleidet …
… Ein u-förmiger Holzkasten versteckt nun das Stahlgeländer. „Es war Maßarbeit, den Schwung des Treppengeländers oben in die Absturzsicherung münden zu lassen“, erinnert sich die Architektin.
Optimierte Flächennutzung. Mehr Stauraum, mehr Luft waren die Wünsche der Bauherrin an das Raumkonzept. Das gab der Bestand her, nur mit neuer Struktur und Ordnung. In der Küche gelang dies mit einem durchgängigen Design und Möbeln, die den Raum bestmöglich nutzen. „Wir konnten mit passgenauen und individuellen Einbauten den Platz besser gestalten und damit viel Stauraum schaffen“, beschreibt die Architektin den Umbau.
Vorhandenes einbeziehen. „Einige Möbel und Leuchten brachte die Bauherrin mit. Wir haben sie in das Konzept von Anfang an integriert. So können wir sicher sein, dass beispielsweise eine Hängeleuchte direkt über dem Esstisch oder einer Konsole angebracht werden kann“, erklärt Dolle.
Im Wohnzimmer haben die Architektinnen das Bücherregal auf das Sofa abgestimmt. „Bücher hinter dem Sofa ergeben keinen Sinn. Zuerst wollten wir hier noch Stauraum unterbringen, haben dann aber gänzlich darauf verzichtet und einfach eine Vertäfelung angebracht“, so Dolle.
Auch in den Bädern wurde es luftiger. Im Bad der Bauherrin gibt es jetzt eine Dusche, wo zuvor eine Badewanne stand.
Dafür bekam das Gästebad eine Badewanne – zum Vergnügen des Enkelkindes. Und viel Stauraum ist obendrein durch geschickte Nutzung von Nischen und Einbaumöbeln entstanden.
Mut zur Farbe. Am Stärksten bringt wohl die Farbe den Charakter der Bewohnerin zum Ausdruck. Dunkles Grün, ihre Lieblingsfarbe, beeindruckt in der Erschließungszone. „Die weißen Stoßleisten und Türzargen waren schon vorhanden. Wir haben sie nur aufgearbeitet“, so Dolle.
Ein kräftiges Weinrot verbindet den Anbau mit dem Wohnzimmer, lässt den Raum als Einheit wirken. Auch die Küche ist geprägt von dem dunklen Grün der Einbauten. Zarte blassrosa Töne für die Einbauten in den Bädern, ein weißer Schrank in der Ankleide und Taupe als Wandfarbe im Dachgeschoss sind da etwas zurückhaltender.
Ein kräftiges Weinrot verbindet den Anbau mit dem Wohnzimmer, lässt den Raum als Einheit wirken. Auch die Küche ist geprägt von dem dunklen Grün der Einbauten. Zarte blassrosa Töne für die Einbauten in den Bädern, ein weißer Schrank in der Ankleide und Taupe als Wandfarbe im Dachgeschoss sind da etwas zurückhaltender.
Starkes Lichtkonzept. „Altersgerechtes Wohnen war nie ein Thema für die Bauherrin“, erzählt Dolle. Einzig bei der Lichtgestaltung achtete sie auf eine besonders gute Ausleuchtung. „Oft legen Menschen mit den Jahren mehr Wert auf starkes Licht und helle Beleuchtung“, so die Architektin. Eine Kombination aus schwenkbaren Einbauspots in den Bädern, Aufbauspots im Erdgeschoss und diversen Hänge- und Wandleuchten erzeugen verschiedene Lichtstimmungen, zumal auch ein Dimmen der Beleuchtung möglich ist.
Energetisch erneuert. Die umfassendste, aber wohl unsichtbarste Erneuerung fand am Dach statt. Mit einer Einblasdämmung war das zweischalige Mauerwerk schon vor fünfzehn Jahren versehen worden. Das Dach hingegen musste neu gedämmt werden. Die neue Holzfaserdämmung bietet neben guten Wärmedämmwerten auch einen sehr guten Hitzeschutz. Im Zuge der Dachsanierung wurden auch neue anthrazitfarbene Dachsteine verlegt und neue Dachflächenfenster eingebaut.
Und auch die Heizung wurde verbessert. „Wir haben die Heizkörper teilweise erneuert. Wichtig war auch, die Heizkörpernischen zu schließen. Die wirkten wie Löcher in einer Jacke“, beschreibt Dolle. Die Dämmung war an der Stelle der Nischen unterbrochen, was angesichts der Klimakrise und der Forderung nach CO₂-Einsparungen ein Desaster ist. Nun sitzen die Heizkörper vor den mit einer Dämmschicht geschlossenen Nischen. Zudem wurde der Gasbrennwertkessel erneuert.
VORHER: „Den Balkon mussten wir ebenfalls sanieren, hier war viel zu tun“, erinnert sich Dolle. Moderner ist er geworden durch die feinen Linien seines neuen Geländers.
Außen dezent aufgefrischt. Ganz behutsam wurde das Haus auch außen aufgebessert. Die Klappläden wurden frisch gestrichen und motorisiert, sodass sie sich jetzt ganz bequem von innen schließen lassen. Auch das Garagentor und die Fenster bekamen einen neuen Anstrich in Schwarzgrün.
Die größten Kostenposten. Ein Bestandsgebäude zu sanieren, lohnt sich immer. Bei diesem Beispiel entsprechen die Kosten den Ansprüchen der Bauherrin ebenso wie der hochwertigen Ausführung und dem insgesamt individuellen Ergebnis.
Die drei größten Posten im Budget waren die Schreinerarbeiten mit 88.000 Euro, die Kompletterneuerung der Elektroinstallationen inklusive Spots und Leuchten mit 75.000 Euro und die Sanierung von Dach und Balkon mit insgesamt 65.000 Euro. Ausgaben, die sich angesichts des damit entstandenen individuellen Wohnraums definitiv lohnen.
Die drei größten Posten im Budget waren die Schreinerarbeiten mit 88.000 Euro, die Kompletterneuerung der Elektroinstallationen inklusive Spots und Leuchten mit 75.000 Euro und die Sanierung von Dach und Balkon mit insgesamt 65.000 Euro. Ausgaben, die sich angesichts des damit entstandenen individuellen Wohnraums definitiv lohnen.
Hier wohnt: eine Dame, die häufig von ihrem Enkelkind und anderen Gästen besucht wird
Auf: 250 Quadratmetern Wohnfläche
In: der Umgebung von Neuss
Umbaukosten: rund 416.000 Euro
Expertin: Julia Dolle von KuDo Architektur
Nah beim Enkelkind. Das neue Zuhause liegt nicht weit vom alten entfernt. Nur wenige Straßenzüge weiter. Dies war der Bauherrin wichtig, weil ihr Enkelkind ebenfalls nur eine Straße entfernt wohnt und so oft zu ihr kommen kann. Und auch sonst sind Gäste immer willkommen. Platz ist da. Auch wenn das Haus kleiner als der vorherige Familienwohnsitz ist.