Ein minimalistischer Backstein-Traum an der Küste Dänemarks
Dieses Architektenhaus „ist selbst Teil der Einrichtung“, bei dem sich alles um den Blick aufs Meer dreht
Kasper Iversen
29. September 2019
Auf den ersten Blick scheint die neue Villa von Familie Frederiksen an der Flensburger Förde nicht besonders eindrucksvoll und groß zu sein. „Von der Straße aus wirkt das Haus recht bescheiden“, sagt Eva Frederiksen, die hier gemeinsam mit ihrem Mann Bo wohnt. Mit seiner Fassade aus klassischen dunklen Backsteinen hält das Haus jedem Wetter und auch starkem Küstenwind stand. Und: Es passt mit seinen Backsteinen von der vor Ort ansässigen Ziegelei Egernsund Tegl perfekt in die Landschaft, denn die Gegend ist bekannt für die traditionelle Ziegelherstellung.
Auf einen Blick
Hier wohnen: Eva und Bo Frederiksen. Das Paar hat zwei Töchter, die manchmal ebenfalls in dem Haus wohnen. Hier sehen wir die zwei mit ihrer jüngeren Tochter Lin. Alle drei sind Architekten und arbeiten gemeinsam in ihrem Familienunternehmen FrederiksenArchitects.
In: Egernsund an der Flensburger Förde (Südjütland), Dänemark
Auf: 230 Quadratmetern
Küche und Badezimmer: Multiform
Baujahr: 2017
Hier wohnen: Eva und Bo Frederiksen. Das Paar hat zwei Töchter, die manchmal ebenfalls in dem Haus wohnen. Hier sehen wir die zwei mit ihrer jüngeren Tochter Lin. Alle drei sind Architekten und arbeiten gemeinsam in ihrem Familienunternehmen FrederiksenArchitects.
In: Egernsund an der Flensburger Förde (Südjütland), Dänemark
Auf: 230 Quadratmetern
Küche und Badezimmer: Multiform
Baujahr: 2017
Das Haus liegt an einem Hang: Von der Straße aus betrachtet, scheint das Haus ebenerdig zu sein. Doch von der Wasserseite eröffnet sich einem ein völlig anderer Anblick: „Viele sind überrascht, wenn sie das Haus betreten und sehen, dass es drei Etagen hat, und man direkt aufs Meer schauen kann“, so die Eigentümerin.
Sie und ihr Mann haben das Haus selbst entworfen. Dass man von allen Orten aus einen Panoramablick hat, war natürlich kein Zufall, sondern eines der Hauptgesichtspunkte des Entwurfs. Fast wie aus einem Mund sagen beide: „Der Blick hatte oberste Priorität!“
Sie und ihr Mann haben das Haus selbst entworfen. Dass man von allen Orten aus einen Panoramablick hat, war natürlich kein Zufall, sondern eines der Hauptgesichtspunkte des Entwurfs. Fast wie aus einem Mund sagen beide: „Der Blick hatte oberste Priorität!“
Sobald man das Haus betritt, wird man regelrecht angezogen vom Licht und dem Blick auf das Meer, der sich dank riesiger Fenster über die gesamte Südseite hin von jedem Raum aus öffnet.
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Ein weiterer wichtiger Aspekt war die Auswahl der Materialien: Wände und Decken sind aus rustikalem Beton, der Fußboden ist aus hellen Eichenholzdielen und die Fensterrahmen sind aus dunklerem Eichenholz. Die Frage, welche Materialien sie verwenden wollten, war also genauso wie der Meerblick zentrales Thema bei der Planung. Beide Aspekte hat das Paar eng aufeinander abgestimmt.
„Es war uns wichtig, die Landschaft zum Teil des Hauses zu machen. Das haben wir unter anderem mit den Materialien realisiert. Der graue Beton passt einfach toll zum Blaugrau des Meeres und die hellen Eichenholzdielen nehmen die Farbe des Sandstrands wieder auf“, erzählt Bo.
„Es war uns wichtig, die Landschaft zum Teil des Hauses zu machen. Das haben wir unter anderem mit den Materialien realisiert. Der graue Beton passt einfach toll zum Blaugrau des Meeres und die hellen Eichenholzdielen nehmen die Farbe des Sandstrands wieder auf“, erzählt Bo.
Die oberste Etage erstreckt sich über die gesamte Hausbreite und hat eine stolze Deckenhöhe von 3,25 Metern. Damit ist sie die größte Etage im Haus und mit Küche, Wohnzimmer und einem Essbereich in der Mitte auch das Herzstück des Hauses.
Das Raumgefühl wird vor allem durch die Lage bestimmt, schließlich befindet sich der Raum zehn Meter über dem Meeresspiegel. „Vom Wohnzimmer aus sieht man nichts als Wasser. Ich bin zwar nicht besonders gern auf dem Wasser unterwegs, aber so muss es sich anfühlen, wenn man auf einem Kreuzfahrtschiff fährt“, erzählt Eva.
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Das Raumgefühl wird vor allem durch die Lage bestimmt, schließlich befindet sich der Raum zehn Meter über dem Meeresspiegel. „Vom Wohnzimmer aus sieht man nichts als Wasser. Ich bin zwar nicht besonders gern auf dem Wasser unterwegs, aber so muss es sich anfühlen, wenn man auf einem Kreuzfahrtschiff fährt“, erzählt Eva.
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Das Wohnzimmer ist mit einem einzelnen großen Sofa ausgestattet – von hier aus hat die Familie einen wunderbaren Blick in die Natur, auf den Kamin und in den ganzen Raum.
Vielen wäre die minimalistische Einrichtung vielleicht zu extrem und viele fragen sich bestimmt auch, ob der aufgeräumte Look nicht eigens für den Fotografen inszeniert wurde. Die Antwort ist nein! Eines der zentralen philosophischen Prinzipien des Architektenpaares lautet: Weniger ist mehr. „Wir mögen es einfach nicht, die Räume vollzustopfen. Wir brauchen Luft, damit der Blick den Raum füllen und im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen kann. Mit anderen Worten“, so Eva lachend, „ist hier schnickschnackfreie Zone.“ Bo geht da etwas philosophischer ran, wenn er sagt, es gäbe keinen Grund für zu viele Möbel, wenn das Haus selbst ein Möbelstück ist.
Vielen wäre die minimalistische Einrichtung vielleicht zu extrem und viele fragen sich bestimmt auch, ob der aufgeräumte Look nicht eigens für den Fotografen inszeniert wurde. Die Antwort ist nein! Eines der zentralen philosophischen Prinzipien des Architektenpaares lautet: Weniger ist mehr. „Wir mögen es einfach nicht, die Räume vollzustopfen. Wir brauchen Luft, damit der Blick den Raum füllen und im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen kann. Mit anderen Worten“, so Eva lachend, „ist hier schnickschnackfreie Zone.“ Bo geht da etwas philosophischer ran, wenn er sagt, es gäbe keinen Grund für zu viele Möbel, wenn das Haus selbst ein Möbelstück ist.
Dasselbe gilt auch für die Küche, die ebenfalls mit möglichst wenigen störenden Elementen auskommt. Sie wurde von Multiform entworfen und ist von strengen Linien geprägt. Die hier verwendeten Farben setzen sich allerdings deutlich von den ansonsten hellen Farben des großen offenen Wohnbereich ab. „Sie ist zwar sehr minimalistisch, trotzdem bildet sie mit ihren dunklen Farben einen Kontrast zu den hellen Beton- und Eichenholzelementen“, erklärt Eva.
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In der Seitenansicht sieht man, dass das Haus quasi als Würfel in den Hang gebaut wurde. Mit einer Breite von neun Metern, einer Tiefe von zehn Metern und einer Höhe von neun Metern ist es beinahe quadratisch.
Eines der markantesten Elemente des Hauses ist die lange Treppe, die in einer Linie durch das komplette Haus und alle drei Etagen führt – fast wie ein Pier, der weit ins Meer hineinreicht.
„Sie beginnt als Weg von der Straße, führt dann durchs Haus und schließlich am anderen Ende den ganzen Weg hinunter zum Strand und zum Pier“, erzählt Bo. Die Sichtachse wird lediglich vom Hauseingang durchbrochen, der einige Meter versetzt liegt, ansonsten würden Weg und Treppe eine durchgehende Linie bilden.
Das Eichenholz, mit der die Treppe in der mittleren und unteren Etage verkleidet ist, hat das Paar passend zu den restlichen Materialien im Haus ausgewählt.
Das Eichenholz, mit der die Treppe in der mittleren und unteren Etage verkleidet ist, hat das Paar passend zu den restlichen Materialien im Haus ausgewählt.
Im Arbeitszimmer in der mittleren Etage befinden sich auf der einen Seite ein Sofa und ein großes Bücherregal und auf der anderen Seite eine Fensterbank mit Meerblick.
Die Fensterbank zeigt, mit welcher Sorgfalt jedes einzelne Detail im Haus bedacht wurde. Solche Elemente waren es schließlich auch, die dem Architektenpaar während des Bauprozesses etwas mehr Zeit abverlangt haben.
Die Fensterbank zeigt, mit welcher Sorgfalt jedes einzelne Detail im Haus bedacht wurde. Solche Elemente waren es schließlich auch, die dem Architektenpaar während des Bauprozesses etwas mehr Zeit abverlangt haben.
„Ich habe gestaunt, wie viel Arbeit das Projekt gemacht hat, aber jeder Raum ist anders. Außerdem mussten wir jedes einzelne Detail besprechen. Die Anzahl der Zeichnungen, die wir für unser Haus gemacht haben, war in etwa dieselbe, wie die für ein Haus mit einer Größe von 5.000 oder 6.000 Quadratmetern“, erzählt Bo.
Die Decken in den zwei unteren Etagen sind mit 2,50 Metern ein gutes Stück niedriger als die 3,25 Meter hohe Decke in der obersten Etage. „Das haben wir so konzipiert, damit es in den Schlafzimmern gemütlicher ist“, erzählt Eva.
Die Decken in den zwei unteren Etagen sind mit 2,50 Metern ein gutes Stück niedriger als die 3,25 Meter hohe Decke in der obersten Etage. „Das haben wir so konzipiert, damit es in den Schlafzimmern gemütlicher ist“, erzählt Eva.
Vom Schlafzimmer in der unteren Etage aus gelangt man auf die große Terrasse mit einem fantastischen Blick über das Wasser.
In dieser Etage hat das Paar seine Vorliebe für Rohbeton ganz ausgelebt, sogar auf dem Fußboden. Einen Kontrast dazu bildet die hellblaue Wand hinter dem Bett, die den Schlaf- vom Ankleidebereich trennt.
„Wir haben die Betonbestandteile, die direkt vor Ort gegossen wurden, in ihrer natürlichen Farbe belassen. Dafür haben wir alle nichttragenden Wände wie die im Schlafzimmer in einer anderen Farbe gestrichen“, erklärt Bo.
„Wir haben die Betonbestandteile, die direkt vor Ort gegossen wurden, in ihrer natürlichen Farbe belassen. Dafür haben wir alle nichttragenden Wände wie die im Schlafzimmer in einer anderen Farbe gestrichen“, erklärt Bo.
Hinter der blauen Wand verbirgt sich der begehbare Kleiderschrank, der wie der Rest des Hauses mit ganz wenigen Möbeln auskommt.
„Dafür haben wir noch weitere Einbauschränke im Haus verteilt, so bleiben die offenen Flächen schön aufgeräumt und bewahren ihren minimalistischen Look“, erzählt Eva weiter.
„Dafür haben wir noch weitere Einbauschränke im Haus verteilt, so bleiben die offenen Flächen schön aufgeräumt und bewahren ihren minimalistischen Look“, erzählt Eva weiter.
Wie in der Küche wählte das Paar auch für das Badezimmer Materialien, die einen Kontrast zu dem hellen Beton und dem Eichenholz bilden. Hier sind es allerdings nicht Dunkelgrau und Schwarz, sondern schneeweiße Corian-Oberflächen. Corian verkörpert wie kaum ein anderes Material Geradlinigkeit und Sauberkeit und eignet sich deshalb perfekt für das Badezimmer.
„In diesem Badezimmer haben wir sehr darauf geachtet, dass jedes der weißen Elemente als eine Art Möbelstück fungiert“, erzählt Eva. Von hier aus hat man ebenfalls einen freien Blick aufs Meer, ist aber gleichzeitig vor fremden Blicken geschützt.
Mehr zum Thema: Alles über Corian
„In diesem Badezimmer haben wir sehr darauf geachtet, dass jedes der weißen Elemente als eine Art Möbelstück fungiert“, erzählt Eva. Von hier aus hat man ebenfalls einen freien Blick aufs Meer, ist aber gleichzeitig vor fremden Blicken geschützt.
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Eva findet, dass das Haus trotz des vielen kühlen Betons überraschend warm wirkt. Und zu der Terrasse mit Meerblick sagt sie: „Wir dachten, dass es hier recht windig sein würde, aber das ist gar nicht der Fall. Grund dafür sind die zwei Betonflügel an jeder Seite, die doch ziemlich viel Wind fernhalten.“
Bis jetzt nutzt die Familie das Haus nur als Feriendomizil und wohnt und arbeitet weiterhin in ihrer Wohnung in Kopenhagen. Irgendwann könnte es aber auch andersherum sein.
„Wir sind jetzt beide Ende 60 und können uns mittlerweile gut vorstellen, immer mehr Zeit hier im Haus zu verbringen. Wir fühlen uns hier wohler, als wir gedacht hatten, weil die Gegend und die Landschaft so schön sind und der Blick einfach immer noch toll ist“, so Eva.
„Wir sind jetzt beide Ende 60 und können uns mittlerweile gut vorstellen, immer mehr Zeit hier im Haus zu verbringen. Wir fühlen uns hier wohler, als wir gedacht hatten, weil die Gegend und die Landschaft so schön sind und der Blick einfach immer noch toll ist“, so Eva.
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wow.
wunderschön und architektonisch toll gelungen und geschmackvoll eingerichtet....
. gefällt mir super gut. bei schlechtem Wetter könnte es auf mich etwas düster wirken.
trotzdem ein tolles Haus
klasse
wobei mir Romantik schon fehlt
Endlich mal ein anderes Konzept abweichend vom üblichen Einheitsbrei. Beeindruckend!