Ein Neubau wird gemütlich – mit Vintage-Möbeln, Zeit & Muße
Radikaler Schritt mit Chancen: Mithilfe einer Expertin richtete eine Bewohnerin ihre Neubauwohnung komplett neu ein
Nicola Enderle
16. November 2022
Houzz Deutschland, Redakteurin.
Wie man sich schön einrichtet? Ich finde mit viel Persönlichkeit und eigenem Stil, der kann auch gerne schräg sein. Meinem eigenen bin ich auf der Spur – in unserem Houzz-Magazin helfen wir Ihnen Ihren zu finden, zeigen spannende Projekte und blicken durch Schlüssellöcher. Haben Sie ein schönes Zuhause? Erzählen Sie mir davon!
Houzz Deutschland, Redakteurin.
Wie man sich schön einrichtet? Ich finde mit viel... Mehr
Offene Raumgestaltungen, gerade Wände und große Fensterfronten: Das Schöne an einem Neubau kann zugleich auch ziemlich nüchtern wirken. Umso wichtiger sind Möbel, persönlicher Geschmack, Erinnerungen. Was aber, wenn sich die Eigentümerin dazu entschließt, nichts aus der alten Wohnung in die neue mitzunehmen?
„Mit diesem Auftrag stand ich wortwörtlich vor einer leeren Leinwand. Das hat natürlich zunächst irre viele Vorteile, bringt aber auch Herausforderungen mit sich“, erzählt Interior Designerin Anita Goda. Wie man so ein Projekt von Grund auf angeht und wie die geradlinige Neubauwohnung zu einem charakterstarken Zuhause wurde, hat Goda ebenso verraten wie viele weitere Einrichtungstipps.
„Mit diesem Auftrag stand ich wortwörtlich vor einer leeren Leinwand. Das hat natürlich zunächst irre viele Vorteile, bringt aber auch Herausforderungen mit sich“, erzählt Interior Designerin Anita Goda. Wie man so ein Projekt von Grund auf angeht und wie die geradlinige Neubauwohnung zu einem charakterstarken Zuhause wurde, hat Goda ebenso verraten wie viele weitere Einrichtungstipps.
Auf einen Blick
Hier wohnt: eine junge Frau
In: Köln
Auf: 116 Quadratmetern
Kosten: Einrichtung circa 65.000 Euro plus Beratung 10.000 Euro
Expertise von: Anita Goda von Studio Wunderkammer
Fotos: Anita Goda
Mit dem Umzug in ihre eigene Wohnung beschließt eine junge Frau: weg mit der alten Einrichtung und rein mit neuen Möbeln und Deko. „Als die Kundin mich noch in der Rohbauphase über Houzz kontaktierte, war mir schnell klar, dass wir hier vor einem leeren Blatt Papier stehen würden. Es war aber auch eine fantastische Chance für uns beide“, sagt Goda. „In ihrer alten Wohnung standen viele Möbel aus ihrer Studentenzeit und ein Mix aus allerlei Zusammengetragenem.“ Die Kundin verkaufte und spendete ihr altes Mobiliar. Dann hieß es: alles auf Anfang.
Hier wohnt: eine junge Frau
In: Köln
Auf: 116 Quadratmetern
Kosten: Einrichtung circa 65.000 Euro plus Beratung 10.000 Euro
Expertise von: Anita Goda von Studio Wunderkammer
Fotos: Anita Goda
Mit dem Umzug in ihre eigene Wohnung beschließt eine junge Frau: weg mit der alten Einrichtung und rein mit neuen Möbeln und Deko. „Als die Kundin mich noch in der Rohbauphase über Houzz kontaktierte, war mir schnell klar, dass wir hier vor einem leeren Blatt Papier stehen würden. Es war aber auch eine fantastische Chance für uns beide“, sagt Goda. „In ihrer alten Wohnung standen viele Möbel aus ihrer Studentenzeit und ein Mix aus allerlei Zusammengetragenem.“ Die Kundin verkaufte und spendete ihr altes Mobiliar. Dann hieß es: alles auf Anfang.
Aber wie fängt man an, wenn man vor einer leeren Leinwand steht? Zunächst galt es, sich stiltechnisch anzunähern, ein gemeinsames Bild vom Großen und Ganzen zu zeichnen. „Wir kamen schnell auf einen gemeinsamen Nenner und konnten uns dann stilmäßig entlang hangeln. Anklänge an den Industrie-Stil und einzelne Vintage-Elemente sollten dabei auf klare, moderne Eleganz treffen“, so die Expertin.
„Wenn man alles neu einrichtet, kann es schnell zu steril aussehen oder gar wie aus einem unpersönlichen Wohnkatalog. Wir haben uns daher auch ganz bewusst nach vielen Vintage-Möbeln umgesehen. Insgesamt habe ich meine Kundin ein ganzes Jahr begleitet. Wir waren gemeinsam bei Vintage-Händlern, auf Flohmärkten und haben Kleinanzeigen-Funde gejagt.“
„Wenn man alles neu einrichtet, kann es schnell zu steril aussehen oder gar wie aus einem unpersönlichen Wohnkatalog. Wir haben uns daher auch ganz bewusst nach vielen Vintage-Möbeln umgesehen. Insgesamt habe ich meine Kundin ein ganzes Jahr begleitet. Wir waren gemeinsam bei Vintage-Händlern, auf Flohmärkten und haben Kleinanzeigen-Funde gejagt.“
Im Wohnzimmer steht einer der Funde. „Das Highboard aus Teak haben wir in einem Trödelladen in Bonn gefunden und aufarbeiten lassen.“ Das brauchte Zeit. Aber die haben sich die zwei Frauen beim Einrichten gelassen. Ohnehin ist das einer von Godas Tipps: „Einrichtung muss wachsen, vor allem bei einem Neubau. Erst mit Muße wächst das Interieur darin organisch und wird mit der Zeit lebendig und persönlich.“
Finden Sie Interior Profis in Ihrer Nähe
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Das blaue Samtsofa im Retrostil ist von BoConcept und war ein Wunsch der Bewohnerin. Die schwarze Schwenkleuchte „265“ von Flos sowie der Couchtisch von Ferm Living bringen den gewünschten Industrial Look in den Raum. Der traditionelle Beni Ouarain hält die verschiedenen Stile im Raum zusammen und lässt ihn herrlich kuschelig wirken.
Kleine und große Zimmerpflanzen wirken modern. „Meine Kundin hat dafür sogar einen richtig grünen Daumen entwickelt“, so Goda. Viel Grün bringt ebenfalls Wohnlichkeit in die Räume – und auch der Blick hinaus ins Grüne. „Es gibt noch eine 40 Quadratmeter große Dachterrasse, die wir mit einem Landschaftsgärtner angelegt haben“, verrät die Expertin.
Kleine und große Zimmerpflanzen wirken modern. „Meine Kundin hat dafür sogar einen richtig grünen Daumen entwickelt“, so Goda. Viel Grün bringt ebenfalls Wohnlichkeit in die Räume – und auch der Blick hinaus ins Grüne. „Es gibt noch eine 40 Quadratmeter große Dachterrasse, die wir mit einem Landschaftsgärtner angelegt haben“, verrät die Expertin.
Durch viele bodentiefe Fenster und Türen gibt es wenig Stellfläche. „Das war zum einen eine Herausforderung, aber auch eine Chance“, sagt Goda. Denn Möbel müssen nicht immer an Wänden stehen. Sie dürfen auch die Raummitte nutzen und Möbel in den Raum hineinragen. So wie der Sessel „Mango“ von Wendelbo mit passendem Hocker.
Für den offenen Wohnraum hatte sich die Kundin bereits für eine schwarze Küche von Nobilia entschieden. Dazu wünschte sie sich eine passende Essgruppe. „Für den Essbereich haben wir einen runden Tisch aus den Sechzigern mit vier verschiedenen Stuhl-Klassikern kombiniert, die allesamt in Schwarz durchgefärbt sind und so den coolen Statement-Look der schwarzen Küche ergänzen“, erklärt die Expertin.
Die wasserfeste schwarze Wandfarbe „Jack Black“ von Little Greene, die zugleich als Spritzschutz dient, die schwarzen Leuchten von DCW éditions und die schwarz beschichtete Arbeitsplatte runden den monochromen Look der Küche ab.
Überall in der Wohnung hängen Bilder und Fotografien mit Ballett-Motiven. „Die Kundin tanzte selbst Ballett und wir beschlossen, das Hobby als persönliche Deko in der Wohnung aufzugreifen“, sagt Goda. „Die Kunstwerke im offenen Wohnbereich sind Originalfotografien vom Stuttgarter Ballett.“
Sich wiederholende Akzente in Kupfer wie die Pendelleuchte über dem Esstisch oder die Vintage-Wandleuchte über dem Barwagen bringen eine warme Note in den Raum. Das Teakholz des Tisches greift den Holzton des Sideboards auf, grafische Elemente ziehen sich ebenfalls durch den gesamten Wohnbereich. Auch das ist ein Tipp der Expertin: „Wenn im Raum eine Homogenität herrscht und sich Dinge auch wiederholen, wirkt das wie ein einheitliches, in sich ruhendes Konzept.“
Im Schlafzimmer dominieren gedeckte Grün- und zarte Lachstöne. „Dazu haben wir hellgraue und grafische Elemente in Schwarz sowie natürliche Materialien wie Wiener Geflecht, Wolle und Leinen gemixt. All diese Elemente bestimmen die behagliche Atmosphäre des Raumes“, so Goda.
Eine kleine Investition war das Boxspringbett von Schramm Werkstätten. „Das hatte natürlich einen stolzen Preis“, verrät die Expertin. „Aber genauso sind wir in jedem Raum vorgegangen. Manches war teurer und ganz neu, manches hingegen Vintage und ein Schnäppchen.“
Eine kleine Investition war das Boxspringbett von Schramm Werkstätten. „Das hatte natürlich einen stolzen Preis“, verrät die Expertin. „Aber genauso sind wir in jedem Raum vorgegangen. Manches war teurer und ganz neu, manches hingegen Vintage und ein Schnäppchen.“
Ein solches Fundstück war unter anderem diese Kommode im Schlafzimmer. „Wir haben Sie günstig bei eBay Kleinanzeigen gefunden. In den Sechzigern wurde diese Art Kommode wohl für die amerikanischen Kasernen in der Umgebung hergestellt“, erzählt Goda. Bei einem Tischler wurde sie anschließend aufgearbeitet und waldgrün lackiert.
Paravant: HK Living; Leuchte: Gubi
Paravant: HK Living; Leuchte: Gubi
Für die zwei grünen Wände im Ton „Breakfast Room Green“ von Farrow & Ball haben sich die zwei schnell entschieden, als Anita Goda mit dem Farbfächer verschiedene Töne direkt vor Ort ausprobierte. „Der Raum ist recht groß. Wir wollten, dass er nicht so leer und kahl wirkt. Die zwei gestrichenen Wände lassen ihn nun etwas mehr zusammenrücken.“
„Der Eingangs- und Flurbereich sollte in erster Linie einladend sein“, sagt Goda. Dem warmen, erdigen Orangeton „Harvest Gold“ von Caparol Icons steht die coole Garderobenstange aus Metall von Various entgegen. Schwarze Deckenspots mit Kupferdetails bringen Stilelemente des Wohnzimmers in den Flur und runden das Interior-Konzept der Wohnung ab.
Die Ballettbilder im Flur hat die Eigentümerin einst aus der Vogue herausgeschnitten und über Jahre aufbewahrt. Professionell gerahmt, kommen diese Erinnerungsstücke nun richtig zur Geltung. „Der getönte Spiegel im Flur daneben ist nicht nur schön anzuschauen. Er bietet zudem spannende Blickachsen in den gegenüberliegenden Treppenaufgang“, so Goda.
Hier bringen Pflanzen, eine kupferne Pendelleuchte und ein alter Berber-Teppich als Wandbehang viel Wohnlichkeit hinein. „Und zusätzlich verbessert der dicke Wandteppich die Akustik im hohen Raum“, so Goda.
Im Arbeitszimmer zieht sich der Mix aus Modernem, Industrial- und Retro-Look durch. Im String-Regal aus Nussbaum gibt’s genügend Platz für Aktenordner, Bücher und Deko. Der Schreibtisch-Klassiker „Eiermann“ von Richard Lampert passt zum Rest des Stilmixes. „Es ist uns gut gelungen, dass jedes Zimmer für sich stehen kann und Charakter hat. Die ganze Wohnung hat einen guten Fluss und alles greift ineinander“, sagt die Interior Designerin.
Auf der Couch kann sich die Bewohnerin eine kreative Auszeit nehmen, aber auch Gäste übernachten lassen. „Die Wandflächen in erdigem Rosé definieren hier den Gästebereich. Das ausklappbare Daybed, die Wandleuchte und die skulpturalen Garderobenhaken sowie ein orangefarbener Samt-Hocker bieten einen spannenden Materialmix“, so Goda.
Wandfarbe: „Grenadin 80“, Caparol
Wandfarbe: „Grenadin 80“, Caparol
Im Ankleidezimmer bietet ein maßgefertigter Schrank von Raumplus genug Platz für Kleidung, Taschen, Bettzeug – und die große Sneaker-Sammlung der Kundin. „Die gräulich getönte Spiegelfläche vergrößert den doch recht kleinen Raum optisch und schafft interessante Blickachsen zur gegenüberliegenden Wand“, so Goda.
Die gerahmten Spitzenschuhe an der Wand sind ein persönlicher Blickfang. In ihnen hat die Kundin selbst getanzt. Filigrane Elemente wie die Konsole oder die aufklappbare Kleiderstange „Frame“ von Northern sind Gegenspieler zum wuchtigen Einbauschrank.
Eine konkrete Budgetvorgabe für die Einrichtung gab es zunächst nicht. „Wir haben uns da gemeinsam herangetastet“, erzählt Anita Goda. „Uns war beiden wichtig, dass alles wertig und gut gemacht ist, besondere Stücke, aber nicht zwingend Highend. Am Ende sollte es ein spannender, aber auch harmonischer Mix werden, der dem nüchternen Neubau eine persönliche Note verleiht.“
Insgesamt gab die Bauherrin für die Innenraumgestaltung rund 65.000 Euro aus, die Leistung der Interior Designerin kostete sie 10.000 Euro. Godas Tipp: „Planen Sie Budget nicht nur für den Bau ein, sondern auch für die Einrichtung. Es ist schade, wenn man am Ende viel Geld für schicke Lichtschalter und Ähnliches ausgegeben hat, aber dann für schönes Interior nichts mehr übrig bleibt.“
Insgesamt gab die Bauherrin für die Innenraumgestaltung rund 65.000 Euro aus, die Leistung der Interior Designerin kostete sie 10.000 Euro. Godas Tipp: „Planen Sie Budget nicht nur für den Bau ein, sondern auch für die Einrichtung. Es ist schade, wenn man am Ende viel Geld für schicke Lichtschalter und Ähnliches ausgegeben hat, aber dann für schönes Interior nichts mehr übrig bleibt.“
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Etwas kleinliche Anmerkung zu einem schönen, wenn auch für mich ein wenig leblosen Konzept: Wenn Einbauten im Ankleidezimmer maßgeschneidert sind - dann würde ich mich als Bauherrin jeden Tag darüber ärgern, dass die Blusenärmel allesamt auf dem Regalboden schleppen. -