Eine alte Druckerei in Berlin wird zum großzügigen Wohnhaus
Dieses Haus hat Geschichte: Erst Industriebau, dann mongolische Botschaft – und jetzt ein modernes Familiendomizil
Wer den kastenförmigen Bau mit seiner schwarzen Holzfassade heute sieht, kann sich kaum vorstellen, dass er bereits jahrelang leer stand und ziemlich verwahrlost war, bevor Architekt Xaver Egger und sein Team es aus seinem Dornröschenschlaf erweckten. Der einstige Industriebau aus den Siebzigerjahren wandelte sich zu einem modernen und großzügigen Einfamilienhaus, das auch unter nachhaltigen Gesichtspunkten zukunftsfähig gemacht wurde.
Auf einen Blick
Hier wohnt: eine Familie
Auf: etwa 300 Quadratmetern Wohnfläche über drei Etagen
In: Berlin-Zehlendorf
Experte: Xaver Egger von SEHW Architektur
Auf einen Blick
Hier wohnt: eine Familie
Auf: etwa 300 Quadratmetern Wohnfläche über drei Etagen
In: Berlin-Zehlendorf
Experte: Xaver Egger von SEHW Architektur
Von außen kaum sichtbar ist die moderne Technik, die sich hinter den hochgedämmten Mauern verbirgt und die für die niedrigen Betriebskosten verantwortlich ist. Solarthermie macht die zusätzlich vorhandene Gastherme so gut wie überflüssig. Eine Fußbodenheizung unter dem durchgängigen Estrich sorgt für behagliche Wärme.
„Im Umfeld wurde das Haus nur ‚die mongolische Ruine‘ genannt“, erzählt Egger. Seine Umbaupläne waren von den Nachbarn überwiegend begrüßt worden, denn der Leerstand hatte immer wieder ungebetene Gäste angelockt. „Die Polizei war wohl regelmäßig hier vor Ort“, so der Architekt.
„Im Umfeld wurde das Haus nur ‚die mongolische Ruine‘ genannt“, erzählt Egger. Seine Umbaupläne waren von den Nachbarn überwiegend begrüßt worden, denn der Leerstand hatte immer wieder ungebetene Gäste angelockt. „Die Polizei war wohl regelmäßig hier vor Ort“, so der Architekt.
Im Erdgeschoss erinnert nur noch die rohe Betondecke an die alte Halle mit Handsetzmaschinen und großem Anlieferungsbereich. Der neu geschaffene offene Wohn-, Ess- und Kochbereich wirkt dank 6,50 Meter hohem Luftraum in der Mitte besonders großzügig. Die Architekten ließen dafür einen Teil der Decke zum Obergeschoss entfernen und brachen damit zugleich die strikte Trennung der Stockwerke auf.
Das Einrichtungskonzept ist eng mit der Architektur des Hauses verwoben und stammt ebenfalls aus der Feder von SEHW. „Wir haben die Wände sehr stark gedämmt und wollten im Inneren darauf Bezug nehmen. Die schwarzen Einbauten haben wir mit der gleichen Tiefe anfertigen lassen, so dass eine extratiefe Wand entsteht“, so Egger.
Das schwarze Sideboard im Wohnbereich ist eine dieser Einbauten und mit mehr als 20 Metern Länge besonders eindrucksvoll in seinen Dimensionen. Ein weiteres Möbelstück aus dem gleichen glatten schwarzen Plattenmaterial befindet sich im Obergeschoss im Schlafzimmer samt Masterbad.
Das Einrichtungskonzept ist eng mit der Architektur des Hauses verwoben und stammt ebenfalls aus der Feder von SEHW. „Wir haben die Wände sehr stark gedämmt und wollten im Inneren darauf Bezug nehmen. Die schwarzen Einbauten haben wir mit der gleichen Tiefe anfertigen lassen, so dass eine extratiefe Wand entsteht“, so Egger.
Das schwarze Sideboard im Wohnbereich ist eine dieser Einbauten und mit mehr als 20 Metern Länge besonders eindrucksvoll in seinen Dimensionen. Ein weiteres Möbelstück aus dem gleichen glatten schwarzen Plattenmaterial befindet sich im Obergeschoss im Schlafzimmer samt Masterbad.
Neben Schwarz, Betongrau und Weiß verwendeten die Architekten nur wenige Akzentfarben in den Innenräumen. So wirkt die Einrichtung sachlich und doch lebendig.
Der Blick aus dem Obergeschoss in den Wohnbereich. Von hier aus wird die extratiefe Außenwand besonders gut sichtbar
Die offene Küche besteht aus einer schwarzen Einbauwand und einem vorgelagerten Edelstahlblock. Der war bereits vorhanden und sollte in das Einrichtungskonzept integriert werden.
Die offene Küche besteht aus einer schwarzen Einbauwand und einem vorgelagerten Edelstahlblock. Der war bereits vorhanden und sollte in das Einrichtungskonzept integriert werden.
Im hinteren Teil des Raumes endet der offene Wohnraum mit einer Bibliothek. „Der Hallencharakter sollte erhalten bleiben“, so Egger, der die Bücherwand aus Birkenfurnier (Industrieplatte) anfertigen ließ – dem gleichen Material, aus dem Transportkisten für die Industrie hergestellt werden. Gekalkt und mit mattem Lack veredelt, passt es perfekt in die ehemalige Maschinenhalle.
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Über die alte Werkstreppe geht es hinauf in das Obergeschoss. Drei einfache Neon-Leuchtröhren erleuchten das größtenteils original belassene Treppenhaus stufenweise und betonen die Dreigeschossigkeit des Gebäudes.
„Das sind einfache Industrieleuchten, die wir auch bei uns im Büro haben. Nicht jedermanns Sache. In diesem Fall gefiel dem Bauherrn allerdings unser Vorschlag, sie für die Beleuchtung des Treppenhauses einzusetzen“, erzählt Egger.
„Das sind einfache Industrieleuchten, die wir auch bei uns im Büro haben. Nicht jedermanns Sache. In diesem Fall gefiel dem Bauherrn allerdings unser Vorschlag, sie für die Beleuchtung des Treppenhauses einzusetzen“, erzählt Egger.
Die neu entstandene Galerie dient jetzt als Arbeitsplatz. Über vier Stufen geht es von hier aus hinauf auf die begrünte Dachterrasse, dem nicht überbauten Teil der Halle im Erdgeschoss.
Das Elternschlafzimmer samt angrenzendem Masterbad befindet sich ebenfalls im Obergeschoss, wo früher die Büros der Druckerei lagen. Bei Bedarf trennt ein Schiebe-Element die beiden normalerweise offenen Bereiche voneinander ab.
In den Bädern wurde nicht an Farbe gespart. Ganz in Dunkelgrün und mit einer Bananenblätter-Mustertapete geht es im Gästebad im Erdgeschoss ziemlich lebendig zu, aber auch die übrigen Bäder sind mit besonderen Motiven geschmückt: „Ein Gletscher aus Island in der Sauna, Bambus im zweiten Bad. Diese Tapete hier gab es schon, die anderen haben wir aus eigenen Motiven entwickelt“, so Egger.
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In ruhiger und bevorzugter Wohnlage in Berlin-Zehlendorf, umgeben von großzügigen Einfamilienhäusern und altem Baumbestand wirkte das kastenförmige Gebäude lange Zeit wie ein Fremdkörper. Erst war es eine Druckerei gewesen, dann die Botschaft der Mongolei, bis es als vernagelte Ruine zu verfallen drohte. Für die Architekten stand von Anfang an fest, dass das seit mehr als 10 Jahren leer stehende Gebäude mehr Potenzial barg als ein möglicher Neubau. „Allein die Ausnutzung der Fläche hätten wir für einen Neubau heute so nicht genehmigt bekommen“, erklärt Architekt Xaver Egger, der den Umbau zusammen mit seiner Kollegin Sandra Scheffl von Anfang an leitete.
Das Haus behielt zwar seine Grundform, doch mit seiner vorgehängten, hinterlüfteten Fassade aus schwarz lasiertem Holz fügt es sich nun harmonisch in seine Umgebung ein und verschmilzt optisch fast mit dem Baumbestand auf dem Grundstück.