40 Jahre nicht renoviert: Ein Pariser Altbau wird oh, là, là
Allein 10.000 Euro wurden nur für Aufarbeitung des Stucks ausgegeben
Die beeindruckende, 173 Quadratmeter große Wohnung in einem Pariser Altbau aus der Haussmann-Ära hatte die perfekte Raumaufteilung für die fünfköpfige Familie: ein geräumiges, zweigeteiltes Wohnzimmer, vier Schlafzimmer und eine große Küche. Einen Haken hatte die Wohnung allerdings: Sie war seit den 70er-Jahren nicht renoviert worden.
Für das dringend benötigte Update wandten sich die Eigentümer an Interior Designerin Miriam Gassmann. Sie hatten einen Houzz-Artikel über eines ihrer Projekte gelesen, bei dem sie mit einem Ombré-Effekt gearbeitet hatte – und waren so begeistert davon, dass sie Gassmann für ihr eigenes Renovierungsvorhaben anheuerten. Leitmotiv des Mammutprojekts: Blau, Meer und Natur.
Für das dringend benötigte Update wandten sich die Eigentümer an Interior Designerin Miriam Gassmann. Sie hatten einen Houzz-Artikel über eines ihrer Projekte gelesen, bei dem sie mit einem Ombré-Effekt gearbeitet hatte – und waren so begeistert davon, dass sie Gassmann für ihr eigenes Renovierungsvorhaben anheuerten. Leitmotiv des Mammutprojekts: Blau, Meer und Natur.
Ursprünglicher Grundriss. Der Grundriss war ziemlich perfekt für die neuen Eigentümer und ihre drei Kinder. Die Wohnung verfügte über einen großen Eingangsbereich (rechts im Bild), eine rund 20 Quadratmeter große Küche (links) und ein zweigeteiltes Wohnzimmer von 50 Quadratmetern (rechts). Über einen Flur gelangte man zu den zwei Badezimmern und den vier 14 bis 17 Quadratmeter großen Schlafzimmern.
In den markierten Bereichen ließ Gassmann die Wände entfernen und strukturierte diese neu, um die Badezimmer zu vergrößern und die Elektro- und Sanitäranlagen zu optimieren.
In den markierten Bereichen ließ Gassmann die Wände entfernen und strukturierte diese neu, um die Badezimmer zu vergrößern und die Elektro- und Sanitäranlagen zu optimieren.
Neuer Grundriss. Nachdem die Wände entfernt waren, musste auch der Fußboden teilweise erneuert werden. „Schon bei unserem ersten Treffen hatten die Eigentümer von gewachstem Betonfußboden geschwärmt“, erinnert sich Gassmann. In Blau ziert er heute einen Teil des Eingangsbereichs, von wo aus er durch den Flur bis in die Küche und die Badezimmer fortgeführt wurde. Wie ein Fluss schlängelt er sich durch das Apartment und erinnert an die große Naturverbundenheit der Bewohner.
Nachher. Für einen modernen Look ist die vergilbte Tapete einem frischen weißen Anstrich gewichen.
Die Eigentümer wollten die Original-Wandverzierungen restaurieren. „Aus Kostengründen greifen wir sonst oft auf Kunstharz- oder Polystyrol-Elemente zurück, aber in diesem Fall haben wir die Zierleisten von einem Experten aufarbeiten lassen, der noch mit traditionellen Handwerkstechniken arbeitet. Die Kunden wollten eine nachhaltige Restaurierung und das Ergebnis kann sich wirklich sehen lassen, auch wenn das Ganze fast 10.000 Euro gekostet hat“, erzählt Gassmann.
Vom Wohnzimmer aus blickt man direkt auf den belebten Place de la République, wo es oft sehr laut werden kann. Daher hat Gassmann neue Holzfenster mit besseren Schallschutzeigenschaften einbauen lassen.
Die Eigentümer wollten die Original-Wandverzierungen restaurieren. „Aus Kostengründen greifen wir sonst oft auf Kunstharz- oder Polystyrol-Elemente zurück, aber in diesem Fall haben wir die Zierleisten von einem Experten aufarbeiten lassen, der noch mit traditionellen Handwerkstechniken arbeitet. Die Kunden wollten eine nachhaltige Restaurierung und das Ergebnis kann sich wirklich sehen lassen, auch wenn das Ganze fast 10.000 Euro gekostet hat“, erzählt Gassmann.
Vom Wohnzimmer aus blickt man direkt auf den belebten Place de la République, wo es oft sehr laut werden kann. Daher hat Gassmann neue Holzfenster mit besseren Schallschutzeigenschaften einbauen lassen.
Nur eine Hälfte der Original-Doppelflügeltür wurde erhalten und eine zweite Türöffnung auf der anderen Seite des TV-Regals geschaffen, um einen symmetrischen Look zu erzeugen. Die Türrahmen sind aus massiver Eiche. Auf Türen hat die Interior Designerin verzichtet.
„Unsere Idee war: Immer, wenn man von einem funktionellen Bereich in einen anderen wechselt, geht man durch einen Holzrahmen“, so Gassmann. „Das verleiht der Wohnung Tiefe und eine warme Note. Außerdem schaffen die Holzrahmen einen schönen Ausgleich zu dem gewachsten Betonfußboden, der optisch recht kühl wirkt, obwohl er sich ganz weich anfühlt.“
„Unsere Idee war: Immer, wenn man von einem funktionellen Bereich in einen anderen wechselt, geht man durch einen Holzrahmen“, so Gassmann. „Das verleiht der Wohnung Tiefe und eine warme Note. Außerdem schaffen die Holzrahmen einen schönen Ausgleich zu dem gewachsten Betonfußboden, der optisch recht kühl wirkt, obwohl er sich ganz weich anfühlt.“
Nachher. Da die Eigentümer in der Küche essen, nutzen sie das Esszimmer als Büro und Salon, in dem Gäste empfangen werden.
Die Bibliothek im hinteren Teil des Raums dient auch als Musikzimmer. Sie ist vom vorderen Bereich durch eine Trennwand aus Glas und Stahl im Industrial Style abgetrennt. Der ursprünglich burgunderrote Kaminsims wurde durch ein Modell aus weißem Marmor ersetzt.
„Zwei der drei Kinder sowie die Eigentümerin spielen mehrere Stunden am Tag Klavier. Daher war es sehr wichtig, den Bereich schließen zu können. In die Mitte des Raums haben wir eine halbhohe Trennwand integriert, an der rechts das Klavier steht (nicht im Bild) und links der Flügel“, so Gassmann.
Die Bibliothek im hinteren Teil des Raums dient auch als Musikzimmer. Sie ist vom vorderen Bereich durch eine Trennwand aus Glas und Stahl im Industrial Style abgetrennt. Der ursprünglich burgunderrote Kaminsims wurde durch ein Modell aus weißem Marmor ersetzt.
„Zwei der drei Kinder sowie die Eigentümerin spielen mehrere Stunden am Tag Klavier. Daher war es sehr wichtig, den Bereich schließen zu können. In die Mitte des Raums haben wir eine halbhohe Trennwand integriert, an der rechts das Klavier steht (nicht im Bild) und links der Flügel“, so Gassmann.
Hier ist eine Nahaufnahme des Flügels. Im Hintergrund kann man einen Blick auf den weißen Marmorkamin mit goldenen Verzierungen erhaschen. Der Kamin hat außerdem eine neue Schornsteinleitung bekommen.
Gegenüber dem Klavier befindet sich eine maßgefertigte Sitzbank mit integriertem Stauraum. Antike Holzmöbel komplettieren den Bereich. „Wir wollten eine gemütliche Sitzecke schaffen, in der man Musik hören und den Kamin genießen kann“, erzählt Gassmann.
Ursprünglich waren die Heizkörper im Einbauregal versteckt. Gassmann hat sie unter die straßenseitigen Fenster verlegt. „Wir haben antike Heizkörper aus Gusseisen verwendet, die wunderbar altmodisch sind. Im Flur, in der Küche und in den Badezimmern haben wir unter dem blauen, gewachsten Betonfußboden eine Fußbodenheizung integriert, damit die Bewohner barfuß gehen und das angenehme Material unter den Füßen spüren können“, so Gassmann.
Ursprünglich waren die Heizkörper im Einbauregal versteckt. Gassmann hat sie unter die straßenseitigen Fenster verlegt. „Wir haben antike Heizkörper aus Gusseisen verwendet, die wunderbar altmodisch sind. Im Flur, in der Küche und in den Badezimmern haben wir unter dem blauen, gewachsten Betonfußboden eine Fußbodenheizung integriert, damit die Bewohner barfuß gehen und das angenehme Material unter den Füßen spüren können“, so Gassmann.
Vom Eingangsbereich geht es über einen kleinen Flur in die abgetrennte Küche. Der gewachste Betonfußboden wurde bis hierher fortgeführt und schafft eine moderne Atmosphäre. „Die Küche gehört zu den Lieblingsräumen der Eigentümer. Sie kochen viel und nehmen hier auch ihre Mahlzeiten ein“, erzählt die Interior Designerin.
Nachher.
Nachher. Die Eigentümer kochen häufig und wünschten sich daher möglichst viel Arbeitsfläche. Das U-förmige Layout der Küche war die perfekte Lösung. „Die Idee war, links und rechts eine große Arbeitsfläche zu schaffen, und die Elemente, die man auch höher platzieren kann, an einer Wand zu versammeln. Für einen luftigen Look haben wir über der Arbeitsfläche keine Oberschränke platziert. Das einzige Hochelement ist der Dunstabzug – der war den Eigentümern sehr wichtig. Es ist ein hochwertiges Modell, das wir diskret hinter einer weißen Blende versteckt haben.“
Nachher. Passend zu dem gewachsten Betonfußboden und den Arbeitsflächen aus Carrara-Marmor wählte das Paar Küchenschränke und Tisch in hellem Eichenholz. „Außerdem wollten sie ein Stück Natur in die Küche holen. Die erste Idee war ein großes Aquarium, aber am Ende haben sie sich für diese begrüne Wand entschieden, die einen wunderschönen Kontrast zu dem recht kühlen Design der Küche bildet und ein echter Hingucker ist. Durch das Fenster auf der gegenüberliegenden Seite fällt genügend Tageslicht in den Bereich“, so Gassmann.
Die Pflanzwand ist mit Beleuchtung und Tröpfchenbewässerungssystem ausgestattet. Dafür brauchte es einen Elektrozugang sowie einen Wasserzulauf und -ablauf. Damit bei der Umsetzung nichts schief geht und alle Leitungen richtig verlegt werden, wandte sich Gassmann schon vor Baubeginn an das Unternehmen Neogarden, das sich auf Pflanzwände spezialisiert hat. Die Wand wurde gegen Ende des Renovierungsprojektes innerhalb von zwei Tagen angebracht. Neongarden passte dabei die vorab bepflanzten, 60 mal 90 Zentimeter großen Paneele vor Ort an das Bewässerungssystem an, das ebenfalls bereits im Vorfeld installiert wurde. Die Gesamtkosten beliefen sich auf 6.000 Euro.
Die Pflanzwand ist mit Beleuchtung und Tröpfchenbewässerungssystem ausgestattet. Dafür brauchte es einen Elektrozugang sowie einen Wasserzulauf und -ablauf. Damit bei der Umsetzung nichts schief geht und alle Leitungen richtig verlegt werden, wandte sich Gassmann schon vor Baubeginn an das Unternehmen Neogarden, das sich auf Pflanzwände spezialisiert hat. Die Wand wurde gegen Ende des Renovierungsprojektes innerhalb von zwei Tagen angebracht. Neongarden passte dabei die vorab bepflanzten, 60 mal 90 Zentimeter großen Paneele vor Ort an das Bewässerungssystem an, das ebenfalls bereits im Vorfeld installiert wurde. Die Gesamtkosten beliefen sich auf 6.000 Euro.
Anstelle einer zentralen Kücheninsel wählten die Eigentümer einen 90 Zentimeter breiten Tisch – der ist bequemer und bietet mehr Sitzgelegenheiten. Damit er einer Kücheninsel in punkto Praktikabilität in nichts nachsteht, hat Gassmann ihn mit Steckdosen versehen. Wie der Rest der Küche ist auch der Tisch aus hellem Eichenholz. „Für den Sockel haben wir verspiegeltes Laminat verwendet, sodass es aussieht, als würde der Tisch über dem blauen Meer schweben“, erklärt Gassmann.
Nachher. Damit der Bereich heller und praktischer wird, hat Gassmann von den Schlafzimmern etwas Platz abgezwackt und für Einbauregale verwendet.
Durch die neu geschaffenen Innenfenster über den Schlafzimmertüren und die offene Tür zum Wohnzimmer kommt viel Tageslicht in den Bereich.
Durch die neu geschaffenen Innenfenster über den Schlafzimmertüren und die offene Tür zum Wohnzimmer kommt viel Tageslicht in den Bereich.
Nachher. Der 15 Quadratmeter große Raum wird heute als Kinderzimmer genutzt. „Die Eltern fanden, dass die Kinder in einem Alter sind, in dem sich ihr Geschmack noch ziemlich schnell verändert“, so Gassmann. „Daher wählten sie eine schlichte Grundeinrichtung in Weiß, die sich im Laufe der Zeit weiterentwickeln kann. Mit der Dekoration wollen sie warten, bis die Kinder ihren eigenen Geschmack entwickeln.“
Nachher. Heute gehört der Raum als En-Suite-Badezimmer zum Schlafzimmer der Eltern. Um ihn zu vergrößern, verkleinerte Gassmann das Kinderzimmer der Mädchen.
Für Dusche und Badewanne wählte das Paar Armaturen von Dornbracht. Ein echter Hingucker ist der Handtuchhalter aus Edelstahl, in den sich der Eigentümer auf den ersten Blick verliebt hat.
Für Dusche und Badewanne wählte das Paar Armaturen von Dornbracht. Ein echter Hingucker ist der Handtuchhalter aus Edelstahl, in den sich der Eigentümer auf den ersten Blick verliebt hat.
Das ist der Blick vom Elternschlafzimmer ins Bad. Über zwei Taschen-Schiebetüren aus massiver Eiche lassen sich die beiden Bereiche bei Bedarf voneinander trennen. Die freistehende Badewanne steht – perfekt in Szene gesetzt – auf einem Sockel aus blauem, gewachstem Beton.
Nachher. Gassmann hat die Aufteilung übernommen, aber die Schranktüren durch eine modernere Variante ersetzt. Die Tapete mit Blattmotiv musste für das heutige Highlight der Wohnung weichen: ein blaues Wandgemälde.
„Dieses blaue Wandgemälde im Ombré-Look ist der Grund, weshalb mich die Eigentümer überhaupt kontaktiert haben“, so Gassmann. „Die Gestaltung erfordert einiges an Können. Angefangen mit einem auf den Fußboden abgestimmten Blauton wird es nach oben hin immer heller. Geschaffen wurde es von der Malerin und Dekorateurin Anma Jouan, die dafür eine traditionelle Technik verwendet hat, die schon bei den Wandgemälden der Sixtinischen Kapelle zum Einsatz kam. Dabei wird eine Basis aus Kalkhydrat im feuchten Zustand aufgetragen. Wenn dieses mit Luft in Berührung kommt, wird es hart (Carbonaterhärtung) – genau wie bei Zementfliesen. Das macht die Oberfläche besonders fest und widerstandsfähig.“
„Dieses blaue Wandgemälde im Ombré-Look ist der Grund, weshalb mich die Eigentümer überhaupt kontaktiert haben“, so Gassmann. „Die Gestaltung erfordert einiges an Können. Angefangen mit einem auf den Fußboden abgestimmten Blauton wird es nach oben hin immer heller. Geschaffen wurde es von der Malerin und Dekorateurin Anma Jouan, die dafür eine traditionelle Technik verwendet hat, die schon bei den Wandgemälden der Sixtinischen Kapelle zum Einsatz kam. Dabei wird eine Basis aus Kalkhydrat im feuchten Zustand aufgetragen. Wenn dieses mit Luft in Berührung kommt, wird es hart (Carbonaterhärtung) – genau wie bei Zementfliesen. Das macht die Oberfläche besonders fest und widerstandsfähig.“
Nachher. Über dem Kleiderschrank kann man eines der Innenfester sehen, die Gassmann integriert hat, um den Flur mit Licht zu versorgen.
Nachher. Die Interior Designerin hat die beiden kleinen Räume zusammengelegt, um dieses hübsche Kinder-Badezimmer zu schaffen. Auch hier findet sich der blaue, gewachste Betonfußboden, den Gassmann mit trendigen Sechseckfliesen von einem spanischen Hersteller kombiniert hat.
„Manche meiner Kunden legen mehr Wert auf das Dekor, aber dieser Familie war ein nachhaltiges, praktisches Design am wichtigsten. In diesem Sinne war die Wahl der Materialien der entscheidende Faktor bei diesem Projekt“, so Gassmann abschließend.
„Manche meiner Kunden legen mehr Wert auf das Dekor, aber dieser Familie war ein nachhaltiges, praktisches Design am wichtigsten. In diesem Sinne war die Wahl der Materialien der entscheidende Faktor bei diesem Projekt“, so Gassmann abschließend.
Auf einen Blick
Hier wohnt: Eine fünfköpfige Familie
In: Paris, Frankreich
Auf: 173 Quadratmetern
Fertigstellung: 2018, nach sechs Monaten Planung und sieben Monaten Bauarbeiten
Interior Design: Miriam Gassmann
Die in der dritten Etage eines Haussmann-Baus aus dem 19. Jahrhundert gelegene Wohnung hatte jede Menge Altbau-Charme: hohe Decken mit Stuck, Fischgrätparkett und Marmorkamine. Der Grundriss war schlicht und das Apartment hatte einen direkten Ausblick auf den berühmten Place de la République.
Der Haken: Die Wohnung war seit den 70er-Jahren nicht mehr renoviert worden. Glänzende Vorhänge, ausgeblichene Tapeten mit Blättermotiven und grellbunte Badezimmer erinnerten an Großmutters Zeiten. Ganz zu schweigen von den völlig veralteten Elektro- und Sanitäranlagen. Es war dringend Zeit für ein Makeover.
„Die Familie legte großen Wert auf schöne Materialien. Deko war ihnen weniger wichtig“, erinnert sich Interior Designerin Miriam Gassmann, die uns durch die Wohnung führt. „Sie wollten eine Rundumerneuerung, wobei die vielen schönen Originalelemente auf jeden Fall erhalten werden sollten. Die Planungsphase dauerte sechs Monate. Wir haben das gesamte Raumkonzept überdacht, um die Wohnung ins 21. Jahrhundert zu holen und zugleich ihren historischen Charme zu bewahren.“