Fachchinesisch: 12 Bau-Begriffe, die jeder kennen sollte
Fasche, Gehrung, Unterzug… Wer baut oder umbaut muss teilweise eine ganz neue Sprache lernen. Sprechen Sie mit!
Gebaut wurde schon immer. Nicht verwunderlich, dass es viele Begriffe für viele Details gibt. Etliche stammen aus anderen Zeiten, haben nur durch ihre Verwendung in der Architektur überlebt. Mit unserer Alltagssprache haben sie oft wenig zu tun, sind fast wie eine fremde Sprache. Wir haben in den Wörtertopf gegriffen und zwölf Begriffe herausgezogen, die immer wieder im Vokabular von Bauprofis auftauchen und daher geradezu nach einer Erklärung schreien.
Bossieren ist eine Art der Kantenbearbeitung speziell bei Natursteinen. Das Wort kommt vom französischen „bosseler“, was verbeulen, einbeulen bedeutet, und trifft das Aussehen ziemlich genau. Die Kanten werden grob behauen und bekommen so eine griffige, verbeulte Oberfläche.
Fasche umrahmt eine Fassadenöffnung, etwa ein Fenster oder eine Tür. Die Umrahmung kann beispielsweise mit einer farblich abgesetzten Umrandung oder einem anders strukturierten Putz erzeugt werden.
Gefast ist eine Kante, wenn sie gebrochen, also leicht abgeschrägt wurde. Das wird bei Arbeitsplatten in der Küche oder bei Tischplatten gemacht, um eine weichere Kante zu erhalten.
Gehrung ist eine Verfahrensweise, zwei Bauteile über Eck miteinander zu verbinden. Meist wird dabei die Kante jedes der beiden Bauteile mit einem Fünfundvierzig-Grad-Winkel versehen, um so einen rechten Winkel zu erhalten. Es gibt aber auch sogenannte falsche Gehrungskanten, bei denen zwei unterschiedlich dicke oder breite Teile miteinander verbunden werden. Dann wird jedes Teil mit einer unterschiedlichen Schräge versehen. Auf Gehrung gefertigte Eckverbindungen sind stabiler, da die Verbindungsfläche insgesamt größer ist.
Gewerk fasst die Arbeiten auf einer Baustelle zusammen, die Handwerker:innen einer bestimmten Fachrichtung erbringen – etwa Trockenbauarbeiten, Zimmerei- und Holzbauarbeiten, Fliesenlegearbeiten, Elektroinstallationen etc. Häufig wird noch zwischen Gewerken für Rohbau und Ausbau unterschieden.
Kernsanierung bezeichnet den Rückbau eines Bestandsgebäudes auf seinen Rohbau: Alle tragenden Elemente wie Wände, Decken und Fundamente bleiben erhalten, alles andere wird entfernt. Eine Kernsanierung dient dazu, das Bestandsgebäude zu erneuern, zu reparieren und wieder zu nutzen. Die graue Energie, die Energie, die beim ursprünglichen Bau bereits investiert wurde, bleibt dabei erhalten. Die Entkernung dagegen geht noch einen Schritt weiter, hier bleibt nur die Fassade erhalten.
Kubatur bezeichnet umgangssprachlich die Gestalt oder Form eines Baukörpers. Genau genommen ist damit das Volumen eines Körpers gemeint, das mithilfe der Integralrechnung berechnet wird. Die heutige Benutzung des Begriffs in der Architektur hat nur wenig mit seinem lateinischen Ursprung, dem Kubus, zu tun.
Nut und Feder bezeichnet eine bestimmte Art und Weise der Holzverbindung. Dabei wird eine Leiste, die Feder, in einen Schlitz, die Nut, geschoben. Nut-und-Feder-Bretter werden beispielsweise für Holzdecken und -vertäfelungen verwendet. Meist entsteht dabei ein Streifenmuster, da die Feder nicht vollständig in der Nut verschwindet und die Bretter damit nicht dicht an dicht aneinanderstoßen.
Schattenfuge wird ein flacher Spalt zwischen zwei Bauteilen genannt. Er deutet eine Trennung an, wo eigentlich gar keine ist. Die Fuge betont durch ihre Vertiefung die Flächen. Ein beliebtes Gestaltungselement, um etwa Treppen wie eingeschoben wirken zu lassen oder Schrankwände zu strukturieren. Schattenfugen werden auch genutzt, wenn ein exaktes Aufeinandertreffen zweier Bauteile nur schwer möglich ist. Etwa, wenn die Wand eines Altbaus uneben ist.
Staffelgeschoss nimmt nicht die gesamte Fläche des darunterliegenden Geschosses auf, ist also kleiner und rückt daher zumindest von einer Kante zurück. Staffelgeschosse werden aus statischen Gründen gewählt, etwa bei einer Aufstockung. Oder wenn der Bebauungsplan kein weiteres Vollgeschoss zulässt. Eher selten werden Staffelgeschosse rein aus ästhetischen Gründen umgesetzt, dann meist für Penthouses.
Treppenauge kommt von Wendeltreppen. Wenn diese an der Wand eines Turms entlangliefen, entstand in der Mitte ein Luftraum, das Treppenauge. Heute bezeichnet der Begriff generell den Luftraum von Treppenhäusern – gleich ob es tatsächlich eine Wendeltreppe ist oder Treppen und Treppenabsätze in rechteckigen Treppenhäusern an den Wänden entlanglaufen und in der Mitte ein Loch bilden.
Unterzug ist ein Element aus der Baustatik. Dabei nimmt ein Träger aus Holz, Stahl oder Beton das Gewicht der Decke oder einer darüberliegenden Wand auf, um es auf darunterliegende Wände oder Stützen abzutragen. Mit Unterzügen können also große Spannweiten überbrückt werden, beispielsweise um nur einen großen Raum zu erhalten. In Altbauten werden Unterzüge auch zur nachträglichen Stabilisierung der Statik eingesetzt. Relativ kurze Unterzüge finden sich als Fenster- oder Türsturz. Konstruktiv ist es auch möglich, den Träger über der Decke zu verlegen, deren Gewicht er aufnehmen soll. Hier ist dann die Rede von einem Überzug.
Gibt es einen Begriff, den Sie hier gerne erklärt hätten? Dann schreiben Sie einen Kommentar.
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