Fernab der Zivilisation: Ein Tiny-Holzhaus in Finnland
Zwei deutsche Studenten bauten in Eigenregie ein Haus am See – mitten im Birkenwald und auf das Wesentliche reduziert
Beim gemeinsamen Urlaub in Finnland, inmitten unberührter Natur, kam zwei Studenten eine Idee: Warum nicht genau hier eine kleine Hütte aufstellen? Aus dem spontanen Einfall wurde ein Bauprojekt: Voller Tatendrang und ausgerüstet mit viel theoretischem Wissen von der Uni setzten Architektur-Student Timm Bergmann und Urban-Design-Student Jonas Becker ihren Plan um – und schufen einen Rückzugsort fernab der Großstadt.
Auf einen Blick
Hier urlauben: Timm Bergmann und Jonas Becker von Studio Politaire
Auf: 26 Quadratmetern Wohnfläche (zusätzlich gibt es noch ein Toilettenhäuschen)
In: Lavia, Finnland
Fotograf: Andre Boettcher Photography
Auf einen Blick
Hier urlauben: Timm Bergmann und Jonas Becker von Studio Politaire
Auf: 26 Quadratmetern Wohnfläche (zusätzlich gibt es noch ein Toilettenhäuschen)
In: Lavia, Finnland
Fotograf: Andre Boettcher Photography
Aus Rücksicht auf die Landschaft planten Jonas Becker und Timm Bergmann das Haus nicht direkt am Ufer des Sees, sondern etwas zurückgesetzt im Wald, auf komplett unerschlossenem Grund – in einer der dünner besiedelten Gegenden Finnlands. „Es gab weder Strom noch Wasser. Kein Weg führte zum Grundstück. Wir haben eine Bodenanalyse vorgenommen und auf deren Basis den Entwurf bei dem Architekten Jan Kampshoff gemacht“, erzählt Architektur-Student Timm Bergmann.
Ein Sprung ins kalte Wasser, bei dem er und sein Freund Jonas Becker, ein angehender Urban Designer, erstmals von der Theorie in die Praxis wechselten, viel über Bauprozesse lernten und auch Bekanntschaft mit finnischen Genehmigungsverfahren machten. „Meiner Mutter gehört ein Grundstück in der Nähe. Das Bauland konnten wir für einen symbolischen Betrag pachten. Trotzdem mussten wir natürlich einen ganz normalen Bauantrag einreichen“, so Bergmann, der wie sein Kommilitone für das Projekt seine Ersparnisse zusammenkratzte.
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„Wir waren beide im 6. Semester und wollten die Theorie hinterfragen – und sehen, ob wirklich alles so funktioniert, wie man es an der Uni lernt“, so Bergmann. Um das knapp kalkulierte Budget von 12.000 Euro einzuhalten, aber auch, um möglichst vielfältige Erfahrungen zu sammeln, planten und bauten die beiden Studenten fast alles selbst. „Selber auf dem Dach zu sitzen, ein Ofenrohr durch die Decke zu ziehen und das Dach anschließend dicht zu bekommen – das ist einfach mal etwas anderes. Wir wollten diese Prozesse erleben, statt sie nur theoretisch zu planen“, so Bergmann.
Der Entwurf der beiden ist komplex und zugleich aufs Nötigste reduziert. „Das Haus ist gestaffelt, sodass die Aussicht aus jedem Fenster immer wieder eine andere ist“, erklärt Jonas Becker die vier leicht versetzt angeordneten Räume, die auf einer Gesamtfläche von nur 26 Quadratmetern untergebracht sind – umgeben von beeindruckender Natur.
Die Raumabfolge orientiert sich an der tatsächlichen Nutzung: An die Küche schließt sich ein kleiner Wohnraum an, dahinter folgen Schlafzimmer und Sauna. Die vier Raumelemente mit abgeschrägtem Dach sind identisch aufgebaut und abwechselnd in entgegengesetzter Ausrichtung nebeneinander platziert.
„Auf der hohen Seite jedes Elements ist immer eine Wand, auf der niedrigeren immer ein Doppelfenster. Diese Fenster heißen in Finnland auch Sommerhausfenster. Mit Zweifachverglasung reichen sie völlig aus, und dank der Vollholzrahmen konnten wir gut damit arbeiten“, berichtet Jonas Becker.
14 kleine Holzhäuser der Extraklasse – zum Wohnen und Urlauben
„Auf der hohen Seite jedes Elements ist immer eine Wand, auf der niedrigeren immer ein Doppelfenster. Diese Fenster heißen in Finnland auch Sommerhausfenster. Mit Zweifachverglasung reichen sie völlig aus, und dank der Vollholzrahmen konnten wir gut damit arbeiten“, berichtet Jonas Becker.
14 kleine Holzhäuser der Extraklasse – zum Wohnen und Urlauben
Während des Bauprozesses hinterfragten die beiden Studenten ihre Planung immer wieder. „Ideen und Änderungswünsche kommen eben manchmal erst während des Baus“, so Becker.
„Weil wir alles selbst gebaut haben, konnten wir nicht nur Kosten sparen, sondern auch im Bauprozess noch Veränderungen vornehmen. So haben wir die Terrasse erweitert, das Dach entgegen der ersten Planung doch selbst gebaut und auch die Ofenrohre selber hergestellt“, ergänzt Bergmann.
„Weil wir alles selbst gebaut haben, konnten wir nicht nur Kosten sparen, sondern auch im Bauprozess noch Veränderungen vornehmen. So haben wir die Terrasse erweitert, das Dach entgegen der ersten Planung doch selbst gebaut und auch die Ofenrohre selber hergestellt“, ergänzt Bergmann.
In einem Haus, in dem früher Timm Bergmanns Großeltern wohnten, richteten sich die beiden eine Art Basislager ein. Mit Strom und fließendem Wasser gab es dort die nötige Infrastruktur, um möglichst viele Teile des Hauses wetterunabhängig vorzufertigen.
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„Das Haus ist in modularer Rahmenbauweise gebaut. Insgesamt haben wir 17 Holzrahmen aus Kanthölzern verbaut. Die bekommen ihre Steifigkeit durch 18 Millimeter dicke Sperrholzplatten und sind über weitere Hölzer miteinander verbunden“, erklärt Architekturstudent Bergmann die Konstruktion.
Doch bevor die beiden Studenten mit dem eigentlichen Hausbau starten konnten, musste eine Verbindung zu dem Grundstück geschaffen werden. „Ein Steg war notwendig, um das Baumaterial durch das sumpfige Gelände zum Bauplatz zu transportieren“, erklärt Bergmann.
So verbrachten sie die ersten vier Wochen ihres ersten Aufenthalts mit dem Bau eines zweihundert Meter langen Holzstegs. Mit einem Traktor transportierten sie jedes Bauteil aus dem Basislager über einen drei Kilometer langen Waldweg, bevor sie die letzten zweihundert Meter zu Fuß überwinden mussten.
Doch bevor die beiden Studenten mit dem eigentlichen Hausbau starten konnten, musste eine Verbindung zu dem Grundstück geschaffen werden. „Ein Steg war notwendig, um das Baumaterial durch das sumpfige Gelände zum Bauplatz zu transportieren“, erklärt Bergmann.
So verbrachten sie die ersten vier Wochen ihres ersten Aufenthalts mit dem Bau eines zweihundert Meter langen Holzstegs. Mit einem Traktor transportierten sie jedes Bauteil aus dem Basislager über einen drei Kilometer langen Waldweg, bevor sie die letzten zweihundert Meter zu Fuß überwinden mussten.
Eine anstrengende und zeitraubende Arbeit, die Bergmann und Becker zum größten Teil selbst in die Hand nahmen. „Wir haben fast alles allein gebaut, allerdings kamen während der Bauphasen immer mal wieder Freunde aus Deutschland, die mit angepackt haben“, so Bergmann. Die freiwilligen Helfer erhielten als Gegenleistung ein uneingeschränktes Nutzungsrecht der kleinen Hütte am See.
Das Holzhaus stellten die beiden Studenten auf eine Gründung aus verzinkten Wasserrohren. „Die hat uns ein Bauunternehmer aus der Umgebung zusammengeschweisst“, erläutert Bergmann. „Ansonsten haben wir versucht, so viel natürliche Materialien wie möglich einzusetzen und auch die Ausstattung auf das Nötigste zu reduzieren.“
Das Holzhaus stellten die beiden Studenten auf eine Gründung aus verzinkten Wasserrohren. „Die hat uns ein Bauunternehmer aus der Umgebung zusammengeschweisst“, erläutert Bergmann. „Ansonsten haben wir versucht, so viel natürliche Materialien wie möglich einzusetzen und auch die Ausstattung auf das Nötigste zu reduzieren.“
Es gibt keinen Strom im Haus, dafür einen kleinen Werkstattofen und einen Saunaofen. Eine Filteranlage für das Seewasser ist in Planung. „Wir bauen gerade unser eigenes Filtersystem“, so Bergmann.
„Das Wasser aus dem See hat Trinkwasserqualität. In Zukunft wird es durch einen einfachen Sedimentfilter geleitet. In einem 30-Liter-Wassertank, der in den Saunaofen integriert ist, kann es dann erhitzt werden“, erklärt er. Die Toilette befindet sich in einem kleinen, separat stehenden Häuschen. Sie ist leicht erhöht gebaut.
Auch die Einrichtung der mit Sperrholzplatten ausgekleideten Räume ist schlicht und unaufwändig. „Tisch, Sessel, Sofa und Kommode – sie alle haben schon ein langes Leben hinter sich“, so Bergmann über die Möbel, die früher einmal im Haus seiner Großeltern einen festen Platz hatten und das kleine Haus so wohnlich und gemütlich wirken lassen.
„Eigentlich haben wir sogar die Module an die Maße der Möbel angepasst“, ergänzt Bergmann und fährt fort: „Die Rahmen verspringen so, dass genau alles hineinpasst. Zum Beispiel ist das Schlafzimmer-Modul genau 2,02 Meter breit, damit die Matratze passt. Auch die Kommode haben wir vor der Planung abgemessen.“
„Das Wasser aus dem See hat Trinkwasserqualität. In Zukunft wird es durch einen einfachen Sedimentfilter geleitet. In einem 30-Liter-Wassertank, der in den Saunaofen integriert ist, kann es dann erhitzt werden“, erklärt er. Die Toilette befindet sich in einem kleinen, separat stehenden Häuschen. Sie ist leicht erhöht gebaut.
Auch die Einrichtung der mit Sperrholzplatten ausgekleideten Räume ist schlicht und unaufwändig. „Tisch, Sessel, Sofa und Kommode – sie alle haben schon ein langes Leben hinter sich“, so Bergmann über die Möbel, die früher einmal im Haus seiner Großeltern einen festen Platz hatten und das kleine Haus so wohnlich und gemütlich wirken lassen.
„Eigentlich haben wir sogar die Module an die Maße der Möbel angepasst“, ergänzt Bergmann und fährt fort: „Die Rahmen verspringen so, dass genau alles hineinpasst. Zum Beispiel ist das Schlafzimmer-Modul genau 2,02 Meter breit, damit die Matratze passt. Auch die Kommode haben wir vor der Planung abgemessen.“
Auch die Schrankelemente und die Küchenzeile bauten die beiden Studenten, die mittlerweile beide kurz vor dem Abschluss ihres Studiums stehen, selber.
„Wir wollten zeigen, dass ein Hausbau nicht groß sein muss“, so Bergmann. „Sich etwas Schönes aufzubauen, muss nicht zwingend teuer sein“, ergänzt Jonas Becker. Mit ihrem Entwurf wollen sie Werte vermitteln und zeigen, dass es selbst ohne ausführliche praktische Erfahrung möglich ist, ein Haus zu bauen.
„Wir wollten zeigen, dass ein Hausbau nicht groß sein muss“, so Bergmann. „Sich etwas Schönes aufzubauen, muss nicht zwingend teuer sein“, ergänzt Jonas Becker. Mit ihrem Entwurf wollen sie Werte vermitteln und zeigen, dass es selbst ohne ausführliche praktische Erfahrung möglich ist, ein Haus zu bauen.
Drei Sommer brauchte es, bis die finnische Baubehörde im Herbst 2017 die vorerst letzte Bauabnahme vornahm. „Zeit war ein entscheidender Faktor“, so Bergmann. „Nach dem ersten Sommer hatten wir das Haus zwar winterfest, aber da fehlten noch der Innenausbau und die Deckendämmung“, sagt der Student, der mit seinem Kommilitonen bereits die nächsten Projekte plant – diesmal im Kundenauftrag: ein Gästehaus mit Sauna in Finnland und ein größeres Gartenhaus in Potsdam.
Das Studium wird bald beendet sein, der Übergang ins Arbeitsleben ist fließend – und das Haus am See bleibt der ganz persönliche Rückzugsort der beiden – „zum Angeln, Lesen und Waldbeeren sammeln“, freut sich Timm Bergmann.
Das Studium wird bald beendet sein, der Übergang ins Arbeitsleben ist fließend – und das Haus am See bleibt der ganz persönliche Rückzugsort der beiden – „zum Angeln, Lesen und Waldbeeren sammeln“, freut sich Timm Bergmann.
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