Filigrane Kunst aus Papier: Sabrina Transiskus
Das geht weg wie geschnitten Papier – kunstvoll gecuttet und arrangiert, füllen die Arbeiten dieser Künstlerin Räume mit weißer Ornamentik
Eva Zimmermann
15. Februar 2016
Journalistin mit Architektur-Diplom und Vorliebe für weniger – und manchmal auch mehr.
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Aus weißem Papier Kunst zu machen, beinhaltet fast automatisch einen Prozess der Verfremdung. „Ich bin immer wieder selbst erstaunt, wenn allein durch das Weiß des Papieres am Ende etwas Edles und Erhabenes entsteht“, sagt Sabrina Transiskus. Paper Artists, wie man die Mitglieder ihrer jungen Zunft nennt, gibt es mittlerweile viele, doch 2008, als die gebürtige Münchnerin den Cutter in die Hand nahm, sah das noch anders aus.
Transiskus arbeitete nach ihrem Modedesign-Studium zunächst beigeistert in der Pariser Haute couture bei Louis Féraud, später dann weniger begeistert im Prêt-à-porter. Schließlich nahm sie ihren Hut. Wir stellen ihn uns aus Papier vor. Ihr neuer Weg begann zwischen Styling-Jobs und Geburstagsfeiern, für die sie Teelichter selbst bastelte. „Das Papier kam zufällig zu mir, weil es nicht viel kostete. Ich suchte damals eigentlich nur nach einer günstigen Geschenkidee für meine Freunde.“ Aus Spaß wurde schnell ein schöner Ernst, als Agent Thierry Kauffmann Traniskus entdeckte.
Transiskus arbeitete nach ihrem Modedesign-Studium zunächst beigeistert in der Pariser Haute couture bei Louis Féraud, später dann weniger begeistert im Prêt-à-porter. Schließlich nahm sie ihren Hut. Wir stellen ihn uns aus Papier vor. Ihr neuer Weg begann zwischen Styling-Jobs und Geburstagsfeiern, für die sie Teelichter selbst bastelte. „Das Papier kam zufällig zu mir, weil es nicht viel kostete. Ich suchte damals eigentlich nur nach einer günstigen Geschenkidee für meine Freunde.“ Aus Spaß wurde schnell ein schöner Ernst, als Agent Thierry Kauffmann Traniskus entdeckte.
Thomas Mann hat in Doktor Faustus das Klavier als Instrument beschrieben, mit dem man nicht Musik machen, sondern die Idee von Musik zum Ausdruck bringen könne. In diesem Sinne könnte man Papier als das Material beschreiben, mit dem die Idee einer Form oder eines Gegenstandes abgebildet werden kann. „Jeder kreative Prozess startet mit Papier“, sagt auch Sabrina Transiskus. „Aus dem Nichts entsteht etwas. Mich interessiert, was passiert, wenn man Dingen die Farbe entzieht und sie aus Papier nachformt. Man sieht sie unvoreingenommen, mit neuen Augen.“
Eines ihrer ersten großen Projekte verwirklichte sie für den Champagner-Hersteller Ruinart. Als Stylistin war sie mit einem anderen Papierkünstler in Kontakt gekommen, der ihr von der Projektausschreibung erzählte. Sie gewann den Pitch und machte so Thierry Kauffmann auf sich aufmerksam, der sie sofort unter Vertrag nahm. Seitdem wird sie von den ganz Großen gebucht. Zu Ihren Kunden zählen Louis Vuitton, Chanel, Chloé und Prada.
Eines ihrer ersten großen Projekte verwirklichte sie für den Champagner-Hersteller Ruinart. Als Stylistin war sie mit einem anderen Papierkünstler in Kontakt gekommen, der ihr von der Projektausschreibung erzählte. Sie gewann den Pitch und machte so Thierry Kauffmann auf sich aufmerksam, der sie sofort unter Vertrag nahm. Seitdem wird sie von den ganz Großen gebucht. Zu Ihren Kunden zählen Louis Vuitton, Chanel, Chloé und Prada.
Was Transiskus erschafft, ist im besten Sinne dekorativ, bewegt sich aber immer auch an der Schnittstelle zur Kunst. Ihr persönliches Lieblingsprojekt ist eine künstlerische Arbeit, die in Kooperation mit der Porzellanmanufaktur Sèvres entstand und in der Hall des Maréchaux im Louvre in Paris unter dem Titel „Heros. Une partie immortelle“ ausgestellt wurde.
Transiskus wählte dafür 16 Skulpturen der Manufaktur aus und umspielte diese mit feinen Papierkonstruktionen. Es ging ihr bei dieser Serie um den Heldenbegriff, wie er im Altertum verstanden wurde. „Ein Held wird in der griechischen Mythologie unter anderem als Halbgott definiert, der Nachkomme eines göttlichen und eines menschlichen Elternteils. Unsterblich und Sterblich. Mit diesen Arbeiten ist es dasselbe. Porzellan ist etwas, das, wenn es nicht zerbricht, ewig existieren kann, während Papier als organisches Material irgendwann vergeht.“
Bild 2 und 3: Sabrina Transiskus bei einem Shooting für Biotherm, fotografiert von Yann Morrison
Transiskus wählte dafür 16 Skulpturen der Manufaktur aus und umspielte diese mit feinen Papierkonstruktionen. Es ging ihr bei dieser Serie um den Heldenbegriff, wie er im Altertum verstanden wurde. „Ein Held wird in der griechischen Mythologie unter anderem als Halbgott definiert, der Nachkomme eines göttlichen und eines menschlichen Elternteils. Unsterblich und Sterblich. Mit diesen Arbeiten ist es dasselbe. Porzellan ist etwas, das, wenn es nicht zerbricht, ewig existieren kann, während Papier als organisches Material irgendwann vergeht.“
Bild 2 und 3: Sabrina Transiskus bei einem Shooting für Biotherm, fotografiert von Yann Morrison
„Amour avec armure“ aus der Serie „Heros. Une partie immortelle“ für Sèvres, Louvre, Paris
Der Raum bildet bei Entwürfen immer den kreativen Ausgangspunkt für Sabrina Transiskus. „Das Schachbrettmuster des Bodens brachte mich auf die Idee, 16 Helden wie Schachfiguren auf den Weg zu schicken“, sagt sie über diese Arbeit im Louvre. Der Untertitel „Une partie immortelle“ (übersetzt: eine unsterbliche Partie) bezieht sich einerseits auf die unsterblichen Anteile des Helden, andererseits auf eine gleichnamige, legendäre Schachpartie, die 1851 in London ausgetragen wurde.
„L’Ange déchu“ aus der Serie „Heros. Une partie immortelle“ für Sèvres, Louvre, Paris
„L’Ange déchu“ aus der Serie „Heros. Une partie immortelle“ für Sèvres, Louvre, Paris
Wie wichtig der umgebende Raum für den kreativen Prozess von Sabrina Transiskus ist, zeigt sich, wenn Pläne plötzlich geändert werden: „Vor kurzem habe ich mein Ausstellungskonzept für einen bestimmten Ort geschrieben. Inzwischen wurde das Projekt aber an einen anderen Standort verlegt. Das ist schwierig, weil ein neuer Raum auch völlig neue Lösungen fordert“, sagt sie.
„Fleurs de flore“ aus der Serie „Heros. Une partie immortelle“ für Sèvres, Louvre, Paris
„Fleurs de flore“ aus der Serie „Heros. Une partie immortelle“ für Sèvres, Louvre, Paris
„Als ich damals in München mit dem Modestudium begann, hatte ich eigentlich keine Ahnung, was Mode bedeutet und war total überfordert von den vielen unterschiedlichen Stoffen und den damit verbundenen Möglichkeiten“, sagt Transiskus und lacht. „Mit dem Papier habe ich mich mittlerweile selbst beschränkt. Und diese freiwillige Beschränkung ermöglicht es mir, das Material und seine Möglichkeiten sehr viel genauer zu erforschen und etwas über sie herauszufinden.“
Die Blumenwand stammt aus einem Projekt, in dem die Künstlerin zwei Wochen Zeit hatte, zwölf Quadratmeter Fläche mit Papierblumen zu füllen. „Ich habe mir zuhause einen Quadratmeter auf den Boden geklebt und ihn jeden Tag, zwölf Tage lang, mit einer bestimmten Blumenart gefüllt.“ Heute hängen Teile der Arbeit in Düsseldorf, Lausanne, Antwerpen und Menorca.
Die Blumenwand stammt aus einem Projekt, in dem die Künstlerin zwei Wochen Zeit hatte, zwölf Quadratmeter Fläche mit Papierblumen zu füllen. „Ich habe mir zuhause einen Quadratmeter auf den Boden geklebt und ihn jeden Tag, zwölf Tage lang, mit einer bestimmten Blumenart gefüllt.“ Heute hängen Teile der Arbeit in Düsseldorf, Lausanne, Antwerpen und Menorca.
Ein Teil der „Flower Wall“ befindet sich im Atelier von Sabrina Transiskus.
Struktur gibt Sabrina Transiskus ihren Objekten, indem sie mit Abstandshaltern aus Sandwichpappe und mit Papierschichten arbeitet. Geschichtet wirkt das Papier am Ende wie geprägt, und mithilfe der Sandwichpappe entstehen breite Fugen, die dunkle Schlagschatten werfen. „Dadurch, dass ich keine Farben verwende, ist der Schatten mindestens genauso wichtig wie das Licht. Er gibt den Objekten ihre Dramatik und ist entscheidend für die Modellierung. Licht und Schatten sind meine Farben.“
Wer glaubt, nur weil hier eine den ganzen Tag mit Papier hantiert, sei sie zur Hälfte Papiertechnologin – früher sprach man vom Papiermacher –, der irrt. „Ich habe mein Lieblingspapier, das ich immer benutze. Es heißt Brut de Centaure und ich beziehe es über einen Großhändler. Ich mag es aufgrund seiner Textur und verwende es in verschiedenen Grammagen. Für stabilere Objekte in 300 Gramm Stärke, ansonsten in 150 Gramm Stärke.“
Eine Schere sucht man im Atelier Transiskus vergebens. „Ich verwende einen Exacto Blade-Schneider mit auswechselbaren Klingen. Damit kann ich am besten und genauesten arbeiten.“
Eine Sehnscheidenentzündung hatte die Künstlerin trotz der handwerklichen Arbeit noch nie.
Eine Sehnscheidenentzündung hatte die Künstlerin trotz der handwerklichen Arbeit noch nie.
Diese Dschungel-Szenerie schuf Transiskus für das Schaufenster von Ports 1961, einer Boutique in der Rue Saint-Honoré in Paris. Auch wenn man es nicht vermuten würde, handelte es sich um Weihnachtsdekoration.
„Der Kunde wollte zur Weihnachtszeit ein anderes Fenster als alle anderen Boutiquen. Im Laden war gerade die Cruise-Collection eingetroffen, die einlud,
den Winter an warmen, tropischeren Ort zu verbringen. Daher die Reisekoffer, aus denen ein Urwald und tropische Blumen quellen“, erzählt Transiskus.
„Der Kunde wollte zur Weihnachtszeit ein anderes Fenster als alle anderen Boutiquen. Im Laden war gerade die Cruise-Collection eingetroffen, die einlud,
den Winter an warmen, tropischeren Ort zu verbringen. Daher die Reisekoffer, aus denen ein Urwald und tropische Blumen quellen“, erzählt Transiskus.
Wer sich eine Arbeit von Sabrina Transiskus für die eigenen vier Wänden herstellen lassen möchte, kann das tun. Die Künstlerin arbeitet nach Auftrag. Auch Werke unter Plexiglas stellt sie her. Preisliche Vorhersagen sind allerdings schwer zu treffen. „Es kommt ganz darauf an, ob jemand einen, vier oder zwölf Quadratmeter füllen möchte. Und dann stellt sich als nächstes die Frage, wie großformatig oder filigran die Arbeit sein soll.“ Pro Quadratmeter kann sich der Preis etwa zwischen 3000-4000 Euro bewegen, diese Angabe ist aber unter Vorbehalt von Abweichungen zu verstehen.
Dieses und nächstes Bild: Sabrina Transiskus bei einem Shooting für Biotherm, fotografiert von Yann Morrison
Dieses und nächstes Bild: Sabrina Transiskus bei einem Shooting für Biotherm, fotografiert von Yann Morrison
Ein weiterer Teil der besagten Blumenwand hängt übrigens bei Sabrina Transiskus zuhause, in Antwerpen, wo sie mit ihrem Freund lebt – der perfekte Alltagstest. Wenn das Papierkunstwerk über die Zeit einstaubt, greift die Künstlerin zu praktischen Mitteln: „Ich empfehle da gerne Antistatik-Tücher, aber ganz ehrlich: Mit dem Staubsauger geht es auch. Einfach auf die kleinste Stufe stellen und vorsichtig absaugen“, sagt sie. Und da merkt man ihr die Fähigkeit zuzupacken an, die eine handwerkliche Kunst wie ihre erfordert. Die Kreationen sind schön, filigran und schlussendlich doch nicht abstrakt, sondern so, wie wir es alle gerne mögen: zum Anfassen und Bestaunen.
Mehr Bilder der Arbeiten von Sabrina Transiskus in ihrem Houzz-Profil >>>
Weiterlesen: Besuche bei faszinierenden Handwerkern, Manufakturen und Künstlern >>>
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Was für eine Künstlerin! Sehr schöner Artikel! Gerne mehr von dieser Art.
Wunderschön, was Frau Transiskus diesem schlichten Material entlockt!
Das ist doch mal große Kunst!