Gebrauchte Architektur: 7 Schritte zum bewohnten Dachgeschoss
Trockenboden oder Speicher in Wohnraum verwandeln? Das will gut geplant sein.
Mit einem Dachausbau entsteht zusätzlicher Wohnraum, ohne dass erneut Fläche versiegelt werden muss. Damit ist er ein perfektes Instrument der Nachverdichtung und eine Strategie zu mehr Klimaschutz. Meist geht der Dachausbau mit einer umfassenden Sanierung des Dachs einher, was Vorteile für das gesamte Haus hat. Ein paar Details müssen geklärt werden, ansonsten ist gestalterisch – in Absprache mit der Bauaufsichts- und gegebenenfalls Denkmalschutzbehörde – (fast) alles möglich.
Umnutzung vom unbewohnten zum bewohnten Raum. Immer, wenn ein zuvor anders genutzter Raum zum Wohnraum werden soll, muss ein Umnutzungsantrag gestellt werden. Das gilt bei Ladenlokalen und Kneipen ebenso wie bei Garagen oder eben Dachgeschossen. Meist gibt es bei diesem Behördengang keine Probleme, zumal wenn das Haus darunter ohnehin schon ein Wohnhaus ist.
Oft liegt im ungenutzten Dachgeschoss genau der Raum, der an Wohnfläche noch fehlt. So war es auch bei einem Haus aus den 1960er-Jahren in Hamburg-Niendorf, das Architekt Martin Baden von Klara Architekten umgebaut hat. Er nennt es die goldene Energie, wenn bei Umbauten ganz besondere Räume entstehen, die es bei Neubauten so nicht zu entdecken gibt. Hier war es eben der Dachboden, der noch Arbeitszimmer ist und vielleicht mal ein Jugendzimmer wird.
Statische Ertüchtigung. Selbst wenn die Dachbalken in Ordnung sind, muss beim Ausbau des Dachgeschosses das Tragwerk häufig statisch ertüchtigt werden. Und auch die Statik der obersten Geschossdecke muss überprüft werden. Denn mit der neuen Nutzung wird die Last auf dem Fußboden des Dachgeschosses erhöht, was vor allem von neu eingezogenen Wänden herrührt. Meist werden die in Holzbauweise errichtet, um das zusätzliche Gewicht möglichst gering zu halten.
In einem Mehrfamilienhaus in Köln entstand aus vorher ungenutztem Dachraum und der Wohnung darunter eine Maisonette. Die statische Ertüchtigung der Zwischendecke ließ Bauherr Jan Binder von Innenausbau Binder sichtbar. Der Stahlträger verläuft unter der neuen Dachterrasse.
Dämmung gegen Hitze und Kälte. Um das Wohnen im Dachgeschoss sommers wie winters erträglich zu machen, ist eine gute Dämmung wichtig. Mit dem Klimawandel werden sich die Hitzetage häufen, weswegen eine gute Dämmung gegen hohe Temperaturen zunehmend wichtiger wird. Hier punkten nachwachsende Rohstoffe, allen voran Holzfasern. Auch Rohstoffe wie etwa Flachs, Hanf, Jute oder Schafwolle eigenen sich sehr gut für den Hitze- und Kälteschutz.
Zwei verschiedene Stärken von Holzwolle schützen die Räume unter einem Dach in München. Als Aufdachdämmung montiert, erreicht die Dämmung in dem von ENEFF Architekten geplanten und umgesetzten Projekt ganze sechsundzwanzig Zentimeter.
Brandschutz ausweiten. Ändert sich die Nutzung des Dachraums, ändern sich auch die behördlichen Anforderungen. Das betrifft unter anderem den Brandschutz und die notwendigen Fluchtwege. Beides ist Teil des Bauantrags und muss mit den Behörden abgestimmt werden. Nicht selten sind dafür Kompromisse und unkonventionelle Lösungen notwendig, vor allem bei hohen Gebäuden.
Beim Ausbau eines Dachgeschosses in Karlsruhe haben das Architekturbüro Fluidlab und Baurmann-Dürr Architekten gemeinsam mit der Feuerwehr eine Lösung gefunden. Der Fluchtweg im Brandfall führt über ein Fenster im unteren Geschoss der Maisonette. Bis zu diesem Fenster reichen auch die Leitern der Feuerwehr.
Mit Fensterflächen Ausblicke schaffen und vergrößern. Ungenutzte Dachgeschosse haben häufig nur kleine Dachluken, wenn sie überhaupt über Öffnungen verfügen. Für einen Wohnraum reicht das nicht aus. Neben Dachflächenfenstern sollten auch senkrechte Fensterflächen vorhanden sein, um einen direkteren Bezug zur Umgebung herzustellen. Ob Dachgauben oder eingeschnittene Loggien umgesetzt werden können, hängt von der Zustimmung der örtlichen Behörde ab. Nicht alles ist überall möglich.
Über Gauben lassen A2F Architekten viel Licht in ein ausgebautes Dachgeschoss in Köln einströmen. Sie nutzen die Lage im Dach aber auch, um den Blick in den Himmel zu öffnen – direkt über der Badewanne.
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Technische Ausstattung hinzufügen. Je nachdem, wie das Dachgeschoss genutzt werden soll, müssen auch Anschlüsse verlegt werden. Elektroleitungen sind eigentlich immer notwendig. Entsteht eine komplette Wohneinheit im Dachgeschoss, kommen noch Anschlüsse für Bad und Küche hinzu. Auch weitere technische Anlagen wie Heizung und gegebenenfalls Kühlung oder Lüftung müssen in der Regel komplett neu installiert werden.
Das Planungsbüro One!Contact hat beim Ausbau eines Spitzbodens in Essen auch gleich im Mansardengeschoss darunter eine Fußbodenheizung verlegen lassen. Die gesamte Anlage lässt sich über das Smartphone steuern.
Zugang zum Dachgeschoss. Vor allem bei Ein- oder Zweifamilienhäusern sind die ungenutzten Spitzböden häufig nur über eine Klappe mit integrierter Trittleiter erschlossen. Wird der Spitzboden ausgebaut, muss eine ordentliche Treppe eingebaut werden. Dafür sollte im Geschoss darunter Platz eingeplant werden.
Viel Raum muss die Treppe nach oben aber nicht einnehmen, wie ein Beispiel im Bremer Stadtteil Borgfeld zeigt. Die Profis von Schulz.Rooms haben hier in einem Reihenhaus den ausgebauten Dachboden mit einer filigranen Falttreppe aus Holz erschlossen, die sich schmal an die Wand schmiegt.
Haben Sie ein Dachgeschoss bewohnbar gemacht? Wohnen Sie im Dachgeschoss? Teilen Sie gerne Ihre Erfahrungen in den Kommentaren.
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