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Grünes Licht für den Schatten
Ein schattiger Garten ist ein einziges Problem? Drehen Sie den Spieß doch mal um: Viele Blüten und Blätter leben erst im Zwielicht auf
Mirko Düringer
14. August 2014
Redakteur, Autor, Übersetzer in Berlin. Schwerpunkte: Design, Architektur, Garten.
Redakteur, Autor, Übersetzer in Berlin. Schwerpunkte: Design, Architektur, Garten.... Mehr
Vor ihren Schattenflächen stehen viele Gartenbesitzer mit einer gewissen Ratlosigkeit. Schon die bloße Begrünung macht Kopfzerbrechen – da gerät sogar eine Mulchwüste zur denkbaren Lösung. Ein Perspektivwechsel kann hilfreich sein: Es gibt Gärtner, die Schattenbereiche eigens künstlich anlegen! Schließlich sind manche Schätze in praller Sonne einfach nicht zu haben, oder sie entfalten ihren Zauber erst dort, wo es angenehm schattig ist.
Je heißer der Sommer, desto einladender eine schattige Ecke mit Natursteinplatten (deren Zwischenräume noch Platz für verträumte Moose lassen). Funkien (links einfarbig, rechts mit weißem Blattrand) und Farne säumen hier den Weg zur kühlen Steinbank, beide fühlen sich im Schatten richtig wohl. Für Farbtupfer sorgen Azaleen, die eher lichten Schatten mögen, also einen Wechsel zwischen Sonne und Schatten.
Allein in Farbe und Form der Blätter bieten viele Schattenpflanzen schon eine enorme Vielfalt, aber die weißen Blütenstände des Wald-Geißbarts (Aruncus dioicus) setzen noch ein i-Tüpfelchen auf diese abwechslungsreich gruppierte und gestufte Pflanzung.
Auch hier finden sich wieder Funkien (Hosta) mit ihren großen, wechselvoll gemusterten Blättern. Den perfekten Kontrast dazu bildet das zottelige Japan-Berggras (Hakonechloa macra). Rechts unten sind Purpurglöckchen (Heuchera) zu sehen, ihre Sorten bringen grün-rote, violette bis braune Töne (manchmal silbrig gesprenkelt) in den Schattengarten. Darüber blüht Frauenmantel (Alchemilla) – eine gute Wahl für den Rand einer Schattenpflanzung, da er indirektes Licht bevorzugt.
Auch hier finden sich wieder Funkien (Hosta) mit ihren großen, wechselvoll gemusterten Blättern. Den perfekten Kontrast dazu bildet das zottelige Japan-Berggras (Hakonechloa macra). Rechts unten sind Purpurglöckchen (Heuchera) zu sehen, ihre Sorten bringen grün-rote, violette bis braune Töne (manchmal silbrig gesprenkelt) in den Schattengarten. Darüber blüht Frauenmantel (Alchemilla) – eine gute Wahl für den Rand einer Schattenpflanzung, da er indirektes Licht bevorzugt.
Preisfrage: Welche von den dreien heißt Vergissmeinnicht? Antwort: Die in der Mitte. Die großen, auffällig geäderten Blätter gehören dem Silbrigen Kaukasus-Vergissmeinnicht (Brunnera macrophylla ‘Jack Frost’). Im Vordergrund blüht der Blaue Bubikopf (Pratia pedunculata). Der Clou an dieser Kombination: Beide haben ähnliche Blüten – die von Brunnera verblühen im Mai, wenn die von Pratia sich entfalten (sie bleiben bis in den Oktober hinein). Im Hintergrund ist die Japansegge (Carex morrowii) zu sehen. Alle drei mögen eher lichten Schatten.
Kommen wir zu einer der schönsten Eigenschaften schattiger Plätze: Sie bilden einen Hintergrund, vor dem helle, vor allem weiße Blüten erst richtig leuchten. Das zeigt sich zum Beispiel bei Anemonen (hier Anemone x hybrida ‘Honorine Jobert’). Viele Arten sind sehr schattentolerant, vor allem das Buschwindröschen (Anemone nemorosa).
Ebenfalls von verblüffender Leuchtkraft und Farbenvielfalt (von Dunkelrot bis Schneeweiß) ist die Prachtspiere (Astilbe). Sie liebt Schatten, färbt sich im Herbst bräunlich und zieht noch im Winter die Blicke auf sich. Je nach Sorte kann sie mehr als einen Meter hoch werden.
Ebenso reizvolle Blüten trägt die Zwergspiere (Astilbe chinensis var. pumila, hier die Sorte ‘Visions’), die aber nur kniehoch wird und sich deshalb als Zwischenstufe einer kombinierten Pflanzung eignet, wie hier mit Hortensien (Hydrangea, hier die besonders blühfreudige ‘Endless Summer’) und Buchsbaum (Buxus), zwei ebenfalls schattentoleranten Pflanzen.
Hortensien sind natürlich auch solo immer eine gute Wahl für schattige Flächen, zum Beispiel unter Bäumen.
Von durchdringendem Zitronengelb ist der Gelbe Lerchensporn (Corydalis Lutea), der sich nach einigen Jahren durch Selbstaussaat weit verbreiten kann. Die Blüte beginnt im Mai und bleibt bis zum Oktober. Andere Corydalis-Arten blühen blau, rot oder weiß; einige von ihnen stehen aber lieber in lichtem Schatten. Der Gelbe Lerchensporn ist die Variante, die am wenigsten Ansprüche stellt.
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