Architektur
Helligkeit für dunkle Ecken: 6 Wege, Tageslicht im Haus zu verteilen
Verglaste Wände, Oberlichter oder Sonnenröhren lenken Tageslicht dorthin, wo es gebraucht wird – das spart auch Energie.
Das Equitable Building in New York war 1915 das größte Bürogebäude der Welt. Es nutzte das winzige Grundstück, auf dem es gebaut wurde, komplett aus, und umfasste 1,2 Millionen Quadratmeter Bürofläche. Der Schatten, den es noch heute auf seine Umgebung wirft, ist fast ebenso groß. Aus diesem Grund wurde ein Jahr nach seiner Errichtung, 1916, die New Yorker Bauvorschrift in Kraft gesetzt, die den Zugang zu Tageslicht und frischer Luft auf Straßenniveau sichern sollte. Diese Bestimmung (die „Zoning Resolution“) legte Grenzwerte für die Gebäudehülle (die Außenwände) fest und sorgte dafür, dass viele Bauten die stufenförmige Gestalt erhielten, die uns heute so typisch für die Bauweise der Stadt erscheint. Der Zugang zu Tageslicht ist also entscheidend, er hat – nicht nur in New York! – einen starken Einfluss auf die Form der Gebäude, die ein Stadtbild prägen und somit auf das Gesamtbild der Städte – ganz abgesehen von seiner Bedeutung für zweckmäßige Architektur.
Beim Bauen steht nachhaltiges Design immer stärker im Mittelpunkt. Deshalb ist ein gut überlegter Umgang mit natürlichem Tageslicht kein Luxus mehr, sondern eine Notwendigkeit. Im Zentrum einer umsichtigen Tageslichtplanung steht das Konzept, natürliche Helligkeit nicht nur durch Fenster zu gewinnen, sondern sich auch Tageslicht aus anderen Räumen „auszuleihen“, das natürliche Licht in die Architektur zu integrieren. Dabei wird Licht, das auf die Außenfläche eines Gebäudes trifft, aufgefangen und an den Ort gelenkt, wo es gebraucht wird – zum Beispiel über transluzente Wände oder Sonnenröhren.
Beim Bauen steht nachhaltiges Design immer stärker im Mittelpunkt. Deshalb ist ein gut überlegter Umgang mit natürlichem Tageslicht kein Luxus mehr, sondern eine Notwendigkeit. Im Zentrum einer umsichtigen Tageslichtplanung steht das Konzept, natürliche Helligkeit nicht nur durch Fenster zu gewinnen, sondern sich auch Tageslicht aus anderen Räumen „auszuleihen“, das natürliche Licht in die Architektur zu integrieren. Dabei wird Licht, das auf die Außenfläche eines Gebäudes trifft, aufgefangen und an den Ort gelenkt, wo es gebraucht wird – zum Beispiel über transluzente Wände oder Sonnenröhren.
Die Sonne liefert uns jeden Tag eine ungeheure Menge Licht. Um eine Vorstellung davon zu bekommen, lässt sich die Maßeinheit für Beleuchtungsstärke, Lux, zur Hilfe nehmen. Während die Helligkeit in einer Vollmondnacht noch weit unter 1 Lux liegt, erreicht das Sonnenlicht auch an bedeckten Tagen noch bis zu 20.000 Lux. Davon kommt natürlich längst nicht alles in unseren Wohnräumen an: Wolken und Fensterglas filtern 50 bis 90 Prozent der Lichtmenge weg. Doch auch 2.000 Lux sind noch eine enorme Menge, wenn man bedenkt, dass bereits 300 Lux reichen, um lesen zu können.
Tageslicht lässt sich nicht immer durch die einfachste Lösung – ein Fenster nach draußen – in den Raum holen. Innenräume, die keine direkte Außenwand haben oder so aufgebaut sind, dass nicht genug Tageslicht einfallen kann, werfen häufig Probleme auf. Für all diese Probleme mit Lichtmangel gibt es aber passende Lösungen. Wir stellen Ihnen einige davon vor.
1. Wände
Eine Möglichkeit besteht darin, Innenwände so zu konstruieren, dass sie Licht sammeln und weiterstreuen, statt den Raum vom Licht abzuschotten. Diese Wand gewinnt indirektes Licht aus dem angrenzenden Bad. Sie macht sich dabei die reflektierenden Eigenschaften der hellen Badwände zunutze und verbreitet das aufgefangene Licht im Schlafzimmer. Weil das Glas sich über Augenhöhe befindet, bleibt die Privatsphäre im Bad ebenso gewahrt wie eine angemessene Schallisolierung.
1. Wände
Eine Möglichkeit besteht darin, Innenwände so zu konstruieren, dass sie Licht sammeln und weiterstreuen, statt den Raum vom Licht abzuschotten. Diese Wand gewinnt indirektes Licht aus dem angrenzenden Bad. Sie macht sich dabei die reflektierenden Eigenschaften der hellen Badwände zunutze und verbreitet das aufgefangene Licht im Schlafzimmer. Weil das Glas sich über Augenhöhe befindet, bleibt die Privatsphäre im Bad ebenso gewahrt wie eine angemessene Schallisolierung.
Mit seinen weißen Wänden sorgt das Bad für die indirekte Beleuchtung des benachbarten Schlafzimmers. Helle, neutrale Farben sind am besten geeignet, um Licht indirekt weiterzuleiten.
Das Schlafzimmer leiht sich vom reichhaltigen Tageslicht im Bad etwas aus – einfach durch die Verglasung des oberen Teils der Innenwand.
Das Schlafzimmer leiht sich vom reichhaltigen Tageslicht im Bad etwas aus – einfach durch die Verglasung des oberen Teils der Innenwand.
Transluzente, also teilweise lichtdurchlässige Materialien sind für Licht abzweigende Zwischenwände besonders geeignet, weil diese das Licht reflektieren, absorbieren und streuen. Der Grad ihrer Durchlässigkeit bestimmt, wie viel Licht sie abgeben. Sie sind blickdicht, lassen aber gleichzeitig Tageslicht einströmen. So gestreutes Licht ist angenehm und strapaziert die Augen nicht.
Transluzente Oberflächen lassen sich auf viele Arten herstellen. Glas kann säuregeätzt oder mit Sandstrahlgebläsen bearbeitet werden. Daneben gibt es texturiertes und laminiertes Glas. Bei der Laminierung wird auf dem Glas eine Kunststoffbeschichtung aufgebracht, deren optische Wirkung der von sandgestrahltem Glas ähnelt, ohne dass die Glasoberfläche sich entsprechend verändert. Auch Verbundglas (zwei Glasflächen mit einer Zwischenschicht) kann transluzent sein.
Glaswände auf voller Raumhöhe sichern die Privatsphäre zwar nicht optisch, aber zumindest akustisch. Wo der Zugang zu Außenwänden begrenzt ist, bietet sich eine solche Lösung an.
Lichtdurchlässige Wandkonstruktionen sorgen auf natürliche Weise dafür, dass der Raum als größer wahrgenommen wird. Sie eignen sich deshalb besonders gut für Räume mit begrenzter Grundfläche.
Bei diesem Projekt ist „geborgtes“ Licht ein zentraler Bestandteil des übergreifenden Ordnungsprinzips im Gebäude. Das Verhältnis von ausgefülltem und freiem Raum (Solid-Void-Beziehung) folgt einer durchgehenden Logik. Hier kommt jede Menge Licht in das Schlafzimmer. Eine maßgefertigte Folienbeschichtung überzieht das Glas mit einem Muster – die Grundlage dafür bildete eine Zeichnung des Architekten.
Schräge Zimmerdecken und Oberlichter machen es möglich, dass in der gesamten Wohnung reflektiertes Licht aufgenommen und verteilt wird.
Schräge Zimmerdecken und Oberlichter machen es möglich, dass in der gesamten Wohnung reflektiertes Licht aufgenommen und verteilt wird.
2. Treppenhäuser
Eine andere Möglichkeit, in einem Wohnhaus Licht durchzuleiten, ist das Treppenhaus. Vor allem für lichthungrige Untergeschosse liegt diese Lösung auf der Hand. Je mehr Licht die Treppe von oben bekommt oder weitergeben kann, desto effektiver lässt sie sich als Lichtfänger einsetzten – sei es, dass sie direkt von einem Oberlicht erhellt wird oder durch Verglasung noch durchlässiger ist.
Eine andere Möglichkeit, in einem Wohnhaus Licht durchzuleiten, ist das Treppenhaus. Vor allem für lichthungrige Untergeschosse liegt diese Lösung auf der Hand. Je mehr Licht die Treppe von oben bekommt oder weitergeben kann, desto effektiver lässt sie sich als Lichtfänger einsetzten – sei es, dass sie direkt von einem Oberlicht erhellt wird oder durch Verglasung noch durchlässiger ist.
Dank ihrer verglasten Seitensicherung in Kombination mit den weißen Wänden ist aus dieser Treppe quasi eine Lichtquelle für die umliegenden Räume geworden. Eine tragende Wand an der gleichen Stelle würde einen großen Teil der Wohnung erheblich verändern – und verdunkeln.
3. Innenfenster
Ob durchsichtig oder mattiert: Innenfenster sind ein bewährtes Mittel zur Durchleitung von Tageslicht. Auf diesem Bild lassen sie Licht aus dem angrenzenden Wohnbereich ins Kinderzimmer, ohne die akustische Trennung der Einheiten aufzuheben.
Ob durchsichtig oder mattiert: Innenfenster sind ein bewährtes Mittel zur Durchleitung von Tageslicht. Auf diesem Bild lassen sie Licht aus dem angrenzenden Wohnbereich ins Kinderzimmer, ohne die akustische Trennung der Einheiten aufzuheben.
Innenfenster müssen nicht wetterfest sein und auch nicht die gleichen Isolationseigenschaften mitbringen wie Außenfenster. Sie sind daher in der Anschaffung und bei der Installation preisgünstiger. Können sie geöffnet werden, erleichtert das in vielen Fällen die Aufgabe, ein Gebäude passiv zu belüften – vor allem in Treppenhäusern, wo Konvektionsströme besonders stark ins Gewicht fallen.
Es müssen nicht immer funktionale Gründe sein, die für Innenfenster sprechen – auch mit unerwarteten Wirkungen können sie einen Raum bereichern. Was spricht dafür, mit einem großen Milchglas-Innenfenster eine Verbindung zwischen Bar und Bad zu schaffen? Ein rationaler Grund fällt mir nicht ein, aber das ist auch nicht notwendig: Mir gefällt einfach die Idee, dass eine Wand im Bad ihr Aussehen nicht nur mit dem Lichteinfall im Tageslauf ändert, sondern auch je nachdem, welche Flaschen auf der anderen Seite im Regal stehen. Die Bar gewinnt ebenfalls durch das Licht, das aus dem Bad auf ihre Arbeitsflächen fällt. Solche Verbindungen sind es, die Architektur interessant machen. Auch jenseits funktionaler Notwendigkeiten spricht manchmal einiges dafür, Räume auf solche Weise miteinander zu verbinden.
4. Oberlichter
Der Himmel ist immer noch die größte Lichtquelle, und es gibt wohl kaum eine wirksamere Methode, für Tageslicht zu sorgen, als es direkt durch ein Oberlicht einzulassen. Gerade auf begrenzten Grundstücken in der Innenstadt lassen sich Oberlichter und Dachfenster einsetzen, um das in Lichtschächte oder Atrien einfallende Tageslicht zu nutzen. Reflektierende Wände erhöhen dabei den Wirkungsgrad.
Der Himmel ist immer noch die größte Lichtquelle, und es gibt wohl kaum eine wirksamere Methode, für Tageslicht zu sorgen, als es direkt durch ein Oberlicht einzulassen. Gerade auf begrenzten Grundstücken in der Innenstadt lassen sich Oberlichter und Dachfenster einsetzen, um das in Lichtschächte oder Atrien einfallende Tageslicht zu nutzen. Reflektierende Wände erhöhen dabei den Wirkungsgrad.
Auch hier kommt eine Art Lichtschacht zum Einsatz, die untere Etage borgt sich Licht aus den Dachfenstern im Obergeschoss. Das ist möglich, weil dieses Geschoss sich nicht über die ganze Breite des Giebels erstreckt. Es scheint sich eher in der Schwebe zu befinden, und diese Öffnung macht die Räumlichkeiten hell und heiter. Je stärker wir Räume öffnen, umso einfacher wird es auch, Tageslicht aus gut versorgten Ecken dorthin zu leiten, wo mehr davon gebraucht wird. Farben mit höherem Glanzgrad verstärken die Wirkung.
Diese Dusche ist ein Musterbeispiel dafür, wie Oberlicht oder Lichtschacht einen engen, begrenzten Raum öffnen und in einen hellen und freundlichen Raum verwandeln können.
Anbauten haben oft zur Folge, dass weniger Tageslicht in das Gebäude fällt. Hier ist das nicht der Fall: Das Oberlicht spendet dem erweiterten Gebäude über die gesamte Breite der ehemaligen Fassade Tageslicht.
5. Kämpferfenster
In den vorigen Beispielen haben wir gesehen, wie sich Oberlichter in Wänden sowie Innenfenster nutzen lassen, um Licht in Räume umzulenken, sie größer erscheinen zu lassen und dabei die Privatsphäre zu wahren. Ähnliche Funktionen können auch die kleineren Oberlichter über Türen – genannt „Kämpferfenster“ –erfüllen.
In den vorigen Beispielen haben wir gesehen, wie sich Oberlichter in Wänden sowie Innenfenster nutzen lassen, um Licht in Räume umzulenken, sie größer erscheinen zu lassen und dabei die Privatsphäre zu wahren. Ähnliche Funktionen können auch die kleineren Oberlichter über Türen – genannt „Kämpferfenster“ –erfüllen.
6. Licht- oder Sonnenröhren
Sie funktionieren nach einfachen technischen Prinzipien, sind flexibel und mit stark reflektierenden Oberflächen ausgekleidet: Sonnen- oder Lichtröhren bringen Tageslicht dorthin, wo es gebraucht wird. Sie empfehlen sich vor allem dort, wo Privatsphäre wichtig ist oder größere Glasflächen aus anderen Gründen nicht wünschenswert sind.
Sie funktionieren nach einfachen technischen Prinzipien, sind flexibel und mit stark reflektierenden Oberflächen ausgekleidet: Sonnen- oder Lichtröhren bringen Tageslicht dorthin, wo es gebraucht wird. Sie empfehlen sich vor allem dort, wo Privatsphäre wichtig ist oder größere Glasflächen aus anderen Gründen nicht wünschenswert sind.
In diesem Beispiel sehen wir sehr kurze Lichtröhren, die nach einem ähnlichen Prinzip funktionieren. Ohne die sechs markanten, wohlüberlegt platzierten runden Luken wäre der Raum ziemlich dunkel. Dass hier mehrere kleine Öffnungen statt eines großen Dachfensters das Tageslicht einlassen, hat nicht nur gestalterische Gründe, sondern sorgt auch für eine sichtbar größere Menge an Tageslicht. Drei solcher kleinen Dachfenster sind eine gute Ausgangsbasis – in vielen Fällen dürfen es aber gerne auch mehr sein.
Mehr Experten-Tipps rund um die Lichtplanung und Wohnideen mit Leuchten im Magazin von Houzz >>>>
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