Houzzbesuch: Alpine Eleganz für ein französisches Chalet
Holz und Stein in perfekter Symbiose: Dank Umbau ist dieses Berghaus von 1994 heute traditionell und apart zugleich
Aurélie Roman
22. Dezember 2016
Das französische Alpenstädtchen Méribel ist einer jener Orte, an denen die Natur alles andere in den Schatten stellt. Dort immer Urlaub machen zu können, war der Traum einer fünfköpfigen Familie aus der Gegend um Lyon, die ein 1994 erbautes Chalet kaufte und den Architekten Damien Carreres mit dem Umbau beauftragten. Dessen Aufgabe war es, das Haus sowohl für den Winter als auch für den Sommer pflegeleicht herzurichten und in einen geselligen Ort für die ganze Familie zu verwandeln. Seine Lösung? Eine Rückbesinnung auf die regionale Bautradition.
Auf einen Blick
Hier entspannt: eine fünfköpfige Familie aus dem Umland von Lyon
In: Méribel, Savoyen, Frankreich
Auf: 320 Quadratmetern (mit sechs Schlafzimmern)
Architekt: Damien Carreres
Fotos: Studio 5.56
Auf einen Blick
Hier entspannt: eine fünfköpfige Familie aus dem Umland von Lyon
In: Méribel, Savoyen, Frankreich
Auf: 320 Quadratmetern (mit sechs Schlafzimmern)
Architekt: Damien Carreres
Fotos: Studio 5.56
Die Einrichtung des 1994 erbauten Chalets war schon etwas in die Jahre gekommen. „Alles bestand aus honigfarbenem Holz in einem etwas altmodischem Landhausstil“, erinnert sich Architekt Damien Carreres. „Als Erstes haben wir diese Innereien also komplett entfernt.“ Bei der anschließenden Neugestaltung genoss der Architekt das volle Vertrauen der Familie, und so kümmerten sich Carreres und sein Team um alles, angefangen bei der Möblierung über die Tischdekoration bis hin zur Bettwäsche.
„Wir ließen neue Zwischenwände einziehen und auch alle Rohr- und Elektroleitungen erneuern.“ Heute gibt schon der Eingangsbereich einen Vorgeschmack darauf, was das Chalet so besonders macht: freiliegende Balken und Einbauten aus Stein und Holz nach historischem Vorbild, um bewusst den Eindruck zu erwecken, man habe es mit einem alten Alpenhaus zu tun – und nicht mit einem aus den Neunzigern.
Damit die Innenwände der Stahlbetonkonstruktion nach massivem Bruchsteinmauerwerk aussehen, wurden die Steine so vermauert, dass man den hierfür verwendeten Mörtel nicht sieht. Ganz im Sinne des traditionellen Mauerhandwerks der Region.
Im Windfang, ausgestattet mit Sitzbank und Kleiderschrank, können sich die Bewohner nach ausgedehnten Wander- oder Skitouren von ihren vielen Bekleidungsschichten befreien. Um Platz zu sparen, ließ der Architekt eine Schiebetür einbauen. Von hier aus gelangt man über ein paar Stufen direkt ins elterliche Schlaf- wie auch ins Wohnzimmer.
Die steinerne Grundplatte des Kamins ist mit dunklem Blech bedeckt und dient gleichzeitig als Treppenabsatz. Auf dem Boden liegen 25 Zentimeter breite Eichenholzdielen, die patiniert wurden, um älter zu wirken. Dasselbe Holz wurde auch für die Türrahmen verwendet.
Einen Teil der Möbel und Leuchten hat das Team von Carreres eigens für dieses Projekt entworfen, so auch den großen Esstisch samt darüber hängenden Glühbirnen-Leuchten.
Auch die Küche entwarf Damien Carreres. Ihre Ausstattung hält selbst dem Vergleich mit Profiküchen stand. Neben Nespresso-Kaffeemaschine und Mikrowelle gibt es auch einen feuerroten Range Cooker von Lacanche, der von einer Arbeitsfläche aus Granit eingefasst wird.
Sogar ein eigenes Wappen hat das Architektenteam für das Chalet gestaltet: „Es repräsentiert die fünf Familienmitglieder und ist sozusagen das Markenzeichen des Hauses – mit einem Augenzwinkern natürlich. Wir haben es über dem Tresen angebracht“, sagt er.
Sogar ein eigenes Wappen hat das Architektenteam für das Chalet gestaltet: „Es repräsentiert die fünf Familienmitglieder und ist sozusagen das Markenzeichen des Hauses – mit einem Augenzwinkern natürlich. Wir haben es über dem Tresen angebracht“, sagt er.
Auch im Wohnzimmer wird Carreres Liebe zum Detail spürbar. Der Couchtisch ist eine Maßanfertigung, das Sofa stammt von Bosc Leslandes. Ob Vorhänge mit Lederoberfläche oder sorgfältig ausgewählte Stoffe von Arpin – das Haus macht der Region Savoyen alle Ehre!
Sessel: Husk, Patricia Urquiola für B&B Italia
Sessel: Husk, Patricia Urquiola für B&B Italia
Auf einem Zwischengeschoss über dem Wohnraum liegt dieses kuschlige Spielzimmer. Über eine verglaste Wand ist es mit dem großen Raum verbunden und wird von dort mit Tageslicht versorgt. Auch hier steht ein maßgefertigter Couchtisch, an dem sich Jung und Alt beim Spielen vergnügen oder einfach entspannen können.
Direkt daneben befindet sich ein kleiner Fernsehraum. Die Sofas sind maßgefertigt, die Türgriffe des Sideboards aus Lederbändern – eine zurückhaltende und zugleich elegante Lösung. Mit seinen warmen Farben und dem vielen Holz bietet der Raum eine schöne Atmosphäre für lauschige Filmabende im Kreise der Familie.
Das Hauptschlafzimmer befindet sich im Erdgeschoss und ist mit einem En-Suite-Bad und einem begehbaren Kleiderschrank ausgestattet. Außerdem hat es eine eigene Terrasse. Wenn die Eigentümer ohne ihre Kinder im Chalet sind, benutzten sie die obere Etage kaum.
„Da die Familie das Chalet sowohl im Winter als auch im Sommer nutzt, haben wir auf winterliche Dekorationen, wie etwa Felle an den Wänden, verzichtet. Stattdessen haben wir frische, lebendige Accessoires verwendet, die das ganze Jahr über funktionieren und trotzdem eine gewisse Authentizität haben. In jedem Schlafzimmer dominiert eine Farbe (Blau, Rot, Senfgelb oder Ocker), die jeweils im Kopfteil des Bettes wiederaufgenommen wird“, erklärt Carreres. Bergmotive sucht man auf den Stoffen vergeblich, dafür gibt es hier und da durchaus kleine Anspielungen auf die alpine Umgebung, so zum Beispiel die Nachttische aus unbehandelten Baumstämmen.
Jedes Schlafzimmer verfügt über ein eigenes Badezimmer. Allen gemein sind die schlichten, sorgfältig ausgewählten Materialien, die von Naturstein über Holz bis zu Kerlite-Zementfliesen reichen.
Das Kinderzimmer ist mit Etagenbetten ausgestattet, wobei die unteren Betten 1,20 Meter und die oberen 90 Zentimeter breit sind. Unten schlafen die Jüngeren, damit ihre Eltern ihnen bequem eine Gutenachtgeschichte vorlesen können. Auf die oberen Betten gelangt man über die gelb lackierte Treppe.
Regale („inspiriert von den Ablagefächern in Schwimmbädern“, wie der Architekt erklärt) bieten jedem Bewohner genügend Platz für seine Siebensachen.
Regale („inspiriert von den Ablagefächern in Schwimmbädern“, wie der Architekt erklärt) bieten jedem Bewohner genügend Platz für seine Siebensachen.
Nachträglich integrierte Steinwände finden sich heute überall im Chalet, hier in Szene gesetzt von dem hinterleuchteten Handlauf.
Da das Treppenhaus aufgrund der Steine recht dunkel ist, wurde die Brüstung durch eine Glaswand ersetzt. Unter der Treppe befindet sich ein kühler Weinkeller.
Nach dem Skifahren können sich die Bewohner ausgiebig im Whirlpool oder im Hammam aufwärmen und entspannen.
Bei der Gestaltung des Hammams ließ sich der Architekt von der Sfumato-Maltechnik inspirieren, nur in umgekehrter Weise: helle Töne für den Hintergrund und eine nach oben ausgerichtete Beleuchtung.
Und auch der Ski-Raum mit Kleiderschrank und Ski-Regal lässt keine Wünsche offen. „Um den Skifahrern das Leben zu erleichtern, habe ich hier einen rutschfesten Fußbodenbelag ausgewählt, der sogar das Wasser ableitet“, so Carreres abschließend.
Mehr Bilder des Chalets
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wäre ja eine Schande wer sich Meribel leisten kann sich nicht so schön einzurichen
Sehr schön!