Houzzbesuch: Charmanter Landhaus-Neubau, der ganz schön alt aussieht
Vor drei Jahren fertiggestellt, sieht dieser Neubau aus, als stünde er seit Jahrhunderten hier – dank antiker Möbel und Baumaterialien
Jean-Luc Charrier und Sara Giunta sind ein echtes Dreamteam: Einst auf den ersten Blick verliebt, heute jede Minute geeint durch die gemeinsame Leidenschaft für Interior Design, alte Materialien und Antiquitäten: zusammen führen sie ein Einrichtungsgeschäft sowie eine Agentur für Architektur und Interior Design, mit der sie ihre Kunden von der Bauplanung bis zur Inneneinrichtung begleiten. Es liegt auf der Hand, dass sie auch ihr eigenes Haus selbst planten. Es wurde neu gebaut, auf einem knapp 3000 Quadratmeter großen Grundstück in der Nähe von Valbonne im Südosten Frankreichs. Aber es sieht aus, als hätte es Jahrhunderte auf dem Buckel.
Von außen erinnert der in L-Form errichtete Neubau an eine sogenannte Mas, ein traditionelles Bauernhaus, wie es oft im Süden Frankreichs zu finden ist. Der Eingang zum Haus befindet sich an der Nordseite des Hauses. Die Tür stammt aus dem späten 18. Jahrhundert und ist in einem schlichten Grauton lackiert, der auf den Directoire-Stil verweist. Die mit alten Pflastersteinen gepflasterte Einfahrt, das alte Ziegeldach und die traditionelle Kalkputz-Fassade – von dem Paar eigenhändig aufgebracht –lassen bereits den Stil der Einrichtung erahnen.
Nach Süden hin ist das Haus offener gestaltet. Die Flügel-Terrassentür mit Rundbogen führt ins Wohnzimmer. Die großen Fenster mit Metallrahmen sind von innen mit Fensterläden aus Holz ausgestattet.
„Die großen Fenster sind ein wichtiger Teil unseres architektonischen Konzepts. Sie tauchen die Räume in wunderschönes mediterranes Licht“, so Guianta. Außerdem erzeugen sie überall im Haus ein aufregendes Spiel aus Licht und Schatten.
An der Ostseite haben sich die Eigentümer im Schatten eines Maulbeerbaums eine gemütliche Frühstücksterrasse aus Terrakotta-Fliesen und einem Dach aus Metal und Rattan eingerichtet. Das Mobiliar haben die beiden auf Flohmärkten und in Antiquitätenläden gefunden – wie das meiste, was sie besitzen.
„Bei der Einrichtung sind wir ganz intuitiv vorgegangen. Jean-Luc und ich haben einen sehr ähnlichen Geschmack – auch wenn er mehr den Barock mag und ich eher Fan des 18. Jahrhunderts bin. Außerdem mag er die Räume gern vollgestellt, während ich es lieber minimalistisch habe“, so Sara Giunta.
Der absolute Mittelpunkt des Wohnzimmers ist ein Kamin aus dem 16. Jahrhundert, den die beiden bei einem Händler für antike Baumaterialien gekauft haben. Zum selbst entworfenen Sofa gesellt sich eine antike Chaiselongue, die Giunta mit antikem Hanfstoff bezog.
Das Weiß für die Wände haben die beiden eigens anmischen lassen. Wie überall im Haus sind hier Terrakotta-Fliesen aus dem 18. Jahrhundert verlegt – aber mit einer modernen Fußbodenheizung. „Da die Terrakotta-Fliesen unbehandelt sind, verwende ich zum Putzen einen Dampfreiniger. Damit werden sie schön sauber, ohne dass die Patina darunter leidet“, erklärt Guianta. „Auch die Balken und die Holzvertäfelung an der Decke sind antik. Wir haben sie nur noch mit Kalkstreichputz behandelt“, erzählt sie.
Natürlich, umweltbewusst und antibakteriell: Mehr über Kalkfarbe und -putz >>>
Der absolute Mittelpunkt des Wohnzimmers ist ein Kamin aus dem 16. Jahrhundert, den die beiden bei einem Händler für antike Baumaterialien gekauft haben. Zum selbst entworfenen Sofa gesellt sich eine antike Chaiselongue, die Giunta mit antikem Hanfstoff bezog.
Das Weiß für die Wände haben die beiden eigens anmischen lassen. Wie überall im Haus sind hier Terrakotta-Fliesen aus dem 18. Jahrhundert verlegt – aber mit einer modernen Fußbodenheizung. „Da die Terrakotta-Fliesen unbehandelt sind, verwende ich zum Putzen einen Dampfreiniger. Damit werden sie schön sauber, ohne dass die Patina darunter leidet“, erklärt Guianta. „Auch die Balken und die Holzvertäfelung an der Decke sind antik. Wir haben sie nur noch mit Kalkstreichputz behandelt“, erzählt sie.
Natürlich, umweltbewusst und antibakteriell: Mehr über Kalkfarbe und -putz >>>
Im Esszimmer bilden Möbel im Directoire-Stil, große Anduze-Vasen, ein Esstisch aus dem 19. Jahrhundert mit verschiedenen Stühlen und jede Menge Grünpflanzen ein harmonisches Ensemble.
Ein Hingucker ist der Geschirrschrank, den das Designer-Paar aus einer antiken Vogelvolière aus dem 17. Jahrhundert schuf.
Ein Hingucker ist der Geschirrschrank, den das Designer-Paar aus einer antiken Vogelvolière aus dem 17. Jahrhundert schuf.
Mit fünf Metern Deckenhöhe ist die Küche ein ganz besonderes Raumerlebnis. Durch die Bodenklappe auf der rechten Seite gelangt man ins Untergeschoss, wo sich der Weinkeller und der Haustechnikraum befinden.
Die Highlights der Küche sind zahlreich – da wären ein Range Cooker (Molteni); ein antiker Mörser aus einem alten Kloster; eine uralte Spüle und eine Arbeitsplatte aus Stein, ein über die gesamte Raumbreite verlaufender versteckter Dunstabzug und ein Tisch aus Nussbaum aus dem 17. Jahrhundert. Als Spritzschutz wählten die Eigentümer schwarz-weiße Emaille-Fliesen aus dem späten 18. Jahrhundert.
Die Highlights der Küche sind zahlreich – da wären ein Range Cooker (Molteni); ein antiker Mörser aus einem alten Kloster; eine uralte Spüle und eine Arbeitsplatte aus Stein, ein über die gesamte Raumbreite verlaufender versteckter Dunstabzug und ein Tisch aus Nussbaum aus dem 17. Jahrhundert. Als Spritzschutz wählten die Eigentümer schwarz-weiße Emaille-Fliesen aus dem späten 18. Jahrhundert.
Für das Himmelbett im Elternschlafzimmer haben Guintana und Charrier vier Säulen aus dem späten 18. Jahrhundert aufgetrieben. Die Tür mit darüber liegendem Oculus führt in das Ankleide- und das Badezimmer.
Zu der blauen Bauernkommode, neben dem Bett, auf der die beiden diverse Fotos und Erinnerungsstücke präsentieren, gibt es eine schöne Geschichte: „Sie stammt aus dem 17. Jahrhundert. Die eingeritzten Gravuren sollen das Böse abwenden. Vor gut 20 Jahren hatte Jean-Luc den Schrank an einen Kunden verkauft, damals konnte er sich nur sehr schwer davon trennen. Als der neue Besitzer Jahre später sein Haus verkaufte, um nach Spanien zurückzukehren, fragte er Jean-Luc: ‘Du warst damals so traurig – willst du ihn zurückkaufen?’“ Und ob er das wollte!
Passend zu der Holzvertäfelung im Badezimmer wählten die Designer ein antikes Stein-Waschbecken sowie eine Badewanne aus dem 19. Jahrhundert, die sie lediglich neu emaillieren ließen. „Wir lieben Holzvertäfelung an Wänden einfach“, schwärmt Guintana.
Da darf eine aufwändige Wandvertäfelung natürlich auch in Lupos Kinderzimmer nicht fehlen – sie stammt aus dem späten 17. Jahrhundert.
„Wir besaßen auch ziemlich viele historische Kindersachen, die wir – wohl unbewusst – in Gedanken an spätere Enkelkinder angeschafft oder aufbewahrt hatten. Als Lupo kam, haben wir alles herausgekramt, was wir finden konnten. Er liebt Flugzeuge – das passt gut.“
„Wir besaßen auch ziemlich viele historische Kindersachen, die wir – wohl unbewusst – in Gedanken an spätere Enkelkinder angeschafft oder aufbewahrt hatten. Als Lupo kam, haben wir alles herausgekramt, was wir finden konnten. Er liebt Flugzeuge – das passt gut.“
Schwebende Flugzeuge, ein antikes Schaukelpferd, Holzspielzeug, Himmelbett – das Zimmer des kleinen Lupo sieht aus, als wäre es einem Film entsprungen.
Flugzeug: Vox Populi
Flugzeug: Vox Populi
Über einen geräumigen Flur und durch eine Glasflügeltür gelangt man in ein weiteres Schlafzimmer. Für mehr Privatsphäre ist die Tür zusätzlich mit blickdichten Türläden versehen. Die Gartenbank aus dem 19. Jahrhundert ist das ideale Plätzchen, um die wunderschönen Gemälde aus dem 18. Jahrhundert zu bewundern, die mit ihren Südfrankreich-Motiven eine mediterrane Atmosphäre schaffen.
Das Haus hat extra dicke Wände – das war den Eigentümern ein besonderes Anliegen. „Heutzutage sind die Wände oft nur sieben Zentimeter dick“, so Guintana. „Um einen möglichst authentischen Look zu kreieren, haben wir uns für eine Wanddicke von 20 Zentimetern entschieden. So konnten wir außerdem die Schränke direkt in die Wand integrieren.“
Die Schränke im Schlafzimmer sind mit Türen im Directoire-Stil ausgestattet und mit Tapete im originalen Stil der Zeit verziert.
Die Schränke im Schlafzimmer sind mit Türen im Directoire-Stil ausgestattet und mit Tapete im originalen Stil der Zeit verziert.
An heißen Sommertagen bietet ein wunderschöner Pool mit angrenzendem Poolhaus eine willkommene Erfrischung.
Insgesamt: Ein Paradies in Frankreich, das überzeugend zeigt, dass Neubauten auch anders aussehen können, als weiße Kuben – und dass man historischen Charme mit moderner Bautechnik verbinden kann. Das Schlusswort gebührt den Eigentümern: „Die größte Herausforderung bestand darin, dem Bild, das wir im Kopf hatten, eine konkrete Form zu verleihen“, so Giunta. „Ich denke, das ist uns mehr als gelungen.“ Und braust im Beiwagen der alten Vincent, einem englischen Kultmotorrad der Fifties, mit Charrier und Lupo davon.
Mehr Houzzbesuche und Wohnideen im Landhausstil im Magazin von Houzz >>>
In unserer Rubrik „Houzzbesuch“ stellen wir spannende Projekte der Houzz-Experten vor, aber auch originelle Wohnungen von Privatleuten. Ihr Projekt oder Ihr Zuhause passt perfekt? Dann schreiben Sie uns – und schicken Sie am besten ein paar Fotos mit!
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Auf einen Blick
Hier wohnen: Jean-Luc Charrier (55), Sara Giunta (53) und ihr Sohn Lupo (5)
In: Châteauneuf-Grasse, Frankreich
Auf: 240 Quadratmetern Wohnfläche auf einem knapp 3 000 Quadratmeter großen Grundstück
Architekt: Michel Régis (nur für die Baugenehmigung)
Umsetzung & Einrichtung: Jean-LucCharrier und Sara Giunta, La Maison de Charrier
Fotos: Bernard Touillon