Houzzbesuch
Houzzbesuch: Das fantastische Zuhause zweier schwedischer Promis
Einen echten Vintage-Look zu kreieren, ist gar nicht so einfach. Moderatorin Elsa Billgren und Musiker Pontus de Wolfe haben es geschafft
Diese Wohnung ist wie eine Umarmung. Wenn man das kleine Apartment im Stockholmer Stadteil Södermalm betritt, durch die Fenster in grüne Baumkronen blickt und das Sonnenlicht auf dem wunderschönen Holzboden reflektiert, dann fühlt man sich wie …. nun ja, wie zu Hause eben. Obwohl die schwedische Moderatorin Elsa Billgren und ihr Mann, der Musiker Pontus de Wolfe, erst seit 2014 in der Wohnung leben, wirkt es, als würden schon ewig hier wohnen. „Das stimmt, es fühlt sich an wie 20 Jahre“, bestätigt Elsa. „Wir wollen, dass unsere Gäste sich bei uns wohl und geborgen fühlen. Die Wohnung hat eine ganz besondere Atmosphäre, vor allem, wenn die Fenster geöffnet sind, und die Jazzmusik von der Straße hereinweht. Wir umgeben uns gern mit vielen schönen Sachen, und auch wenn es manchmal etwas chaotisch wirkt, wissen wir genau, wo alles ist.“ Bei der Auswahl der Vintage-Möbel und -Accessoires für ihr Zuhause folgt Elsa Billgren zwei einfachen Regeln: Bunt muss es sein und eine Geschichte erzählen. „Wahrscheinlich wollen wir mit unserem Vintage-Fimmel ein Stück unserer Kindheit wiederaufleben lassen. Wir stammen beide aus Künstlerfamilien und sind sozusagen mit Kunst und Kram aufgewachsen.“
Aber wie hat sie es trotz dieser Schnelligkeit geschafft, diesen ganz besonders gemütlichen, heimeligen Look zu kreieren, bei dem die Möbel wirken, als würden sie genau hier und nirgendwo anders hingehören? „Es ist alles eine Frage der Planung. Ich weiß genau, was ich will und mache mir immer einen Plan, bevor ich mich ins Shopping stürze“, sagt Elsa. Was aussieht, wie zufällig zusammengestellt, ist also tatsächlich das Ergebnis sorgfältiger Überlegung. „Sich allein auf das Bauchgefühl zu verlassen, funktioniert leider nur selten. Für einen harmonischen Gesamtlook braucht es nun einmal gute Planung. Vor allem, wenn man viel auf Garagen-Flohmärkten und in Secondhand-Shops unterwegs ist, hilft es, zu wissen, was man will.“
Die selbsternannte „Vintage-Queen“ ist ein großer Fan von klassischem schwedischen Design, hatte aber für ihr eigenes Zuhause eher einen Look à la American Fifties im Sinn. „Ich habe einen absoluten Faible für alles, was romantisch ist: Gold, Altrosa und so weiter. Ich selbst bin ein Kind der Neunziger, als sich einrichtungsmäßig alles um TV-Schränke und Plastik drehte. Während alle Welt sich eine einzelne Gerbera in die Vase stellte, träumte ich von halb verblühten, zarten Rosen.“
An dem zwei Meter langen Tisch aus alten Holzbohlen finden bequem bis zu zehn Personen Platz. „Er hat seine Kratzer und Dellen, aber dafür kann ohne schlechtes Gewissen auch einmal Wein darauf verschütten. Außerdem ist er stabil genug, um darauf zu tanzen!“
Warum Massivholztische uns glücklich machen >>>
Die Vase hat Pontus als eine Art Trostgeschenk für Elsa bei Brandstationen gekauft. „Ich hatte eine wunderschöne große Vase in Östersund in Nordschweden gekauft“, erzählt sie. „Den ganzen Heimweg über hielt ich sie im Flugzeug im Arm. Und dann hat es mein Mann irgendwie fertig gebracht, mit einer riesigen Weinflasche dagegenzustoßen. Die Vase und sieben Liter Wein waren futsch. Aber diese hier ist auch schön.“
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Die Vase hat Pontus als eine Art Trostgeschenk für Elsa bei Brandstationen gekauft. „Ich hatte eine wunderschöne große Vase in Östersund in Nordschweden gekauft“, erzählt sie. „Den ganzen Heimweg über hielt ich sie im Flugzeug im Arm. Und dann hat es mein Mann irgendwie fertig gebracht, mit einer riesigen Weinflasche dagegenzustoßen. Die Vase und sieben Liter Wein waren futsch. Aber diese hier ist auch schön.“
Nachdem sie ihre ersten Lebensjahre in Göteborg verbrachte, zog Elsa im Alter von zehn Jahren nach Stockholm. Am Stadtteil Södermalm schätzt sie vor allem, dass es dort so schön grün ist. „Das Viertel, in dem wir wohnen, heißt Allhelgonakyrkan. Die Häuser wurden um 1928 gebaut. Sie sind im neoklassizistischen Stil gestaltet und waren für große Familien gedacht. Es gibt einen wunderschönen großen Innenhof mit Kastanienbäumen und Holundersträuchern, wo die Kinder in Ruhe spielen können. Ich weiß nicht, wie viele Kinder genau früher in unserer heutigen Wohnung wohnten, aber es war nicht ungewöhnlich, dass sich bis zu acht Personen eine solche Ein-Zimmer-Wohnung teilten. Die Wohnungen haben keinen schicken Stuck und auch keinen Kamin, aber dafür große Fenster und jede Menge Stauraum. In unserer Wohnung gibt es zum Beispiel ganze sieben Einbauschränke!“
Obwohl sich der Bezirk in den letzten Jahrzehnten sehr verändert hat, wohnen viele schon sehr lange hier. „Das Viertel erinnert mich sehr an Göteborg“, erzählt sie. „Es gibt viele Cafés, und die Leute sind sehr freundlich.“ Auf die Frage, wie sie auf keinen Fall wohnen wollen würde, sagt sie: „In einem Neubau, das könnte ich nicht. Ich bin einfach süchtig nach alten Dingen.“
Der orangefarbene Kühlschrank stand schon in der Wohnung, als Elsa und Pontus sie bezogen. Die Glasleuchte haben die beiden für 100 Schwedische Kronen (knapp zehn Euro) auf einem Flohmarkt gekauft.
Ein klares Farbkonzept ist unerlässlich für einen harmonischen Gesamteindruck, und Inspiration dafür kann man überall finden, wie Elsa erzählt: „Im Traum, in Bildern, Filmen … Erlaubt ist, was gefällt. Dabei muss man vor allem sich selbst treu bleiben. Die meisten Leute mögen es, wenn man ein bisschen anders ist.“
Den Ausgangspunkt des Farbkonzepts für ihre Wohnung bildete ein farbenfrohes Gemälde von Pontus’ Vater, dem Künstler Ronald de Wolfe, das in der Sofaecke hängt. Das Grün etwa findet sich in dem Samtsofa von Ikea wieder, und das Orange im Smeg-Kühlschrank oder den Geschenkschachteln von Hermés im Schlafzimmer.
Den Ausgangspunkt des Farbkonzepts für ihre Wohnung bildete ein farbenfrohes Gemälde von Pontus’ Vater, dem Künstler Ronald de Wolfe, das in der Sofaecke hängt. Das Grün etwa findet sich in dem Samtsofa von Ikea wieder, und das Orange im Smeg-Kühlschrank oder den Geschenkschachteln von Hermés im Schlafzimmer.
Neben den vielen Vintage-Elementen gibt es durchaus auch ein paar moderne Dinge. Allerdings sind das größtenteils Elektrogeräte, und die sind meist gut versteckt in alten Bäckerkisten untergebracht. Bis auf die Lautsprecher von People Products, die – verdientermaßen – einen prominenten Platz auf der Kommode einnehmen. Bei den kleinen Messing-Pyramiden handelt es sich um wertvolle Souvenirs aus Ägypten. Sie sind der Anfang einer Sammlung, die bestimmt noch wachsen wird, wie Elsa erzählt.
An der Wand hinter der Ikea-Couch hängt ein Kunstwerk von Elsas Mutter, der Künstlerin Helene Billgren. Es trägt den Titel „Familjen Byxa“ (auf deutsch: Die Familien-Hose) und „ist aus mit Samt bespannter Pappe gemacht“, so Elsa. „Jedes Familienmitglied ist eine Hose – ich bin die ganz kleine. Es hing früher bei uns zu Hause im Keller, und ich dachte mir, es passt hier gut hin.“ Die Kissen sind von Svenskt Tenn, Ikea und Fine Little Day. Elsa hat sie teils noch mit Holzperlen und Quasten verziert.
Es sind vor allem die vielen, kleinen liebevollen Details, die den besonderen Charme der Wohnung ausmachen. Auch bei ganz funktionalen Dingen, wie dem schwarzen Bakelit-Lichtschalter von Byggfabriken. „Es gibt kein schöneres Geräusch als das Klicken, wenn man mit ihnen das Licht einschaltet“, findet Elsa.
In einer kleinen, mit einer Tür abtrennbaren Ecke hat das Paar eine Art Entertainment-Zimmer eingerichtet – mit Büchern, Musik, Spielen und dem Klavier, auf dem schon der schwedische Allround-Künstler Hasse Alfredsson gespielt hat. Pontus und Elsa haben es von dessen Sohn, dem berühmten Regisseur Tomas Alfredsson bekommen. Es war ein Geschenk anlässlich einer Grammis-Auszeichnung (ein schwedischer Musikpreis), die Pontus für die Musik einer Bühnenversion von „Der Zauberer von Oz“ verliehen bekam.
„Der Spiegel gehört zu meinen Lieblingsobjekten in der Wohnung. Ich habe ihn beim Auktionshaus Metropol ersteigert. Als es ans Mitbieten ging, war ich ganz schön aufgeregt, denn wenn ich mich in etwas verguckt habe, muss ich es unbedingt haben.“ Elsas Vintage-Leidenschaft endet allerdings, wenn es um Bettwäsche geht – die kauft sie immer neu.
Einen Großteil ihrer Zeit investiert Elsa in ihr eigenes Geschäft: einen Verleih für Vintage-Hochzeitskleider. In ihrem Showroom hängen knapp 200 Kleider, die sie an Frauen aus ganz Schweden vermietet. Das Geschäft ist für Elsa viel mehr als ein Job, es ist eine Herzensangelegenheit. „Manche Frauen fahren mit dem Bus quer durch das Land, um bei mir ein Kleid anzuprobieren. Sie entscheiden sich ganz bewusst für ein Vintage-Kleid, weil sie eine Tradition fortsetzen möchten. Sie mögen den Gedanken, dass das Kleid schon einmal von einer anderen Braut getragen wurde. In einem echten Vintage-Kleid sieht die Braut nicht nur toll aus, sondern fühlt sich auch so. Der Blick, wenn sich die Frau zum ersten Mal selbst im Spiegel sieht … in Momenten wie diesen weiß ich ganz genau, warum ich mein Geschäft liebe“, so Elsa.
Elsas besondere Leidenschaft für amerikanische Kleider, oder Italian Americana, wie sie den Stil nennt, hat einen geschichtlichen Hintergrund. „Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden viele Hilfspakete aus den USA nach Europa verschickt. Vor allem in Italien kamen die aufreizenden Röcke aus den USA gut an und der sogenannte „New Look“ wurde ein Riesentrend. Kleider aus anderen Ländern sind auf dem Vintage-Markt heute kaum noch zu bekommen; es gibt zum Beispiel so gut wie gar keine Chanel-Kleider mehr und fast nichts von Russland.” Was die alten Kleider so besonders macht? „Die Art, wie sie gemacht sind, ihre Passform, die vielen kleinen Details wie versteckte Knöpfe und aufwändige Spitzenverzierungen. Das ist noch echte Handwerkskunst. So etwas findet man heutzutage einfach nicht mehr, wo alles nach China ausgelagert wird.“
Die Liebe zu hübschen Kleidern hat Elsa bereits in ihrer Kindheit gepackt, als sie ihre Mutter auf deren ausgiebigen Flohmarkttouren begleitete. Bis heute liebt sie den Geruch von alten Dingen. Er erinnert sie daran, wie sie früher zusammen mit ihrer Mutter „kopfüber in Kleiderkisten hing und Secondhandläden durchstöberte – immer auf der Suche nach dem nächsten Schnäppchen,“ erzählt sie. Außerdem dienen ihr die wertvollen Kleider, die einst mit so viel Liebe und handwerklichem Geschick geschneidert wurden, als eine Art „Notgroschen“. „Wenn keiner mehr meinen Blog liest, mich im Fernsehen niemand mehr sehen will oder Instagramm zusammenbricht, dann habe ich immer noch die Kleider. Dann arbeite ich eben einfach wieder als Verkäuferin.“
Elsas Flohmarkt-Tipps:
Tipp 1
Machen Sie sich vorab eine Liste mit Dingen, die Sie kaufen wollen. Und wenn auf der Liste eine Teekanne, Handtücher oder eine Nachttischlampe stehen, dann konzentrieren Sie sich auf genau diese Dinge und lassen Sie die alten Schallplatten und Küchenstühlen tapfer links liegen.
Tipp 2
Lernen Sie, echte Antiquitäten zu erkennen. Am besten Dinge vor den Vierzigerjahren und älter. Diese Sachen verlieren meistens nicht mehr an Wert.
Tipp 3
Versuchen Sie die Qualität des Objekts anhand von Gewicht und Größe einzuschätzen. „Isolieren“ Sie es aus dem Flohmarkt-Chaos, betrachten sie es einzeln und fragen Sie sich, ob es für sich allein betrachtet immer noch schön ist … Wenn ja, schlagen Sie zu!
Gekonnter Stilmix – mehr Houzzbesuche in eklektisch eingerichteten Wohnungen >>>
Tipp 1
Machen Sie sich vorab eine Liste mit Dingen, die Sie kaufen wollen. Und wenn auf der Liste eine Teekanne, Handtücher oder eine Nachttischlampe stehen, dann konzentrieren Sie sich auf genau diese Dinge und lassen Sie die alten Schallplatten und Küchenstühlen tapfer links liegen.
Tipp 2
Lernen Sie, echte Antiquitäten zu erkennen. Am besten Dinge vor den Vierzigerjahren und älter. Diese Sachen verlieren meistens nicht mehr an Wert.
Tipp 3
Versuchen Sie die Qualität des Objekts anhand von Gewicht und Größe einzuschätzen. „Isolieren“ Sie es aus dem Flohmarkt-Chaos, betrachten sie es einzeln und fragen Sie sich, ob es für sich allein betrachtet immer noch schön ist … Wenn ja, schlagen Sie zu!
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Hier wohnen: Elsa Billgren, TV-Moderatorin, Bloggerin und Inhaberin eines Vintage-Geschäfts, mit ihrem Mann, dem Musiker Pontus de Wolfe, sowie der Katze Mira
Im: beliebten Stadtteil Södermalm, Stockholm, Schweden
Auf: 63 Quadratmetern (Schlafzimmer, Musikecke und offener Wohnraum mit Küche)
Als Billgren und de Wolfe ihr neues Zuhause fanden, waren sie sich über die Einrichtung schnell einig. „Ich ging sofort auf große Shoppingtour bei Olsson & Jensen, einem großen Anbieter von Vintage-Möbeln und -Zubehör. Direkt am Tag nach dem Umzug wurden die Sachen geliefert.“