Houzzbesuch: Dezenter Luxus in einem Penthouse in Prenzlauer Berg
Zwei Etagen, Panoramablick und kluge Einbauten: Im Apartment einer Berliner Unternehmensberaterin herrscht cooles Understatement
In Berlin zeigt sich Luxus gerne zurückhaltend. Hier gibt es wenig teures Pflaster, üppige Prachtentfaltung passt nicht ins Ambiente, hier dominiert nach wie vor der raue Charme der Arbeiterviertel. Arm, aber sexy eben. Wie baut man in diesem Kontext für eine sehr erfolgreiche Unternehmensberaterin die zwei obersten Etagen einer alten Fabrik aus?
„Mit Licht, Luft und Sonne“, sagt Holger Hansen bescheiden, fragt man ihn nach dem Konzept für das Penthouse im Prenzlauer Berg. Aber es steckt mehr dahinter. Der Planer hat hier Innenarchitektur als subtiles Weniger erschaffen, bei dem kluge Ideen und der gekonnte Einsatz schöner Materialien für Mehr sorgen – indem er den Klang der Stadt nicht vergaß und dabei doch ein bisschen die Gestalter-Muskeln spielen ließ.
„Mit Licht, Luft und Sonne“, sagt Holger Hansen bescheiden, fragt man ihn nach dem Konzept für das Penthouse im Prenzlauer Berg. Aber es steckt mehr dahinter. Der Planer hat hier Innenarchitektur als subtiles Weniger erschaffen, bei dem kluge Ideen und der gekonnte Einsatz schöner Materialien für Mehr sorgen – indem er den Klang der Stadt nicht vergaß und dabei doch ein bisschen die Gestalter-Muskeln spielen ließ.
Lange Zeit waren Werkstätten der Komischen Oper in dem Gebäude untergebracht, unter anderem die Nähwerkstatt. Ein Kreativ-Ort also, prädestiniert für kreative Ideen. Und die hat Holger Hansen. Bevor er mit Marco Winkler ein eigenes Büro gründete, arbeitete er im Architekturbüro Henn unter Andrée Putman, der berühmten französischen Innenarchitektin. Danach war er im Büro von Anna Maria Jagdfeld als Projektleiter angestellt. In beiden Büros konzeptionierte er Innenräume für hochkarätige Hotels wie das Ritz-Carlton in Wolfsburg.
Seit vielen Jahren ist Hansen nun sein eigener Herr. Wie lange eigentlich genau? Beim Interview stellen Hansen und Winkler erstaunt fest, dass sie ihr Zehnjähriges verpasst haben, das war 2015. Ihre Gedanken sind eben bei der Arbeit – das spricht für sie.
Seit vielen Jahren ist Hansen nun sein eigener Herr. Wie lange eigentlich genau? Beim Interview stellen Hansen und Winkler erstaunt fest, dass sie ihr Zehnjähriges verpasst haben, das war 2015. Ihre Gedanken sind eben bei der Arbeit – das spricht für sie.
Heute wirkt das zweigeschossige Penthouse großzügig und komfortabel ohne zu protzen. Oben befinden sich das Wohnzimmer und eine offen anschließende Küche, im darunterliegenden Stockwerk sind das Schlafzimmer, das Gästezimmer und -bad, das Hauptbad und eine Sauna untergebracht. Der gesamte Innenraum wird gestalterisch durch ein ausgewogenes Miteinander von Form und Material zusammengehalten: Die Einbauten sind maßgeschreinert und durch Hell-Dunkel-Kontraste akzentuiert, die Eichendielen geben den Räumen etwas Weiches, und gezielt eingesetzter Naturstein sorgt für die entsprechend schöne Optik und Haptik der Details. Die Beleuchtung hat Hansen mit der Einrichtung geplant, denn, so sagt er: „Da kann ich das schönste und teuerste Zeug verbauen, ohne das richtige Licht sieht alles nach gar nichts aus.“
Für die beiden langen fensterlosen Wände im oberen Geschoss hat Hansen Einbauten entworfen, deren Elemente aus lackiertem MDF nahtlos aneinander anschließen. Gefertigt hat diese Einbauten die Tischlerei Nitsche.
Hier, im Wohnbereich, werden sie zu tiefen Regalen mit dunklen Rückwänden und Schubladen aus furniertem MDF. Sie fassen als weißes Paneel den Kamin ein und werden später zum Rahmen um die Küche von Bulthaup.
Hier, im Wohnbereich, werden sie zu tiefen Regalen mit dunklen Rückwänden und Schubladen aus furniertem MDF. Sie fassen als weißes Paneel den Kamin ein und werden später zum Rahmen um die Küche von Bulthaup.
„Die Bauherrin wollte ihre gesamte Bibliothek sicht- und greifbar. Das heißt, auch ihre vielen geliebten Taschenbücher und Hefte“, erzählt Hansen. „Wir haben den Regalen extra viel Tiefe gegeben, damit bei ihrem Anblick die klare Struktur und das Regalmaterial dominieren. Indem man die Bücher etwas nach hinten rückt, wirkt alles sortierter.
Der Kamin kann geschlossen oder offen betrieben werden.
Der Kamin kann geschlossen oder offen betrieben werden.
Kleine Akzente in Rot finden sich immer wieder. An den Griffleisten der Schubkästen ebenso …
… wie als spiegelnde Front einer Schiebetür, hinter der die Dame des Hauses all ihre Küchendinge verstauen kann. Durch den Regalverbau rund um die Bulthaup B3 entsteht viel zusätzliche Schrankfläche. Auch das Umluftsystem ist unauffällig darin integriert worden.
Sitzbankbezug: Alcantara-Sweater-Stoff; Tisch: Neat, Kristalia, Design: Christophe Pillet; Stühle: 940, Montina, Design: Gio Ponti
Sitzbankbezug: Alcantara-Sweater-Stoff; Tisch: Neat, Kristalia, Design: Christophe Pillet; Stühle: 940, Montina, Design: Gio Ponti
Die Ledersofas stammen aus den Sechzigerjahren und waren ein Geschenk ihres Vaters an die Hausherrin. Sie hängt sehr an ihnen, wie Holger Hansen erzählt.
Die Bauherrin braucht und liebt ihren Toaster, wollte aber nicht, dass er offen herumsteht. Und voilà – dank der Schiebeelemente ist ganz schnell aufgeräumt. Besondere Extras wie ein Mineralwasserhahn sorgen für den feinen Unterschied zu 0815.
Gucken ohne Hindernisse, das ist in Berlin vielleicht der größte Luxus schlechthin: Vom Frankfurter Tor bis zum Funkturm ist der Blick durch die Stahlrahmenfenster vollkommen frei.
Brauner Marmor, Pietra di Fossena, wurde zur Fenstersitzbank verbaut. Unter den dunklen Lamellen befindet sich die Audio-Ausstattung.
Brauner Marmor, Pietra di Fossena, wurde zur Fenstersitzbank verbaut. Unter den dunklen Lamellen befindet sich die Audio-Ausstattung.
„Die Bauherrin kam über Empfehlung zu mir“, erzählt Holger Hansen. „Ich habe die Erfahrung gemacht, dass solche Verbindungen am besten funktionieren, vielleicht, weil auf diese Weise gleich ein besseres Vertrauensverhältnis entsteht.“
Und dies ist sehr wichtig, wenn am Ende alle zufrieden sein wollen. Man müsse bereit sein, auch von sich selbst Dinge preiszugeben, um herauszufinden, was die Leute wollen und sich wünschen, besonders wenn es um die intimeren Räume gehe, erzählt der Architekt. In diesem Penthouse befinden sie sich im unteren Stockwerk, das über diese von LED-Lichtbändern beleuchtete Treppe erreicht wird.
Und dies ist sehr wichtig, wenn am Ende alle zufrieden sein wollen. Man müsse bereit sein, auch von sich selbst Dinge preiszugeben, um herauszufinden, was die Leute wollen und sich wünschen, besonders wenn es um die intimeren Räume gehe, erzählt der Architekt. In diesem Penthouse befinden sie sich im unteren Stockwerk, das über diese von LED-Lichtbändern beleuchtete Treppe erreicht wird.
Über diesen Flur erreicht man im unteren Geschoss alle Räume. Geradeaus geht es in das mit Rundbogenfenstern ausgestattete Schlafzimmer.
Die Wände sind in RAL 9016 gestrichen, einem Farbton, der Holger Hansen absolut begeistert, weil er die Farbe der Umgebung annimmt und dadurch alles harmonisiert.
„Drei Farben Weiß“ konstatiert Hansen angesichts des Masterbads. Er bezieht sich dabei auf das Perlmutt für die Mosaikfliesen der Dusche (rechts hinter dem Türbogen sichtbar), den Cremeton des Kalksteins Marbre Belleville, der als Fußboden verlegt wurde und das Weiß der Wände. Die Einbauten hier wie im gesamtem Untergeschoss fertigte die Tischlerei Fandrich an. Man beachte das Fenster zum Schlafzimmer, das sich zwischen den beiden Aufsatzwaschbecken befindet. Es ist schallisolierend, damit keiner vom anderen geweckt wird, wenn er morgens früher hinaus muss. Außerdem lässt es sich öffnen. Über der Tür befinden sich LEDs in Warmweiß. Die Wände sind PU-beschichtet und mehrfach gespachtelt, um eine glatte, watteweiche und dennoch scheuerharte Oberfläche zu erzeugen.
Armaturen: Wohlers; Aufsatzwaschbecken: Laufen; Wanne: Flaminia
Armaturen: Wohlers; Aufsatzwaschbecken: Laufen; Wanne: Flaminia
Links befindet sich das Waschbecken des Herren (ja, der Freund der Besitzerin benutzt den kleinen Kosmetikspiegel), rechts das der Dame. In einem Einbauschrank, der nur anhand des kleinen Knaufes sichtbar wird, verstaut die Unternehmensberaterin all ihre Kosmetik. Sie liebt dieses Gimmick.
Spiegel: Baulmann
Spiegel: Baulmann
Die bodengleiche Dusche hat einen Regenhimmel. In der Nische finden Duschgel und Shampoo ihren Platz.
Mosaikfliesen: Vetro Lux Neutra 01 bianco, Casamood
Mosaikfliesen: Vetro Lux Neutra 01 bianco, Casamood
Bei der Sauna handelt es sich um eine Spezialanfertigung von Saunalux. Die Sitzbank wird außen zum Waschtisch mit verchromter Bügelstütze. Die Wände sind mit Nussbaum vertäfelt. Die Bänke wurden aus Abachi-Holz gefertigt.
Ein Gästebad mit eigener Dusche sorgt dafür, dass sowohl Bewohner als auch Besucher ihre Rückzugsmöglichkeit haben.
Vom Schlafzimmer sieht man durchs Fenster in das Masterbad. Ein architektonischer Kniff, der beide Räume größer erscheinen lässt, und eine Lösung, die man so schnell nirgendwo anders finden wird.
Nach einem kurzen Zögern gesteht mir Holger Hansen, dass dieses Penthouse sein Lieblingsprojekt sei: „Ich hätte mir damals nach der Uni nicht träumen lassen, dass ich einmal Innenarchitektur für vermögende Leute planen würde“, sagt er. „Private Bauherren aus diesem Umfeld haben oft ganz eigene, besondere Vorstellungen, wie sie leben möchten. Die Bauherren als Inspiration zu sehen, zwingt einen immer wieder auf neue Entwurfswege. Und es verhindert, dass man dem Trampelpfad seines eigenen Stils folgt – oder sich selbst nur wiederholt. Diese Herausforderung reizt mich. Der Bauherr muss am Ende quieken vor Glück und ständig in der Wohnung tanzen wollen.“ Nicht unwahrscheinlich, dass die Hausherrin hier mit ihrem Partner den einen oder anderen Tango aufs Eichenparkett legt.
Stuhl: Rocking Chair, Design: Eames, vintage (neu von Vitra)
Nach einem kurzen Zögern gesteht mir Holger Hansen, dass dieses Penthouse sein Lieblingsprojekt sei: „Ich hätte mir damals nach der Uni nicht träumen lassen, dass ich einmal Innenarchitektur für vermögende Leute planen würde“, sagt er. „Private Bauherren aus diesem Umfeld haben oft ganz eigene, besondere Vorstellungen, wie sie leben möchten. Die Bauherren als Inspiration zu sehen, zwingt einen immer wieder auf neue Entwurfswege. Und es verhindert, dass man dem Trampelpfad seines eigenen Stils folgt – oder sich selbst nur wiederholt. Diese Herausforderung reizt mich. Der Bauherr muss am Ende quieken vor Glück und ständig in der Wohnung tanzen wollen.“ Nicht unwahrscheinlich, dass die Hausherrin hier mit ihrem Partner den einen oder anderen Tango aufs Eichenparkett legt.
Stuhl: Rocking Chair, Design: Eames, vintage (neu von Vitra)
Hier wohnt: eine 52-jährige Unternehmensberaterin mit ihrem Partner
Auf: 185 Quadratmetern
In: Berlin, Prenzlauer Berg
Baujahr: 2015
Experte: Holger Hansen von Hansenwinkler
Fotos: Michael Zalewski
Im Hof, hinter Fünfzigerjahrebauten aus der DDR-Zeit, verbirgt sich eine ehemalige Fabrik mit Backsteinfassade. In deren beiden obersten Etagen, eine davon alt, die andere frisch aufgesetzt, befindet sich heute diese Wohnung. Das Gebäude war im Bauträgermodell saniert worden, als Holger Hansen die Planung übernahm. Nun ging es an die Innereien.
Hansen bestätigt, was viele Innenarchitekten und Interior-Designer erzählen: Man lernt seine Auftraggeber sehr gut kennen, denn „ohne zu wissen, was die Kunden lieben und sich wünschen, kann man keine gute Lösung entwickeln.“ Die vorgefundene Substanz hatte einiges zu bieten: „Von dort oben hat man einen unvergleichlichen und unverbaubaren Blick über die Stadt“, erzählt Hansen. „Sie können vom Frankfurter Tor bis zum Funkturm schauen, ohne das etwas die Aussicht stören würde.“