Houzzbesuch: Die rosafarbene Welt einer dänischen Bloggerin
Rosa, Bordeaux und Weiß – wie Farbe und Geschmack ein Haus von 1938 in West-Jütland zum Familienheim werden ließen
Sanne Kragelund
27. Mai 2017
Wenn man das Haus von Pernille Riis zum ersten Mal betritt, kommt man nicht umhin, sich zu fragen: Was sagt eigentlich ihr Ehemann zu dieser Farbwahl? „Er ist farbenblind und glaubt, dass wir in einem schwarzweißen Zuhause wohnen“, erzählt sie lachend. Riis ist ein echter Design-Profi. 2016 wurde sie vom Bolig Magasinet, einem der größten Interior-Design-Magazine Dänemarks, zur Stylistin des Jahres gekürt, und 2014 gewann sie den von by Lassen ausgeschriebenen Stylisten-Wettbewerb im Bereich Produktion. Ihr eigenes Zuhause in Holstebro im Westen Dänemarks ist ein Wohntraum in Rosa mit einem einzigartigen Deko-Mix, den sie mit viel Gespür zusammengetragen hat.
Auf einen Blick
Hier wohnen: Pernille Riis (32), Stylistin, Bloggerin (Krea Pernille) und Unternehmerin (Livink), ihr Mann Dan (35) und ihre Kinder Noah (11) und Alba Viola (7) sowie Hund Conrad
In: in einer ehemaligen Waffelbäckerei von 1938, in Holstebro, West-Jütland, Dänemark
Auf: 125 Quadratmetern, zuzüglich 90 Quadratmeter Keller
Hier wohnen: Pernille Riis (32), Stylistin, Bloggerin (Krea Pernille) und Unternehmerin (Livink), ihr Mann Dan (35) und ihre Kinder Noah (11) und Alba Viola (7) sowie Hund Conrad
In: in einer ehemaligen Waffelbäckerei von 1938, in Holstebro, West-Jütland, Dänemark
Auf: 125 Quadratmetern, zuzüglich 90 Quadratmeter Keller
„Ich war schon immer gern kreativ. Und ich bin ein sehr sturer Mensch: Wenn ich mir etwas in den Kopf gesetzt habe, ziehe ich es auch durch“, erzählt Riis, die sich selbst außerdem als tollpatschig und ungeduldig beschreibt. Ihrem Instagram-Account sieht man das jedenfalls nicht an. „Von der Idee bis zur Umsetzung geht es bei mir immer ganz schnell“, lacht sie. Ihr eigenes Zuhause ist das perfekte Beispiel dafür.
Tisch: Hay; Stühle: Wishbone von Hans J. Wegner, Carl Hansen & Son; Leuchten: Nordic Tales; Bilder: Livink
Tisch: Hay; Stühle: Wishbone von Hans J. Wegner, Carl Hansen & Son; Leuchten: Nordic Tales; Bilder: Livink
Eigentlich ist Riis gelernte Sozial- und Krankenpflegerin. Ihre berufliche Neuorientierung war zunächst nicht ganz freiwillig: Aufgrund einer ernsten Rückenverletzung musste sie ihre damalige Arbeit eine Weile ruhen lassen und mehrere Monate im Liegen verbringen. „Ich lag den ganzen Tag nichts tuend auf dem Sofa herum. Irgendwann konnte ich mich nicht einmal mehr daran erinnern, jemals das Geld für dieses Sofa verdient zu haben“, erzählt Riis. Damals ermutigte sie ein Freund, einen Instagram-Account anzulegen. Gesagt, getan. Riis begann, sich leidenschaftlich für Interior-Design und Fotografie zu interessieren und erntete schnell Zuspruch. Nach nur einem Jahr hatte sie bereits 10 000 Follower, heute sind es über 60 000.
Blumen-Arrangement: Bloomon; Kissen: Livink; Bilder: Tenna Kramer/Livink; Galaxie-Mobile: Planteplaneter
Blumen-Arrangement: Bloomon; Kissen: Livink; Bilder: Tenna Kramer/Livink; Galaxie-Mobile: Planteplaneter
Riis liebt ihren neuen Job als Interior-Designerin. Trotzdem weiß sie, dass die lange Auszeit von der Arbeit wichtig für sie war. So hat sie zum Beispiel gelernt mit Geld umzugehen. „Vor meinem Unfall habe ich das Geld nur so zum Fenster rausgeworfen“, sagt sie.
Riis Zuhause ist eine Ode an die Farbe, vor allem an Rosa. Aber ihre Farbverliebtheit hat auch Grenzen: Hellrot oder Orange etwa mag sie überhaupt nicht. „Diese Farben tun mir regelrecht in den Augen weh, weshalb ich die typischen Weihnachtsfarben auch gar nicht leiden kann“, erzählt sie. Und so hat sie sich zu Weihnachten auch für einen weißen Plastik-Weihnachtsbaum entschieden, den sie mit rosafarbenem Weihnachtsschmuck und einem goldenen Stern als Spitze dekoriert hat – schließlich muss er farblich zum Rosa, Weiß und Grau im Rest des Hauses passen. „Ich liebe Rosa, weil es mit fast allem kombinierbar ist“, so Riis. Erst vor Kurzem hat sie die Wände im Esszimmer in trendigem Burgunderrot gestrichen.
Kleiner Wandteppich: Weaving von Valentin; handgefertigte Regale: Jem og Fix
Was passt zu dunklen Wänden?
Kleiner Wandteppich: Weaving von Valentin; handgefertigte Regale: Jem og Fix
Was passt zu dunklen Wänden?
Riis Arbeitsplatz befindet sich im Esszimmer, ganz zentral gelegen in der „großen weißen Schachtel“, wie sie Ihr Zuhause nennt. „Ohne eine neutrale Basis könnte ich meine farblichen Ausschweifungen gar nicht so gut ausleben“, sagt sie. Ein weiteres wichtiges Gestaltungselement für Riis sind Grünpflanzen: Sie bilden einen wunderbar lebendigen Kontrast zu den vielen Deko-Objekten im Haus.
Uhr: Lovewood
Uhr: Lovewood
Aktuell möchte Riis ihr Wohnzimmer neugestalten und geht an dieses Projekt, anders als ihr Mann, sehr emotional heran. „Darum fertige ich auch die Skizzen an und übernehme die Malerarbeiten. Dan ist für die Besorgungen zuständig“, erzählt sie. „Er ist mir eine große Hilfe. Mit mir zusammenzuleben ist schon eine ziemliche Herausforderung, aber er weiß, wie viel er mir bedeutet.“
Sofa: Couz
Sofa: Couz
In der 1938 errichteten ehemaligen Waffelbäckerei hat sich viel verändert. Gekauft haben Riis und ihr Mann das Haus 2008. Damals war es noch komplett mit Teppich ausgestattet, sogar die Treppen. Mit der tatkräftigen Unterstützung ihres Mannes hat die Interior-Designerin das Gebäude umfassend renoviert. Bei all den Neu- und Umgestaltungen achtet Riis aber sehr darauf, den Charme des alten Hauses zu bewahren.
Bilder: Livink; Leuchten: Pust Glas
Bilder: Livink; Leuchten: Pust Glas
„Ich bin hier in Holstebro in einem ähnlichen Haus wie diesem aufgewachsen“, erzählt Riis. Sie erinnert sich noch gut an das gemütliche, farbenfrohe und liebevoll gestaltete Zuhause mit den schweren Holzmöbeln und schwarzen Ledersofas. „Eben total Neunziger.“
„Bei der Gestaltung des Wohnzimmers hatte ich im Hinterkopf, dass ich hier oft und gern Besuch empfangen werde. Die Einrichtung sollte daher vor allem gemütlich und fröhlich sein“, so Riis. Außerdem findet sie, dass es nicht genug Grau im Haus geben kann. „Für mich ist Grau eine lebendige Farbe, weil sie einfach unglaublich viele Schattierungen hat.“ Auch für Messing hat die Interior Designerin eine besondere Vorliebe.
Sofa: Couz; Teppich: TinyTiny; Hängeleuchten in Diamantform: Tvåfota Design
Sofa: Couz; Teppich: TinyTiny; Hängeleuchten in Diamantform: Tvåfota Design
Als leidenschaftliche Sammlerin musste Riis dieses Porzellangeschirr mit Zwiebelmuster von Royal Copenhagen unbedingt haben. „Ich liebe es, Dinge zu sammeln. Es gibt immer ein paar Objekte, auf die ich es abgesehen habe“, sagt sie. „Der Stil des Geschirrs ist einfach wunderschön, und ich liebe dänisches Design. Aber wer tut das nicht?“
Trotzdem ist sie mit ihrer Küche noch leicht unzufrieden. „Die gefällt mir noch nicht so richtig, aber mit dem Regal für das Royal-Copenhagen-Geschirr finde ich es ganz okay. Dennoch wirkt sie insgesamt noch ziemlich altbacken.“
Möbelsticker: Hverdagsgleder
Möbelsticker: Hverdagsgleder
Von der Küche aus gelangt man direkt in den Eingangsbereich. Die runden schwarzen Kleiderhaken von Muuto sind nicht nur praktisch, sondern geben dem Raum eine grafische Note.
Hier trifft Funktionalität auf Style. „In einem Flur sollte immer genügend Platz für Mäntel, Schuhe, Mützen und Handschuhe sein. Trotzdem sollte er nicht überladen oder chaotisch wirken. Schuhe hat Riis in einem Schuhschrank verstaut. Für eine angenehme Atmosphäre sorgen eine passende Beleuchtung, schlichte Accessoires und hübsche Kunstwerke.
Sitzbank: Nomess; Kleiderhaken: Pytt Living
Hier trifft Funktionalität auf Style. „In einem Flur sollte immer genügend Platz für Mäntel, Schuhe, Mützen und Handschuhe sein. Trotzdem sollte er nicht überladen oder chaotisch wirken. Schuhe hat Riis in einem Schuhschrank verstaut. Für eine angenehme Atmosphäre sorgen eine passende Beleuchtung, schlichte Accessoires und hübsche Kunstwerke.
Sitzbank: Nomess; Kleiderhaken: Pytt Living
Das Haus ist mitten im Stadtzentrum gelegen. Es erstreckt sich über drei Etagen und verfügt über ein großes Kellergeschoss, das Riis und ihre Familie zum Entspannen nutzen. Bis jetzt wurde es noch nicht renoviert. Riis will damit warten, bis die Kinder etwas älter sind, denn dann werden sie in den Keller ziehen. Alle Schlaf- und Kinderzimmer sowie das Badezimmer befinden sich in den oberen Etagen.
Spiegel: TinyTiny; Schlüsselbrett: Roon & Rahn
Spiegel: TinyTiny; Schlüsselbrett: Roon & Rahn
Wenn man die Treppen hinaufgeht, ist es, als würde man in eine Traumwelt eintreten – dank der imposanten wolkenartigen Hängeleuchten an der Decke. „Ich liebe diese Leuchten. Für mich symbolisieren sie den Himmel. Deshalb passen sie auch so gut ins Obergeschoss“, so Riis.
Leuchten: Vita Copenhagen
Leuchten: Vita Copenhagen
Alle Böden im Haus sind heute weiß. „Sie waren ziemlich alt und nur schwer zu reinigen. Aber anstatt neue Dielen zu verlegen, haben wir sie weiß lackiert“, erzählt Riis. „Wenn alle Oberflächen weiß sind, hat man viel mehr Gestaltungsmöglichkeiten.“
Möbelsticker: Hverdagsleder; Hasenleuchte: Miffy, Børnenes Kartel
Möbelsticker: Hverdagsleder; Hasenleuchte: Miffy, Børnenes Kartel
„Die Idee zu dem Bett kam mir, als ich die Dachschrägen nicht mehr sehen konnte“, so Riis weiter. Ein Himmelbett in einem Zimmer mit Dachschrägen – klingt unmöglich, oder? Für Krea Pernille kein Problem! Sie machte sich an die Zeichnung, und ihr Mann besorgte die Materialien und setzte ihre Pläne um. „Am besten gefällt mir an dem Bett, dass es selbst gebaut ist, und zwar nach meinem Entwurf. Darum ist es für mich auch mehr als nur ein Bett“, so Riis. Die Wand haben die zwei ebenfalls selbst vom Putz befreit, um die schönen Ziegelsteine zum Vorschein zu bringen. „Sie sollten einen Kontrast zu dem vielen Weiß im Haus bilden, und das ist uns auch gelungen.“
Leuchtbuchstabe „N“: Seletti
Leuchtbuchstabe „N“: Seletti
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Immer wieder toll, wenn jemand seinen ganz eigenen Stil verfolgt! Ich finde die Einrichtung sehr gelungen!
Ein traumhaft schön eingerichtet Haus mit zauberhaften Details, z.B. die Flurecke mit außergewöhnlichen Spiegeln und Monsterapflanze. Nichts wirkt überladen. Das Farbkonzept: rosa, grau, burgunderrot ist stimmig. Zauberhafte Wolkenlampen, die im 1. OG den Aufgang zum Himmel symbolisieren, einfach schön. Eine Wohnumgebung mit Persönlichkeit, die auch kindgerecht ist.