Houzzbesuch: Ehemalige Reifen-Lagerhalle dreht jetzt wohnliche Runden
Eine alte Lagerhalle wurde zum Zuhause einer Interior Designerin – nachdem sie ihr einen neuen Grundriss und feminines Interior verpasste
Einst wurden in diesem Londoner Loft Reifen der Firma Pirelli gelagert, heute ist es das Zuhause von Nia Morris und ihrer Familie. Als Morris das Loft vor zwei Jahren kaufte, hatte es seine besten Zeiten bereits hinter sich, bestand nur aus einem einzigen großen Raum – nicht gerade ideal für eine Familie. Doch dank ihres geschulten Auges erkannte die Interior Designerin das Potenzial. Mit sorgfältiger Planung und Detailverliebtheit verwandelte sie das Loft in ein modernes Zuhause für sich, ihren Partner Paul und Tochter Millie. Das Gebäude selbst gab die Richtung vor.
Heute gibt ein bunter Mix aus modernen Möbeln, Vintage-Fundstücken und Antiquitäten den Ton an. In einem antiken Planschrank hat Morris Zeichnungen und Entwürfe ihrer aktuellen Interior-Projekte untergebracht. „Ich habe für jeden Kunden eine eigene Schublade“, sagt sie.
Sofa: Picasso, The Sofa & Chair Company
Sofa: Picasso, The Sofa & Chair Company
Zwei Monate dauerte die Planung für ihr neues Zuhause. „Ich habe alles bis ins kleinste Detail durchdacht. Als es dann an die Umsetzung ging, wussten die Handwerker genau, was sie zu tun hatten“, erzählt Morris. „Da wir einen offenen Küchen- und Wohnbereich haben, war es mir wichtig, dass sich die Küche dezent in den Gesamtraum einfügt. Deshalb habe ich mich für ein schlichtes, zurückhaltendes Design entschieden“, erklärt sie. „Eigentlich bin ich ein großer Fan von offenen Regalen, aber das hätte in diesem Fall nicht gut gepasst. Schließlich will man vom Sofa aus nicht immer auf den ganzen Küchenkram blicken.“
Küche: Bulthaup
Küche: Bulthaup
Morris ist eine leidenschaftliche Gastgeberin, und die Lage des Lofts – mitten im Londoner Zentrum – macht ihr Zuhause zum beliebten Treffpunkt für Freunde und Bekannte. „Wir laden oft Gäste zum Abendessen ein. Schon allein deshalb brauchen wir eine große Küche, in der wir bequem kochen und viele Leute unterbringen können“, so die Interior Designerin.
Der größte Kostenfaktor der Sanierung war, neben der Bulthaup-Küche, die Verlegung der breiten Dielen. „Für ein stimmiges Gesamtbild habe ich im gesamten Raum den gleichen Fußbodenbelag verwendet. Das war mir wichtig, vor allem, da der Raum nicht allzu groß ist“, so Morris. „Der warme Dielenboden bildet ein schönes Gegengewicht zu dem rauen Charme der Betondecke.“
Esstisch: Bermuda, Asplund; Holzdielen: Dinesen
Der größte Kostenfaktor der Sanierung war, neben der Bulthaup-Küche, die Verlegung der breiten Dielen. „Für ein stimmiges Gesamtbild habe ich im gesamten Raum den gleichen Fußbodenbelag verwendet. Das war mir wichtig, vor allem, da der Raum nicht allzu groß ist“, so Morris. „Der warme Dielenboden bildet ein schönes Gegengewicht zu dem rauen Charme der Betondecke.“
Esstisch: Bermuda, Asplund; Holzdielen: Dinesen
„Der alte Grundriss war nicht geeignet für eine Familie, aber ganz wollte ich ihn nicht verändern. Wegen der Offenheit hatte ich mich schließlich in die Wohnung verliebt! Der neue Grundriss sollte praktisch sein und zu unserem Lebensstil passen, aber gleichzeitig den ursprünglichen Loft-Charakter bewahren. Also entschied ich mich für einen großen, offenen Wohnbereich, von dem alle anderen Zimmer abgehen.“
Dank Morris’ gründlicher Vorarbeit dauerten die eigentlichen Bauarbeiten nur dreieinhalb Monate. Dabei wurden sämtliche Fenster ausgetauscht, zwei Badezimmer und ein Hauswirtschaftsraum geschaffen sowie die neue Küche eingebaut. Außerdem wurden neue Leuchten und eine Fußbodenheizung installiert.
Sofa: Picasso, The Sofa & Chair Company
Sofa: Picasso, The Sofa & Chair Company
Die Garderobenhaken „The Dots“ von Muuto und eine Sitzbank, die Morris selbst gebaut hat, sorgen dafür, dass der Eingangsbereich immer schön aufgeräumt ist.
Überall in der Wohnung hat Morris imposante Leuchten platziert, die dem Loft eine individuelle Note verleihen – so auch diese großen Stoff-Hängeleuchten im Wohnbereich. „Sie fallen einem direkt ins Auge“, so Morris. „In einem offenen Raum wie diesem ist es wichtig, ein oder zwei Hingucker als optische Ankerpunkte zu haben.“ Die auffälligen Hängeleuchten markieren den Wohnbereich, während kleinere Leuchten über dem Tisch den Essbereich definieren. „Sie strukturieren den Raum, ohne, dass Wände nötig sind“, erklärt Morris.
Hängeleuchten: Ay Illuminate
Hängeleuchten: Ay Illuminate
Bei der Neugestaltung legte Morris Wert darauf, Industrial-Elemente wie die Betondecke und die Sprossenfenster zu erhalten. „Natürlich hätte ich zum Beispiel auch die Decke abhängen und mit Lichtspots versehen können, aber das hätte die Atmosphäre komplett verändert“, erklärt sie.
Damit keine Kabelschlitze in die Decke gezogen werden mussten – das Fräsen in eine massive Betondecke kann ganz schön aufwändig sein – ließ Morris Zinkrohre an der Decke entlanglaufen, in denen sie die Elektrokabel dezent verschwinden ließ. „Ich finde, das ist eine schöne Lösung“, so die Interior Designerin. „Auch die Säulen und Balken habe ich unverkleidet gelassen, um den rauen Charme der Wohnung zu bewahren.“
Damit keine Kabelschlitze in die Decke gezogen werden mussten – das Fräsen in eine massive Betondecke kann ganz schön aufwändig sein – ließ Morris Zinkrohre an der Decke entlanglaufen, in denen sie die Elektrokabel dezent verschwinden ließ. „Ich finde, das ist eine schöne Lösung“, so die Interior Designerin. „Auch die Säulen und Balken habe ich unverkleidet gelassen, um den rauen Charme der Wohnung zu bewahren.“
In einer Ecke des Wohnzimmers hat sich Morris einen kleinen Arbeitsbereich eingerichtet – bestehend aus einem Schreibtisch und Regalen mit offenen und geschlossenen Elementen des Regalsystems „606“ von Vitsoe; ein Entwurf der deutschen Designlegende Dieter Rams.
Die Bücherregale hat das Paar aus dem vorherigen Zuhause mitgebracht. Sie sind wie gemacht für die Säulen. „Es gibt in dem Loft nicht besonders viel Wandfläche, weil wir zwei Fensterfronten haben, und die dritte Wand von Küche und Arbeitsbereich okkupiert wird“, so Morris. „Darum lag es nahe, die Säulen zu nutzen.“ Das Innenfenster bringt Licht in eines der zwei Schlafzimmer.
Bücherregale: Ptolomeo, The Conran Shop
Bücherregale: Ptolomeo, The Conran Shop
Manchmal gelangt schon fast zu viel Licht durch die zwei Fensterfronten – eine nach Süden, die andere nach Osten ausgerichtet: „Teilweise kann ich auf meinem Bildschirm gar nichts mehr erkennen“, so Morris. Abhilfe schaffen dann schlichte Leinen-Rollos.
Hängeleuchten: Ball Lights, Michael Anastassiades
Hängeleuchten: Ball Lights, Michael Anastassiades
Für den Flur hat Morris ein schlichtes Wandregal entworfen, das gerade die richtige Größe für ihr Klapprad hat.
Auch das Schlafzimmer hat Morris ins rechte Licht gerückt. „Keine Ahnung, ob diese Leuchten fürs Schlafzimmer gedacht sind, aber ich wollte sie unbedingt haben“, so Morris.
Jede Leuchte hat ihre eigene Befestigung, so dass man sie ganz individuell arrangieren kann.
Hängeleuchten: Aim , Flos; verspiegelte Frisierkommode: B&T Antiques
Jede Leuchte hat ihre eigene Befestigung, so dass man sie ganz individuell arrangieren kann.
Hängeleuchten: Aim , Flos; verspiegelte Frisierkommode: B&T Antiques
Die Wände hat Morris mit einer silberfarbenen Mustertapete versehen. „Ich habe nach Möglichkeiten gesucht, um die maskuline Grundstimmung des Lofts etwas abzumildern. Nachdem ich die Leuchten aufgehängt hatte, fand ich, dass sie den Raum etwas zu industrial wirken lassen. Da kam die Tapete gerade recht“, so Morris. „Das Eidechsenmotiv ist vielleicht etwas ungewöhnlich, aber es ist ja ganz dezent“, fügt sie hinzu.
Tapete: Iguana, Timorous Beasties
Tapete: Iguana, Timorous Beasties
Auch die große Schrankwand hat Morris selbst entworfen. Sie bietet jede Menge Stauraum.
Dieser antike Spiegel – eines von zwei identischen Exemplaren – stammt aus dem Frankreich des frühen 19. Jahrhunderts. „Sie sind beide schon etwas angeschlagen, aber ich liebe diese Spiegel einfach. Ich besitze sie schon ewig, und sie sind immer wieder mit mir umgezogen“, so Morris. „Ich war mir nicht ganz sicher, ob sie zum Industrial Look des Lofts passen, aber ich finde schon.“ Der verspiegelte Beistelltisch bringt einen weiteren femininen Touch in den Raum.
Beistelltisch: Minotti; Stuhl: Pink Ro, Jaime Hayon für Fritz Hansen
Beistelltisch: Minotti; Stuhl: Pink Ro, Jaime Hayon für Fritz Hansen
Durch das französische Fenster, das auf einen kleinen Austritt führt, gelangt auch hier viel Tageslicht in den Raum.
Heute verfügt das Loft über zwei Badezimmer, darunter dieses Ensuite-Bad. Die bodengleiche Dusche ist mit weißen Metro-Fliesen versehen, während ein Fliesen-Mix den Fußboden schmückt.
Fußbodenfliesen: Surface
Fußbodenfliesen: Surface
„Meine Tochter Millie hat sich ein Doppelbett gewünscht“, so Morris. „Da ihr Zimmer aber nicht so groß ist, war ein Hochbett die einzige Möglichkeit.“ Der Raum misst nur sieben Quadratmeter, aber dank einer Deckenhöhe von 3,50 Metern gab es nach oben jede Menge Platz. „Wenn man im Bett liegt, hat man immer noch einen ganzen Meter bis zu Decke – von Platzangst also keine Spur“, so Morris.
Unter dem Bett platzierte Morris den Schreibtisch. Außerdem plante sie in der Wand neben dem Bett eine kleine Nische, die mit Steckdosen ausgestattet ist, damit Millie hier Telefon und Laptop laden kann – eine Art Einbau-Nachttisch.
Unter dem Bett platzierte Morris den Schreibtisch. Außerdem plante sie in der Wand neben dem Bett eine kleine Nische, die mit Steckdosen ausgestattet ist, damit Millie hier Telefon und Laptop laden kann – eine Art Einbau-Nachttisch.
Das zweite Bad ist vom Wohnzimmer aus erreichbar. Für einen harmonischen Gesamtlook verwendete Morris hier die gleichen Wand- und Bodenfliesen wie im anderen Badezimmer.
Morris wohnt zum ersten Mal in einem Loft – und sie ist begeistert. „Vorher haben wir in einem einem mehrstöckigen Haus gelebt, wobei die einzelnen Etagen relativ klein waren“, erzählt sie. Nachdem ihre beiden älteren Söhne ausgezogen waren, blieben diese Etagen aber so gut wie unbewohnt. Die offene Wohnsituation passt viel besser zu ihrem heutigen Leben. „Es ist eine schöne Art zu wohnen, wenn die ältesten Kinder schon aus dem Haus sind“, erzählt sie. „Für uns war das eine spannende Veränderung. Es ist immer toll, etwas Neues auszuprobieren!“
MEHR
Houzzbesuch: Eine ehemalige Bibeldruckerei wird trendy
Flight mode off: Eine Londoner Loft-Küche setzt zur Landung an
Houzzbesuch: Eine ehemalige Berliner Textilfabrik im neuen Kleid
Morris wohnt zum ersten Mal in einem Loft – und sie ist begeistert. „Vorher haben wir in einem einem mehrstöckigen Haus gelebt, wobei die einzelnen Etagen relativ klein waren“, erzählt sie. Nachdem ihre beiden älteren Söhne ausgezogen waren, blieben diese Etagen aber so gut wie unbewohnt. Die offene Wohnsituation passt viel besser zu ihrem heutigen Leben. „Es ist eine schöne Art zu wohnen, wenn die ältesten Kinder schon aus dem Haus sind“, erzählt sie. „Für uns war das eine spannende Veränderung. Es ist immer toll, etwas Neues auszuprobieren!“
MEHR
Houzzbesuch: Eine ehemalige Bibeldruckerei wird trendy
Flight mode off: Eine Londoner Loft-Küche setzt zur Landung an
Houzzbesuch: Eine ehemalige Berliner Textilfabrik im neuen Kleid
Hier wohnen: Nia Morris, Mitbegründerin von Cloud Studios, ihr Partner Paul Baines, Kinderarzt, und Tochter Millie
In: London, Großbritannien
Auf: knapp 100 Quadratmetern (zwei Schlafzimmer, zwei Bäder)
Fotos: Andrew Beasley
Es war Liebe auf den ersten Blick. Dabei wirkte die zweite Etage des ehemaligen Lagerhauses alles andere als wohnlich, als Nia Morris sie zum ersten Mal sah. Im Grunde war es nur ein großer, offener Raum. „Was mir besonders gut gefiel, war die Ecklage der Wohnung, denn dank der Fensterfronten in zwei Himmelsrichtungen war sie wunderbar hell“, erinnert sich Morris. „Ich habe sofort erkannt, dass man daraus bequem eine Wohnung mit zwei Schlafzimmern und zwei Bädern machen konnte.“