Houzzbesuch
Houzzbesuch: Eifeler Sommerfrische dank Kunsthalle und Gästehaus
Kunst mit Aussicht: Das Galeristenpaar Hetzler und Saouma hat im Dorf Weidingen eine Stiftung gegründet – und dafür schöne Häuser gebaut
Weidingen ist ein kleines Örtchen in der Eifel mit insgesamt 167 Einwohnern. Wie verschlägt es einen dorthin, wenn man nicht – drehbuchreif wie bei „Mord mit Aussicht“ – zur Strafe in dieses Mittelgebirge versetzt wird? Ganz einfach: Galerist Max Hetzler freundete sich in den Achtzigerjahren mit dem Architekten Oswald Mathias Ungers an, der sich als gebürtiger Eifeler in seiner Heimat stark engagierte. Ihm kaufte Hetzler damals das denkmalgeschützte Haus ab, das er vor fünf Jahren gemeinsam mit seiner Frau zum Sitz seiner Stiftung Kunst in Weidingen erkor. Um das historische Haus herum ist seitdem nach Entwürfen von Axt Architekten aus Trier ein Kulturort auf der grünen Wiese entstanden, mit neuer Ausstellungshalle und einem Gästehaus für Artists in Residence.
Das Gästehaus haben Axt Architekten typologisch dem Trierer Einhaus nachempfunden. Dabei handelt es sich um einen Bau, in dem Wohnhaus, Scheune und Stall unter einem Satteldach aneinandergereiht wurden. Das Gästehaus hat dieselbe Gestalt, ist aber mit seinen 50 Quadratmetern nur zum Wohnen gedacht. Es ist ein Holzrahmenbau, der mit längs verlaufenden Kupferbändern verkleidet wurde. „Ich wünschte mir eine Architektur, die in der Tradition der Eifeler Bauweise steht und die nichts behaupten will, was nicht hierher passt“, erklärt Hetzler, der in den Trierer Architekten die idealen Partner für sein Vorhaben fand. „Das Wichtigste für mich ist, dass sie meine Architekturvorstellungen verstehen und aus der Region kommen.“
Skulptur: Rebecca Warren, The Main Feeling, 2009
Skulptur: Rebecca Warren, The Main Feeling, 2009
In der Eifel herrscht Reizklima mit hohen Niederschlägen, mäßig kalten Wintern und relativ feuchten Sommern. Das ist gesund und fördert das Wohlbefinden. Die Gäste der Stiftung freuen sich jeden Sommer darüber, wenn am letzten Juli-Wochenende die Ausstellungssaison eröffnet wird.
Max Hetzler hantiert in seinen Galerien in Berlin und Paris mit ganz großen Namen – Jeff Koons, um nur einen zu nennen. Ob der auch Lust hat, mal in Weidingen vorbeizuschauen? „Es gibt große Namen, die gerne herkommen“, sagt Hetzler. Fotograf Thomas Struth zum Beispiel, dessen Werk zur Zeit im Museum Folkwang in Essen ausgestellt wird. Der Ort und die Stiftungsarbeit sind im Wachstum begriffen.
Wenn es im Sommer die Temperaturen zulassen, kann das Gästehaus wie ein Zelt allseitig geöffnet werden. Schwarzbraun lackierte Holzfenster und eine komplett verglaste Giebelseite stellen den Bezug zum weiten Außenraum her und lassen die 50 Quadratmeter Wohnfläche sehr viel größer erscheinen, als sie rein rechnerisch ist.
Max Hetzler hantiert in seinen Galerien in Berlin und Paris mit ganz großen Namen – Jeff Koons, um nur einen zu nennen. Ob der auch Lust hat, mal in Weidingen vorbeizuschauen? „Es gibt große Namen, die gerne herkommen“, sagt Hetzler. Fotograf Thomas Struth zum Beispiel, dessen Werk zur Zeit im Museum Folkwang in Essen ausgestellt wird. Der Ort und die Stiftungsarbeit sind im Wachstum begriffen.
Wenn es im Sommer die Temperaturen zulassen, kann das Gästehaus wie ein Zelt allseitig geöffnet werden. Schwarzbraun lackierte Holzfenster und eine komplett verglaste Giebelseite stellen den Bezug zum weiten Außenraum her und lassen die 50 Quadratmeter Wohnfläche sehr viel größer erscheinen, als sie rein rechnerisch ist.
Hinter dem Gästehaus, das 2012 fertiggestellt wurde, sieht man rechts die Halle, in der sommers Ausstellungen stattfinden.
Galerist Max Hetzler sammelt nicht nur zeitgenössische Kunst. Zuhause in Berlin wohnt er inmitten einer enormen privaten Kunstbuch-Bibliothek, die 2012 im Cicero vorgestellt wurde. Auch Möbel-Designklassiker haben es ihm angetan, und so wurde das Gästehaus mit Stücken aus eigenen Beständen eingerichtet.
Relief: Günther Förg, Ohne Titel, 1989
Im Gästehaus gibt es keine geschlossenen Räume bis auf das WC. Hier sehen wir die Küche, die nur durch freistehende Wandscheiben vom restlichen Raum abgetrennt ist. Gegliedert wird der Innenraum des Hauses durch Einbaumöbel.
Die Halle – der Ausstellungsraum des Stiftungsgrundstückes – ist aufgebaut wie eine regionaltypische Feldscheune, mit großen, an Schienen aufgehängten Toren. Sie wurde 2008 fertig. Das Fensterelement an der Längsseite ist sieben Meter breit und vier Meter hoch und kann mithilfe der Tore vollständig verschlossen werden. Es versorgt den Ausstellungsraum mit Tageslicht.
Konstruiert ist das Gebäude als Holzrahmenbau mit einer Verkleidung aus sibirischer Lärche; eine Beton-Bodenplatte bildet das Fundament. Es steht auf dem Grundstück dort, wo sich früher eine Scheune befand – verhält sich also zum Haupthaus wie ein Nebengelass. „Um den Bau auch optisch dem Haupthaus unterzuordnen, haben wir das Gelände verändert und abgesenkt“, sagt Anja Axt. Außerdem ordneten die Architekten die Halle nicht parallel zum Altbau an, sondern angewinkelt, damit man von dort nicht frontal auf den Giebel, sondern vielmehr auf die Längsseite mit den geöffneten Scheunentoren blickt.
Konstruiert ist das Gebäude als Holzrahmenbau mit einer Verkleidung aus sibirischer Lärche; eine Beton-Bodenplatte bildet das Fundament. Es steht auf dem Grundstück dort, wo sich früher eine Scheune befand – verhält sich also zum Haupthaus wie ein Nebengelass. „Um den Bau auch optisch dem Haupthaus unterzuordnen, haben wir das Gelände verändert und abgesenkt“, sagt Anja Axt. Außerdem ordneten die Architekten die Halle nicht parallel zum Altbau an, sondern angewinkelt, damit man von dort nicht frontal auf den Giebel, sondern vielmehr auf die Längsseite mit den geöffneten Scheunentoren blickt.
Ein gestrichener Estrich bildet den Boden des Galerieraumes, in dem wechselnde Ausstellungen stattfinden. Unterhalb der Galerieebene sind die Küche, das WC und ein Technikraum untergebracht. Die Galerie selbst ist durch eine verdeckt angeordnete Treppe erreichbar und wird giebelseitig durch eine geöffnete Tennenklappe belichtet.
Installation: Oktober am Fenster, Günther Förg, Weidingen, 2009
Installation: Oktober am Fenster, Günther Förg, Weidingen, 2009
Installation: Yves Oppenheim, Weidingen, 2012
Als Anja und Dirk Axt im Jahr 2007 das Grundstück zum ersten Mal besichtigten, sah die Wiese „wie eine Schafweide mit wilden Blümchen aus“, erinnert sich Anja Axt. Die Architekten haben diesen Ort, der Vision von Max Hetzler folgend, kultiviert. Und Kultur ist es, was seither hier gemacht wird. „In der ausstellungsfreien Zeit leben inzwischen auch Künstler hier und benutzen die Ausstellungshalle als Studio“, erzählt Hetzler.
Ob die Stiftung den Ort verändert hat? „Für das Dorf ist sie etwas besonderes“, sagt Hetzler. „An Kultur war nur die Wallfahrtskirche Mariä Empfängnis erhalten geblieben. Zu Eröffnungen kommen heute allein 100 Leute aus dem Dorf. Die Ausstellung zieht viele aus der Region an. Luxemburg Stadt ist mit einer Stunde Fahrtzeit die nächstgelegene Metropole, aus Köln braucht man eineinhalb Stunden.“ Das Projekt wächst von Jahr zu Jahr und zeigt seine Wirkung. Neue Ideen sind schon in der Umsetzung: „Am 31. Juli 2016 eröffnen wir den Neubau der Bibliothek Günther Förg. Sie entsteht auf dem Nachbargrundstück der Kirche, das wir vom Bistum kaufen konnten“, sagt Hetzler. Die Weidinger und das kunstaffine Publikum überhaupt dürfen auf den Sommer gespannt sein.
Lust auf mehr Landluft? In unserer Magazin-Rubrik Houzzbesuche – auf dem Land – finden Sie viele weitere besondere Häuser im Grünen >>>
Ob die Stiftung den Ort verändert hat? „Für das Dorf ist sie etwas besonderes“, sagt Hetzler. „An Kultur war nur die Wallfahrtskirche Mariä Empfängnis erhalten geblieben. Zu Eröffnungen kommen heute allein 100 Leute aus dem Dorf. Die Ausstellung zieht viele aus der Region an. Luxemburg Stadt ist mit einer Stunde Fahrtzeit die nächstgelegene Metropole, aus Köln braucht man eineinhalb Stunden.“ Das Projekt wächst von Jahr zu Jahr und zeigt seine Wirkung. Neue Ideen sind schon in der Umsetzung: „Am 31. Juli 2016 eröffnen wir den Neubau der Bibliothek Günther Förg. Sie entsteht auf dem Nachbargrundstück der Kirche, das wir vom Bistum kaufen konnten“, sagt Hetzler. Die Weidinger und das kunstaffine Publikum überhaupt dürfen auf den Sommer gespannt sein.
Lust auf mehr Landluft? In unserer Magazin-Rubrik Houzzbesuche – auf dem Land – finden Sie viele weitere besondere Häuser im Grünen >>>
Hier stellen aus und wohnen: wechselnde bildende Künstler
In: Weidingen, Eifel
Auf: 125 Quadratmetern Ausstellungshalle und 50 Quadratmetern Gästehaus
Stifter: die Galeristen und Eheleute Max Hetzler und Samia Saouma
Experten: Anja und Dirk Axt von Axt Architekten, Trier
„Oswald Mathias Ungers’ Architektur ist sehr auf das Quadrat bezogen“, sagt Hetzler. Das denkmalgeschützte Haupthaus des Grundstückes, das der Galerist seinem Architekten-Freund in den Achtzigerjahren abkaufte, spricht eine ähnliche Formensprache und ist „in seinen Proportionen absolut stimmig“. Weil Hetzler vor über 20 Jahren nach Berlin zog und sich einen Grund wünschte, die mindestens sieben Stunden Autofahrt in die Eifel weiterhin auf sich zu nehmen, gründete er vor fünf Jahren mit Galeristin und Ehefrau Samia Saouma die Stiftung.
Das Grundstück, auf dem die Architekten Anja und Dirk Axt im Jahr 2007 ihre Arbeit begannen, ist insgesamt 7500 Quadratmeter groß und liegt im Zentrum Weidingens, in Sichtweite zur Kirche. Auch das Gemeindehaus grenzt unmittelbar an. Deshalb war es Hetzler und den Architekten wichtig, ein Ensemble zu schaffen, das sich in die gewachsene Dorfstruktur fügt. Die von ihnen entworfene Halle und das Gästehaus verhalten sich wie Nebengelasse zum Haupthaus und sind in ihrer Formensprache regionaltypischen Scheunenbauten und Gartenhäusern entlehnt. „Obwohl die Entwürfe nicht der Architektur von Ungers nachempfunden sind, sprechen sie eine rationalistische Sprache“, sagt Hetzler.