Houzzbesuch
Houzzbesuch: Ein einzelnes Wohnhaus am Starnberger See
Wohnqualität durch Rückbau und Neustrukturierung: Ein bayerisches Landhäuschen vereint nun Tradition und Zeitlosigkeit
1918 errichtete sich der Künstler Erich Lasse am Starnberger See ein kleines Haus. Die verschiedenen nachfolgenden Besitzer bauten über die Jahre immer wieder an, bis es verschachtelt, kleinteilig und kein Prachtstück mehr war. Nur die Umgebung gleicht nach wie vor einem Traum: Wiesen und Hügel, der See im Westen und die Bergkette der bayerischen Alpen in der Ferne waren für die Bauherren Ansporn genug zum Umbau. Das Architekturbüro SpandriWiedemann Architekten übernahm die nicht ganz einfache Aufgabe und schuf ein Familienheim, das durch seine schlichte Gestaltung mit natürlichen Materialien überzeugt.
Die Kubatur des Hauses war vorgegeben. Das Satteldach und auch die längliche, auf den See zulaufende Form sollten erhalten bleiben. Den ländlichen Kontext unterstreicht die Fassadengestaltung mit Putz im Erdgeschoss und einer Lattung aus vorvergrautem Lärchenholz im Obergeschoss und am Giebel. „Das vorbehandelte Fassadenholz altert einheitlicher. Es gibt kaum einen Unterschied zwischen Stellen, die Wind und Wetter stärker ausgesetzt sind und solchen, die durch Dachvorsprünge oder Fenstersimse besser geschützt sind“, so Wiedemann.
Der Eingang mit Garderobe und Kellertreppe liegt in einem vorgesetzten Würfel an der Südseite des Hauses. Mit einer rohen Altholz-Eichenplatte beschlagen, wirkt die Eingangstür wie das Tor in eine andere Zeit. In Wirklichkeit führt sie in ein zeitloses Haus.
Der Eingang mit Garderobe und Kellertreppe liegt in einem vorgesetzten Würfel an der Südseite des Hauses. Mit einer rohen Altholz-Eichenplatte beschlagen, wirkt die Eingangstür wie das Tor in eine andere Zeit. In Wirklichkeit führt sie in ein zeitloses Haus.
Der naturbelassene Eichenboden des komplett neu gestalteten Innenraumes wurde vom Schreiner gefertigt und verlegt. „Handwerkliche Arbeiten sind die Seele dieses Hauses. Wir haben nichts industriell fertigen lassen“, erläutert Wiedemann. Rechts des Würfels geht es vom Wohnzimmer ins Atelier der Bauherrin. Links, vorbei am Treppenabsatz zum Obergeschoss, öffnet sich die große Wohnküche mit Essplatz.
Inspirationen zu Fluren mit Böden aus hellem Hartholz
Inspirationen zu Fluren mit Böden aus hellem Hartholz
„Der am meisten genutzte Raum sollte auch die beste Lage im Haus haben, mit Blick auf den See. Das Wohnzimmer wird von der Familie eher als Rückzugsort genutzt. In der Wohnküche hingegen spielt sich ein Großteil des Familienlebens ab“, sagt Wiedermann.
Der Essplatz wird von einem massiven Tisch dominiert. Die Architekten haben ihn eigens für dieses Haus entworfen und fertigen lassen – in denselben Materialien, die die gesamte Ausstattung dominieren. Ein Messinggestell trägt die Platte aus geräucherter Eiche. Direkt vor dem Essplatz liegt die Terrasse. Bei schönem Wetter kann das Essen so problemlos ins Freie verlagert werden.
Ess- und Kochbereich teilen sich den großen, nach Westen ausgerichteten Raum.
Die mit Linoleum verkleideten Küchenfronten sind in einem etwas dunkleren Weißgrau gehalten als die Wände. „Linoleum ist ein Handschmeichler. Der matte Farbton gibt den Fronten eine sanfte Tiefe“, schwärmt der Architekt.
Ein besonderes Highlight ist die 280 Kilogramm schwere Messingarbeitsplatte. „Wir haben den Herd auseinandergebaut, um die Gaskochstellen direkt auf der Arbeitsfläche befestigen zu können.“
Tiefe und vor allem Stellfläche bietet auch die aus Messing gefertigte, in die Wand eingebaute Nische. Der Gläserschrank rechts davon verschwindet hingegen hinter einer Tapetentür, die sich wie alle Schranktüren der Küche mit Push-to-open-Mechanismus öffnen lässt. In die Speisekammer geht es durch die Tür links der Nische. Sie ist wie alle Türen im Haus zargenlos gefertigt.
Über der Kücheninsel hängen zylindrische Pendelleuchten, über der hinteren Arbeitsfläche sind die zylindrischen Leuchten direkt an der Decke montiert.
Wieso Messing das neue Gold und Chrom das neue Silber ist
Ein besonderes Highlight ist die 280 Kilogramm schwere Messingarbeitsplatte. „Wir haben den Herd auseinandergebaut, um die Gaskochstellen direkt auf der Arbeitsfläche befestigen zu können.“
Tiefe und vor allem Stellfläche bietet auch die aus Messing gefertigte, in die Wand eingebaute Nische. Der Gläserschrank rechts davon verschwindet hingegen hinter einer Tapetentür, die sich wie alle Schranktüren der Küche mit Push-to-open-Mechanismus öffnen lässt. In die Speisekammer geht es durch die Tür links der Nische. Sie ist wie alle Türen im Haus zargenlos gefertigt.
Über der Kücheninsel hängen zylindrische Pendelleuchten, über der hinteren Arbeitsfläche sind die zylindrischen Leuchten direkt an der Decke montiert.
Wieso Messing das neue Gold und Chrom das neue Silber ist
Stimmungsvolles Licht erzeugen auch die in die Wand eingelassenen Leuchten am Treppenaufgang. Die Treppe ist zweiläufig und führt ums Eck, da das Haus nicht breit genug für einen einläufigen Aufgang war. Ein Makel ist dies aber nicht, da so der Weg in die oberen Räume sanft unterbrochen wird und zudem ein Podest entstanden ist, das Bewohner und Gäste gerne als zusätzliche Sitzgelegenheit nutzen.
Generell haben die Architekten darauf geachtet, Erschließungsflächen wie Treppen und Flure bewohnbar zu gestalten. Im Obergeschoss etwa stehen im Korridor zwei gemütliche Sessel, von denen man den Blick über die Wiesen schweifen lassen kann. „Wir haben die Fenster so gesetzt, dass sich immer wieder interessante Ausblicke ergeben. Die Fensterprofile haben wir entworfen und vom Schreiner aus Eiche fertigen lassen. Das Holz ist nur geölt“, so Wiedemann.
Im Obergeschoss sind ein Kinderzimmer und ein Gästezimmer sowie ein Bad untergebracht. Drei Stufen führen in ein weiteres Wohnzimmer. Ihm ist eine große Terrasse vorgelagert, die das Dach des Essbereichs bildet.
Im Obergeschoss sind ein Kinderzimmer und ein Gästezimmer sowie ein Bad untergebracht. Drei Stufen führen in ein weiteres Wohnzimmer. Ihm ist eine große Terrasse vorgelagert, die das Dach des Essbereichs bildet.
Das obere Wohnzimmer ist bis unters Dach offen. Zwei eiserne Zugstangen halten die Wände des Altbaus zusammen. „Einen Teil der Außenwände konnten wir erhalten, allerdings haben wir sie ertüchtigt“, erklärt der Architekt. Kalkputz und Holzfaserdämmung bilden die Grundlagen des diffusionsoffenen Wandaufbaus. Geheizt wird im ganzen Haus über eine Fußbodenheizung.
Das Schlafzimmer der Eltern mit zugehörigem Bad ist über das Wohnzimmer zu erreichen. Auch hier führen nicht einfach Stufen von einem Raum in den anderen. Vielmehr lädt ein Podest zum Verweilen ein. Der Luftraum zwischen beiden Räumen ist offen. Die Treppe ist mit einem filigranen Geländer aus geöltem Schwarzstahl gesichert.
Der gemeinsame Luftraum der beiden Wohnflächen kommt besonders dem Raumgefühl im Schlafzimmer zugute. Zudem haben die Architekten dem Bett gegenüber ein großes Dachflächenfenster vorgesehen. Es lässt sich vollständig zur Seite schieben und gibt so einen ungehinderten Blick in den Sternenhimmel frei.
Wandgleiche Einbauschränke nehmen sich im Raum stark zurück. Ihre Fronten sind mit einem speziellen Lack versehen, der dieselbe Struktur wie die verputzten Wände hat. In den Schrank, der bis unter den First reicht, ist die Tür zum Bad integriert.
Auch im Bad dominieren Eiche und Messing. Hinzu kommt Grigio Oriente, ein Kalkstein, der für das Waschbecken und die Duschfliesen, aber auch für den Kamin und den Eingangsbereich im Erdgeschoss verwendet wurde. Die klare Materialwahl, schlichte, sich wiederholende Formen und die grandios inszenierten Ausblicke durch bewusst gesetzte Fenster geben dem Haus seinen zeitlosen Charakter.
Hier wohnt: eine Familie mit Kind
Auf: 270 Quadratmetern Wohnfläche
In: Ambach am Starnberger See
Experten: SpandriWiedemann Architekten in Zusammenarbeit mit Formstelle (Lichtkonzept und Inneneinrichtung)
Außenaufnahmen: Oliver Spies,
Innenaufnahmen und Haustür: Markus Kluska
„Aus baurechtlichen Gründen musste das Bestandsgebäude in seinen Grundzügen erhalten bleiben. Wir haben daher stückweise rückgebaut, immer in der Erwartung, etwas besonders Erhaltenswertes zu entdecken“, erzählt Sebastian Wiedemann, einer der beiden Inhaber des Architekturbüros. Freudige Überraschungen gab es allerdings keine, die Substanz war in einem sehr schlechten Zustand. So haben die Architekten das Haus schließlich komplett entkernt. Geblieben sind einige dicke Wände mit Fensteröffnungen, deren dicke Laibungen nun als Sitzgelegenheiten dienen. „Wir mussten den Grundriss komplett neu ausarbeiten. Von der ursprünglichen Substanz war nichts zu gebrauchen“, erinnert sich der Architekt.