Houzzbesuch
Houzzbesuch: Ein gestrandetes Atelierhaus in Königs Wusterhausen
Zwei Grafikdesigner wünschten sich einen kreativen Ort – und bauten sich ein Atelier im Grünen, inspiriert von Schiffen und den Dreißigern
Raus aus der Stadt, rein in die Natur: Fünf lange Jahre hatte das Grafikdesigner-Paar nach einem Haus gesucht, in dem sie gestalterisch arbeiten könnten. An dem Drinnen und Draußen, Offizielles und Privates, Natur und Kunst miteinander verschmelzen würden. Als das Grundstück neben ihrem Wohnhaus in Königswusterhausen frei wurde, fackelten sie nicht lange – und stürzten sich ins Abenteuer Bauen. Mit einem Architekten, der schon immer ein Bootshaus an Land bauen wollte und der Begeisterung des Paares für die klassische Moderne, entstand ein kreatives Atelier – das obendrein mit nachhaltigen Materialien punktet.
Königs Wusterhausen liegt zwar weder am Meer noch am Fluss, dennoch zitiert das Atelierhaus typische Hausbootarchitektur. „Ich hatte so ein Projekt schon lange im Sinn, mit Bullaugen, einem Deck und kleinen Details die an Dampfschiffe erinnern“, sagt der zuständige Architekt Frank Müller. „Das ‚gestrandete‘ Atelier ist in enger Zusammenarbeit mit den Eigentümern entstanden, die zwar am Anfang dem maritimen Grundgedanken skeptisch gegenüberstanden – zum Richtfest dann aber Matrosenhemden trugen.“
Links im Bild: Der Wintergarten des Wohnhauses nebenan
Links im Bild: Der Wintergarten des Wohnhauses nebenan
Im Erdgeschoss ist das Atelierhaus mit thermischem Vollholz verkleidet. „Thermoholz wird wie im Backofen erwärmt und ist dann für Schädlinge ungenießbar“, erklärt Müller. „Wir wollten viele langlebige und nachhaltige Materialien verwenden.“ Ein Kragen unterhalb des „Schiffdecks“ schützt das Holz vor Regen, man kann jederzeit trockenen Fußes nach außen treten. „Auch zu starke Sonneneinstrahlung wird so verhindert, das Holz bleibt robust – und im Inneren ist es im Sommer gut zehn Grad kühler als draußen“, sagt Müller.
Drinnen dann keine Spur von maritimen Klischees: statt blau-weißen Streifen oder Rettungsreifen, gibt es hier viel Fichtenholz und einen Mix aus Modernem, Industrial-Look und Art-déco-Zitaten. „Die Zementfliesen von Via im Eingangsbereich sind eine Hommage an die klassische Moderne der Dreißigerjahre, die die Eigentümer so mögen“, sagt Müller. „Sie sind extrem langlebig, in ein paar Jahren kann man sie schleifen und wie neu erscheinen lassen. Das schöne ist aber, dass sie so aussehen, als lägen sie da schon immer“, ergänzt Priska Wollein. „Auch kleine Details wie die Türklinken von Architekt und Designer Ferdinand Kramer sind eine Anspielung auf die Dreißigerjahre.“
Weiterlesen: Zementfliesen sind zurück! >>>
Durch die Tür mit Bullauge geht es ins kommunikative Herzstück des Hauses…
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… dem großzügigen Atelierraum mit angrenzender Wohnküche.
„Einige Möbel haben wir aus unserem alten Stadtbüro mitgebracht – wie etwa die Aluminium-Lampen von Castaldi oder die Schreibtische von Fritz Hansen“, sagt Priska Wollein. „Oft setzen wir uns während des kreativen Schaffens um: mal sitzen wir vorm Monitor, mal auf den roten Eames-Stühlen aus Fiberglas, im Sommer auch gerne draußen.“
Das raumhohe Regal ist ein Entwurf der beiden Grafikdesigner und wurde maßgeschreinert. Holz war auch im Innenraum ein großes Thema: „Es ist ein so tolles Material, so vielseitig und lebendig“, sagt Wollein. „Für den Boden haben wir uns für thermisch behandelte Robinien-Dielen entschieden, an der Decke wurde heimische, unbehandelte Fichte eingesetzt“, sagt Müller. Die Wände wurden mit umweltbewussten Kalkputz gestrichen.
Schreibtische: Super-Elliptischer-Tisch, Fritz Hansen; Rote Stühle: Eames Chair DSW, Vitra
„Einige Möbel haben wir aus unserem alten Stadtbüro mitgebracht – wie etwa die Aluminium-Lampen von Castaldi oder die Schreibtische von Fritz Hansen“, sagt Priska Wollein. „Oft setzen wir uns während des kreativen Schaffens um: mal sitzen wir vorm Monitor, mal auf den roten Eames-Stühlen aus Fiberglas, im Sommer auch gerne draußen.“
Das raumhohe Regal ist ein Entwurf der beiden Grafikdesigner und wurde maßgeschreinert. Holz war auch im Innenraum ein großes Thema: „Es ist ein so tolles Material, so vielseitig und lebendig“, sagt Wollein. „Für den Boden haben wir uns für thermisch behandelte Robinien-Dielen entschieden, an der Decke wurde heimische, unbehandelte Fichte eingesetzt“, sagt Müller. Die Wände wurden mit umweltbewussten Kalkputz gestrichen.
Schreibtische: Super-Elliptischer-Tisch, Fritz Hansen; Rote Stühle: Eames Chair DSW, Vitra
Die Küche kann vom Arbeitsraum durch einen Vorhang abgetrennt werden. „Glas- oder Schiebetüren waren uns zu hart. Die grauen Vorhänge hingegen sind leicht und schirmen genauso gut ab, wenn Kunden empfangen werden und es nicht allzu wohnlich sein soll“, sagt Müller.
Die Küchenzeile ist mit Fronten aus Fichtenholz versehen, passend zur Decke. Direkt vor der Zeile wurde ein Streifen aus Zementfliesen verlegt. „Das markiert den Küchenbereich auf schöne Weise“, sagt Müller.
Die Küchenzeile ist mit Fronten aus Fichtenholz versehen, passend zur Decke. Direkt vor der Zeile wurde ein Streifen aus Zementfliesen verlegt. „Das markiert den Küchenbereich auf schöne Weise“, sagt Müller.
Über die schmale Fichtentreppe, die zwecks Stabilität mit Lärche kombiniert wurde, geht es in das „Oberdeck“ des Atelierhauses, wie Müller es nennt. Viel Licht fällt durch die Bullaugen, die unterhalb der Decke angebracht sind; durch ein Glaselement in der gegenüberliegenden Wand wird es in die Räume weitergeleitet.
Auf dem „Oberdeck“ befinden sich zwei weitere Atelierräume (mit Teppichboden statt Parkett), ein Balkon und ein Badezimmer.
Die Bilder auf der alten Staffelei und daneben sind von Priska Wollein. „Künstlerin war sozusagen meine erste Karriere“, lacht sie. „Dann bin ich etwas praktischere Wege gegangen und habe Kommunikationsdesign studiert.“
Die Deckenleuchte ist ein Original aus den Dreißigerjahren, die die Eigentümer auf dem Flohmarkt fanden. Den maritimen Grundgedanken griff Müller hier auf schöne wie praktische Art auf: „Die tiefe Fensterbank kann man nicht nur zum Entspannen nutzen – man kann sie auch aufklappen und dort Hängematten, Polster und sonstigen Kram verschwinden lassen, wie in einer Bootstruhe.“ Auch die alte, hochgestellte Ruderbank (rechts im Bild) ist eine Anspielung auf die Hausbootarchitektur.
Die Bilder auf der alten Staffelei und daneben sind von Priska Wollein. „Künstlerin war sozusagen meine erste Karriere“, lacht sie. „Dann bin ich etwas praktischere Wege gegangen und habe Kommunikationsdesign studiert.“
Die Deckenleuchte ist ein Original aus den Dreißigerjahren, die die Eigentümer auf dem Flohmarkt fanden. Den maritimen Grundgedanken griff Müller hier auf schöne wie praktische Art auf: „Die tiefe Fensterbank kann man nicht nur zum Entspannen nutzen – man kann sie auch aufklappen und dort Hängematten, Polster und sonstigen Kram verschwinden lassen, wie in einer Bootstruhe.“ Auch die alte, hochgestellte Ruderbank (rechts im Bild) ist eine Anspielung auf die Hausbootarchitektur.
Im Badezimmer gibt es eine satte Portion Farbe. Am Boden wurden wieder Zementfliesen von Via verlegt, das Lachsrot des floralen Musters dann in der Wannenverkleidung und der Dusche (rechts angedeutet) aufgenommen. „Die zehn mal zehn Zentimeter großen Fliesen sind vom italienischen Hersteller Cesi und sehen aus wie ein überdimensionales Mosaik. Ich liebe die matte, warme Farbe“, schwärmt Wollein. Die Lampe ist vom Trödel.
Der Blick geht in den Garten und zum Saunahäuschen – Entspannung und Arbeiten geben sich in Königs Wusterhausen die Klinke in die Hand.
„Wir haben in diesem Haus mit viel Liebe zum Detail gearbeitet“, sagt Wollein. „Wir wollten aber kein Denkmal bauen, sondern einen Ort, in dem wir uns bewegen und kreativ entfalten können – ein Haus in das Leben eingehaucht wird“, sagt die Grafikdesignerin.
Der Blick geht in den Garten und zum Saunahäuschen – Entspannung und Arbeiten geben sich in Königs Wusterhausen die Klinke in die Hand.
„Wir haben in diesem Haus mit viel Liebe zum Detail gearbeitet“, sagt Wollein. „Wir wollten aber kein Denkmal bauen, sondern einen Ort, in dem wir uns bewegen und kreativ entfalten können – ein Haus in das Leben eingehaucht wird“, sagt die Grafikdesignerin.
Und dann gibt es noch diesen ominösen, riesigen Carport – hier parken nicht etwa Autos, sondern ein zusammengefalteter Segelflieger. Ein Flugzeug? „Ja, die Eigentümer sind Hobby-Segler, können sogar auch andere Leute ausbilden. In ihrer Freizeit wird das Segelflugzeug mit einer Spannweite von 23Metern – so breit wie eine kleine Boeing! – dann aus dem Hänger geholt und losgeflogen.“ Wenn also mal die Kreativität einfach nicht fließen will, heben Priska Wollein und Matthias Fischer einfach ab. So schön kann arbeiten sein!
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Hier werkeln: Priska Wollein und Matthias Fischer vom Designstudio M8 mit ihrem kleinen Team
In: Königs Wusterhausen, südöstlich von Berlin
Auf: 180 Quadratmetern, umringt von 1000 Quadratmeter Grundstück
Experte: Müllers Büro