Houzzbesuch
Houzzbesuch: Ein japanisches Landhaus auf Hokkaido
Schauspielerin Chieko Higuchi begeistert sich für Design aus aller Welt. In ihrem Feriendomizil steckt viel davon drin
Im Herzen von Hokkaido, der nördlichsten Insel Japans, liegt dieses modern gestaltete Landhaus. Es gehört der Schauspielerin und Sängerin Chieko Higuchi, die hier mit Familie oder Freunden einige Wochen des Jahres verbringt sich abseits der großen Städte dem Landleben hingibt. „Mein Vater hat dieses Land gekauft. Er sagte mir, ich könne dort bauen, was immer mir gefällt, und ich war ganz wild darauf, es auszuprobieren“, erzählt Higuchi. Gemeinsam mit dem Architekturbüro Atelier O2, das seinen Sitz in Hokkaido hat, suchte sie jedes Detail ihres Wohnhauses aus – vom Türscharnier bis zum Lichtschalter. Schon immer interessierte sie sich für internationales Design, und so finden sich in den Räumen viele Einflüsse aus aller Welt.
Foto: Chieko Higuchi
„Selbst wenn ich in Frankreich ein Kunstmuseum besuche, nimmt mich die Architektur mehr gefangen als die Bilder, die dort zu sehen sind. Ich kann einen halben Tag nur damit verbringen, Fußböden und Geländer zu studieren und ihre Gebrauchsspuren zu betrachten – oder den Handwerkern zuzuschauen, wie sie die Einrichtung ausbessern. Ich habe mich oft gefragt, was mich daran so berührt. Schließlich wurde mir klar: Ich liebe es, wenn Dinge altern, wenn ihre Farben sich verändern und an Tiefe gewinnen. Als ich mich entschloss, selbst ein Haus zu bauen, wollte ich deshalb ein Zuhause, das mit mir zusammen wachsen und alt werden kann.“ Und so machte sie sich auf die Suche nach Materialien, die auf elegante Weise älter werden.
„Selbst wenn ich in Frankreich ein Kunstmuseum besuche, nimmt mich die Architektur mehr gefangen als die Bilder, die dort zu sehen sind. Ich kann einen halben Tag nur damit verbringen, Fußböden und Geländer zu studieren und ihre Gebrauchsspuren zu betrachten – oder den Handwerkern zuzuschauen, wie sie die Einrichtung ausbessern. Ich habe mich oft gefragt, was mich daran so berührt. Schließlich wurde mir klar: Ich liebe es, wenn Dinge altern, wenn ihre Farben sich verändern und an Tiefe gewinnen. Als ich mich entschloss, selbst ein Haus zu bauen, wollte ich deshalb ein Zuhause, das mit mir zusammen wachsen und alt werden kann.“ Und so machte sie sich auf die Suche nach Materialien, die auf elegante Weise älter werden.
Um diesem Ziel näherzukommen und noch weitere Vorstellungen zu realisieren, entschied sich Higuchi dafür, mit dem Architekturbüro Atelier O2 zusammenzuarbeiten. „Ich schaute mir ihr Profil an und konnte sehen, dass sie sich gut mit Wärmedämmung auskennen. Außerdem hatte ich eine klare Vorstellung davon, wie das Haus aussehen sollte, und ich hatte den Eindruck, dass Takashi Ogusi meine Vision gut umsetzen könnte.“
Higuchi lebt hauptsächlich in Tokio, während Ogusi sein Büro auf Hokkaido hat. Also diskutierten sie das Projekt ausführlich über Skype. „Zuerst schickte ich ihm viele Bilder und Beispiele aus den Shops und von den Designmarken, die ich mag. Ich zeigte ihm die Farben und Texturen, die mir gefallen, damit er einen Eindruck von meinen Vorlieben bekommen konnte. Dieser Teil der Vorbereitung war schon deshalb notwendig, weil wir herausbekommen mussten, ob die Materialien überhaupt in Japan erhältlich waren.“
Auch in der Bauphase tauschte sie sich regelmäßig mit dem Architekten aus. „Das ging so weit, dass ich selbst bei einzelnen Lichtschaltern ganz genaue Vorstellungen hatte, was den Hersteller und das Design betraf. Gelegentlich führte das zu etwas hitzigen Diskussionen. Manchmal habe ich Zeichnungen gemacht und sie vor die Webcam gehalten“, erzählt sie lachend.
Mehr zum Thema: Wie finde ich einen Architekten, der zu mir passt?
Higuchi lebt hauptsächlich in Tokio, während Ogusi sein Büro auf Hokkaido hat. Also diskutierten sie das Projekt ausführlich über Skype. „Zuerst schickte ich ihm viele Bilder und Beispiele aus den Shops und von den Designmarken, die ich mag. Ich zeigte ihm die Farben und Texturen, die mir gefallen, damit er einen Eindruck von meinen Vorlieben bekommen konnte. Dieser Teil der Vorbereitung war schon deshalb notwendig, weil wir herausbekommen mussten, ob die Materialien überhaupt in Japan erhältlich waren.“
Auch in der Bauphase tauschte sie sich regelmäßig mit dem Architekten aus. „Das ging so weit, dass ich selbst bei einzelnen Lichtschaltern ganz genaue Vorstellungen hatte, was den Hersteller und das Design betraf. Gelegentlich führte das zu etwas hitzigen Diskussionen. Manchmal habe ich Zeichnungen gemacht und sie vor die Webcam gehalten“, erzählt sie lachend.
Mehr zum Thema: Wie finde ich einen Architekten, der zu mir passt?
Über jedes Einrichtungsdetail traf Higuchi ihre persönliche Entscheidung, von der Wandfarbe bis zur Beleuchtung, von einzelnen Ornamenten bis hin zu Tischen, Türklinken, Scharnieren und den bereits erwähnten Lichtschaltern. Fragt man sie beim Gang durch die Räume, wann und wo etwas angeschafft wurde, kommt ihr selbst beim allerkleinsten Gegenstand die Antwort ohne Zögern über die Lippen.
Auf viele Interior-Ideen für ihr Landhaus kam sie beim Besuch von Einrichtungsläden oder Hotels in Paris, in kleinen Dörfern in Südfrankreich, aber auch in Schweden, zum Beispiel bei den Landschaftsplanern von Zetas Trädgård oder im Bäckerei-Restaurant Leva Kungslador.
Auf viele Interior-Ideen für ihr Landhaus kam sie beim Besuch von Einrichtungsläden oder Hotels in Paris, in kleinen Dörfern in Südfrankreich, aber auch in Schweden, zum Beispiel bei den Landschaftsplanern von Zetas Trädgård oder im Bäckerei-Restaurant Leva Kungslador.
Unser Rundgang beginnt im Wohnzimmer. Ein Lehnstuhl des bekannten dänischen Designers Finn Juhl setzt mit seinem hellblauen Bezug einen deutlichen Akzent. Nicht im Bild: Ein Stuhl und eine Ottomane des Herstellers Ercol, die Higuchi bei dem Vintage-Händler Transista in Kichijoji (einem Stadtviertel von Musashino bei Tokio) kaufte. Der Tisch aus massivem Kirschholz stammt von Brunch in Tokio. Um die passenden Leuchten zu finden, reiste Higuchi nach Ashiya, 1600 Kilometer südlich von Hokkaido, am anderen Ende Japans (und immer noch gut 500 Kilometer von Tokio entfernt) – denn nur bei dem Spezialisten Flame bekam sie die Leuchten, die sie haben wollte. Andere Möbel kaufte sie bei Einrichtern wie Actus in Tokio.
In Ogusis Entwürfen finden sich oft Fischgrätmuster an prominenter Stelle – hier legte der Architekt die Dachbalken frei, um dieser klassischen Form einen großen Auftritt zu verschaffen. Ihren weißen Anstrich erhielten die Balken, damit ihre Schatten deutlicher hervortreten können. So vermitteln sie den Eindruck von Tiefe und lassen den Raum größer erscheinen.
Auch der Eichenboden zeigt ein Fischgrät-Profil. Bei der Holzversiegelung wurde nach der ersten Imprägnierung auf weitere Durchgänge verzichtet, damit die natürliche Wirkung erhalten bleibt. Eine Versiegelung in mehreren Schichten hätte das Holz glatt und glänzend aussehen lassen, aber auf diese Weise tritt die ursprüngliche Maserung besser hervor. Mit Ausnahme der Speisekammer und des Eingangsbereichs sind alle Räume mit Fußbodenheizung ausgestattet.
Im Überblick: Parkettmuster und ihre Raumwirkung
Im Überblick: Parkettmuster und ihre Raumwirkung
Ausgewählte Objekte hat Higuchi besonders stimmungsvoll in Szene gesetzt. Dazu zählt auch ihre Sammlung von Pferdefiguren und -bildern (nicht im Bild), zu der sie sich von ihrem Vater – der in Japan und Frankreich eigene Rennpferde besitzt – anregen ließ.
Das Haus liegt in einer Gegend von Hokkaido, in der weniger Schnee fällt als in anderen Teilen der nordjapanischen Insel. Doch auch hier kann es im Winter recht kalt werden. Zum Glück sorgen Fußbodenheizung und doppelt verglaste Fenster für ein angenehmes Raumklima. Higuchi und ihre Familienmitglieder finden, dass es im Haus sogar wärmer als in Tokio ist. Die zusätzlichen Heizkörper an den Wänden sind bislang noch gar nicht zum Einsatz gekommen.
„Ich wünschte mir ein Wohnzimmer, das warm und sonnig ist – ausgerichtet nach Südwesten, damit ich in der Ferne das Meer sehen kann – und in dem Familie und Freunde zusammenkommen können“, sagt Higuchi. Sinn und Zweck eines Wohnzimmers sei für sie, Raum für Geselligkeit zu bieten, fügt sie hinzu. Dieser Leitgedanke hat auch hier die Gestaltung bestimmt. Am liebsten sitzt sie in ihrem Wohnzimmer bei Sonnenuntergang, denn die breiten Fenster erlauben ihr, das Naturspektakel in allen Facetten zu beobachten.
„Ich wünschte mir ein Wohnzimmer, das warm und sonnig ist – ausgerichtet nach Südwesten, damit ich in der Ferne das Meer sehen kann – und in dem Familie und Freunde zusammenkommen können“, sagt Higuchi. Sinn und Zweck eines Wohnzimmers sei für sie, Raum für Geselligkeit zu bieten, fügt sie hinzu. Dieser Leitgedanke hat auch hier die Gestaltung bestimmt. Am liebsten sitzt sie in ihrem Wohnzimmer bei Sonnenuntergang, denn die breiten Fenster erlauben ihr, das Naturspektakel in allen Facetten zu beobachten.
In den Wohnräumen haben viele Ecken eine besondere Note erhalten. Im Foyer begrüßen maßgefertigte Lampen des Glaskünstlers Naho Iino die Gäste.
Das Geschirr in der Küche kommt vom französischen Hersteller Astier de Villatte und aus der Kollektion des Töpfers Kyoko Hitotsuyanagi, die von Outbound, einem Kunsthandwerksladen in Kichijoji, vertrieben wird. Der Gasherd ist von AEG. Am liebsten kocht Higuchi in ihren gusseisernen Töpfen von Staub.
Die Tür am Ende des Raums führt in eine Speisekammer. Der Raum ist auch vom Eingangsbereich aus zugänglich, so dass Higuchi ihre Einkäufe nicht durch das Wohnzimmer tragen muss. Da sie für ihre Aufenthalte vor allem haltbare Lebensmittel in Großpackungen kauft, ist das ein großer Vorteil.
Speisekammer: 9 Fragen, die Sie sich bei der Planung stellen sollten
Die Tür am Ende des Raums führt in eine Speisekammer. Der Raum ist auch vom Eingangsbereich aus zugänglich, so dass Higuchi ihre Einkäufe nicht durch das Wohnzimmer tragen muss. Da sie für ihre Aufenthalte vor allem haltbare Lebensmittel in Großpackungen kauft, ist das ein großer Vorteil.
Speisekammer: 9 Fragen, die Sie sich bei der Planung stellen sollten
Die Hängeleuchte über dem Tisch hat Higuchi in Tokio bei Orne de Feuilles gekauft. An ihr gefällt ihr besonders gut, dass sich die Höhe so einfach verstellen lässt.
Gegenüber vom Esstisch steht ein Kaminofen (links im Bild). Im Winter dient er nicht nur als Wärmequelle, sondern kommt auch bei Gerichten mit langen Garzeiten zum Einsatz.
Gegenüber vom Esstisch steht ein Kaminofen (links im Bild). Im Winter dient er nicht nur als Wärmequelle, sondern kommt auch bei Gerichten mit langen Garzeiten zum Einsatz.
Schon als Kind hat Higuchi auf der Bühne gestanden. Auch ihr Waschtisch spiegelt diesen Hintergrund wieder – die Ähnlichkeit mit dem Schminkplatz eines Theaters ist unverkennbar. „Das warme Licht erinnert mich an den Backstage-Bereich, mit dem ich so vertraut bin. Merkwürdigerweise fühle ich mich hier beim Make-up ganz entspannt.“
Ein besonderer Ort im Haus ist der Alkoven. „Kleine Räume mochte ich schon immer. Ich dachte, zum Lesen und Arbeiten könnte ich so einen Ort gut gebrauchen. In einem weiten, offenen Raum kann ich mich nicht so gut konzentrieren.“ Die Nische eignet sich wunderbar als Leseecke, aber viele ihrer Freunde finden sie darüber hinaus so bequem, dass sie dort einschlafen.
Unter dem Sitzplatz und hinter den Wänden verbirgt sich jede Menge Stauraum.
Moderne Erker: Mehr Raum, mehr Licht – und ein Ausblick für die Götter
Unter dem Sitzplatz und hinter den Wänden verbirgt sich jede Menge Stauraum.
Moderne Erker: Mehr Raum, mehr Licht – und ein Ausblick für die Götter
Besonders gelungen findet Higuchi den Raum ihres Vaters. In dem Eckzimmer mit viel Tageslicht können auch Gäste übernachten. Nicht weit vom Fenster steht eine japanische Weißbirke, die sich hier schon vor dem Bau des Gebäudes angesiedelt hatte. Diese Baumart prägt das Landschaftsbild der Insel, und das schöne Exemplar vor dem Fenster sorgt beim Ausblick dafür, dass sofort „Hokkaido-Stimmung“ aufkommt.
Das Budget war etwas begrenzt, deshalb mussten hier und da Kompromisse gemacht werden, etwa in der Größe der Schlafzimmer: „Gleich am Anfang habe ich dem Architekten gesagt, dass die Schlafzimmer nicht besonders groß sein sollten“, erzählt Higuchi. Was den Räumen an Platz mangelt, wird durch die sorgfältig ausgewählte Einrichtung wettgemacht. Die eleganten Lampen stammen zum Beispiel aus der Zusammenarbeit des Textil-Labels Minä Perhonen mit dem Leuchtenhersteller Flame.
Foto: Chieko Higuchi
Zu einem Landhaus gehört natürlich auch ein reichhaltiger Garten. Higuchi baut ihr eigenes Obst und Gemüse an, darunter verschiedene Beeren und essbare Blüten. Ihre kleine Nichte hat Spaß damit, ihr beim Ernten zu helfen. Higuchi widmet sich gerne DIY-Projekten und hat ihrer Nichte sogar einen kleinen Eisverkaufsstand gebaut.
Als wir sie zu ihren Zukunftsplänen für das Haus fragen, denkt Higuchi einen Moment nach. Dann sagt sie: „Ich möchte es gut pflegen – so wie ich mein eigenes Gesicht pflege. Ich möchte, dass das Haus gemeinsam mit mir älter wird.“
Mehr spannende Projekte aus Japan
Als wir sie zu ihren Zukunftsplänen für das Haus fragen, denkt Higuchi einen Moment nach. Dann sagt sie: „Ich möchte es gut pflegen – so wie ich mein eigenes Gesicht pflege. Ich möchte, dass das Haus gemeinsam mit mir älter wird.“
Mehr spannende Projekte aus Japan
Auf einen Blick
Hier urlaubt: Schauspielerin Chieko Higuchi
Auf: Hokkaido, Japan
Wohnfläche: Etwa 175 Quadratmetern, rund 25 Hektar Garten drumherum
Architekt: Takashi Osugi, Atelier O2
Das Bauernhaus, das Higuchi sich wünschte, sollte aussehen wie aus dem Bilderbuch. Die ausdrucksstarke fünfeckige Seitenansicht hat ihr Vorbild in traditionellen belgischen Landhäusern. Auch schwedische und dänische Einflüsse spielten bei der Gestaltung eine Rolle. Klare, rechteckige Flächen sollten auf ein klassisches dreieckiges Satteldach treffen. Aus der Entfernung wirken die Fassaden, als seien sie aus Backsteinen gebaut oder mit Klinkern verblendet, doch es handelt sich um Holzschindeln. Da sie aus wetterfestem Red Cedar gefertigt sind, konnte sogar auf die sonst bei Holzfassaden unvermeidlichen Dachrinnen verzichtet werden.
Ein Besuch bei ABC Carpet and Home in Manhattan, sagt Higuchi, löste ihre Leidenschaft für Interior-Design aus. Auf ihren Reisen kann sie sich immer wieder für außergewöhnliche Häuser begeistern. Seit ihrer Kindheit ist sie viel in der Welt herumgekommen und hat dadurch Bekanntschaft mit den verschiedensten Architekturstilen gemacht.