Houzzbesuch: Ein Pariser Apartment in neuem Licht
Ein Architektenpaar verwandelte düstere Zimmer in weitläufige Räume im eklektischen Stil – und zog dann selbst ein
Elsa Demuysère
6. November 2017
Salut aus Paris und herzlich willkommen in einer charmanten Pariser Stadtwohnung in Saint-Germain, dem berühmten Viertel im 6. Arrondissement! Hier kommen Kunst und Komfort zusammen – eine verführerische Kombination. Wer durch die Räume schlendert, entdeckt zwischen zeitgenössischen Möbeln viele Details aus der Entstehungszeit des Hauses – von den gusseisernen Heizkörpern bis zu den Holzdielen. Sie künden vom Charme der Haussmann-Ära – ab Mitte des 19. Jahrhunderts prägte der Stadtplaner das Bild, das wir noch heute vom traditionellen Paris haben.
In dieser Maisonette mit Ausblick auf die Dachlandschaft des Viertels wohnen Alon und Betsy Kasha mit ihrer 16-jährigen Tochter.
Die Wohnung, in der sich heute raffiniertes Design in lichtdurchfluteter Atmosphäre präsentiert, sah nicht immer so aus: Die Zimmer waren ungünstig aufgeteilt, düster und alles andere als geräumig. Die Architekten mussten ganz von vorne anfangen, ehe an einen Einzug auch nur zu denken war. Und diesmal waren sie ihre eigenen Auftraggeber!
Auf einen Blick
Hier leben: Alon und Betsy Kasha, ihre 16-jährige Tochter und eine Katze
Auf: 115 Quadratmetern auf zwei Etagen
In: Paris, Saint-Germain-des-Prés
Architekten: A+B Kasha Designs
Fotos: Idha Lindhag
Die Wohnung, in der sich heute raffiniertes Design in lichtdurchfluteter Atmosphäre präsentiert, sah nicht immer so aus: Die Zimmer waren ungünstig aufgeteilt, düster und alles andere als geräumig. Die Architekten mussten ganz von vorne anfangen, ehe an einen Einzug auch nur zu denken war. Und diesmal waren sie ihre eigenen Auftraggeber!
Auf einen Blick
Hier leben: Alon und Betsy Kasha, ihre 16-jährige Tochter und eine Katze
Auf: 115 Quadratmetern auf zwei Etagen
In: Paris, Saint-Germain-des-Prés
Architekten: A+B Kasha Designs
Fotos: Idha Lindhag
Schon vor dem Kauf der Wohnung war Alon und Betsy Kasha klar, dass sie viel Arbeit damit haben würden. „Es war eine ziemlich heruntergekommene Wohnung. Die Dielen quietschten, in der Decke waren Risse. Die Aufteilung ließ zu wünschen übrig. So lagen Küche und Esszimmer oben – unpraktisch.“ Außerdem waren die Zimmerdecken niedrig. In die Räume kam zu wenig Tageslicht. Schnell wussten die beiden, dass sie hier ganz von vorne anfangen mussten.
Heute sind die Räume sehr viel stimmiger angeordnet: Über den Flur gelangt man zunächst in das großzügige, aus zwei Räumen zusammengelegte Wohn- und Esszimmer, an das sich die Küche anschließt. Auf der anderen Seite führt der Korridor zu einem der Schlafzimmer. Zusammen mit einem Ankleidebereich und einem Bad bildet es eine komfortable Mastersuite.
In der darüber liegenden halben Etage haben die Besitzer ein weiteres Schlafzimmer und ein kleines Bad eingerichtet. „Bei der Renovierung legten wir größten Wert darauf, dass der klassische Stil der Räume bewahrt wurde. Auch bei der Auswahl der Materialien haben wir darauf geachtet. Gleichzeitig wollten wir die Wohnung öffnen und optisch aus ihrem Gefängnis befreien.“
In der darüber liegenden halben Etage haben die Besitzer ein weiteres Schlafzimmer und ein kleines Bad eingerichtet. „Bei der Renovierung legten wir größten Wert darauf, dass der klassische Stil der Räume bewahrt wurde. Auch bei der Auswahl der Materialien haben wir darauf geachtet. Gleichzeitig wollten wir die Wohnung öffnen und optisch aus ihrem Gefängnis befreien.“
Eines der größten Probleme waren die niedrigen Decken und der Mangel an Tageslicht. Die Architekten entschieden sich für eine rigorose Lösung: Sie beseitigten Zwischenwände, entfernten die abgehängten Decken. Zahlreiche Balken kamen zum Vorschein, die heute das Ambiente prägen. Mit dem Mehr an Volumen – und dank der weißen Farbe an den Wänden, Balken und Fensterrahmen – wirkt die Wohnung einladend hell und weitläufig.
Auch aus einem anderen Grund haben sich die Bewohner für so viele weiße Flächen entschieden: „Für Gemälde ist das der perfekte Hintergrund.“ Neben Bildern bringen Fotografien, Teppiche, Vorhänge und viele andere Wohnobjekte Farbe in die Räume.
Gepolsterte Esstischstühle: Saarinen Executive, Knoll (in div. Bezügen, mit und ohne Armlehnen erhältlich)
Gepolsterte Esstischstühle: Saarinen Executive, Knoll (in div. Bezügen, mit und ohne Armlehnen erhältlich)
„Wir legen Wert darauf, in unsere Gestaltungen auch Kunst miteinzubeziehen“, betonen Alon und Betsy Kasha. Dieser Anspruch gilt für jedes ihrer Projekte. Überall zeigt sich ihr ausgeprägtes Gespür für die Wirkung von Kunst.
Da die Bewohner ihre Katze als Familienmitglied betrachten, wurden bei der Renovierung auch ihre Bedürfnisse berücksichtigt. „Wir haben versucht, die Wohnung auch mit den Augen unserer Katze zu sehen. Deshalb haben wir ihr ein kleines Versteck unter der Treppe neben der Essecke gebaut. Dieses kleine ‚Nest‘ bietet ihr eine Rückzugsmöglichkeit und befindet sich dabei voll im Einklang mit dem Stil der Wohnung. Außerdem haben wir ihr am Fenster unseres Schlafzimmers noch einen eigenen kleinen Balkon angebaut, wo sie ohne Gefahr die Außenwelt genießen kann.“
Stuhl an der Wand: Ameise, Fritz Hansen
Stuhl an der Wand: Ameise, Fritz Hansen
Wichtig war für Alon und Betsy Kasha, dass ihre Wohnung eine Seele hat. „Das ist für uns ein Muss. Wir verlassen uns auf unser Gefühl. So finden wir ganz selbstverständlich zum passenden Stil.“ Designklassiker spielen dabei eine große Rolle, etwa das Corbusier-Sofa im Wohnzimmer oder viele Stücke von Eero Saarinen. Indem sie Klassiker mit zeitgenössischen Möbeln und altem Holz kombinierten, schufen die Architekten eine angenehm einladende Atmosphäre.
In der Küche rückten sie etwa die extravaganten, erst 2014 aufgelegten Stahlhocker „Angel“ von Møbel Copenhagen (früher: Addinterior) an den Saarinen Tulip Table aus den Fifties.
In der Küche rückten sie etwa die extravaganten, erst 2014 aufgelegten Stahlhocker „Angel“ von Møbel Copenhagen (früher: Addinterior) an den Saarinen Tulip Table aus den Fifties.
Um das authentische Flair des Apartments zu bewahren, haben die Bewohner viele ursprüngliche Materialien und Objekte behalten und liebevoll renoviert. Die Holzdielen wurden ausgebessert und die gusseisernen Heizkörper überholt. Besonders behutsam gingen sie mit den historischen Fenstern um, deren Flügel noch nach dem selten gewordenen Wolfsrachen-Prinzip (einer gekrümmten Falzkonstruktion) ineinandergreifen und die mit Espagnolettenverschlüssen ausgestattet sind.
Im Master-Bad wurden alte Balken freigelegt, geweißt und in den maßgefertigten Waschtisch integriert – ein Hauch von Landhaus-Flair in der Stadt.
Im Master-Bad wurden alte Balken freigelegt, geweißt und in den maßgefertigten Waschtisch integriert – ein Hauch von Landhaus-Flair in der Stadt.
Klassische Fliesen treffen auf edle Marmorflächen und Glas. Gerade weil die Gestalter so viel Zeit und Mühe auf die Wahl passender Materialien verwendet haben, fanden Klassik und Moderne, Alt und Neu zwanglos zusammen – als wäre es nie anders gewesen.
„Dass die Ausstattung ein stimmiges Bild ergibt, ist uns sehr wichtig. Wenn man die Wohnung betritt, soll man den Eindruck bekommen, dass sie schon immer in diesem Zustand war. Um das zu erreichen, kombinieren wir gerne klassisches Design der Moderne mit neuen Möbeln, Flohmarktfunden oder Antiquitäten der Jahrhundertwende“, erklären die beiden. Die Mischung sollte ausgewogen wirken und zugleich eklektisch – keine leichte Aufgabe. Zum Glück sind die Bewohner Experten auf diesem Gebiet.
Auch Effie, der Bürowachhund, scheint sich mit der Einrichtung angefreundet zu haben.
Dieses liebliche Schlafzimmer haben die Architekten für ihre 16-jährige Tochter eingerichtet. „Das Kopfende am Bett haben wir aus einem alten Trumeauspiegel gefertigt – einem Wandspiegel der an einem Pfeiler zwischen zwei Wandöffnungen befestigt wird. Zusätzlich haben wir ihn mit einem rosafarbenen Polster versehen“, erzählen die Eltern. Weil ihre Tochter gerne liest, gibt es in dem Zimmer viele Regale. Früher war es eine Dachstube – die Architekten machten das Beste aus den Holzbalken und strichen sie ebenfalls weiß, um den Raum optisch zu vergrößern. Für stabile Temperaturen sorgt eine Klimaanlage.
Die Kombination unterschiedlicher Materialien und Texturen erzeugt an vielen Stellen eine besonders angenehme Atmosphäre. Die Gründer von A+B Kasha Designs erläutern ihren Ansatz so: „Eine harmonische Wechselbeziehung zwischen verschiedenen Materialien und Objekten ergibt sich oft auf ganz selbstverständliche Weise. Zum Beispiel unterstützen Stühle, Sofas und Vorhänge in Beige- und Brauntönen die warme Ausstrahlung, die von dem alten Holz ausgeht. Zu Stein- und Marmorflächen – wie hier im zweiten Bad auf der oberen Ebene – passen diese Farbtöne aber auch sehr gut, wie wir finden.“
Wie radikal die Architekten ihre Wohnung umgestaltet haben, zeigen diese Vorher-Nachher-Bilder. Manche Räume haben einfach ihre Funktionen getauscht. Das helle Bad war früher eine kleine Küche…
… während sich im ehemaligen Bad heute die schicke Küche erstreckt…
… und der Flur mit dem aufgearbeiteten Parkett ein viel prächtigeres Entrée abgibt als zuvor mit dem roten Teppich.
Haben Sie Erfahrung mit düsteren Altbauten? Mit welchen Tricks hellen Sie das Ambiente auf? Erzählen Sie uns davon!
Wohnungen im Wandel:
mehr Vorher-Nachher-Projekte
Lust auf mehr Pariser Flair? Dieser Houzzbesuch zeigt Ihnen die Stadt von einer neuen Seite
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Nachsatz: Als Katzenfreundin freue ich mich aber besonders darüber, dass auch samtpfotige Bedürfnisse auf so außergewöhnliche Weise berücksichtigt wurden. Ein Rückzugsort unter der Treppe (mit Else-Stratmann-Ausguck!) und ein eigener gesicherter Balkon sind ausgesprochen wohlüberlegte Details. =^..^=