Houzzbesuch: Ein uriges Chalet in den Tiroler Bergen
„Unsere kleine Farm“ stand Pate bei der Umsetzung eines lang gehegten Traums. Entstanden ist eine Niedrigenergieberghütte mit hohem Komfort
Das Idyll der US-amerikanischen Fernsehserie „Unsere kleine Farm“ verbunden mit dem Flair einer alten Berghütte schwebte Sabine Steiner schon lange vor. Verwirklicht hat sie diesen Traum in einem Chalet in Tirol, mit Unterstützung traditioneller Handwerksbetriebe. Die Liebe zum Detail zeichnet die Hütte aus, die längst kein reines Familienferienhaus mehr ist. Die Besitzerin vermietet das Refugium in den Bergen an Erholung suchende Großstadtromantiker, Bergliebhaber und Menschen, die einfach naturnahes Wohnen auf hohem Niveau schätzen.
Die Küche ist mit Modulen aus massiver Eiche ausgestattet. Die Arbeitsflächen sind aus anthrazitfarbenem Granit. Modernste Technik findet sich am Herd mit Induktionskochfeld. Für eine Berghütte ist das alles schon Luxus. Gekrönt wird die Küche allerdings von den Tellerregalen. Statt herkömmlicher Oberschränke zur Geschirraufbewahrung hat Steiner auch hier auf Tradition gesetzt. Die offenen Regale sind maßgefertigt und indirekt beleuchtet. „Früher gab es keine Küchenoberschränke. Teller und Tassen wurden in Regalen wie diesen aufbewahrt“, erläutert Steiner. Auch die Retroschalter aus schwarzem Bakelit hat sie neuen, günstigeren Modellen vorgezogen. Mit diesen kleinen, altertümlichen Details beweist die Interior-Expertin ihre Stilsicherheit bei der Kombination von Altem und Modernem.
Waschtisch von Villeroy & Boch
Retroschalter von Die Produktgesellschaft
Waschtisch von Villeroy & Boch
Retroschalter von Die Produktgesellschaft
Der Fußboden im Wohn- und Schlafbereich ist massives Eichenparkett des schwedischen Herstellers Kährs. In einem aufwendigen Verfahren wird das Holz auf alt getrimmt. Wer in Socken oder barfuß über das Parkett geht, spürt die durch die Behandlung entstandenen unebenen Stellen. Es fühlt sich wie ein alter Boden an. Ein großes Plus: Das Parkett auf die Fußbodenheizung abgestimmt.
Bei der Gestaltung des Esszimmers war die Position der Deckenleuchte eine besondere Herausforderung. „Bei ausziehbaren Tischen, wie hier im Chalet Grand Flüh, stellt sich immer die Frage: Wo bringe ich die Lampe am besten an? Sie soll stets mittig über dem Tisch hängen“, sagt Steiner. „Darum habe ich mich für eine Schiene an der Decke entschieden, an der die Lampe verschoben werden kann.“ Details wie diese zeigen die Erfahrung von Sabine Steiner. Aber sie beweisen auch, dass es um mehr geht als eine gute Show: „Die Einrichtung soll keine Kulisse, sondern echt sein.“
Stühle: Eames Dining Armchair DAW, Vitra
Stühle: Eames Dining Armchair DAW, Vitra
Die Leuchte hat Steiner bei Joko Geweihleuchten in Furth im Wald gefunden.
Viele der Altholzmöbel hat die Interior-Designerin selbst entworfen. So auch das Sofa im Wohnzimmer. Sein Holz stammt aus einem ehemaligen Pfarrhaus, die Polster sind ausklappbar. Bei Bedarf entsteht schnell ein zusätzlicher Schlafplatz. Die Hussen aus hochwertigem Leder sind eine Maßanfertigung. Die dazu passenden Kissen aus Antilopenfell stammen von der südafrikanischen Manufaktur Kapworks. Die Wurzelholzlampe ist ein Unikat.
Im ganzen Haus hat Steiner die Wohntextilien des Südtiroler Herstellers Galltex verwendet. „Hier gibt es ganze Serien vom Brotkorb über die Küchenschürze bis zu den Vorhängen im gleichen Design. Mit dieser Einheitlichkeit wirken die Räume einladend und eben nicht überladen. Was für mich besonders wichtig ist: Ich kann einzelne Stücke auch nach Jahren noch nachkaufen“, begründet Steiner ihre Wahl. Das Thema Nachhaltigkeit spiegelt sich damit nicht nur in der Verwendung von Altholz wider, sondern in der Qualität der gesamten Einrichtung.
Der Kamin ist mit grauem Gneis verkleidet. Auch er ist ein Element, das den gemütlichen Charakter des gesamten Chalets verstärkt. Geheizt wird das Niedrigenergiehaus allerdings nicht mit Holz, sondern mit einer modernen Gastherme von Vaillant. Sie speist die Fußbodenheizung und lässt sich auch per Smartphone steuern.
Die Wandleuchten aus der Toskana sehen wie eloxiertes Metall aus. Sie sind aber aus Ton, der innen vergoldet ist. Der Lichtkegel an der Wand trägt einen Schimmer dieses Goldtons in sich und sorgt so für eine behagliche Atmosphäre.
Die Wandleuchten aus der Toskana sehen wie eloxiertes Metall aus. Sie sind aber aus Ton, der innen vergoldet ist. Der Lichtkegel an der Wand trägt einen Schimmer dieses Goldtons in sich und sorgt so für eine behagliche Atmosphäre.
Eine Holztreppe führt zu den Schlafzimmern und Bädern im oberen Stock. Ein Künstler aus der Region hat mit Lehmputz, dem er Stroh und Hanf beigemischt hatte, die Wände verputzt. „Hier ist unglaublich viel möglich“, so Steiner. „Der Kunde wählt, welche Bestandteile dem Lehm zugefügt werden sollen. Damit lässt sich wunderbar die Struktur der Wand bestimmen.“ Die krummen Pfosten des Geländers sind gehobelte Äste, die möglichst in ihrer natürlichen Form belassen wurden. Hier bedurfte es einiger Hartnäckigkeit, erzählt Steiner. Schließlich konnte sie den Schreiner aber doch überzeugen, jeden Geländerpfosten von Hand zu fertigen, statt auf Maßholz zurückzugreifen.
Im unteren Teil der Wand, knapp über den Treppenstufen, sind Wandstrahler eingebaut, um so die Beleuchtung im Treppenhaus zu optimieren. Zusätzlich sind die einzelnen Bilder beleuchtet, die hier aufgehängt sind. Einmal mehr zeigt sich hier die Verbundenheit der Bauherrin mit dem Haus: Es hängen sehr persönliche Bilder an den Wänden, die sie selbst und ihre Familie zeigen. Einfache Fotografien, auf Leinwand gebannt.
Im unteren Teil der Wand, knapp über den Treppenstufen, sind Wandstrahler eingebaut, um so die Beleuchtung im Treppenhaus zu optimieren. Zusätzlich sind die einzelnen Bilder beleuchtet, die hier aufgehängt sind. Einmal mehr zeigt sich hier die Verbundenheit der Bauherrin mit dem Haus: Es hängen sehr persönliche Bilder an den Wänden, die sie selbst und ihre Familie zeigen. Einfache Fotografien, auf Leinwand gebannt.
Das Beleuchtungskonzept setzt auf LEDs, deren warmes Licht den Sichtdachstuhl zur Geltung bringt. „Gerade bei dunklem Holz ist das Lichtkonzept entscheidend“, erläutert Steiner.
Zwei der drei Schlafzimmer haben ein Bad en suite. Im größten gibt es sogar eine frei stehende Badewanne. Entspannung bietet hier nicht nur das warme Wasser, sondern vor allem auch der Blick auf die umstehenden Berggipfel. „Ich liebe diese Badewanne. Vor allem aber die Badewannenarmaturen. Sie haben etwas von einer Flugzeugsteuerung“, sagt Steiner begeistert.
Nicht nur bei dieser Badewanne, in allen Bädern setzt sie auf die Armaturenserie „Montreux“ von Axor im Stil der Belle Époque. Die wirken edel zu den rustikalen Waschbecken aus Flussstein und den Gneisplatten der Waschtische. Bei den Unterschränken aus Zirbenholz greift Steiner das Thema der Betten optisch auf.
Die Böden in den Bädern, der bodengleichen Dusche und im Vorraum sind aus Quarzit.
Die Böden in den Bädern, der bodengleichen Dusche und im Vorraum sind aus Quarzit.
In allen drei Schlafzimmern stehen Zirbenholzbetten, wegen des guten Duftes dieser Holzart, wie Sabine Steiner betont. Die Doppelbetten sind so miteinander verbunden, dass sie sich leicht in zwei Einzelbetten umbauen lassen.
Als sie die Kassetten der Schränke mit Kuhfell bespannen lassen wollte, stieß sie zunächst auf Widerstand. „Der Schreiner hatte so etwas noch nie gemacht. Er hielt es schlicht für nicht möglich. Doch mit beharrlicher Überredungskunst hat er es schließlich doch gemacht. Ich bin mit dem Ergebnis sehr zufrieden“, lobt Steiner. Hier zeigte sich einmal mehr, wie wichtig es ist, die richtigen Partner zu haben, wenn ausgefallene Wünsche umgesetzt werden sollen. Die Designerin fand für ihr Projekt Handwerker, die ihr Metier fundiert beherrschen und mit traditioneller Handwerkskunst modernes Wohnen verwirklichen.
Als sie die Kassetten der Schränke mit Kuhfell bespannen lassen wollte, stieß sie zunächst auf Widerstand. „Der Schreiner hatte so etwas noch nie gemacht. Er hielt es schlicht für nicht möglich. Doch mit beharrlicher Überredungskunst hat er es schließlich doch gemacht. Ich bin mit dem Ergebnis sehr zufrieden“, lobt Steiner. Hier zeigte sich einmal mehr, wie wichtig es ist, die richtigen Partner zu haben, wenn ausgefallene Wünsche umgesetzt werden sollen. Die Designerin fand für ihr Projekt Handwerker, die ihr Metier fundiert beherrschen und mit traditioneller Handwerkskunst modernes Wohnen verwirklichen.
Die einladenden Kuscheldecken sind vom österreichischen Hersteller Giesswein.
Die Mauskastenschlösser an den Türen sind eine Nachbildung alter Schlösser, die ein Schmied extra angefertigt hat. „Auch die Türen sind mit Altholz verkleidet. Sie sind dicht und schließen gut“, erläutert Steiner.
Wie in allen Schlafräumen gibt es auch im Stockbettzimmer einen Zugang zum Balkon. Von hier aus lässt sich dieherrliche Berglandschaft ringsum noch besser bewundern.
Wie in allen Schlafräumen gibt es auch im Stockbettzimmer einen Zugang zum Balkon. Von hier aus lässt sich dieherrliche Berglandschaft ringsum noch besser bewundern.
Der Wellnessbereich ist vom Wohnraum durch eine Glasschiebetür abgetrennt. So bleibt einerseits die Einheit des Hauses insgesamt erhalten, andererseits entsteht ein ruhiger Raum, der akustischen Einflüssen aus Küche oder Wohnzimmer weniger ausgesetzt ist.
Im Entspannungsraum hängen Schwebeliegen, eine Kreation von Steiner. Sie lassen sich beliebig verstellen und so als Liege oder Sitz verwenden.
Auch die Sauna ist mit Altholz verkleidet, das speziell für die Nutzung bei hohen Temperaturen aufbereitet wurde. Anders als auf dem Bild zu sehen, hat sie mittlerweile zwei Etagen. Durch das Fenster können die Saunierenden direkt auf die Bergwelt blicken. Vorsicht ist bei der Wahl des Aufgusses geboten. Denn: „Gäste haben uns schon berichtet, dass Hirsche zur Brunftzeit bis auf das Grundstück gekommen sind und durch das Fenster in die Sauna geschaut haben. Sie haben sich wohl von den Essenzen des Aufgusses anlocken lassen“, erzählt Steiner.
Die großzügige Verglasung schadet der Energieeffizienz keineswegs. Denn die Kastenfenster sind vierfach verglast und nach altem System gebaut. So sind sie sehr dicht und halten die Wärme im Innenraum. „Es war gar nicht so einfach, eine Schreinerei zu finden, die altes Handwerk modern umsetzen kann“, berichtet Steiner. Sie hat schließlich einen kleinen Handwerksbetrieb gefunden, der die Fenster nach ihren Vorstellungen baut. In die großen feststehenden Fensterelemente sind kleine Kastenfenster eingebaut, die zum Lüften geöffnet werden können. Ein Detail, auf das Steiner besonders hinweist, sind die innenliegenden Spots. Sie beleuchten die liebevoll arrangierte Dekoration zwischen den Glasscheiben.
Zusätzliche Entspannung, nach einem anstrengenden Tag in den Bergen etwa, bietet der Whirlpool im Freien. Da öffnet sich nicht nur der Blick auf die Berge, auch das Chalet Grand Flüh erscheint in der abendlichen Beleuchtung wie ein goldener Schatz.
Mehr Houzzbesuche in den Bergen >>>
Mehr Houzzbesuche in den Bergen >>>
Hier wohnen: Erholungsuchende, Romantiker, Bergliebhaber
In: Nesselwängle, Tirol, 1.147 Meter über dem Meeresspiegel
Auf: 130 Quadratmetern
Baujahr: 2013
Realisierung: Steiner Art & Design
Das Chalet Grand Flüh wurde in Holzständerbauweise errichtet. Vier Zentimeter starke Altholzbretter verkleiden die Fassade des Obergeschosses. Ihre waagerechte Anordnung ergänzen senkrechte Bretter im Giebel. Im Erdgeschoss dämmt eine Verkleidung aus sehr natürlich wirkenden Kunststeinen von Geopietra.
Die Entscheidung für eine Berghütte aus Altholz hat viel mit Authentizität zu tun. „Ich liebe es, wenn Möbel oder Häuser Geschichten erzählen“, sagt Sabine Steiner, von Steiner Art & Design. Das Holz stammt aus einer alten Tuchfabrik, abgerissenen Scheunen und von alten Bauernhöfen. Vor der Wiederverwendung wird es liebevoll aufbereitet. Der Charakter bleibt dabei erhalten. „Altholz hat einen ganz eigenen Geruch. Auch die Farbe verändert sich nicht“, beschreibt Sabine Steiner.
Das ganze Haus ist von einer Terrasse umgeben. Einige der hohen Stufen werden im Sommer mit Polstern zu einfachen Bänken. Einfachheit, sich erden – auch das sind Gedanken, die Steiner bei der Planung und Umsetzung ihres Traumes verwirklicht hat.